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Welches Buch lest ihr gerade?

7.167 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Welches Buch lest ihr gerade?

02.10.2020 um 20:35
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:(Wastl 2)
Ich brech zusammen... Wastl. Als Kind habe ich Comics geliebt .. *schnüff* :D

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02.10.2020 um 21:20
William Shakespeare - Hamlet

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Sir Laurence Olivier als Hamlet mit dem Schädel des Hofnarren Yorick.
Foto: Picturedesk.com/Everett Collection


Ja! Es ist ein unglaublich gutes Theaterstück.

Es beginnt mit den Wächtern, die dem Geist des Vaters von Hamlet begegnen, der etwa vier Monate zuvor verstorben ist (offiziell hat ihn eine Schlange gebissen). Seine Frau, Hamlets Mutter, hat binnen kurzer Zeit seinen Bruder geheiratet, der jetzt König von Dänemark ist. Hamlet wird mit dem Geist zusammengebracht und erfährt, dass sein Onkel, der jetzige König und Mann seiner Mutter, seinen Vater beim Nachmittagsschlaf im Garten durch Gift, das ihm ins Ohr geträufelt worden ist, ermordet wurde.

Hamlet wird fast wahnsinnig, bricht mit seiner Geliebten Ophelia und wünscht sie im Kloster, die schließlich ertrinkt. Es bleibt offen, ob es ein Freitod war oder nicht. Doch was ist geschehen? Hamlet möchte noch prüfen, ob der Geist nicht des Teufels ist, und lässt von einer Wanderschauspieltruppe den Mord nachspielen. Da sein Onkel von dieser Vorführung tief betroffen ist, ist sich Hamlet sicher, dass dieser seinen Vater ermordet hat. Bei einem Treffen mit seiner Mutter, bei dem er den ihr offenbar auch unbekannten Mord bekannt gibt, ersticht er den hinter einer Tapete lauschenden Polonius, den Hofkämmerer und Vater Ophelias, in der Annahme, er sei sein Onkel.

Rosenkranz und Güldenstern: Diese beiden Schulkameraden von Hamlet werden von Onkel und Mutter auf Hamlet angesetzt, um die Ursache seiner mentalen Verstimmung herauszufinden (Liebeskummer, weil Ophelia vom Rang nicht gleichwertig ist, oder mehr?). Nach dem Tod von Polonius sollen die beiden Hamlet in einer diplomatischen Mission nach England geleiten, doch dieser fädelt mit Hilfe seines "Netzwerks" eine getürkte Piratenentführung ein. Zuvor hat er die Depesche mittels des alten Königssiegels ausgetauscht und die beiden Spitzel in den Tod geschickt. Aufgelegt, dass in modernen Inszenierungen die beiden auch als Diktaturagenten (Stasi-IM u.a.) dargestellt werden.

Hamlet kehrt nach Helsingör zurück, schaut den Totengräbern zu, als sie das Grab Ophelias ausheben (Szene mit dem Schädel Yoricks, den Hamlet als Kind über alles geliebt hat - siehe Bild oben). Das Ende zeichnet sich ab, da auch der Bruder Ophelias, Laertes, in Helsingör eintrifft und den Tod seines Vaters rächen will. Mit dem König spricht er ab, dass er einen Zweikampf mit Hamlet anleiert und sein Degen mit Gift bestrichen wird, und zur Absicherung steht ein Gifttrank bereit.

Hamlet nimmt die Herausforderung an, seine Mutter trinkt versehentlich aus der Giftschale, er wird durch den vergifteten Degen verletzt, kommt aber noch in der Hitze des Gefechts selbst in Besitz dieses Degens, verletzt seinerseits Laertes und tötet seinen Onkel. Das dänische Königshaus ist tot.

Das Stück endet damit, dass der junge norwegische König Fortinbras (Norwegen ein langer Rivale Dänemarks) nach einem Feldzug gegen Polen durch Helsingör zieht und Zeuge des Massakers wird. Wie es mit Dänemark politisch weitergeht, bleibt offen.

