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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

4.960 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Juni, Studentin ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

11.09.2021 um 11:35
Nachtrag:

Soweit ich mich jetzt erinnere hat sich die Ohrenzeugin, eine Ärztin, für ihre Frühschicht vorbereitet, was eher dafür spricht,
dass sie in einem Krankenhaus gearbeitet hat und nicht wie von mir angenommen eine der beiden Ärztinnen von Haus Nr. 14
war, die dort ihre Ordinationen haben und daher vermutlich um 04:45 Uhr noch geschlafen haben.
Somit könnte die Ohrenzeugin auch in Haus Nr. 12, 10 oder dem Eckhaus gewohnt haben, also viel näher am Tatort. Demnach
müsste sie recht gut verstanden haben, was da gesprochen wurde und vor allem, ob es sich bei dem Mann um einen In- oder
Ausländer gehalten hat. Zuerst sprach sie von einem akzentfrei sprechenden Mann, erst später, als man ihr einen Bosnier
präsentiert hat, war sie sich nicht mehr sicher, vermutlich weil sie durch die "Rapoldipark-Szene" irritiert war. Die Stimme des
Bosniers konnte sie dann nicht als die von ihr gehörte identifizieren, was dafür spricht, dass ihre erste Annahme vom akzentfrei
sprechenden Mann richtig war. Mit akzentfrei ist hier kein Deutscher gemeint, sondern ein gebürtiger Österreicher, aber eben
kein Tiroler oder Vorarlberger, sondern viel eher ein Wiener oder Niederösterreicher.

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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

11.09.2021 um 15:35
@citizenXY
Hallo, bin jetzt nicht so tief in dem Fall drin, aber bin auch aus Österreich und schau immer mal rein, ob es was Neues gibt. Zwei Sachen in Deinen letzten Ausführungen sind mir aufgefallen :
1. So wie ich das kenne, wohnen Ärzte meist nicht da, wo ihre Praxis liegt, sondern sind eingemietet und sind nur da, wenn die Praxis geöffnet hat. Also gehe ich davon aus, dass zum Tatzeitpunkt zumindest das Untergeschoß des angrenzenden Hauses leer war. Wie Du selbst geschrieben hast, wird die Zeugin wohl eine Spitalsärztin gewesen sein, die vielleicht ganz woanders gewohnt hat.

2. Angenommen die Ohrenzeugin ist Innsbruckerin oder lebt zumindest schon länger da, wurde akzentfrei dann nich einfach heißen „kein Ausländer“ ? Ein Tiroler Akzent würde ihr ja nicht weiter auffallen.

Wie gesagt, sind nur oberflächliche Beobachtungen.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

11.09.2021 um 17:38
Hallo @FritzPhantom!

Deine "oberflächlichen" Beobachtungen sind gut.

zu 1.) Meistens wohnen Ärzte tatsächlich nicht dort, wo ihre Praxis liegt. War wohl ein Denkfehler von mir, da ich
Ohrenzeugin = Ärztin mit den Ordinationen von den beiden Ärztinnen im Zusammenhang gesehen habe.

zu 2.) Die Ohrenzeugin ist meines Erachtens Innsbruckerin/Inländerin und meinte mit akzentfrei - so wie du schreibst - wahrscheinlich
"kein Ausländer".
Einen Tiroler Dialekt müsste sie aber erkannt haben und hätte dann eben nicht von akzentfrei gesprochen, sondern dass der Mann
ein Tiroler war. Einen Vorarlberger, Kärntner oder Steirer Dialekt hätte sie womöglich auch erkannt, aber einen Salzburger,
Wiener oder Niederösterreicher Dialekt hätte sie eventuell nicht so genau zuordnen können, - und darum verwendete sie
das Wort akzentfrei, so meine Vermutung.

