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Welches Buch lest ihr gerade?

7.528 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

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14.09.2025 um 14:02
Rainbow Rowell - Eleanor & Park

Rowell-Eleanor

Dieser Weltbestseller der 1973 geborenen und aus Omaha in Nebraska stammenden Schriftstellerin Rainbow Rowell aus dem Jahr 2012 könnte mit Eleanora, zumindest nach den Fotos zu schließen, starke autobiographische Züge aufweisen, wobei ich Rowells Familiensituation nicht kenne. Thema ist die Liebe zwischen der 15-jährigen rothaarigen und stark gebauten Eleanor und dem koreanisch aussehenden (die Mutter ist Koreanerin) ebenfalls 15-jährigen Park. Der Roman spielt Ende der 1980er Jahre und ist abwechselnd aus den Perspektiven der beiden geschrieben. Beide leben in einem eher heruntergekommenen Viertel von Omaha, wobei die Familie von Parks Vater seit Ewigkeiten in diesem Viertel lebt und gut situiert ist.

Eleanor lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihren vier kleineren Geschwistern in engen Verhältnissen (zwei Zimmer), Bad und WC sind in der Küche, der Vater ist aggressiver Trinker und ihre Mutter weiß sich nicht zu wehren. Ein Jahr lang hat Eleanor bereits bei Nachbarn leben müssen, da ihr Stiefvater sie aus der Wohnung geschmissen hat. Ihr leiblicher Vater hat die Familie verlassen, eine neue Lebensgefährtin und der Kontakt zu Eleanor ist nicht sehr eng. Sie ist nun neu an der Schule von Park.

Eleanor und Park kommen sich im Schulbus näher. Als niemand im Bus die dickliche Rothaarige neben sich sitzen lassen will, opfert sich Park. Anfänglich können sie sich gegenseitig nicht leiden, aber über Comics und Indie-Musik kommen sie sich näher, bis sich beide bis zur seelischen Abhängigkeit ineinander verlieben. Schließlich beginnt Eleanor Parks Familie jeden Nachmittag und Abend zu besuchen, zuhause redet sie sich auf die Schulkollegin Tina aus, die sie nicht leiden kann und verdächtigt, mit ihrem Freundeskreis sie zu mobben (perverse Sprüche auf Schulbücher, Kleidung von der Sportsaalgarderobe ins WC werfen).

Dies kann nicht gut gehen, und ihr Stiefvater kommt dahinter. Da er auch derjenige ist, der die Schulbücher vollkritzelt (Schriftvergleich) und vermutlich die Kleidung ins WC geworfen hat, flieht Eleanor und Park fährt sie zu einem ihrer Onkel nach St. Paul in Minnesota, wo sie bleiben kann. Eleanors Mutter scheint danach ausgezogen zu sein, da Park nur mehr ihren Stiefvater beim Haus sieht, der zum alten, kaputten Säufer geworden ist. Ein Jahr lang schreibt Eleanor nicht, und nach Jahresfrist bekommt Park eine Karte mit nur drei Wörtern. Da Park überglücklich ist, kann man sich denken, was sie geschrieben hat. Einen Ausblick in die Zukunft gibt es nicht. Der Roman bricht an dieser Stelle ab.

Mit seinen gut 360 Seiten zieht sich dieser Roman zeitweise wie ein Kaugummi, vor allem die (sexuell nicht bis zum Geschlechtsverkehr gehende) Beziehung zwischen den beiden wird repetetiv beschrieben: Comics, Musik, schüchternes Streicheln. Mit dem Chevrolet Impala der Mutter, mit dem Park nach Erhalt des Führerscheins fahren darf, wird bezüglich US-Klischees in die Vollen gegangen.

Thematisiert sind die typischen Coming of Age-Themen: Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, Selbstfindung, erste Liebe, Mobbing gepaart mit Familienarmut, saufendem und aggressivem (Stief-)Vater, Familiengewalt, angedeutetem Kindesmissbrauch.


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15.09.2025 um 23:23
Kathrin Schrocke - Freak City

Schrocke-Freak City

Der Erfolgsroman von Kathrin Schrocke aus 2010 wurde dieses Jahr wieder aufgelegt. Er handelt von dem 16-jährigen Mika, dessen Freundin Sandra mit ihm gebrochen hat und der er nachhängt - wie auch sie manchmal ihm. Auf einem Spaziergang mit Freunden laufen sie einem Mädchen nach, das unbeirrt beinahe in einen LKW läuft, und als er in dem Alternativlokal Freak City dieses Mädchen wiedertrifft, stellt sich heraus, dass sie taub ist. Aber Mika ist so fasziniert von ihr, dass er sogar einen Kurs für Gebärdensprache belegt.