Aber es ist nicht nur die vertrackte Handlung, die fasziniert, sondern auch Text und Sprache wie die beinahe modern anmutende Psychologisierung der Charaktere. Und da dieser Klassiker auch in Diktaturen so leicht nicht zu verbieten sind, war der Satz "Die Zeit ist aus den Fugen" sowohl in der NS-Zeit wie auch in der DDR durchaus ein Signal. Und wenn der König während des Theaterspiels, das seinen eigenen Mord vorführt, fragt: "Habt Ihr den Inhalt gehört? Ist kein Ärgernis daran?", dann ist er fast ein hilfloser Autokrat, der eigentlich Zensur will. Solche Botschaften werden durchaus verstanden.

Inszeniert habe ich Hamlet 1990 in Wien in der Regie von Heiner Müller (integriert mit seiner Hamletmaschine) gesehen. Acht Stunden entfesselter Pessimismus, total gegen den Zeitgeist des Optimismus und der blühenden Landschaften, Bösartigkeit und Wahnsinn als Konstante vor dem Hintergrund einer immer mehr zerstörten (Um-)Welt. Die ZEIT hat seine Inszenierung verrissen, ich bin aus dem Theater raus mit dem Eindruck: Das kann niemand mehr toppen. Ulrich Mühe war Hamlet.

1991 hat Blixa Bargeld mit den Einstürzenden Neubauten Müllers Hamletmaschine gelesen. Weil es passt, die Aufnahme im Spoiler

https://www.youtube.com/watch?v=0l5l400OTl8 (Video: Heiner Müller · Einstürzende Neubauten ‎– Die Hamletmaschine)




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02.10.2020 um 21:25
Zitat von KimByongsuKimByongsu schrieb:MB)

Sonderbarer Reisebericht eines Mannes, der mitten in der deutschen Zivilisation, nur von seinem Hund Feldmann begleitet
.......
Soweit ich mich erinnere, war dieser Reisebericht damals im ZEIT-Magazin in Folgen veröffentlicht.

Ich habe ihn sehr gerne gelesen! Müsste in den 70ern gewesen sein?
Und mehr verrate ich hier nicht......

Danke für den Tipp. Das Buch werde ich mir zulegen.


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02.10.2020 um 22:37
@KimByongsu
@umma

Ich habs (wahrscheinlich ebenfalls seit den 70ern) zuhause - wo ich grade nicht bin. Werde es nach meiner Rückkehr aus dem Regal und zu Rate ziehen :-)
Danke für die Erinnerung


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03.10.2020 um 02:54
@Shibam
@umma

Es lohnt sich definitiv, das Buch noch mal zu lesen! Es erschien übrigens 1982 (meine Ausgabe ist von 1986). Ich war aber erstaunt, zu sehen, dass es den Text (in Neuauflage) immer noch im Buchhandel gibt.
Es ist glänzend geschrieben und viel mehr als ein Reisebericht, eigentlich ein Itinerarium, ein Wanderbuch eines Suchenden zu sich selbst und ein Abschied vom Leben (wenn man es vom Ende des Autors her liest, der kurz nach dem Erscheinen des Buches auf tragische Weise verstarb). Zugleich ist es eine Inaugenscheinnahme einer Welt, die es so nicht mehr gibt. Es dokumentiert diese charakteristische Zeitstimmung der ausgehenden 70er Jahre, an die ich mich aus meiner damaligen Kinderperspektive noch gut erinnern kann, als der Optimismus der 68er angesichts von Konsumterror, Umweltzerstörung und atomarer Bedrohung in eine Art Weltangst umschlug, die dann später in die grüne Bewegung mündete, als der Typus des "Aussteigers" ein weiteres Mal auftauchte; das Buch ist ein Stück Literatur und auch ein Zeitdokument...


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03.10.2020 um 09:08
@KimByongsu

Ich danke dir für diese wunderbare Rezension.
Sie trifft ins Schwarze!
Den tragischen Ausgang der Story hatte ich absichtlich nicht erwähnt.
Ich erinnere mich noch, damals geweint zu haben.

Ja, diese Welt gibt es so nicht mehr. Schade!


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03.10.2020 um 09:26
@KimByongsu

Würde sich das Buch nicht zu einem wunderschönen road movie eignen?


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03.10.2020 um 17:50
Zitat von ummaumma schrieb:Würde sich das Buch nicht zu einem wunderschönen road movie eignen?
Ich denke schon...aber ich meine, es gibt bereits eine Verfilmung mit Robert Atzorn in der Rolle des Wanderers... die allerdings nicht kenne. Zeit für ein Remake?