Die Ermittler haben der ersten Aussage einer Ärztin, die sich zeitnah gemeldet hat, offenbar wenig Glauben geschenkt, weil sie aufgrund der Szenerie rund um den Rapoldipark eine Ausländer-Theorie verfolgt haben. Nur einer von zahlreichen Irrtümern überforderter Beamter.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

11.09.2021 um 18:05
Zitat von citizenXYcitizenXY schrieb:ersten Aussage einer Ärztin, die sich zeitnah gemeldet hat, offenbar wenig Glauben geschenkt,
Ja, das ist schade. Wenn sich jemand mit einer Aussage meldet, noch dazu eine Ärztin, dann hat sich die bestimmt gut überlegt, ob sie sich melden soll. Geschrei wird es ja öfter geben in Parknähe. Aber man hat doch einen Instinkt, wenn etwas ungewöhnlich klingt. Wenn das dann gleich als Unsinn abgetan wird, dann fördert das nicht gerade die Lust auf Zivilcourage beim nächsten Mal.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

12.09.2021 um 10:16
Ich stelle mir das so vor:
Man wollte eine Ohrenzeugin in eine bestimmte Richtung lenken, um einen kaltblütigen Mord möglichst schnell aufzuklären,
da die Behörden mit der Zusammenlegung von Gendarmerie und Polizei beschäftigt waren, die bis 01.07.2005 über die Bühne
gehen musste.
Wäre die Ohrenzeugin keine selbstbewusste Ärztin gewesen, hätte sie womöglich die ihr vorgelegte Stimme identifiziert
und der Bosnier, der wenige Tage vor dem Mord an Daniela im Rapoldipark gewalttätig geworden sein soll, wäre verhaftet worden.
Fall gelöst.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

13.09.2021 um 12:57
Zitat von citizenXYcitizenXY schrieb:Man wollte eine Ohrenzeugin in eine bestimmte Richtung lenken, um einen kaltblütigen Mord möglichst schnell aufzuklären,
da die Behörden mit der Zusammenlegung von Gendarmerie und Polizei beschäftigt waren, die bis 01.07.2005 über die Bühne
gehen musste.
Das müsste ja für Innsbruck ja eher eine untergeordnete Rolle gespielt haben da dort ja ohnehin nur eine BPD ansässig war.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

13.09.2021 um 14:23
@SteamedHams

Das war schon eine große Umstrukturierung, die unter den Gendarmerie/Polizei Beamten einige Verunsicherung ausgelöst hat.
Zudem fielen der Zusammenlegung zahlreiche Führungsposten zum Opfer. Noch einige Zeit nach der Zusammenlegung gab es
außerdem interne Grabenkämpfe ehemaliger Gendarmen mit Polizisten.
Es handelte sich laut Bundesministerium für Inneres um das größte Verwaltungserneuerungsprojekt in Österreich seit 1945.
Im BMI befassten sich 32 zentrale Fachbereiche mit rund 1.600 Arbeitspaketen. Dazu kamen Umsetzungsteams in den
Bundesländern. Rund 27.800 Dienstkräfte waren von der Reform betroffen, davon fast 15.000 Gendarmeriebedienstete,
10.400 Sicherheitswachebeamte, 2.000 Kriminalbeamte sowie fast 400 Verwaltungsbeamte und Vertragsbedienstete.

Noch einmal zur Ohrenzeugin:

Auf Seite 21 ist ein Zeitungsartikel von Anfang Juli 2005 eingestellt, in dem unter anderem zu lesen ist...

>>Eine Ohrenzeugin erinnert sich in der Mordnacht an einen Streit zwischen einer Frau und einem Mann.
Dieser Mann sprach Deutsch mit leichtem Akzent.<<


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

14.09.2021 um 10:25
Bürokratismus, Sparmaßnahmen und Ermittlungsfehler ziehen sich leider durch den gesamten Mordfall Daniela Kammerer.

Ein Beispiel:
Das Landesgericht Innsbruck hat eine Funkzellenabfrage auf Antrag des LKA Tirol wegen des zu großen Aufwandes (Kosten)
anfänglich abgelehnt und erst im zweiten Anlauf genehmigt.