Der Roman handelt hauptsächlich davon, wie Mika hin- und hergerissen ist. Sandra ist erfolgreiche Jungsängerin in einer erfolgreichen Band und plant, nach der Schule die Popakademie in Mannheim zu absolvieren. Musik in ihrer Beziehung war sehr wichtig. Lea ist diesbezüglich das Gegenteil, obwohl der Auftritt des gehörlosen finnischen Rappers Signmark einer der Höhepunkte ist. Gehörlose tanzen zu den extrem lauten Bässen, welche die Körper vibrieren lassen. Diesen gibt es wirklich: Wikipedia und ein Video:

Youtube: Signmark - Our Life (Deaf Rap)
Signmark - Our Life (Deaf Rap)
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Die Stimmungsschwankungen Leas sind manchmal schwer nachzuvollziehen, auch ist sie sich im Unklaren, ob sie mit einem Nicht-Gehörlosen zusammen sein will, da die kulturellen Welten weit auseinander liegen. Am Ende entscheidet sich Mika für Lea und nicht für Sandra. Der Text endet, dass beide vom Sozialarbeiter in Freak City den Schlüssel für eine Nacht erhalten. Am Dachboden steht ein bequemes Bett, eine Theaterrequisite.

Schrocke hat vor dem Schreiben dieses Romans sich in Gesellschaft von Gehörlosen bewegt, was sie in diesem Roman schreibt, scheint authentisch zu sein. Gelungen sind die Teile, wie zum Beispiel die Familie von Lea sich weigert, Gebärdensprache zu lernen und nur über Lippenlesen mit Tochter bzw. Schwester kommunizieren können. In Deutschland wurde lange Zeit aus pädagogischen Gründen Gebärdensprache auch an Schulen für Gehörlose abgelehnt. Im Gegensatz zu den USA. Mika ist derjenige, der die Sprache lernt, und in komplexeren Gesprächen auf die langwierigere Buchstabensprache zurückgreifen muss. Dennoch: Dies ist der Schlüssel zu einer Beziehung mit Lea, die er am Ende wirklich liebt. Und sie ihn.

Auch wenn so manche Jugendklischees verpackt sind, ist dies ein lesenswerter Roman.


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18.09.2025 um 16:08
Peter Härtling - Krücke

Haertling-Kruecke

1986 erschien dieser Roman über das Nachkriegsösterreich und Nachkriegsdeutschland von Peter Härtling. Protagonisten sind der 14-jährige Thomas Schramm aus Brünn und der 32-jährige Eberhard Wimmer aus Breslau. Letzterer war Offizier in der deutschen Wehrmacht und verlor an der Ostfront ein Bein.

Beide treffen sich im Nachkriegswien. Thomas hat im polnischen Kolin, als sie versucht haben, in den Westen zu kommen, am Bahnhof seine Mutter verloren und sucht in Wien seine Tante, deren Haus jedoch zerbombt ist. Niemand weiß, wo sie ist. Um sich nicht alleine durchschlagen zu müssen, schließt er sich Eberhard Wimmer an, der mit seinen Krücken durch Wien läuft und daher von allen "Krücke" genannt wird. Dieser ist zu Beginn sehr abweisend, aber mit der Zeit verbindet sie eine enge Freundschaft.

Mit Krücke lernen wir in Wien die Schiebereien und den Schwarzhandel kennen, worin Krücke involviert ist. Wie die Kontakte laufen, bleibt im Dunkel, außer dass auch ein sowjetischer Offizier daran beteiligt ist. Auch nicht ganz nachvollziehbar ist, wie eine jüdische Freundin namens Bronka aus Breslau, die nach Wien geflohen ist, da es dort leichter sei, vor den Nazis unterzutauchen, und die dorthin Beziehungen hat, zu einer Innenstadtwohnung in der Nähe des Stephansdoms gekommen ist. Auf jeden Fall wohnen Thomas und Krücke dort, bis sie sich einem Flüchtlingszug nach Deutschland anschließen, der mit seinen Güterwagen wochenlang durch die Gegend irrt, bis er Genehmigung hat, nach Deutschland weiterzufahren. Dass sich Krücke als Thomas' Onkel ausgeibt, geht bei Kontrollen durch alliierte Posten irgendwie durch.

