Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

emz schrieb:Woher willst du wissen, dass sie kein Auto hatte?
Oder nimmst du das einfach nur an?

so zwischendrin . Sie war kunde einer mitfahrzentrale (laut Welt), darasu hatte ich das geschlussfolgert.

wobel schrieb:Meines Wissens muß man sowohl Personalausweis als auch Reisepass alle 10 Jahre erneuern lassen. Mit diesem Problem muß sie sich also schon vorher mal auseinandergesetzt haben. Und dass sie nicht nur einen einzigen Perso/Pass hat kann ich mir nicht vorstellen, da wurde sicher vorgesorgt und vorbereitet.

Es scheint ja so zu sein, dass diese Aliasexistenz sehr gut und glaubwürdig basiert war.

Da sie eine italienische Identität hatte, muss die Spur irgendwie nach Italien zurückgehen.
Ob das auf Kontakte der RAF zu den Brigate Rosse (beziehungsweise deren Nachfolgeorganisation) zurückgeht oder auf andere Verbindungen, ist eine interessante Frage.

Wenn es eine gute Möglichkeit für RAF-ler gab, glaubwürdige italienische Dokumente zu bekommen, ist es natürlich auch möglich, dass Staub und Garweg mit italienischen Identitäten leben.

fischersfritzi schrieb:Ich finde das total krass, dass die Frau die auf den Fotos aussieht, als wäre sie eine harmlose ältere Ökolady, die Capoeira tanzt und vielleicht noch Yoga macht und sich vegetarisch ernährt, so ein Doppelleben führt und Kriegswaffen unterm Sofa liegen hat. Und auch einsetzt.

Menschen sind gut im Umgang mit kognitiven Dissonanzen. Es gibt in meinem bekanntenkreis Leute die gegen Hass und Hetze einsetzen und Sympathien für die RAF haben. Ich kann mir auch gut vorstellen dass Frau Klette sich selbst zu "den Guten" zählte , auch wenn sie ab und zu einem Fremden eine Panzerfaust ins Gesicht hielt.

wobel schrieb:Meines Wissens muß man sowohl Personalausweis als auch Reisepass alle 10 Jahre erneuern lassen. Mit diesem Problem muß sie sich also schon vorher mal auseinandergesetzt haben. Und dass sie nicht nur einen einzigen Perso/Pass hat kann ich mir nicht vorstellen, da wurde sicher vorgesorgt und vorbereitet.

Die NSU Mitglieder hatten verschiedene Sympathisanten die ihnen Ausweise etc zur Verfügung stellten und auch bei der Verlängerung für sie zum Amt gingen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist da natürlich Voraussetzung, aber so kamen die an "echte falsche Papiere". Aktuell wird ja Frau Eminger angeklagt, m.W. weil sie Zschäpe gelegentlich ihre Idenität "lieh" .

Was ich frappierend finde: Wenn Daniela Klette denn wirklich schon seit 20 Jahren in Berlin gewohnt haben sollte und auch die beiden andere aus dem Trio in der Hauptstadt vermutet werden, warum haben sie dann die Tatorte für ihre Raubüberfälle in Niedersachsen und NRW gewählt?

Es waren ja zumeist um die 300 Kilometer, zum Teil sogar 450 Kilometer, die sie dann jeweils zur An- und Abreise bewältigen mussten (mal ganz abgesehen von der nötigen Abklärung und der Beschaffung von Fluchtfahrzeugen in den betroffenen Gebieten).

Es mag ja triftige Gründe dafür geben, Überfallorte weitab vom Wohnort zu wählen, aber die großen Entfernungen bargen doch enorme Risiken. Man hätte über hunderte von Kilometern Waffen transportieren müssen - und auf der Rückreise noch zusätzlich große Mengen Bargeld (rund 600 000 Euro zuletzt in Cremlingen).

Ist man wirklich solche Risiken eingegangen? Oder haben Staub und Garweg ihren Wohnsitz doch nicht in Berlin, sondern zum Beispiel eher in Niedersachsen?

wobel schrieb:und ich dachte spätestens wenn man ins nicht-europäische Ausland fliegt werden die Papiere spätestens seit 9/11 gründlich kontrolliert...

Die Fotos von den Reisen, u.a. nach Brasilien sollen alle aus dem Zeitraum zwischen 2011 und 2019 sein.
Ihre Papiere müssen also entsprechend standgehalten haben. Und genau das muss sie vorher gewusst haben, sie wäre doch das Risiko nicht eingegangen an der Grenze hops genommen zu werden.

