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Der Fall Harry Wörz

126 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Polizei, Harry Wörz, Versuchter Totschlag ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Erzsi Diskussionsleiter
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Der Fall Harry Wörz

28.03.2010 um 10:48
Der Fall Harry Wörz

http://www.spiegel.de/thema/fall_harry_woerz/

Ist Harry Wörz ein Opfer gerissiener Polizeiintrige, gesponnen um Kollegen zu schützen oder kommt er als Täter des versuchten Totschlags an seiner damaligen Ehefrau in Betracht?

Der Vater des Opfers ist überzeugt davon, dass er der Täter war. Er ist selber Polizeibeamter gewesen, so wie der Geliebte des Opfers. Ist es möglich, dass der Vater des Opfers den Geliebten des Opfers deckt, nur weil beide Polizeibeamte sind?

Wie kann sich der Staat davor schützen, dass diese Forum der Loyalität gegenüber Kollegen, die möglicherweise in diesem Fall eine erhebliche Rolle spielt, nicht auftritt?

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Der Fall Harry Wörz

28.03.2010 um 11:03
Kann man der Polizeiarbeit noch vertrauen?

Kann man der Polizeiarbeit noch vertrauen?

;)


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Erzsi Diskussionsleiter
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Der Fall Harry Wörz

28.03.2010 um 11:19
@DerPate.II
da geht es ja mehr um grundsätzliche Fehlerquellen bei der Polizeiarbeit. Bei dem Fall Harry Wörz würde es sich ja um absichtlich falsche Ermittlungen handeln aus purem Eigenzweck. Das ist ja eine Forum der Korruption. Wikipedia: Korruption


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Der Fall Harry Wörz

31.05.2013 um 08:52
Ich frage mal im richtigen Thread, auch wenn der schon sehr alt ist. ich würde mir gern die Doku "Leben unter Verdacht" ansehen. Bisher hab ich sie nur auf Veoh.com gesehen, das Portal sagt mir aber nicht so zu, gibt es noch andere Quellen?


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Der Fall Harry Wörz

31.05.2013 um 15:14
Danke dir... das hab ich mir gestern schon angesehen und jetzt will ich noch mehr wissen... der Fall ist so unglaublich.


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Der Fall Harry Wörz

31.05.2013 um 15:20
Gib mal bei Google Harry Wörz ein, da wirst du erschlagen von Infos insklusive seiner Homepage...

lg


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Der Fall Harry Wörz

31.05.2013 um 15:21
Mach ich...


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Der Fall Harry Wörz

31.05.2013 um 22:58
Hm, ist schon interessant.
Wenn man Harry so reden hört hat man sofort den Eindruck (oder das Bauchgefühl), daß er unschuldig ist.
Nach dem Durchforsten seiner Homepage und aller dazugehörigen Akten bleibt bei mir nur ein "Keine Ahnung".
So arg viel wirklich entlastendes hab ich da auch nicht gefunden.


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Der Fall Harry Wörz

03.06.2013 um 14:48
ich habe diesen Fall eher vom Anfang an verfolgt, dann auch über Jahre nichts mehr gehört.

Wenn ich mir das heute so nachlese, dann fehlt wieder die Hauptsache, dass Andrea Wörz bei ihrem damaligen Ehemann Harry Wörz ausgezogen war, weil sie den Erziehungsurlaub nicht antreten konnte, da dieser keiner Arbeit nachging, sondern immer wieder eine andere Ausbildung/Lehrgang begann.und deswegen bei seinen Schwiegereltern weiterhin in Ungnade fiel.

Erst danach, durch ihre Wiederaufnahme ihrer Arbeit begann das Verhältnis mit dem Kollegen.

Nach dem Auszug seiner Exfrau wird er sich das zu Herzen genommen haben,wenn er am Tattag
morgens zur Arbeit wollte....


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Der Fall Harry Wörz

04.06.2013 um 09:53
Zitat von Mao1974Mao1974 schrieb am 31.05.2013:Hm, ist schon interessant.
Wenn man Harry so reden hört hat man sofort den Eindruck (oder das Bauchgefühl), daß er unschuldig ist.
Nach dem Durchforsten seiner Homepage und aller dazugehörigen Akten bleibt bei mir nur ein "Keine Ahnung".
So arg viel wirklich entlastendes hab ich da auch nicht gefunden.
Aber mit diesen Widersprüchen und der mehr als dürftigen Beweislage hätte man ihn nie verurteilen dürfen. Auch finde ich es bedenklich, dass tatsächlich nur in seine Richtung ermittelt wurde, obwohl es noch einen anderen Verdächtigen mit einem viel stärkeren Motiv gab.