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03.10.2020 um 22:07
European Islamophobia Report 2019

IslamophobiaOriginal anzeigen (0,2 MB)

Der europäische Islamophobiebericht 2019 wurde wie immer von Farid Hafez, Universität Wien, herausgegeben und von der AKP-nahen türkischen Stiftung SETA sowie der Europäischen Union finanziert.

In der Einleitung wird der Begriff "Islamophobie" definiert als "antimuslimischer Rassismus", und in 35 Länderberichten wird dieser abgeklopft. Das Gewicht liegt auf drei Ebenen:

- Islamophober Terrorismus
- Strukturelle Islamophobie in den Gesellschaften
- Institutionelle (staatliche) und politische Islamophobie

Wie das Umschlagbild zeigt, ist die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke wegen seiner Ansichten zu den Jugoslawienkriegen ein besonderes islamophobes Ereignis gewesen. Mehrfach im Bericht wird diese Verleihung in den nahen Kontext des terroristischen Mordanschlags in Christchurch gestellt, sodass der Eindruck erweckt wird, das Nobelpreiskomitee hat eine Tat vollbracht, die der von Brenton Tarrant gleichgestellt werden kann. Auch ein Artikel von Christian Ultsch in der österreichischen Zeitung Die Presse wird als islamophob, als rassistisch antimuslim gebrandmarkt. Hier die inkriminierte Textstelle:
Das Attentat bietet Gelegenheit, innezuhalten und zu erkennen, welche schrecklichen Folgen antimuslimische Hetze und völkische Ideen aus dem 19. Jahrhundert auch heute noch haben können. Dennoch ist nicht jeder gleich ein Rassist, Islam-Fresser und Wegbereiter des Terrorismus, der eine Begrenzung der Migration fordert.
Quelle: https://www.diepresse.com/5596641/die-nutzlichen-idioten-des-attentaters-von-christchurch

Im Österreich-Teil von Hafez wird mehrfach als islamophob kritisiert, dass die Muslimbrüderschaft und Milli Görüs von links wie rechts als radikale Organisationen des politischen Islam eingeschätzt werden und befürchtet wird, diese Organisationen hätten die IGGÖ (die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich) an sich gerissen und seien daran, SPÖ und ÖVP zu unterwandern.

Den 2018er-Bericht habe ich noch ganz gelesen, aber dies hier habe ich mit dem Österreichbericht abgebrochen. Einmal reicht. Dieses Propagandapamphlet wurde mir schlichtweg zu blöd. Wer Interesse hat, kann ihn hier lesen:
https://www.islamophobiaeurope.com/wp-content/uploads/2020/06/EIR_2019.pdf (Archiv-Version vom 20.09.2020)


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03.10.2020 um 22:41
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Mehrfach im Bericht wird diese Verleihung in den nahen Kontext des terroristischen Mordanschlags in Christchurch gestellt, sodass der Eindruck erweckt wird, das Nobelpreiskomitee hat eine Tat vollbracht, die der von Brenton Tarrant gleichgestellt werden kann.
Und du bist sicher, dass den Bericht ein Universitätsprofessor geschrieben hat? Klingt eher nach einem Linksextremen. Die würden es exakt identisch machen.
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Peter Handke
Genau, von dem wollte ich mal was lesen. Irgendwie ist er mir noch nie untergekommen. Danke für die Erinnerung.




Momentan lese ich

Lettres philosophiques sur les Anglais von Voltaire

Voltaire fasst seine Erfahrungen von mehreren Jahren in England zusammen. Es geht um Religion, Politik, bekannte Briten und Kunst.


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04.10.2020 um 16:42
Reise durch China und Japan im Jahre 1865 - Heinrich Schliemann

Der bekannte Unternehmer, Hobby-Archäöloge und Forscher Schliemann ist viel in der Welt rumgereist und war auch in Ostasien.
China war für Schliemann im 19. Jhrh. eine untergehende Großmacht, Japan sah er im Aufschwung.