@Tiergarten
Ich kann mir vorstellen dass sie ihre taten weitab vom Wohnort durchführten, aber in einer Gegend in der sie Unterstützer hatten. Weiter oben hat jemand Bremen erwähnt. Wieder ein Verweis auf den NSU: Die waren z.B. (höchstwahrscheinlich) aus diesem Grund stark in Nürnberg unterwegs.

fischersfritzi schrieb:Ihre Papiere müssen also entsprechend standgehalten haben. Und genau das muss sie vorher gewusst haben, sie wäre doch das Risiko nicht eingegangen an der Grenze hops genommen zu werden.

Mehr Details zu den Papieren und Reisen würden mich auch interessieren. Z.B. hat der von ihr genutzte Pass schon Biometriedaten? Falls ja, sind das ihre eigenen oder von einer geneigten Unterstützerin? Und das Bild im Pass genauso?
Kommt man noch ohne Fingerabdrücke nach Brasilien?

wobel schrieb:Dann müßte sie ja fast schon wirklich jemandem die Identität geklaut haben damit das gutgeht - und ich dachte spätestens wenn man ins nicht-europäische Ausland fliegt werden die Papiere spätestens seit 9/11 gründlich kontrolliert...

Echte falsche Papiere gehen ja auch bei Reisen durch.
Aus meiner beruflichen Tätigkeit mit prekären Migrantinnen kann ich sagen - so wirklich ein Problem scheint das nicht zu sein, wenn man in bestimmten Ländern ein paar Euros hinlegt.

Interessant ist auch, dass sie ja offenbar fließend Portugiesisch sprach, wenn sie sogar zu Lesungen eines portugiesischen Autors ging (und sich seelenruhig dabei filmen liess):

RODRIGO CIRÍACO - SOBRE LITERATURA E PERIAFRICANIA

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Mit meinen Brocken spanisch wär ich da jedenfalls nicht weit gekommen

angellost schrieb:Interessant ist auch, dass sie ja offenbar fließend Portugiesisch sprach, wenn sie sogar zu Lesungen eines portugiesischen Autors ging (und sich seelenruhig dabei filmen liess):

Geil, auf youtube ist sie auch noch :-D. In der Buchhandlung hielt später der RAF Aussteiger Lutz Taufer eine Lesung. Zufällig oder nicht.

aliM. schrieb:Ich kann mir vorstellen dass sie ihre taten weitab vom Wohnort durchführten, aber in einer Gegend in der sie Unterstützer hatten.

Eine berechtigte Überlegung, aber dennoch: Das Trio hätte jeweils über Hunderte von Kilometern aus Berlin anreisen müssen - samt schwerer Waffen.

Die Funde in der Wohnung von Daniela Kletten deuten ja darauf hin, dass sie Waffen und Munition offenbar nicht in entfernten Depots versteckten, sondern jederzeit griffbereit bei sich in der Wohnung aufbewahrten.

Und zu den Überfällen wurden diese Waffen dann augenscheinlich ins Auto gepackt und zum jeweiligen Tatort transportiert. Ganz schön waghalsig - wenn denn das mit dem Wohnort Berlin bei allen dreien stimmen sollte.

Manatee schrieb:Mehr Details zu den Papieren und Reisen würden mich auch interessieren. Z.B. hat der von ihr genutzte Pass schon Biometriedaten? Falls ja, sind das ihre eigenen oder von einer geneigten Unterstützerin? Und das Bild im Pass genauso?
Kommt man noch ohne Fingerabdrücke nach Brasilien?

Biometrische Reisepässe werden seit 2005 ausgegeben, da man seinen Reisepass alle 10 Jahre erneuern lassen muß müßte sie einen biometrischen Reisepaß haben... Fingerabdrücke wird sie aber nicht abgegeben haben (bis zu einem bestimmten Zeitpunkt war das jedenfalls freiwillig).

@wobel
Zur Buchhandlung und dem Vortrag von Ex-Terrorist Lutz Taufer: Sehr interessantes Thema im Zusammenhang mit Frau Klette:

Vom Untergrund in die Favela
Autobiografie Lutz Taufer - Lesung und Diskussion
Von der RAF zum Weltfriedensdienst: Das Leben Lutz Taufers gleicht einer Suchbewegung, in der das gesamte Terrain der westdeutschen radikalen Linken vermessen wird: Rebellion gegen die verkrusteten Verhältnisse der Adenauerära in der badischen Provinz, 1968 in Freiburg, Basisgruppe Politische Psychologie in Mannheim, Sozialistisches Patientenkollektiv in Heidelberg, Mitglied des Kommandos Holger Meins der RAF, 20 Jahre Haft, ein Dutzend Hungerstreiks bis an den Rand des Todes, nach der Freilassung ein Jahrzehnt Basisarbeit in den Favelas von Rio de Janeiro, heute im Vorstand des Weltfriedensdienstes. Ein herausragendes Dokument der Zeitgeschichte.