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Der Fall Harry Wörz

04.06.2013 um 09:56
@John_Doe_1974
Dem kann ich mich nur anschließen und noch schlimmer finde ich, dass selbst nach dem Freispruch nicht in die andere Richtung ermittelt wurde. Es muss doch ein Täter gefunden werden und in alle Richtungen ermittelt werden.


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Der Fall Harry Wörz

04.06.2013 um 11:09
Vor allem deshalb, was der Polizist bei der Verhandlung für ein Frauenbild abgab.....

Für den Täter halte ich HW nicht, aber ein Motiv hätte er gehabt.....das war sein Pech

Ich bekam auch schon von einem Polizisten gesagt "Man sieht, wo man bleibt "......


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Der Fall Harry Wörz

11.01.2014 um 12:32
ARD-Spielfilm arbeitet Fall erneut auf
Die 17 verlorenen Jahre des Harry Wörz

Der Schauspieler Rüdiger Klink spielt in der ARD-Verfilmung das Justizopfer Harry Wörz.

Pforzheim - Die Zeit heilt keine Wunden. Der heute 47 Jahre alte Mann aus dem Enzkreis ist gezeichnet von den Folgen des schier unendlich scheinenden Justizdramas. Darin stand er sozusagen als Dauerangeklagter unter dem Verdacht, er habe im April 1997 seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und Mutter des gemeinsamen zweijährigen Sohnes ermorden wollen. Der Installateur und Bauzeichner Harry Wörz aus Birkenfeld-Gräfenhausen wurde zu elf Jahren Haft verurteilt. Er hat vier Jahre und sieben Monate im Gefängnis gesessen, aber stets seine Unschuld beteuert.

Ein Zivilverfahren ermöglichte die Wiederaufnahme

Dass Wörz dennoch frei kam und die Möglichkeit zur Wiederaufnahme des Strafverfahrens erhielt, verdankte er einem Zivilverfahren. Sein ehemaliger Schwiegervater hatte Wörz auf Schadenersatz zur Pflege der seit dem Mordanschlag schwerst behinderten Tochter verklagt. Der Zivilrichter wies die Klage nach einer ausführlichen Prüfung ab mit der Begründung, die Schuld von Wörz sei nicht nachweisbar. Und er rügte erstmals die Ermittlungsarbeit der Pforzheimer Polizei. Die Beamten hatten den Fall nicht abgegeben, obwohl die junge Frau zu ihrer Dienststelle gehörte, genauso wie ihr Vater und ihr Liebhaber.

Damit begann einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Rechtsgeschichte (siehe Chronik). In einem beispiellosen Justizmarathon wurde Wörz 2005 und 2009 zweimal frei gesprochen. Der Bundesgerichtshof (BGH) Karlsruhe war gleich drei Mal mit dem Fall befasst: 1998 hatte der BGH den Schuldspruch bestätigt, 2006 den Freispruch aufgehoben. Und erst Ende 2010 wies der BGH die Revision von Staatsanwaltschaft und Nebenklage zurück. Der zweite Freispruch des Landgerichts Mannheim war somit rechtskräftig.

Wichtiger noch für Wörz: es war ein Freispruch erster Klasse: Die Richter erklärten, es sei „möglich, aber nicht wahrscheinlich“, dass er der Täter war. Am Ende der Urteilsverkündung wurde der damalige Liebhaber des Opfers, ein Pforzheimer Polizeikommissar, als wahrscheinlicher Täter benannt. Die Staatsanwaltschaft Karlsruher ermittelte daraufhin, der Polizist wurde im Januar 2010 suspendiert. Im Januar 2013, stellte die Staatsanwaltschaft sämtliche Ermittlungen ein. Für einen anderen Täter habe es keinen Anfangsverdacht gegeben.