Am 19.08.2005 war auf tirol.com zu lesen:
Die Ermittler des Landeskriminalamtes wollten sämtliche Handy-Gespräche, die in der Mordnacht (23. Juni) im Umkreis des
Innsbrucker Rapoldiparks geführt wurden, auswerten. Die Justiz durchkreuzte zunächst den Plan - keine Erlaubnis, keine Telefonnummern.
"Wir haben gegen die Entscheidung berufen, jetzt erhalten wir die Ermächtigung", sagt Walter Pupp, Chef des Landeskriminalamtes.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

14.09.2021 um 19:13
Die Ärztin war übrigens jene Zeugin, die im März 2014 im ORF einen "gebrochen Deutsch" sprechenden Mann erwähnt hat (Link leider nicht mehr abrufbar). Also kein "Akzent", sondern wirklich schlechtes Deutsch. Sie hat sich deshalb im Interview sehr für die Unschuld von TB ins Zeug gelegt.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

15.09.2021 um 08:22
Wenn man davon ausgeht, dass es sich bei der Ärztin aus dem ORF Beitrag im Jahr 2014 um die gleiche Zeugin handelt,
die zeitnah nach der Tat im Jahr 2005 ausgesagt hat, welche Aussage ist dann glaubwürdiger:
Unmittelbar nach der Tat oder 9 Jahre später?

Möglicherweise war sich die Ärztin aber sicher, dass es nicht die doch sehr einprägsame Stimme des ehemals tatverdächtigen TB war,
die sie damals gehört hat und hat daher die Aussage mit dem "gebrochen Deutsch" sprechenden Mann deshalb erwähnt,
weil TB 2013 verhaftet wurde und die Ärztin auf keinen Fall wollte, dass ein Unschuldiger einsitzt. Das würde TB jedenfalls entlasten,
aber nicht bedeuten, dass es sich bei dem Täter um einen Ausländer gehandelt hat.

Wenn Daniela das Opfer eines Zufallstäters war, dann kann man diesen "Thread" schließen.

Wenn es aber irgendeine Beziehung zwischen Täter und Opfer gab, dann kann man diesen Mordfall auch nach so langer
Zeit noch lösen. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass der Täter im Lauf der Jahre hier schon mitgelesen hat.

Man sollte sich eventuell mit Personen beschäftigen, die nach dem Sommersemester am MCI im Jahr 2005 ihre Zelte in
Innsbruck abgebrochen haben. Das waren nur einige wenige. Könnte sich lohnen.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

05.10.2021 um 19:10
So lange der Täter noch frei herumläuft werde ich immer wieder mal versuchen, neue Ansätze einzubringen.

Zum folgenden Thema sollte @nephilimfield qualifizierter Auskunft geben können - Hintergrund: eDNA

Bei der Methode der eDNA handelt es sich um ein vergleichsweise neues DNA-Analyseverfahren, das noch kleinste
DNA-Spuren aus Umweltproben wie beispielsweise Wasser oder Böden extrahieren kann.
Hilft uns das weiter? Wahrscheinlich nur, wenn man damals rund um den Tatort Wasser- und Bodenproben genommen
hat und diese heute noch zugänglich sind. Wenn man dann eine bekannte DNA nicht nur dem Opfer sondern auch dem
Tatort zuordnen kann, wäre das schon sehr hilfreich.

Vielversprechender scheint mir aber die DNA-Phänotypisierung!
Wenn andere Ermittlungsmethoden ausgeschöpft sind und keine Ergebnisse gebracht haben, bringt der Einsatz der
DNA-Phänotypisierung in der Forensik neue Ermittlungsansätze. Es kann dazu dienen, den Verdächtigenkreis einzuschränken
und doch noch eine gesuchte Person identifizieren zu können. Meiner Einschätzung nach müsste es sogar möglich sein,
einen Zufallstäter zu ermitteln, wenn ich davon ausgehe, dass dieser nur deshalb zufällig zur ungewöhnlichen Tatzeit am
Tatort war, weil er in der Nähe des Tatorts gewohnt hat.