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05.10.2020 um 23:44
The Complete Simon Necronomicon

Simon-Necronomicon

Dieses 1975 von einem Pseudonym namens Simon in New York geschriebene und in den darauffolgenden Jahren veröffentlichte Werk hat sich als Buch mit Beschwörungsritualen einen zweifelhaften Ruf erworben. Simon vermengt die mesopotamische Götterwelt mit literarischen Schöpfungen von Lovecraft. In der Einleitung schreibt Simon über den Kampf der älteren (elder) Götter über die Vorgängergeneration der alten (ancient) Schöpfergötter des Universums aus dem Chaos, die als böse gelten und nach dem Götterkrieg gebannt sind. Die Welt ist manichäisch (das Gute und das Böse), und die alten Götter sind Bestandteil des Glaubens aller Religionen, auch von der Symbolik (gehörnt, Schlangen, Drachen).

Das aus mehreren Teilen bestehende Necronomicon wird von Simon einem Araber aus dem 8. Jahrhundert zugeschrieben, Abdul Alhazred. Dieser ist eine fiktive Figur aus dem Lovecraft-Universum, auch bekannt als der "Mad Arab", also der verrückte Araber. Dass dieser fiktiv ist und nie gelebt hat, wird verschwiegen.

Durch Beschwörungen können Priester via sieben Tore (darunter das Ishtar-Tor) in die Götterwelt vordringen, auch gibt es 50 Götter/Geister/Dämone, die durch Rituale, Zeichen und Sprachformeln beschworen werden können, die in dem Buch vorgestellt werden.

Die letzten beiden Bücher umfassen Beschwörungen, wie die alten Götter gerufen werden können, aber davor wird gewarnt, da die Folgen verheerend sein können.

Die Bewertung dieses Werks fällt grundlegend schlecht aus, da die Fälschung evident ist. Es wird der beginnenden Neo-Esoterik der 1970er Jahre zugeschrieben, die auch eine Renaissance von Alasdair Crawley und Lovecraft mit sich brachte.

Es kann aber auch gesehen werden, als eine der ersten wirksamen Veröffentlichungen, die Fiktives als Reales ausgibt. Ein Trend, der sich in den folgenden Jahr(zehnt)en verstärkt hat und mit der Möglichkeit, im Internet eine große Leserschaft zu generieren, massiv zugenommen hat. Literarisch halte ich das Buch für nicht so schlecht, da das Spiel mit der Realität konsequent durchgezogen wird, die Beschwörungsrituale werden als Texte des Mad Arab präsentiert.

Einen traurigen Aspekt hat die Rezeption des Werks dahingehend, dass der Doppelmörder Rod Ferrell 1998 Beschwörungen aus diesem Buch vollzogen hat, bevor er seine Opfer tötete. Dies ist eine der großen Problematiken dieses Spiels mit der Realität wie auch mit leichtgläubigen Rezipienten.


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06.10.2020 um 10:08
@Narrenschiffer

Du präsentierst hochinteressante Bücher!

Das letztere könnte ich vermutlich nicht lesen. Solche Theorien machen mich nervös und auch aggressiv den Vertretern derselben gegenüber.

Ich mag nichts neben der tatsächlichen Realität.
Schon diese Fantasy-Sachen nerven mich total.
Und ich wäre ne ganz schlechte Diskussionsgegnerin für Verschwörungstheoretiker!

Vor Jahren wollte mich mal ne Frau „überzeugen“, dass Chips unter unserer Haut implantiert werden sollten...😳🤣!

Nun, die Dame war gleichzeitig Impfgegnerin.

Nichts für mich!


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06.10.2020 um 18:58
20201006 183140Original anzeigen (5,5 MB)
Nachdem ich das Buch von Michael Holzach glücklich hinter mich gebracht habe, widme ich mich nun dem Schicksal von Chris McCandless und damit demselben Thema noch einmal in variatio: Ich sehe es schon kommen: ein Rucksack-Aussteiger-Buch wird sich in den kommenden Wochen an das andere reihen... und am Ende werfe ich Bücher und Handy weg, nehme selbst meinen Rucksack und wandere einfach davon...


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06.10.2020 um 19:07
Zitat von KimByongsuKimByongsu schrieb am 02.10.2020:Sonderbarer Reisebericht eines Mannes, der mitten in der deutschen Zivilisation, nur von seinem Hund Feldmann begleitet, aufbricht, um einmal eine ganz andere Sicht der Dinge zu gewinnen.
Habs vor längerer Zeit gelesen, steht im Bücherregal. Muß ich mal wieder reinschauen.
Von seinem Tod war ich damals sehr betroffen.