Wörz ist ein freier Mann – innerlich frei ist er nicht

Seit dem BGH-Urteil 2010 ist Harry Wörz ein freier Mann. Tatsächlich frei ist er nicht. Solange der wahre Täter nicht gefasst ist, wird er keine Ruhe finden. Darüber hinaus aber ist Wörz noch immer gefangen in den Mühlen der Justiz. Er kämpft um Entschädigung. Wörz ist hoch verschuldet, zudem arbeitsunfähig. „Die meisten Leute denken, der bekommt jetzt viel Geld“, sagt er. Tatsächlich aber werde er sich von den finanziellen Folgen dieses Justizirrtums nie mehr erholen. Zwar hat Wörz bereits eine Haftentschädigung von 41 900 Euro (das sind 25 Euro pro Hafttag) erhalten. Doch der Staat wird ihm noch eine Rechnung für „Kost und Logis“ im Gefängnis stellen – rund 256 Euro monatlich als „ersparte Aufwendung“, weil er in dieser Zeit keine Kosten für Wohnung und Verpflegung hatte. Rund 14 000 Euro werden ihm also von seiner Entschädigung abgezogen werden. Der Kampf darum ist mühsam und dauert, es drohte zunächst gar die Verjährung.

Wörz muss seine Ansprüche gegen das Land Baden-Württemberg durchsetzen. Er ist „beweispflichtig“, erklärt die zuständige Karlsruher Generalstaatsanwaltschaft. Ohne Belege gibt es keinen Cent, nicht einmal 4,50 Euro für die Parkkosten vor dem BGH, weil die Quittung aus dem Jahr 2006 verloren gegangen ist. Die Forderungen sind zahlreich, unter anderem geht es um den Verdienstausfall und den Ausgleich der fehlenden Beträge für die Rentenkasse „in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft“, erläutert Hubert Gorka, der langjährige Anwalt von Wörz.

Es geht also auch um eine Berufsunfähigkeitsrente. „Ich will meine Ruhe. Ich muss mein Leben in den Griff bekommen“, sagt Harry Wörz – seiner Frau und Tochter zuliebe. Er schafft es trotz Therapie noch nicht. Zu sehr belasten ihn die vergangenen 17 Jahre, in denen ihm nicht nur die Zukunft verbaut, die Gesundheit ruiniert und sein Sohn – der bei den Schwiegereltern aufwuchs – „gestohlen wurde“. Er leidet unter Schlafstörungen, hat zu viel vom Stresshormon Adrenalin im Blut, geht nicht mehr gerne unter Menschen. Die Vergangenheit lässt ihn nicht los: Er sortiert und durchforstet immer noch seine mehr als 6000 Seiten zählenden Akten.

Wörz muss seine Erwerbsunfähigkeit nachweisen

Dass Wörz aufgrund der erlittenen Strafverfolgungsmaßnahmen erwerbsunfähig wurde, muss nun anhand eines Gutachtens nachgewiesen werden. Sein Anwalt Gorka empört sich noch immer darüber, dass die von ihm vorgeschlagene Gutachterin, eine seit als mehr als 30 Jahren bundesweit tätige psychiatrische Sachverständige, Arbeitsproben einreichen musste. Weil sie „im hiesigen Bezirk“ nicht bekannt war, hielt es die Generalstaatsanwaltschaft für „erforderlich, ihre Fachkompetenz zu überprüfen“, so ihre Begründung gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Pikant: Hanna Ziegert ist keine Unbekannte. Sie hatte sich erst im August vorigen Jahres in der Talkshow „Beckmann“ , in der es um den Fall des jahrelang weggesperrten Gustav Mollath ging, unter anderem kritisch zur Auswahl von Gutachtern durch Gerichte und Staatsanwaltschaften geäußert.

Der Dokumentarfilmer Gunther Scholz hat sich schon drei Mal mit dem Justizdrama befasst. Am 29. Januar zeigt die ARD nun einen Spielfilm über Harry Wörz’ verzweifelten Kampf um Gerechtigkeit, Regie führte Till Endemann. Für Wörz geht das Drama im wirklichen Leben weiter: Im Juni vorigen Jahres hatte er beim Kaffee kaufen seinen Sohn gesehen – ausgerechnet in Polizeiuniform. Einem Drehbuchautor hätte man so etwas nicht abgenommen.