Schließlich werden sie dem schwäbischen Ort Weißlingen zugewiesen, wo sie Unterkunft und Krücke eine Arbeitsstelle im Wohnungsamt finden. Auch die Suche nach Thomas' Mutter über das Internationale Kreuz ist erfolgreich. Sie lebt nun in München und holt ihn ab. Mit diesem Happy End schließt der Roman und wir erfahren, dass Bronka nach Palästina ausgewandert ist.

Eigentlich klingt es nach einer Reißbrettgeschichte, was sie wohl auch sein dürfte, auch ist so manches nicht nachvollziehbar (auch in Schwaben ist Krücke sofort wieder mit Schieberkreisen vernetzt, um alles Mögliche aufzutreiben), aber darüber hilft der lebendige Schreibstil Härtlings hinweg. So manche Einblicke in die Nachkriegszeit von 1945/46 sind durchaus interessant.


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19.09.2025 um 09:05
Heute morgen mit Dostojewski (Schuld und Sühne) fertig geworden.

Als nächstes etwas leichtere Kost. Angelesen habe ich schon ein paar Seiten. Recht aktuell von 2024.
Was den Titel betrifft, habe ich in dieser Hinsicht wirklich manchmal noch etwas Nachholbedarf. ;)

1758265196642Original anzeigen (3,8 MB)


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20.09.2025 um 16:00
Kirsten Boie - Skogland

Boie-Skogland

Dies ist ein Politthriller mit Märchenelementen für Kinder (eher nicht mehr für Jugendliche) von Kirsten Boie aus dem Jahr 2005, der letztes Jahr wieder aufgelegt wurde.

Skogland ist eine fiktive skandinavische Inselgruppe mit zwei Hauptinseln: einer Südinsel und einer Nordinsel. In diese packt Boie an Konfliktpotenzial, was nur möglich ist. Skogland ist aufgrund von Erzen und Erdöl auf und um der Nordinsel reich (wie Norwegen und Schweden), doch nur die Bewohner der Südinsel sind wohlhabend. Es gibt nämlich eine ethnische Spaltung. Die Südskogen sind groß, hellhäutig, blond, blauäugig und die Nordskogen sind klein, dunkelhäutig, mit brauenen Haaren und braunen Augen. Die Nordskogen werden von den Südskogen als Billigarbeitskräfte ausgebeutet und sie haben nicht die gleichen Rechte wie die Südskogen. Politisch ist es eine Monarchie. Es gibt auch ein Parlament, aber es wird nur das Gebäude erwähnt und nicht, dass es auch eine Funktion hat. Gegenüber dem Ausland ist Skogland abgeschottet wie Nordkorea: Die Grenzen sind dicht und Telefon- wie Internetverbindungen ins Ausland sind nichtexistent.

Bei Handlungsbeginn ist der König von Skogland verstorben, bevor er ein Gleichstellungsgesetz von Nord- und Südskogen verabschieden kann. Da seine Tochter Marlen erst 14 Jahre alt ist, übernimmt sein Schwager Norin als Vizekönig die Macht, aber er lehnt das Gesetz ab, im Gegenteil: Er will mit Militärmacht nordskogische Rebellengruppen niederringen und die Nordinsel militärisch besetzen. Die 14-jährige Prinzessin ist in einem Eliteinternat, jedoch eines Tages verschwunden. Es ist unklar, ob sie entführt worden ist.

Ortswechsel nach Norddeutschland. Die 14-jährige Jarven wohnt mit ihrer Mutter in einer Kleinstadt im Großraum Lübeck. Wer ihr Vater ist, weiß sie nicht. Sie stammen aus ärmlichen Verhältnissen, aber da ihre Mutter sehr viel Wert auf Etiquette legt, kann sie sich ein Standbein mit Benimm-Kursen für den Managementbereich aufbauen. Gegenüber ihrer Tochter verhält sie sich wie eine Helikoptermutter, sie erlaubt ihr praktisch nichts, nicht einmal auf Klassenfahrten darf sie mit. Jarven hat eine Freundin: Tina.