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07.10.2020 um 21:12
Zitat von ummaumma schrieb:Das letztere könnte ich vermutlich nicht lesen. Solche Theorien machen mich nervös und auch aggressiv den Vertretern derselben gegenüber.
Das Necronomicon ist nicht so in der Art, dass ein "Erzähler" einem etwas aufbrummen will. Es ist wie eine Dokumentation gestaltet, die Beschwörungen sind der Mittelpunkt, als ob sie wirklich eine Übersetzung aus dem Arabischen wären. Ich habe mich ein wenig rumgelesen, und einer der Hauptkritikpunkte ist, dass Simon irgendwas auf die Schnelle aus Büchern zusammengetragen hat, um Geld zu scheffeln. Aber trotzdem ist das Niveau hoch und es hat schon Spaß gemacht, das zu lesen.

Der Kampf der zweiten Göttergeneration gegen die alten Götter ist ja aus der griechischen Mythologie bekannt (Prometheus der bekannteste). Aus dem mesopotamischen Götterkreis ist Tiamat (die Göttin des Salzwassers) bekannt, die von den Nachfolgern ermordet und gebannt wurde. Kutulu als Meeresmonster ist dann halt Lovecraft. Genauso der "Mad Arab". Wenn man das weiß, ist das Simon Necronomicon Spaß zu lesen. Als historische Beschwörungen darf das nicht gelesen werden. Und wenn dann angeblich sumerische Originale eingebaut sind, dann hat das eher was mit der Klingonensprache zu tun als mit historischen Dokumenten. Aber sie klingen gut. Noch werde ich nicht von den bösen alten Göttern verfolgt ;)


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08.10.2020 um 12:05
Damit fange ich jetzt an


CYMERA 20201008 115644Original anzeigen (1,6 MB)

Im Anschluss folgen diese beiden


CYMERA 20201008 115749Original anzeigen (1,4 MB)

CYMERA 20201008 115827Original anzeigen (1,5 MB)


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09.10.2020 um 16:30
@Streuselchen

Ggf. könnte Der Tod ist mein Beruf von Robert Merle eine anschließende Lektüre wert sein.

Hat mich, als ich es las, v.a. im letzten Drittel, ziemlich mitgenommen, war so ein Schlag-in-die-Magengrube-Lese-Ding.
Mit diesem Roman wurde Robert Merle weltberühmt. Wenige Jahre nach dem Krieg und bereits 1957 in deutscher Übersetzung, erschien dieser authentische Roman über die Geschichte des Lagerkommandanten von Auschwitz: Es ist die Psychostudie eines Massenmörders von der Kindheit bis zur Hinrichtung. Nach den Dokumenten des Nürnberger Prozesses schildert Merle die langsame "Perfektionierung" der Todesfabrik von Auschwitz. Nicht Bosheit oder Brutalität brachten diesen Mann dazu, täglich unschuldige Menschen zu Tausenden zu vernichten, sondern seine Vorstellung von Ehre, Gründlichkeit und Respekt vor einem Staat und seinen Führern - "ein Mann der Pflicht", so Merle, "und gerade darin ist er ein Ungeheuer".
Will hier keine Werbung machen, habe es bloß der Einfachheit halber von der Amazon-Seite kopiert.


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09.10.2020 um 22:01
Anton Kuh - Werke Bd. 3

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Dieser Band umfasst die Zeitungsartikel von Kuh von Mitte 1923 bis Mitte 1926. Kuh lebt weiterhin in Wien, aber 1925 scheint sich seine Lage zu ändern: er hört plötzlich auf, Theaterpremieren zu rezensieren und schreibt zum Teil wirres essayistisches Zeug in der liberalen, aber boulevardesken Tageszeitung Die Stunde und lässt sich in einen Streit mit Karl Kraus ein, den er in einem tumultösen Vortrag mit dem Titel "Der Affe Zarathustras (Karl Kraus)" bezichtigt, jüdischen Selbsthass zu pflegen und intellektuelles Plebejertum zu bedienen. Knallhart sagt er: "Ob Hitler oder Kraus - es ist dasselbe." Kraus und Kuh waren sich nie grün, aber da dürfte Kuh vom Kraus-Feind und Herausgeber Imre Békessy hineingeritten worden sein.