Die Chronik eines jahrelangen Kampfes mit der Justiz

29. 4. 1997
Ein Unbekannter versucht, Wörz’ Ehefrau, eine 26 Jahre alte Polizistin nachts in ihrem Schlafzimmer zu töten und würgt sie mit einem Wollschal. Die Frau überlebt, ist aber schwerstbehindert und kann zur Aufklärung nichts beitragen. Der Schwiegervater – er hatte in der Einliegerwohnung des Hauses übernachtet und seine Tochter gefunden – und der Liebhaber des Opfers, beide Beamte bei der Pforzheimer Polizei, sind kurze Zeit allein am Tatort.

30.4. 1997
Die Pforzheimer Polizei konzentriert sich auf den getrennt lebenden Ehemann des Opfers: Haftbefehl für Harry Wörz.

16. 11. 1998
Wörz wird vom Landgericht Karlsruhe wegen versuchten Totschlags zu elf Jahren Haft verurteilt.

11. 8. 1998
Wörz beteuert seine Unschuld und legt Revision ein. Der Bundesgerichtshof (BGH) lehnt ab, Wörz kommt ins Gefängnis.

6. 4. 2001
Ein Zivilprozess eröffnet Wörz die Chance auf eine Wiederaufnahme des Strafverfahrens. Sein früherer Schwiegervater fordert rund 150 000 Euro Schmerzensgeld für die Pflege der schwerstbehinderten Tochter. Die Klage wird abgelehnt, weil die Schuld von Wörz nicht nachweisbar sei. Der Zivilrichter kritisiert die Ermittlungen der Pforzheimer Polizei.

2001
Der Antrag auf Wiederaufnahme vom Mai wird im September abgelehnt.

30. 11. 2001
Das Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe ordnet die Prüfung der Wiederaufnahme an und setzt Wörz sofort und ohne Auflagen auf freien Fuß. Vier Jahre und sieben Monate saß er in Haft.

9. 3. 2004
Wiederaufnahme wird abgelehnt.

8. 10. 2004
Das OLG Karlsruhe ordnet die Wiederaufnahme vor dem Landgericht Mannheim an, am 30. Mai beginnt der Prozess.

6. 10. 2005
Freispruch für Harry Wörz, doch der Vorsitzende richter äußert Zweifel an seiner Unschuld. Staatsanwalt und Nebenkläger legen Revision ein.

16. 10. 2006
Der BGH hebt den Freispruch auf.

22. 4. 2009
Das zweite Wiederaufnahmeverfahren beginnt in Mannheim.

22. 10. 2009
Freispruch für Wörz, im Urteil wird auf den Geliebten des Opfers als möglichen Täter hingewiesen. Staatsanwalt und Nebenkläger legen Revision ein.

20. 1. 2010
Der frühere Geliebte des Opfers, ein Pforzheimer Polizist, wird vom Dienst suspendiert. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Karlsruhe wegen des Verdachts des versuchten Mordes.

15. 12. 2010
Der BGH verhandelt zum dritten Mal den Fall Wörz. Er wird frei gesprochen. Das Urteil ist rechtskräftig.

Januar 2013
Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat sämtliche Ermittlungen im Fall Wörz eingestellt. Für einen anderen Täter gebe es keinen Anfangsverdacht, auch nicht gegen den Liebhaber. Der Mann ist seit Dezember 2013 wieder im Dienst.

Januar 2014
Der Staat lässt sich Zeit mit der Entschädigung. Wörz muss nachweisen, dass er aufgrund der erlittenen Strafverfolgungsmaßnahmen erwerbsunfähig ist.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.ard-spielfilm-arbeitet-fall-erneut-auf-die-17-verlorenen-jahre-des-harry-woerz.77664481-60aa-4b3d-a18c-30bdd306ec80.html


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Der Fall Harry Wörz

15.01.2014 um 14:55
Interview mit Harry Wörz
"Der Hass hat mich immer vorangetrieben"

Die Schrecken der vergangenen 16 Jahre haben Justizopfer Harry Wörz immer noch im Griff. Hass und Liebe hätten den Schwaben während seiner Zeit in Haft aufrecht gehalten, erzählt der 47-Jährige im Interview. Der ARD-Spielfilm "Unter Anklage: Der Fall Harry Wörz" wird am 29. Januar um 20.15 Uhr gezeigt.