Als eine Filmcrew aus Skogland im Ort unter Schülerinnen für eine Prinzessinnenrolle castet, werden Jarven und Tina extra angesprochen, am Casting teilzunehmen. Obwohl ihre Mutter es verbietet, geht Jarven hin. Ihre Sachen inklusive Handys müssen sie in einen Spind geben. Jarven gewinnt das Casting, was sie wundert, da Tina ja blond und schlank ist, während sie braunhaarig und eher rundlich ist. Gleich nach dem Casting wird Jarven mit einem Privatflugzeug nach Skogland geflogen, und ihre Mutter freut sich via Textnachricht sehr über ihren Erfolg und wünscht Jarven alles Gute. Was Jarven nicht weiß: Ihr Handy ist manipuliert, die Antworten stammen nicht von ihrer Mutter, die zu diesem Zeitpunkt bereits in einen Hinterhalt gelockt wird.

In Skogland wird ihr aufgetischt, dass sie die Prinzessin zu ihrem Geburtstag auf dem Balkon mit Norin vertreten soll, da das Volk sie sehen will. Story: Die Prinzessin will sich nach dem Tod ihres Vaters ausruhen. Ein besseres Casting gebe es nicht und der Prinzessin wäre geholfen. Einquartiert wird sie in einem Landschloss. Jarven wird von einer Maskenbildnerin hergerichtet, sodass sie beinahe aussieht wie Prinzessin Marlen. Der Auftritt gelingt erfolgreich, und Jarven soll noch eine Woche bleiben, um die Prinzession nochmal zu vertreten. Wieder erhält Jarven eine gefälschte freudige Nachricht von ihrer Mutter, Telefonkontakt zu ihr und zu Tina kann Jarven jedoch nicht herstellen, was sie etwas verwundert.

Verwicklung: Eine Gruppe von Rebellenkindern entführt Jarven aus dem Schloss und verschleppt sie auf die Nordinsel. Jarven kommt drauf, dass einer der Jungen die verkleidete Prinzessin Marlen ist und ein anderer, Joas, lange mit seinem Vater am königlichen Hof gelebt hat. Auch hat sie das Gefühl, dass diese Gruppe mehr über sie weiß als sie selbst. Da Jarven mehrere Möglichkeiten nicht genutzt hat, ihre Entführung zu verraten (Polizeiboot am Meer zum Beispiel), fasst die Gruppe Vertrauen. So erfährt Jarven, dass ihre Mutter die Schwester des verstorbenen Königs ist, die mit Norlin ist, vor ihm jedoch ins Ausland geflohen ist. Und: Norlin ist Jarvens Vater. Somit ist Jarven nach Marlen und ihrer Mutter die dritte Thronfolgerin, also auch eine Prinzessin. Ihr dunkler Typ kommt daher, dass Norlin Nordskoge ist.

Aus den Erzählungen Jarvens, dass Norlins Berater Bolström einen Gefangenen töten will, aber die Rebellengruppe von einer Frau geführt wird, die nicht inhaftiert ist, schließt die Gruppe, dass Marlens Vater, der König, noch lebt. Jarven geht zurück ins Schloss, erzählt von einer Entführung, und flieht, als sie weiß, dass der König dort ist, wo ihre Mutter mit Norlin gerne war: In einem Bootshaus bei einem kleinen Küstenort. Norlin hätte ihre Flucht stoppen können, will aber nicht die Doggen auf Jarven hetzen.

Der Rest geht flott: Die Rebellen können den König befreien, wo auch Jarvens Mutter gefangen gehalten wird. Sie ist unter dem Vorwand, Jarven läge nach einem Verkehrsunfall schwer verletzt in einem Lübecker Krankenhaus, in einen Hinterhalt gelockt worden. Der König wendet sich an die Presse, er wird von der Bevölkerung gefeiert. Die Putschisten Norlin und Bolström, die auch noch einen False-Flag-Anschlag auf ein noch leeres Stadion durchgeführt haben, sind auf der Flucht.

Damit wäre die Märchenwelt wiederhergestellt, aber Kirsten Boie hat noch weitere Bände geschrieben. Ob sie Skogland demokratisch werden lässt?


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22.09.2025 um 11:44
The Writer von Valerie Keogh

9781804157145-670x1024Original anzeigen (0,2 MB)

Klappentext:

Cara Jenkins is a successful author about to embark on her thirtieth novel. But as she sits at her desk to write, she realizes that she has no ideas left. And as the pressure mounts for her to deliver, she begins to fear that her career is over.

Then the letters start.

At first, they seem harmless. But as the messages grow darker, Cara becomes convinced that someone is watching her, waiting for their moment to strike.

