Welches Buch lest ihr gerade?

Ich bin gerade dabei "Auf dünnem Eis" von Lydia Benecke zu lesen. Wenn ich das dann durch habe, schreibe ich auch eine kleine Rezension darüber ^^

@IchigoKomori

Ist Lydia die Frau von Mark Benecke? Dann könnte es interessant sein. Wäre also über eine kleine Rezi dankbar :)

Inside IS von Jürgen Todenhöfer

@insideman
Ach du Kacke! :D
Und, wie findest du es?

Hab mir zu dem Thema auch gerade ein Buch bestellt:

@Häresie

Ich bin erst am Anfang, da wo er die Chats mit einigen Kämpfern beschreibt.

Bei Antiamerikanismus ( so klingen die ersten Zeilen) bin ich grundsätzlich etwas skeptisch, vieles hört sich aber bis dahin nicht unvernünftig an.

Warum?

Was sind deine Eindrücke, ohne mich zu spoilern..

@insideman
Oh, ich hab bisher nur die Kritiken und Auszüge gelesen, das hat ausgereicht dass mich das nicht weiter interessiert, was der Todenhöfer schreibt. Viel halte ich von dem eh nicht.

Deswegen hat mich nur mal interessiert, wie du es findest.

Häresie schrieb:Deswegen hat mich nur mal interessiert, wie du es findest.

Er weiß zumindest um seinen Ruf, so viel geht ebenfalls aus den ersten Seiten hervor. Sollte ich durch sein melde ich mich, vl.

@insideman
Mach mal, würde mich echt interessieren.

Wer aber nun schon seit jeher der Meinung ist, dass die Amerikaner, das Öl, Kreuzritter und sowieso die permanente Beleidigung aller Muslime an allem schuld seien, der greife besser zu Jürgen Todenhöfers Bestseller »Inside IS – 10 Tage im ›Islamischen Staat‹«. Das Buch ist schlecht. Ein Urteil, das hier nicht überraschen mag. Es gilt auch jenseits von Diskussionen über journalistische Ethik und Todenhöfers Selbstdarstellershow als unermüdlicher Kämpfer für die »Wahrheit«, der von der Propagandakompanie des Kalifen ebenso profitiert hat, wie sie von ihm. Es geht dabei nicht einmal um Todenhöfers politische »Position« oder gar um Ideologisches. Das Buch ist schlecht, weil es sehr viel über Jürgen Todenhöfer erzählt, aber praktisch nichts über ISIS. Nur etwas mehr als ein Drittel des Textes berichtet überhaupt vom Aufenthalt im »Kalifat« selbst. Vorher schreibt Todenhöfer seitenweise den wenig originellen Mailverkehr mit einem deutschen Jihadisten ab. Seine Erläuterungen zur jüngeren Geschichte der Region hören sich an, als sei er ein aus den achtziger Jahren herübergebeamter »Antiimp« – was er ja gewissermaßen auch ist. Wenn es endlich zu den Reiseeindrücken aus dem »Kalifat« kommt, kann Todenhöfer nur wenige Details beisteuern, die man nicht sowieso schon aus allen möglichen Artikeln kennt: Neu ist etwa, dass der stark übergewichtige deutsche Jihadist Abu Qatadah fatalerweise Snickers zum Frühstück isst und dass die Sauberkeit sanitärer Anlagen im Kalifat sich offenbar nicht von der in anderen Regionen des Nahen Ostens unterscheidet. Man erfährt auch, dass die Sprengstoffgürtel der Jihadisten gar nicht so klobig sind, wie Todenhöfer sie sich vorgestellt hat. Er probiert auch mal einen an. Mehr gibt das alles nicht her. An Todenhöfers Buch lässt sich vor allem noch einmal die ungeheure Lücke nachvollziehen, die durch den Tod von Peter Scholl-Latour in der deutschen Abenteuerliteratur entstanden ist. Scholl-Latour war feinster Trash, Todenhöfer dagegen ist bloß ein deutscher Ideologe, der auf der Suche nach »Wahrheit« unermüdlich mit »beiden Seiten« reden will, um »Frieden« zu stiften. Weswegen er auch so gerne Diktatoren und Terroristen interviewt.

http://jungle-world.com/artikel/2015/27/52228.html (Archiv-Version vom 06.07.2015)

Habe Bruno Schirras Buch auch gelesen. Ist eine Mischung aus Reportage und Analyse, der Autor bereist die Gegend seit Jahren und war auch im letzten Jahr in der Region unterwegs, als ISIS in der Wahrnehmung im Westen erstmals groß aufmarschierte. Ziemlich heftige Beschreibungen der alltäglichen Barbarei des IS gegen Schiiten, (abtrünnige) Sunniten, Jesiden etc. und gut recherchierte Fakten zu den Kapitalflüssen ISIS' (auf die Spendengelder aus den Golfemiraten und Saudi-Barbarien ist man im Grunde nicht mehr angewiesen, die machen im aktuellen "Haushalt" von ISIS fünf Prozent aus, waren aber 'ne willkommene Anschubfinanzierung), die Verstrickungen des Assad-Regimes mit den Islamisten, dem Machtzuwachs der Terrorarmee durch die iranische Einflussnahme auf den Irak und die Drangsalierung der Sunniten durch die al-Maliki-Regierung, dem Statthalter Teherans etc. pp. (Was im Grunde eine Retourkutsche für den antischiitischen Terror Saddams ist.)