Quelle: https://www.assoziation-a.de/lesung/115


Die Lesung war in diesem "Wohnzimmer" :

Assoziation A | Gneisenaustr. 2a | 10961 Berlin
Tel.: 030-69582971 | Fax: 030-69582973 | berlin(at)assoziation-a.de

Quelle: https://www.assoziation-a.de/kontakt

Nach vier immer noch flüchtigen RAF-Mitgliedern fahndet die Bundesanwaltschaft mit einem Haftbefehl. Der Generalbundesanwalt nannte Friederike Krabbe, Daniela Klette, Burkhard Garweg und Ernst Volker Staub. Krabbe steht in Verdacht, im Fall der Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer im Herbst 1977 eine Wohnung gemietet zu haben. Klette, Garweg und Staub sollen unter anderem im März 1993 mit einem Sprengstoffanschlag den noch nicht bezogenen Neubau der JVA Weiterstadt (Hessen) zerstört haben. Die drei RAF-Leute haben womöglich in den vergangenen Jahren Raubüberfälle in Norddeutschland verübt, um an Geld zu kommen.

Quelle: ntv.de, kpi

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Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Immer-noch-20-RAF-Ermittlungsverfahren-article20925910.html

Hier steht krabbe eindeutig noch als gesucht. Länger her der Artikel, klar, trotzdem komisch dass man zu ihr nix mehr findet

Nachbarin äußert sich hier auch noch mal zum Lebensgefährten mit Pferdeschwanz, ihrerr Tätigkeit als Nachhilfelehrerin …

„Sie war meine Freundin, sie ist keine Terroristin“

https://www.blick.ch/ausland/nachbarn-erzaehlen-das-untergrundleben-der-raf-terroristin-klette-id19485817.html

@Tiergarten
Beim NSU hatten sich für solche Aktionen ja geliehene Wohnmobile bewährt. Da paßte ein Waffenarsenal rein und es wurden regelmäßig mehrere 100 km zurückgelegt.

@ali
Ja, hab gerade erst gerafft (*) dass das kein Foto sondern ein Filmchen ist - und deshalb die Nachfrage auch gelöscht.

TatzFatal schrieb:So geht es mir mit AfD und dem ganzen braunen Gesocks. Da ist mir Daniela Klette weitaus sympathischer

Eigentlich sollte man deinen Beitrag melden. Du hast also Sympathien für eine maschinengewehrbewerte Räuberin und mögliche meuchelmörderin und vergleichst sie mit einer kompletten Heterogenen Partei, sprich mit allen ihren Mitgliedern? Komplett pauschal?

Ich finde deinen Beitrag abartig, widerlich.

@emz

zu meiner vermutung "kein Auto" :

Allein sei Klette ebenfalls nicht gewesen sein. «Sie hatte keine Kinder. Ihr Freund war hin und wieder da.» Neriman I. beschreibt den Lebensgefährten von Klette als einen ungefähr gleichaltrigen Mann mit langen Haaren, die er stets zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Auch soll Klette kein Auto gehabt haben, sondern stets mit dem Velo unterwegs gewesen sein.

Quelle: https://www.blick.ch/ausland/nachbarn-erzaehlen-das-untergrundleben-der-raf-terroristin-klette-id19485817.html

angellost schrieb:Aus meiner beruflichen Tätigkeit mit prekären Migrantinnen kann ich sagen - so wirklich ein Problem scheint das nicht zu sein, wenn man in bestimmten Ländern ein paar Euros hinlegt.

Sie hatte einen italienischen Pass.
Meinst du, dass sie den auf die von dir angedeutete Art erworben haben konnte (bzw jemand für sie) oder meinst du bei der Einreise in bestimmte Länder kommt man durch die Kontrolle, wenn man paar Euros springen lässt. Ist mir grad nicht ganz klar.

Über zwei Länder habe ich auch von Frauen aus dem betroffenen Land erfahren, dass man dort mit einem entsprechenden Sümmchen Geld Papiere mit den gewünschten Daten bekommen kann. Persönlich überprüfen konnte ich das nicht, habe das aber erstmal geglaubt. Allerdings befinden sich beide Länder nicht in Europa und es handelte sich dabei auch nicht um Brasilien.
Ich kann mir schwer vorstellen, dass das in Europa einfach so möglich ist.