Ich nehme an der Fall Marianne Vaatstra ist hier nicht so bekannt.
In den Niederlanden wurde im Mai 1999 ein sechzehnjähriges Mädchen in der Nähe des Ortes Kollum vergewaltigt und ermordet.
Die DNA-Spur am Tatort wurde erfolglos in der staatlichen DNA-Bank abgeglichen und der Fall schließlich ungelöst geschlossen.
In der Nähe des Tatorts befand sich eine Unterkunft für Asylsuchende hauptsächlich aus dem Irak und Afghanistan und deren
Bewohner waren infolge der Tat immer wieder rassistischen Anfeindungen der lokalen Bevölkerung ausgesetzt. Die Polizei fand
keine Verdachtsmomente gegen die Asylbewerber und suchte daraufhin einen Weg, diese aus dem Verdächtigenkreis auszuschließen.
Schon im Jahr 2000 konnte dies über die Bestimmung der biogeografischen Herkunft des Verdächtigen mittels seiner DNA-Spuren
getan werden. Das nationale forensische Labor stellte fest, dass der Täter mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit aus Nordwesteuropa stammen muss. Da zu der damaligen Zeit diese Art der Analyse gesetzlich nicht geregelt war, konnte das Ergebnis
nicht im Fall Vaatstra verwendet werden, woraufhin gesetzliche Änderungen und Anpassungen zu den erweiterten DNA-Analysen
angestoßen wurden.
Jahre nach diesen Vorfällen, im Mai 2012 wurde ein Gesetz verabschiedet, das Verwandtensuche mittels DNA erlaubte. Daraufhin
wurde der Fall wieder aufgenommen und die Ermittlungsbehörden nutzten die neuen Möglichkeiten erweiterter DNA-Analysen, um
eine Verwandtensuche des gesuchten Täters mittels eines Massenscreenings der um den Tatort wohnenden männlichen Bevölkerung
durchzuführen. Sie konnten so einen Verdächtigen identifizieren, einen ortsansässigen Bauern, welcher die Tat schließlich gestand.
Der Fall erhielt internationale Aufmerksamkeit und wird in den Diskussionen um den Einsatz von DNA-Phänotypisierung immer wieder
als Beispiel gebracht. In den Niederlanden war er der Auslöser für Regulierungen zu den erweiterten Genanalysen, um diese in der
Ermittlungsarbeit einsetzen zu können (Gerny, 2019; M'charek et al., 2020).

DNA-Phänotypisierung stützt sich nicht auf Vergleichsmaterial zum Abgleich von DNA-Profilen, sondern versucht anhand der DNA aus
dem sichergestellten biologischen Material bestimmte äußere Merkmale (Externally Visible Characteristics - EVCs) von unbekannten
Personen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorauszusagen. Mit Hilfe dieser Merkmale soll ein genaueres Bild der gesuchten
Person entstehen und so die Ermittlungsarbeit und Suche nach dieser unterstützt werden.

Zu den EVCs gehören: Pigmentierung (Farbe) der Augen, Haare, Haut, männliche Glatzköpfigkeit, Haarform, extreme Körpergröße.
Zusätzlich können das biologische Alter und die biogeografische Herkunft bestimmt werden.
Die DNA-Phänotypisierung stellt keinen Beweis im strafprozessualen Sinn dar, sondern sie ist Teil der Ermittlungsarbeiten.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

05.10.2021 um 21:01
Zitat von citizenXYcitizenXY schrieb:DNA-Phänotypisierung!
Das erscheint mir sehr interessant. Was davon ist in Österreich erlaubt bzw. wurde schon angewendet?
Es wurde ja auch bekannte DNA von dem Studienkollegen gefunden, die aber nicht für eine Verurteilung ausreichte, weil nur an der Kleidung.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

06.10.2021 um 08:31
Die forensische DNA-Phänotypisierung ist in Österreich rechtlich nicht explizit geregelt.
Sie gilt seit 2018 mit der Anpassung des Sicherheitspolizeigesetzes an die Datenschutz-Grundverordnung als erlaubt.
Mir ist allerdings in Österreich kein Kriminalfall bekannt, bei dem die DNA-Phänotypisierung angewandt wurde.