Vor allem kommt das Buch ohne den im Westen wohlfeilen Antiamerikanismus als Erklärungsmuster aus und Schirra drischt auch keine kulturrelativistischen und islamophilen Phrasen. Gefühlige Versuche sich in Djihadisten hineinzuversetzen, wie es viele Westler angesichts jedes islamistischen Massakers gerne tun, fehlen bei ihm; stattdessen hat er hochmotivierte Soziopathen getroffen, die über blendende Voraussetzungen in ihren bürgerlichen Leben verfügten und stetig die brutale & wahnhafte Selbsttransformation zum enthemmten Djihadisten freiwillig vorantrieben und sich ganz bewusst außerhalb der Menschheit gestellt haben, nicht Opfer irgendwelcher äußeren sozialen oder ökonomischen Zwänge wurden, wie es das Klischeebild vor allem hierzulande vermittelt. Dafür sorgen auch und gerade Typen wie Todenhöfer. ^^

@Gwyddion

Sie ist seine Ex-Frau, ja. Als sie das Buch angefangen hat zu schreiben, war sie auch noch mit ihm zusammen. Ich bin aktuell beim 4. von 9 Kapiteln, kann also noch ein wenig dauern bis die Rezi kommt ^^"

@IchigoKomori

Macht nix. Ich kann warten.. :)

Marjana Gaponenko - Wer ist Martha?



Interessant schon die Schriftstellerin, die seit ihrer Schulzeit in Odessa auf Deutsch schrieb, ebendort Germanistik studierte und nach mehrjährigen Aufenthalten in Krakau und Dublin nun in Mainz und Wien lebt.

Dies ist ihr zweiter Roman, er handelt von einem ruthenischen, Lemberger Ornithologen Luka Lewadski, der am 1. September 1914 (am selben Tag wie die letzte Wandermöwe namens Martha stirbt und diese Vogelart ausstirbt) in die Familie eines ruthenischen Försters und Tierpräparators sowie einer Wienerin geboren wird.

In den 20er Jahren lebte er nach dem Freitod des Vaters mit seiner Mutter bei Großtanten in Wien, die ihn oft in den Goldenen Saal des Wiener Musikvereins mitnahmen. Schließlich kehren sie ins nun polnische Lemberg zurück, er studiert Ornithologie, aber seine Mutter hat Vorahnungen und sie ziehen nach Tschetschenien. So entgehen sie dem Überfall auf Polen durch Hitlerdeutschland und die Sowjetunion, werden jedoch von Stalin aus Tschetschenien nach Sibirien zwangsdeportiert.

Nach der Rückkehr nach Lemberg arbeitet Lewadski als Ornithologe und seine bedeutendste Erinnerung ist eine Einladung zu einem Ornithologenkongress nach Wien etwa 2002 mit Residenz im Hotel Imperial, da er eine Methode gefunden hat, wie die in Mitteleuropa wiederangesiedelten Waldrappen zu ihrem Winterflug nach Italien angeregt werden können.

Dies ist aber eigentlich nur die eingestreute Geschichte Lewadskis, Hauptteil des Romans sind die Diagnose des 96jährigen mit Lungenkrebs und dessen Entschluss, die kleine Wohnung in Lemberg aufzugeben und sich zum Sterben mit seinen Ersparnissen im Wiener Imperial einzuquartieren (Frau, Kinder, Familie hat er nicht).

Im Imperial hat er Kontakt nur zu dem aus Palästina stammenden Butler Habib und einem weiteren alten Gast namens Witzturn, mit dem er einen Abend mit einem skurrilen Besuch eines Konzertes im Musikverein verbringt.

Lange Dialoge und Monologe mit diesen beiden über Existenzielles füllen den Hauptteil dieses nicht sehr umfangreichen Romans.

Offen bleibt, ob diese letzte Wien-Reise nur noch in medikamentös induzierten Träumen stattfindet (vieles auch Skurrile spricht dafür).

Und es gibt auch noch eine zweite Martha, seine einzige Jugendliebe, aber die hat er verloren, als er sie durch ein Kaffeehausfenster mit ihrem Freund Schokoladetorte essen sah. Ein Lebenstrauma.

Kein schlechtes Buch, vor allem sehr sprachspielerisch und vogelkundlich belesen. Empfehlenswert und nicht enttäuschend vor allem für diejenigen, die sich fürs Thema oder osteuroäische Literatur interessieren.