Zuvor schreibt Kuh neben seinen Theaterrezensionen auch politisch hochinteressante Artikel aus seiner Sicht als in Wien lebender deutschsprachiger Prager Jude, in denen er auch das jüdische Großbürgertum angreift, das sich sogar dafür hergibt, deutschnationale und nationalsozialistische Organisationen zu finanzieren, nur um sich von den armen Juden der Leopoldstadt abzugrenzen. "Ordnung", "Disziplin" und "wirtschaftliche Konsolidiertheit" (für Kuh ein Euphemismus für die "Entrechtung der Arbeiter") seien ihnen wichtiger. (Die Stunde, 20. Juni 1923)

Im Prager Tagblatt prangert er einige Tage später an, dass trotz der anti-nationalsozialistischen Propaganda in Österreich vor allem die Wiener Polizei unter Schober und die Justiz die wegen nationalsozialistischen Terrors Angeklagten mit Samthandschuhen angefasst werden, auch würden bayrische Nationalsozialisten problemlos nach Österreich kommen können, um als "Hetzredner" auftreten können. (30. Juni 1923)

Dass es keinen Unterschied zwischen "deutschnational" und "deutschvölkisch" gäbe, formuliert er am 31. Oktober 1923 in der Stunde. Beide Strömungen hätten die Zerstörung der demokratischen Republik als Ziel:
In Wirklichkeit ist bekanntlich zwischen "deutschnational" und "deutschvölkisch" ungefähr ein Unterschied wie zwischen "Israelit" und "Jud". Das heißt: eine gewisse Uneinigkeit in der Methode der Republiktötung hindert nicht die Eintracht im Zwecke.
Um sich gegen den Deutschnationalismus zu stellen, formuliert er im April 1925 pointiert: "Wien ist ein Sammelbecken verschiedener Nationen, eine deutschsprechende, keine deutsche Stadt." Und seine theatralische Entdeckung war zur selben Zeit Hans Moser, "ätzender, schärfer als sie alle, ein verhatschtes Spinnweben-Geschöpf, gemischt aus Wohnungsnot, Suff, Bosheit, Phlegma und Organisiertheit".

Nach diesen politischen Stellungnahmen wendet Kuh sich der Diskussion um die Hebung des Alters für sexuelle Beziehungen von 14 auf 16 zu. Als libertärer Linker lehnt er dies ab. Wer nicht mehr in die Schule zu gehen habe, solle im Privatleben vom Staat nicht gegängelt werden.

In seiner Anti-Kraus-Rede lässt er nochmal aufhorchen, wird plötzlich auch für unsere Zeit hochaktuell, als er Karl Kraus und seine Anhänger dem sogenannten "Pubertätsmenschen" zurechnet:
Der Pubertätsmensch [...] denkt nicht, er lässt sich nicht überzeugen. Das Rechthaben auf dem Niveau seiner Lebensblindheit hält er für das Sehen. Wenn einer zu ihm spräche: Die Welt ist anders - er kann nichts hören als sein Pubertäts-Ich.
Danach fällt er in Betrachtungen über seine Armut, Hüte und die Verschwörungstheorie, dass Kaiser Franz Joseph schon 1890 verstorben sei und es danach fünf Doppelgänger gegeben hätte, um die Monarchie aufrecht zu erhalten (diese VT gab es im Ersten Weltkrieg wirklich, Kuh hält sie für Blödsinn).

Mal schauen, wie es weitergeht, es gibt ja noch drei weitere Kuh-Bände in meiner Bibliothek.


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10.10.2020 um 22:47
20201010 215701Original anzeigen (4,4 MB)

Ein Roman der im Antiquariats-Milieu spielt, ist für mich schon aus atmosphärischen Gründen immer interessant, zumal er nach Bekunden des Autors im Klappentext auch als Liebeserklärung an das gedruckte Buch gedacht ist.

Kann man durch Lesen sein Leben verfehlen? Warum gibt es Leser, die plötzlich zu verraten scheinen, was ihnen ihr Leben lang wichtig war?


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