Nur selten wird von den Behörden nach Abschluss eines Falls publik gemacht, dass eine forensische DNA-Phänotypisierung
erfolgreich durchgeführt wurde, wie etwa im erst 2017 aufgeklärten Fall der 1992 vergewaltigten und getöteten
19-jährigen Milicia van Doorn.
Im Mordfall van Doorn wurde infolge einer Phänotypisierung unter etwa 120 Männern türkischer Abstammung gesucht.
Die Bestimmung der Augen- und Haarfarbe wurde mit der türkischen Abstammung bestätigt, was für die Polizei sehr
wichtig war, bevor sie sich den Männern näherte. Im Herbst 2017 wurde eine groß angelegte DNA-Verwandtschaftsuntersuchung
durchgeführt. Hüseyin A. war einer von zwei Männern, die sich weigerten, an dieser Studie teilzunehmen. Da sein Bruder DNA
zur Verfügung stellte, führten die Ermittlungen zu seiner Festnahme. Am 11. Dezember 2018 wurde A. vom Bezirksgericht
Noord-Holland zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Es muss aber schon ausreichend Tatort-DNA vorhanden sein, um die forensische DNA-Phänotypisierung durchführen zu können.
Auch muss ein eindeutiger Bezug zwischen DNA-Spur vom Tatort und Straftat vorliegen. Die DNA-Spur muss beispielsweise
direkt vom Opfer oder vom Tatwerkzeug gesichert worden sein. Aus DNA-Mischspuren, verursacht durch zwei oder mehr
Personen, lassen sich phänotypische Merkmale meist nicht eindeutig auslesen.

Die Phänotypisierung hat gegenüber Augenzeugenberichten den Vorteil, dass sie mit den erzielten individuellen Wahrscheinlichkeitswerten gleichzeitig fallspezifische, individuelle Fehleraussagen mitliefert. Beispielsweise kann
ein Ermittler bei einem erzielten Testergebnis einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit für blaue Augenfarbe
(Fehlerquote von 5%) die Zuverlässigkeit dieser Aussage höher bewerten als bei einem 80-prozentigen
Wahrscheinlichkeitswert (Fehlerquote von 20%) in einem anderen Fall. Demgegenüber ist der Fehlergehalt eines
Augenzeugenberichts in einem konkreten Fall nicht abschätzbar. Es ist gut dokumentiert, dass Augenzeugen aus
verschiedenen Gründen falsche Aussagen machen können. So zeigte beispielsweise das US-amerikanische
Innocence Project, dass 70% der nachträglich aufgedeckten 350 Fehlurteile durch falsche Augenzeugenberichte
zustande gekommen waren.

Soweit ich mich erinnere fand man bei Daniela neben der bekannten DNA ihres Studienkollegen auch DNA von zwei
unbekannten Männern. Diese würde ich einer Phänotypisierung unterziehen.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

06.10.2021 um 20:49
@citizenXY

Unter eDNA versteht man i. a. die DNA, die von Organismen wie Pilzen oder Bakterien an die Umwelt abgegeben wird. Damit kann ein Habitat ökologisch charakterisiert werden. In der Forensik wird aktuell untersucht, wie man die DNA des Mikrobioms, also z. B. von Mikroorganismen auf der menschlichen Haut, zur Identifizierung von Individuen verwenden könnte. Ein Übersichtsartikel von 2020 ist da aber nicht sehr optimistisch, dass das in naher Zukunft möglich sein wird:

https://journals.asm.org/doi/10.1128/AEM.01504-19

Von der DNA-Phänotypisierung halte ich sehr viel, im Prinzip aus dem gleichen Grund wie du: Weil sie objektiver ist als Phantombilder und in Zukunft sicher noch verlässlicher wird, wenn man mehr und mehr SNPs entdeckt, die mit dem Phänotyp zusammenhängen. Vor allem für die erste Eingrenzung bei DNA-Massentests halte ich sie für sinnvoll.

Was ich auch noch zunehmend interessant finde, ist die genealogische Forensik, bei der man sich der Ancestry Datenbanken bedient. In den USA (mit der entsprechenden Rechtslage) wurden mittlerweile schon viele sehr alte Fälle auf diese Art gelöst, z. B. der des Golden State Killers. Die Firma "Family Tree DNA" hat DNAs von über 2 Millionen Menschen gelagert, die alle für die Identifizierung eines Täters über die Verwandtensuche genützt werden können.