Her husband, Artie, dismisses the notes as stupid pranks, but Cara feels them pulling her back to a past she can’t escape. With no easy answers, Cara does what she does best and begins to write. But the more words that come, the more fantasy and reality begin to blur and soon her imagination, and her accusations, begin to run wild.

With reality blurring into fiction, Cara struggles to see the truth. Is someone really watching her, or is her unravelling mind feeding her paranoia? And how will this story – her story – end?

This time her deadline has never felt more deadly….
Quelle: https://www.boldwoodbooks.com/book/writer/

Zusammenfassung:

Cara Jenkins ist eine erfolgreiche Schriftstellerin und arbeitet gerade an ihrem dreißigsten Roman. Doch plötzlich steckt sie in einer tiefen Schaffenskrise: Ihr fehlen die Ideen, und der Druck wächst, ihr Buch abzuliefern. Während sie verzweifelt versucht, wieder in den Schreibfluss zu finden, erhält sie anonyme Briefe.

Zunächst wirken diese Nachrichten harmlos, doch schon bald werden sie immer bedrohlicher. Cara ist überzeugt, dass jemand sie beobachtet und ihr aus der Vergangenheit nachstellt. Ihr Ehemann Artie wiegelt ab und hält alles für harmlose Streiche – doch Cara zweifelt zunehmend an sich selbst. Realität und Fiktion beginnen zu verschwimmen.

Rezension:

Es gibt Bücher, die einem länger im Gedächtnis bleiben und über die man immer wieder nachdenkt. Dieses Buch ist so eines, es ist eine Geschichte, die einen nicht mehr loslässt: Eine Frau verliert langsam ihren Verstand. Man sitzt förmlich daneben, beobachtet, wie es geschieht – und kann doch nichts dagegen tun. Es ist, als ob man im Auto sitzt und den Unfall kommen sieht, ihn aber nicht verhindern kann.

Caras beste Freundin Trinny warnt sie, dass ihre psychische Stabilität schwindet und das Schreiben psychologischer Thriller ihr nicht gut tut, weil sie zunehmend Realität und Fiktion durcheinanderbringt und Figuren aus den Romanen mit echten Personen verwechselt. Cara nimmt die Hinweise zwar wahr, doch nicht ernst genug – und auch ihr Mann tut es nicht. So verfängt sie sich immer tiefer in ihren Wahnvorstellungen, bis es schließlich zu spät ist. Das Ende ist traurig und man fragt sich, ob es verhindert hätte werden können, wenn Cara rechtzeitig Hilfe bekommen hätte.

Obwohl von Anfang an gleich klargestellt wird, dass Cara tatsächlich einen Stalker hat, der sich an ihr rächen will und dessen Handlungen dazu führen, dass Caras Wahnvorstellungen immer stärker werden, war der Stalker lediglich der Auslöser. Die psychische Erkrankung war schon zuvor vorhanden und es wäre Hilfe nötig gewesen.

Nachdem dies auch der 30. Roman Valerie Keoghs ist, habe ich mich natürlich gefragt, wie viel von der Handlung ihrer eigenen Realität entnommen ist - ganz so, wie es Cara beim Schreiben ihres Romans macht.


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22.09.2025 um 23:33
Carl Hiaasen - Fette Fische

Hiaasen-Fette Fische

Dieser Jugend- bzw. Kinderroman hat der in Florida lebende Journalist und Autor Carl Hiaasen 2005 veröffentlicht und prangert die Meeresverschmutzung durch Casinoschiffe in den Florida Keys sowie die Korruption von Staatsbehörden an, die solche Vergehen eigentlich verfolgen sollen. Protagonist ist der 14-jährige Noah Underwood mit seiner kleineren Schwester Abbey.

Der Vater Noahs und Abbeys, Paine, sitzt im Ortsknast, da er eine Casinoschiff versenkt hat, das seiner Ansicht nach illegal Toilettenjauche verklappt und damit sowohl die Tierwelt wie auch Strandbesucher gefährdet. Die Behörden hängen zwar Gefahrenschilder aus, aber die Verursacher werden nicht verfolgt bzw. von einem spielsüchtigen Küstenwachebeamten gewarnt, der beim Betreiber des Schiffs hochverschuldet ist.