Links im Spoiler

Verlagsinfo:
http://www.suhrkamp.de/buecher/wer_ist_martha_-marjana_gaponenko_42315.html (Archiv-Version vom 12.05.2015)

Autorin: Wikipedia: Marjana Gaponenko
Waldrapp: Wikipedia: Waldrapp

Rezension in der FAZ (die passt genau):
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/marjana-gaponenko-wer-ist-martha-einmal-noch-torte-essen-im-imperial-12036209-p2.html

Zwei vermisste Mädchen, zwei brutale Morde, ein grausames Geheimnis

Als Piper Hadley und ihre Freundin Tash McBain spurlos aus dem kleinen Ort Bingam bei Oxford verschwinden, erschüttert es das ganze Land. Trotz aller Bemühungen können sie nie gefunden werden.
Isoliert von der Außenwelt werden sie von ihrem Entführer gefangen gehalten, bis Tash nach drei Jahren die Flucht gelingt. Kurz darauf entdeckt man ein brutal ermordetes Ehepaar in seinem Haus in Oxford.
Der Psychologe Joe O’Loughlin, der einen Verdächtigen befragen soll, vermutet, dass dieses Verbrechen mit der Entführung der beiden Mädchen in Zusammenhang steht.
Währenddessen hofft Piper verzweifelt auf Rettung durch ihre Freundin. Doch mit jeder Stunde, die sie ausbleibt, wächst ihre Angst.
Denn der Mann, der sie in seiner Gewalt hat, ist in seinem Wahn zu allem fähig.

Nina Bußmann - Große Ferien



Ein Sommertag im Leben des Lehrer Schramm im Haus seiner verstorbenen Eltern. Klassisch: ein Tag, ein Ort, ein Hirn.

Schramm (vermutlich Mitte 50) haut den Hut drauf und ist nicht mehr Lehrer. Einfach so?

Während er auf seinen Bruder wartet (Arzt, 20 Jahre in Nicaragua, von Schramm der RAF-Mitgliedschaft verdächtigt) und seiner üblichen Beschäftigung, den Garten frei von Unkraut und Schädlingen zu halten, nachgeht, denkt er über sein Leben nach.

Elternhaus: Vater jähzornig, dominant und demütigend, Mutter geduldig, kettenrauchend, dauernd die Möbel umstellend.

Schule: Kolleginnen und Kollegen saufen wie nur was und sind Neidhammel und Neidschafe (auch Schramm wollte nicht Lehrer werden).

Ort/Kleinstadt: jeder beobachtet missgünstigst jeden. In schlechter Lage gibt es billige Wohnhäuser für Zuwanderer.

Privates: Schramm lebt alleine, hat keine Familie. Die Schule verlässt er wegen eines Skandals bezüglich eines hochbegabten Schülers aus Kirgisien (Artur Waidschmidt ... Russendeutscher?). Waidschmidt landet nach einer gescheiterten Liebesbeziehung mit einer Mitschülerin in der Klapse.

Aber da ist noch was: Schramm wird verdächtigt, wenn auch nicht gerichtlich, auch nicht seitens der Schulbehörde, welche die "Angelegenheit" lächerlich findet. Was war aber? Eine erhobene Hand, eine Gewalttätigkeit, ein homoerotische Verhältnis? Vermutlich ersteres und eine Anzeige. Aber so richtig klärt es sich nicht auf.

Genug, um den Ordnungsfanatiker Schramm dazu zu bewegen, mit dem Unterrichten aufzuhören. Und nun lesen wir seine Gedanken eines Sommertags, während er auf seinen Bruder wartet.

Problem oder hohe Kunst: Schramm ist so dermaßen hohl in der Birne, dass in diesem Text andauernd Hohles (mit biedermaierischer Liebe zum Detail - vor allem von Pflanzen und Unkraut) wiedergegeben wird. Künstlerisch eine Meisterleistung, zum Lesen jedoch sehr zäh.

Infos im Spoiler

Autorin: Wikipedia: Nina Bußmann

Verlagsinfo:
http://www.suhrkamp.de/buecher/grosse_ferien-nina_bussmann_42278.html (Archiv-Version vom 25.06.2012)

Rezensionen:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/nina-bussmann-grosse-ferien-nach-mir-das-unkraut-11676090.html
http://www.zeit.de/2012/12/L-B-Bussmann
http://www.deutschlandfunk.de/streben-nach-klarheit-und-wahrheit.700.de.html?dram:article_id=85517

Armin Risi - Einheit im Licht der Ganzheit



wie immer nett risi zu lesen ... sind halt alte vedische lehren ... die einem einen differenzierten blick auf die ganze Spiritualität schenken

als Taoist istdas nicht ganz mein metier ... trotzdem ganz interessant

risi wiederholt sich halt ziemlich viel von buch zu buch ... ist auch etwas trocken ... die mystikerscreiben viel lebendiger

aber wenn man dazulernen will ist es echt toll

C programmiern von Anfang an von Helmut(?) erlenköter

Das egoistische Gen, von Richard Dawkins

Knochenjagd von Kathy Reichs