Um auf den Fall Kammerer zurückzukommen: Leider hat man hier offenbar keine eindeutig mit der Tat zusammenhängenden DNA-Spuren. Ich hätte auf Hautschuppen um die Einstichstelle oder einen Blutstropfen des Täters gehofft, aber das scheint es alles nicht zu geben.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

07.10.2021 um 10:33
@nephilimfield

Ich habe zufällig einen Artikel über Environmental-DNA (Umwelt-DNA) im Zusammenhang mit dem Ungeheuer von Loch Ness
gelesen, wo man 2018 mittels Vergleichsproben von Wasser aus Loch Ness, Loch Garry, Oich und Morar nach genetischen Spuren
von "Nessie" gefahndet hat. Nach dem Motto, sollte im Loch Ness DNA gefunden werden, für die es keine exakte Übereinstimmung gibt,
könnte man eventuell feststellen, zu welchem Ast am Stammbaum des Lebens diese DNA am ehesten passt. Man konnte die meisten
der populären Erklärungsansätze und Theorien für das "Ungeheuer von Loch Ness" ausschließen. Lediglich ungewöhnlich große Aale
kämen weiterhin als Erklärung für die Sichtung großer Lebewesen im Loch Ness in Frage.

Ich gebe zu, es ist ein sehr großer Sprung, um von eDNA aus Loch Ness zum Weiher vom Rapoldipark zu gelangen, aber wer weiß,
wozu die Wissenschaft in der Zukunft noch fähig ist.
Die Phänotypisierung zeigt ja am Beispiel vom van Doorn Fall, wie durch immer bessere forensische Methoden selbst nach 25 Jahren
ein Mord aufgeklärt werden kann. Vielleicht wird der Fall Kammerer 2030 gelöst. Ich bin da zuversichtlich.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

07.10.2021 um 12:28
@citizenXY
Danke für Deine ausführliche Erklärung zur Phänotypisierung. Ja, das wäre sicherlich interessant, seltsam, dass man das nicht versucht hat. Vielleicht hat man es ja probiert und es funktionierte aus irgendeinem Grund nicht oder die Polizei hält sich bedeckt, weil sie dadurch noch nicht weitergekommen ist. Ich halte auch sehr viel von diesen Methoden, die sich ja auch ständig weiterentwickeln. Vielleicht hast Du recht und man kann zumindest mal den DNA Träger ermitteln. Dann muss man ihm ja immer noch den Mord nachweisen.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

07.10.2021 um 14:49
@FritzPhantom

Ich sehe zwei Probleme.
Wie @nephilimfield schreibt, fehlen möglicherweise eindeutig mit der Tat zusammenhängende DNA-Spuren bzw. Hautschuppen
um die Einstichstelle, wobei ich hoffe, dass es diese Hautschuppen aufgrund der Wucht der Stiche geben müsste, wenn
man davon ausgeht, dass der Täter im Juni keine Handschuhe getragen hat, es sich aber um DNA-Mischspuren handeln könnte,
die man aktuell noch nicht analysieren kann.
Aber selbst wenn man ausreichend Tatort-DNA zur Verfügung hätte, Erfolgs-Garantie gibt es keine und der finanzielle und logistische
Aufwand ist beträchtlich und somit fraglich, ob unsere "sparsamen" Behörden einer DNA-Phänotypisierung zustimmen würden.
Aber wie Du sagst, die Methoden entwickeln sich ständig weiter. Vieles ist noch möglich.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

20.10.2021 um 15:18
Der ehemals sehr aktive Forum-Schreiber >>Lohengrin<< hat in seinem Blog am 05.08.2014 um 21:25 Uhr einen Entwurf
für ein mögliches Täterprofil gepostet. Wie er damals selbst erklärt hat, - ein laienhafter Versuch.

Ich greife ein paar Merkmale auf, um dann eine Schlussfolgerung zu treffen:

*) eine Person mit höherem Bildungsstand
*) eine Person mit Schwächen bei der Bewältigung zwischenmenschlicher Konfliktsituationen
*) eine Person die bei alltäglichen Dingen planvoll und strukturiert vorgeht

Wenn man dieses "laienhafte Täterprofil" als denkbar ansieht, ist ein Zufallstäter nahezu auszuschließen.