Berlin/Hamburg - Bei der Vorstellung eines Films über sein Schicksal wirkt der blasse Bauzeichner Harry Wörz zurückhaltend. Jedoch hat er seinen Aktenkoffer dabei, zieht bei Bedarf zielsicher Dokumente heraus. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa schildert der Schwabe eindringlich, wie extrem alle relevanten Details der juristischen Akten bei ihm in Kopf und Seele präsent sind - und damit seinen Wiedereinstieg in Beruf und Leben belasten.

Herr Wörz, viereinhalb Jahre unschuldig im Gefängnis, im Anschluss der bis heute andauernde Kampf um Schadenersatz. Wie übersteht man so eine Zeit? Was lässt einen weitermachen?

Harry Wörz: Eigentlich durch Hass und durch Liebe. Ich habe einen guten Freund gehabt, das war der Pfarrer Peter Knopf. Der hat immer zu mir gesagt: „Guck', dass du den Hass ein bissle wegbekommst.“ Ich hab' immer aufgepasst, dass der Hass und die Liebe - zum Beispiel die zu meinem Sohn - immer im Gleichgewicht sind. Der Hass - auf Polizei, Staatsanwaltschaft, auf den ganzen Apparat - darf nicht überwiegen. Oftmals habe ich bewusst an positive Beziehungen gedacht. Der Hass sorgt allerdings für Adrenalin im Körper, das pusht einen hoch. So war es der Hass, der mich immer weiter vorangetrieben hat. Ab und zu bin ich auch auf Kriegsfuss mit der Bibel - ich habe mit ihr gehadert und mich gefragt, warum bei mir alles so lange dauert. Jetzt muss ich sogar den Staat verklagen, um an mein Geld zu kommen. Ja, geht's denn noch?

Haben all diese Erfahrungen Sie an Ihrem Wertesystem zweifeln lassen? Haben Sie eine negative Grundeinstellung bekommen?

Harry Wörz: Ich würde nicht sagen, dass sie positiver geworden ist. Ich sage heute: Man muss eigentlich alles hinterfragen - was die Gerichte machen, was Polizei und Staatsanwaltschaft machen. Das ist es auch, was ich eigentlich den Leuten mit auf den Weg geben möchte. Und was die Medien betrifft: Wenn man vergleicht, was die vor 15, 16 Jahren über mich geschrieben haben und was sie 2009 oder heute schreiben, dann fragt man sich, warum die nicht schon damals mehr nachgefragt haben.

Trotz allen Elends ihrer vergangenen Jahre - haben Ihre Erfahrungen Sie auf der anderen Seite vielleicht auch in irgendeiner Hinsicht reifen lassen? So scheinen Sie sehr viel kämpferischer geworden zu sein. Empfinden Sie das auch so?

Harry Wörz: Nein. Nein. Zum Beispiel bin ich beruflich völlig stehengeblieben. Ich kriege ja nichts Neues in den Kopf hinein. Wenn ich eine Din-A-4-Seite Text lese, weiß ich nach der Hälfte nicht mehr, was am Anfang gestanden hat. Von daher bin ich nicht gereift, ich bin eigentlich stehengeblieben. Dafür habe ich sämtliche Akten im Kopf. Wenn Sie mich jetzt fragen: „Was steht im dritten Ordner auf Seite 347?“ Dann kann ich Ihnen das ganz genau sagen: Da geht es um Hausdurchsuchungen. Doch was kann ich mit diesen Aktenkenntnissen schon anfangen? Nichts. Mein Doktor hat zu mir gesagt: „Herr Wörz, von 100 Prozent Speicherplatz im Gehirn haben Sie für das tägliche Leben nur zehn Prozent.“ Der gesunde Mensch, sagt der Arzt, hat 90 Prozent. Deshalb will ich zum Beispiel nirgends groß hin. Ich hab' ja auch nicht hierher gewollt. Das ist zwar wichtig für den Film - aber doch nicht für mich.