Die Kinder nehmen mit Hilfe einer Barkeeperin auf dem Schiff schließlich die Angelegenheit selbst in die Hand, Noah schmuggelt sich aufs Schiff und mit der Barkeeperin schüttet er Unmengen an Lebensmittelfarbenkonzentrat in die Toiletten, womit die Spur verfolgt werden kann.

Plottwist: Der Betreiber erhält eine lächerliche Strafe, da die Staatsanwälte bei einem Polterabend am Schiff waren und beim Rummachen mit Tänzerinnen fotografiert wurden und somit kompromittiert sind. Copout: Der Sohn des Betreibers fackelt das Schiff ab, als er im Laderaum, der mit Feuerwerkskörpern gefüllt ist, eine Zigarre anzündet. Mit Hilfe seines Freundes kann er sich noch retten.

Wie im letzten Absatz angedeutet, sind so manche Aspekte sehr dick aufgetragen. Abgesehen von den Superkindern gibt es noch einen gewaltbereiten Marokkaner als Ticket- und Sicherheitschef und als Schutzengel taucht der in Südamerika verschollene und totgeglaubte Großvater auf, der die Kinder vor Gewaltattacken des Marokkaners schützt. Wobei: Der Großvater selbst ist eine nicht koschere Figur und macht sein Geld mit Edelsteinschmuggel, während die in Florida lebenden Protagonisten eigentlich durchgehend prekär pleite sind. Der Casinobetreiber selbstverständlich nicht.

Eigentlich ein interessantes Thema mit auch sozialkritischen Aspekten, aber für mich ist es letztlich zu fett aufgetragen, um beim Übersetzungstitelbild zu bleiben.


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24.09.2025 um 15:15
Richard Powers: Galatea 2.2

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Es geht um AI - ich will nur im Vorab sagen, dass es fesselnd und auch sehr emotional wird, was bei AI (KI) einigermaßen überraschend erscheint.


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25.09.2025 um 01:33
"The Shining" from Stephen King


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25.09.2025 um 13:00
Uri Orlev - Lauf, Junge, lauf

Orlev-Lauf

Der israelische Kinder- und Jugendbuchautor Uri Orlev hat in diesem Roman die Kindheitsgeschichte des Mathematikers Yoram Fridman fiktiv verarbeitet.

Der achtjährige Srulik lebt mit seiner Mutter im Warschauer Ghetto und beim Lebensmittelsuchen in den Abfällen kommt ihm seine Mutter abhanden. Srulik weiß nicht, wo sie wohnen, und er kann auch nicht lesen. Während einer deutschen "Aktion" flieht er mit anderen aus dem Ghetto und schlägt sich drei Jahre lang in polnischen Wäldern und bei Bauern als Arbeitskraft durch, von wo er immer wieder wegläuft, wenn er geschlagen wird oder wenn ihm die Situation zu heikel wird, da er nie sicher sein kann, ob nicht doch jemand ihn an die Deutschen verrät, dass er ein jüdisches Kind ist.

Seine Geistesgegenwart und sein rasches Handeln, wenn er von einem Ort weg muss, scheint die Grundlage seines Überlebens zu sein. Er nimmt einen polnischen Namen an und nennt sich Jurek, und er hängt sich sogar christliche Zeichen um den Hals. Selbst als ihn ein Gestapo-Mann als Hilfsdiener zu seiner Freundin, einer Deutschpolin, bringt, und sein Jüdischsein auffällt, kann er sich mehrfach den ihn verfolgenden Deutschen entziehen. Am Ende überlebt er bei ihr sogar in einem Keller, als dieses Haus und das Dorf abgebrannt wird, weil von den Dorfbewohner:innen Partisanen unterstützt werden.

Dieser Horrortrip immer am Rande des Verhungerns und des Gefangenwerdens wird noch gesteigert, als er bei einer Mahlmaschine mit einer Hand ins Mahlwerk gerät und der diensthabende Arzt in einem Krankenhaus eine Behandlung verweigert, da er ein jüdisches Kind ist. Am nächsten Tag musste ihm wegen Wundbrands vom Chefchirurgen der rechte Arm oberhalb des Ellbogens amputiert werden.

Srulik/Jurek verzweifelt nicht, lernt mit seiner Situation umzugehen und mit viel Geschicklichkeit kann er jede Arbeit übernehmen. Auf diese Weise überlebt er bis zum Eintreffen der Roten Armee und er freundet sich mit einem russischen Soldaten an, der ihn mit nach Warschau nimmt, wo ihn ein Priester in Obhut nimmt. Dort erfährt er auch, dass seine Mutter und seine Geschwister ermordet wurden. Auch erfährt er wieder seinen eigenen Namen, den er über die Jahre vergessen hat.