Noch ein kurioser Nachtrag zu DNA-Analysen:

Ein männlicher Täter mit weiblicher DNA im Blut!
Ein Mann mit Leukämie erhält eine Knochenmarksspende von einer Frau. Der Patient bekommt dann praktisch die gesamten
blutbildenden Organe und damit auch die genetische Identität des Blutes der Spenderin. Der Täter könnte in diesem Fall mit
einer Blutspur am Tatort nicht direkt in Verbindung gebracht werden.
Für die DNA-Analyse-Datei werden in der Regel Speichelproben genommen und da wird die Mundschleimhaut untersucht -
also Körperzellen, nicht Blutzellen.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

27.10.2021 um 15:58
Es gab ja diesen DNA-Treffer an der Wange von Daniela, der als Abschiedskuss nach einer der Feiern erklärt wurde.
Klingt plausibel.

Ich stricke jetzt einmal ein ganz anderes - theoretisches - Szenario:

Was, wenn der Abschiedskuss nicht nach einer Feier, sondern unmittelbar vor der Tat erfolgt ist?
Zuerst der Streit vor den Telefonzellen, dann sagt er: "Wir sollten nicht im Streit auseinander gehen",
küsst Daniela auf die Wange, zieht das mitgebrachte Küchenmesser aus dem Hosenbund und sticht
vollkommen überraschend zu. Daniela greift sich mit der rechten Hand auf die Einstichwunde,
wendet sich ab, stützt sich mit der linken Hand an der Innenwand der Telefonzelle ab (blutiger Hand-Abdruck,
auf Tatortfoto zu sehen), greift mit der rechten Hand zum Telefonhörer (dieser hängt herunter, auf Tatortfoto zu sehen)
und der erstaunte Täter, der auf keinen Fall identifiziert werden will, sticht ein zweites Mal in den Rücken zu,
bevor er vom Tatort flüchtet.


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Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005

29.10.2021 um 15:17
Worauf ich hinaus will, Daniela hat in dieser Nacht nicht gerade wenig getrunken, war sicher öfters auf der Toilette und hat
sich frisch gemacht, sonst müsste sie ja zahlreiche DNA-Spuren von "Abschiedsküssen" auf den Wangen haben.
Der nachgewiesene DNA-Treffer auf ihrer Wange war also vermutlich zeitnah zu ihrem Tod. Nur wie zeitnah?

Ich gehe mittlerweile davon aus, dass der Ermittlungs-Ansatz, Daniela wollte sich mit jemandem bei den Telefonzellen treffen
bzw. dort telefonieren, falsch war.
Nach offiziellen Aussagen wollte Daniela noch einen Freund in Pradl besuchen, den die Ermittler auch ausgeforscht haben und
der mit der Tat höchstwahrscheinlich nichts zu tun hatte. Vermutlich wohnte dieser Freund in der Defreggerstraße (Studentenwohnheim
oder Privatunterkunft).
Jener Personenkreis, der gewusst hat, dass Daniela noch zu diesem Freund wollte und die diesen auch gekannt haben,
dieser Personenkreis wusste auch, dass Daniela auf jeden Fall bei den Telefonzellen vorbeikommen würde.
Sie dort abzupassen wäre unauffällig gewesen, daher nehme ich an, dass der Täter schon vor Ort war, als Daniela mit ihrem Rad
bzw. zu Fuß bei den Telefonzellen ankam.

Auch mögliche Variante:
Der Täter könnte sogar das Rad von Daniela genommen haben, bevor Daniela die Dreiheiligenstraße 9 verlassen hat.
Daniela wäre dann ziemlich verärgert gewesen, weil sie angenommen hätte, dass jemand ihr Rad gestohlen hat.
Sie wäre dann zu Fuß gegangen und hätte den vermeintlichen "Fahrraddieb", der vorausplanend bei den Telefonzellen
auf Daniela gewartet hat, dort angetroffen, was dann auch den Streit erklären würde, den eine Ohrenzeugin wahrgenommen hat.

Der Täter ist meiner Meinung nach in den Akten zu finden.


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