Harry Wörz (47) saß viereinhalb Jahre unschuldig hinter Gittern. Man warf ihm vor, 1997 seine von ihm getrennt lebende Ehefrau mit einem Schal fast hirntot stranguliert zu haben. Erst im Frühjahr 2009 sprach ein Richter des Landgerichts Mannheim Wörz von jeglicher Schuld frei.

http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.interview-mit-harry-woerz-der-hass-hat-mich-immer-vorangetrieben.a2d28e5f-4eaf-4202-ab89-1a6cf239ccd1.html


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Der Fall Harry Wörz

26.01.2014 um 10:39
Fall Harry Wörz: Großes Leid im Namen des Volkes

Realitätsnaher Film stützt sich auf 6000 Aktenseiten

Was am kommenden Mittwoch zur besten Sendezeit in der ARD gezeigt wird, ist offiziell eine Fiktion. Doch der Film über das Justizopfer Harry Wörz basiert auf Fakten, dokumentiert auf 6000 Aktenseiten.

Stuttgart "Prima gemacht!" Harry Wörz, 47, lobt das 90-minütige Werk von Till Endemann. Der Regisseur hat im Auftrag des SWR die Prozess-Odyssee des Bauzeichners aus Birkenfeld-Gräfenhausen bei Pforzheim verfilmt. Entstanden ist ein Dokument der Ohnmacht eines Einzelnen gegenüber einer Strafjustiz, die offenbar Prinzipien des Rechtsstaates ignoriert. "Nach einer wahren Begebenheit" heißt es im Vorspann für all jene Zuschauer, die nicht glauben können, dass einem unbescholtenen Bürger in Deutschland eine solche Behandlung durch die Justiz widerfährt.

Wörz saß vier Jahre und sieben Monate unschuldig im Gefängnis, weil er in einem schnellen Prozess wegen versuchten Totschlags verurteilt worden war. Erst gut 13 Jahre nach der Tat im April 1997 sprach der Bundesgerichtshof Wörz endgültig frei.

"Das Fehlurteil im Fall Harry Wörz ist geeignet, die Meinung über polizeiliche Unabhängigkeit, staatsanwaltliche Sorgfalt und richterliches Urteilen nachhaltig zu erschüttern", glaubt SWR-Fernsehdirektor Christoph Hauser.

Als seine getrennt von ihm lebende Frau und Mutter des damals zwei Jahre alten Sohnes mit einem Schal beinahe erdrosselt worden war, konzentrierten sich die Ermittlungen rasch auf Wörz. Die Pforzheimer Polizei leistete sich Fehler und skandalöse Schlampereien. Dabei hätte sie den Fall abgeben müssen: Das Opfer und zwei mögliche Tatverdächtige - der im selben Haus lebende Vater und der verheiratete Geliebte - waren Polizisten. Die Polizei habe "Indizien unterschlagen und mögliche andere Täter von vornherein ausgeschlossen", meint ARD-Programmdirektor Volker Herres. Wörz sei ein "ehrlicher Mensch, der sich nicht wehren kann", sagt sein Anwalt im Film, "deshalb haben sie ihn als Täter ausgesucht."

Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt. Zwar hat das Landgericht Mannheim den Ex-Freund des Opfers verdächtigt. Die Ermittlungen wurden im Januar 2013 aber eingestellt. Es wurde "kein Anfangsverdacht" gefunden. Der Polizist ist wieder im Dienst.

Das Drehbuch stützt sich auf 6000 Aktenseiten, es bleibt nah an der Realität. Der Film wird dennoch als Fiktion eingestuft. Der Regisseur und Ko-Autor Endemann stellt sich auf die Seite des Justizopfers: "Wir wollten nicht nur einen Film über Harry Wörz machen, sondern auch einen Film für ihn." Denn ihm seien viele Jahre seiner Lebenszeit gestohlen worden, glaubt Endemann, "ihm wurde ,im Namen des Volkes großes Leid zugefügt".

Tatsächlich ist der inzwischen wieder verheiratete Vater einer Tochter psychisch geschädigt und finanziell ruiniert. Weil er nicht arbeiten kann, wurde er berentet. Er lebe jetzt "weit unter dem Armutssatz", müsse von Freunden unterstützt werden. Er bekam zwar eine Entschädigung von 41 900 Euro für die Haft, muss aber 14 000 Euro für Unterbringung und Verpflegung bezahlen. Wörz hat auf dem langen Rechtsweg einen Schuldenberg angehäuft, doch mit dem Land muss er noch immer um Erstattungen ringen, weil etwa eine Parkquittung über 4,50 Euro von 2006 fehlt. "Selbst wenn ich zwei Millionen vom Staat bekomme, ist das nicht genug", sagt der Mann, der nachts nur anderthalb Stunden schlafen kann.

Er komme nicht vorwärts, sagt Wörz, "ich bin stehen geblieben". In seinem Kopf sei kein Platz für Neues, weil er den Inhalt sämtlicher Akten gespeichert habe. Er kann zwar sofort aufsagen, was "im dritten Ordner auf Seite 347" steht, doch nach der Filmvorführung vermag er keine zwei Fragen zu beantworten, weil er sich nicht beide merken kann. "Ich weiß nicht einmal, wie ich hier wieder herauskomme", verweist er auf sein lückenhaftes Kurzzeitgedächtnis.

Harry Wörz muss auch verkraften, dass ihm sein Sohn Kai entzogen wurde. Er wuchs bei den Eltern der Mutter auf - in der Annahme, der Vater habe die Mutter umbringen wollen. "Wenn einem das 17 Jahre lang erzählt wird, kann man es nicht einfach das Klo runterspülen." Jetzt hat "der Kleine", wie Wörz über den heute 19-Jährigen sagt, ausgerechnet bei der Polizei eine Ausbildung begonnen. "Es gibt ja ein paar Polizisten, die okay sind", meint Wörz dazu, "aber ich kenne so viele von denen, über die man sagen muss, sie sind Betrüger."

http://www.neckar-chronik.de/Home/nachrichten/ueberregional/ueberregionale-wirtschaft_artikel,-Realitaetsnaher-Film-stuetzt-sich-auf-6000-Aktenseiten-_arid,244309.html


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Der Fall Harry Wörz

26.01.2014 um 10:41
Unter Anklage: Der Fall Harry Wörz

Am 29.01.2014 im Ersten

http://www.daserste.de/unterhaltung/film/filmmittwoch-im-ersten/sendung/unter-anklage-der-film-harry-woerz-100.html (Archiv-Version vom 29.01.2014)


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Der Fall Harry Wörz

27.01.2014 um 00:18
danke, dass du auf den aktuellen Film hinweißt und eine tolle Zusammenfassung eingestellt hast


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Der Fall Harry Wörz

29.01.2014 um 09:22
Programmhinweis
ARD / Heute / 20:15 Uhr / FilmMittwoch im Ersten
Unter Anklage: Der Fall Harry Wörz
Harry Wörz soll seine getrennt lebende Ehefrau überfallen und so schwer gewürgt haben, dass sie bleibende Gehirnschäden erlitt. Das Gericht verurteilt ihn – ein schwerwiegender Irrtum. Weiter Infos unter http://www.daserste.de/unterhaltung/film/filmmittwoch-im-ersten/sendung/unter-anklage-der-film-harry-woerz-100.html (Archiv-Version vom 29.01.2014)

ARD / Heute / 21:45 Uhr / Anne Will
Sind Justizirrtümer wirklich Ausnahmen?
Talk zum Themenabend: Bei Anne Will geht es darum, ob Justizirrtümer wirklich Ausnahmen sind und wie Opfer angemessen entschädigt werden können. Zu Gast ist unter anderem Harry Wörz, dessen Schicksal im Film "Unter Anklage" zu sehen ist. Weiter Infos unter http://daserste.ndr.de/annewill/


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Der Fall Harry Wörz

29.01.2014 um 23:18
Guter Film!!
Ich würde mir den Vater des Opfers vorknöpfen.Der hatte ein Motiv,denn er wollte,das seine Tochter das Sorgerecht für den Kleinen bekommt.Er konnte den Harry nicht leiden,wobei das Opfer mit dem "alle 14 Tage das Kind abholen"gut zu recht kam im Gegenteil zu dem Vater.So kommt es im Film für mich rüber.
Vielleicht gerieten Vater und Tochter darüber in einen Streit,wobei der Vater seine Tochter in seiner Wut strangulierte,er aber wieder zur Besinnung kam und vom Opfer abließ.Ich bin davon überzeugt,das niemand sonst im Haus war,denn die Tochter hat nicht geschrien,außerdem war sie Polizistin und hätte sich gegen einen Fremden zur wehr gesetzt.
Ich kann nicht verstehen,warum man nicht weiter ermittelt.....es kotzt mich an,was da abgegangen ist und immer noch abgeht.Armes Deutschland


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