Den Tod seines Vaters hat er auf der Flucht in einem Kornfeld miterleben müssen: Er ist erschossen worden. Ob diese Zufallsbegegnung (beide unabhängig auf der Flucht) Erfindung ist oder auch in Realität geschehen ist, kann ich nicht eruieren.

Damit endet der Roman und im Nachwort wird berichtet, dass ihm der Priester eine Grundschul- und Gymnasialausbildung ermöglicht hat, die er in der Hälfte der Zeit absolviert hat. Auf dessen Anraten wechselt er auch vom Geschichte- und Marxismusstudium zu Mathematik, worin seine Talente gelegen haben, und schließlich zieht er nach Israel, nimmt den Namen Yoram an und heiratet eine Frau, die er als Mädchen auf seiner Flucht kennengelernt hat.

Stilistisch ist der Roman wegen der Kluft zwischen dem Horror, den das Kind hat durchmachen müssen, und dem neutralen, berichtenden, nicht psychologisierenden Schreibstil manchmal sogar eigentümlich zu lesen, da es erscheint, als ob die permanente Todesgefahr dem kleinen Srulik nichts anhaben kann. Oder reflektiert dieser Stil dessen Charakter, der ihm das Überleben ermöglicht hat?


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25.09.2025 um 22:19
Zitat von GurnemanzGurnemanz schrieb:Richard Powers: Galatea 2.2
Guter Tipp, :) danke! Bisher kenne ich nur zwei Bücher von Richard Powers: "Das Echo der Erinnerung" und
"Der Klang der Zeit". Beides sehr spannende und interessante Romane.


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26.09.2025 um 21:22
Mirjam Pressler - Malka Mai

Pressler-Malke

2001 veröffentlichte Mirjam Pressler einen Roman über eine Flucht einer jüdischen Mutter mit ihren beiden Töchtern aus dem von den Deutschen besetzten Dorf Lawoczne in Ostpolen (heute Westukraine) nach Budapest im Jahr 1943. Sie haben im Realleben es geschafft und konnten nach Palästina ausreisen. Pressler hat Malka Mai 1996 in Israel getroffen, gibt aber im Nachwort zu, dass der Großteil der Geschichte fiktiv sei, da sich die Protagonistin kaum noch an die Flucht erinnern kann, die sie im Alter von sieben Jahren unternommen hat. Mit diesem Wissen ist die Lektüre ambivalent. Erzähltechnisch ist die Geschichte auf hohem Niveau. Es wird aus zwei Perspektiven geschrieben (Malka und ihre Mutter), aber von einem Erzähler, nicht in der Ich-Form. Die Schilderungen der physischen und psychischen Grenzerfahrungen gehen unter die Haut. Aber: Was kann stimmen, was nicht?

Hanna Mai ist Kreisärztin und lebt im Dorf Lawoczne, ihre Ehe ist eher zerrüttet, ihr Mann lebt in Palästina (Erez Israel) in einem Kibbuz, Hanna wollte nicht mitziehen, sondern Ärztin bleiben. Sie liebt ihre Unabhängigkeit und ihren gesellschaftlichen Status als Ärztin. Ihre beiden Töchter Minna (16) und Malka (7) werden von ihr allein aufgezogen. Als ihr bewusst wird, dass aufgrund der deutschen Besetzung ihr Leben in Gefahr ist, entscheidet sie sich zur Flucht nach Ungarn. Sie bezahlt Schlepper, die sie in einem Gewaltmarsch über die Berge nach Munkatsch in Ungarn (heute Karpato-Ukraine) bringen. Doch schon zuvor lässt Hanna Malka im kleinen Dorf Pilipec in den Waldkarpaten bei einem jüdischen Müller zurück, der für Hanna und Minna gegen gute Bezahlung gemeinsam mit weiteren Flüchtlingen aus Lawoczne einen Schleppertransport nach Budapest organisiert.

Während Hanna und Minna nach Budapest gelangen und dort falsche nicht-jüdische polnische Identitäten erhalten, jagt der Müller Malka aus Angst vor Deutschen und Pfeilkreuzlern weg. Sie wird von Gendarmen aufgeschnappt, an die polnische Grenze gebracht und an der Grenze von einem gutmütigen polnischen Grenzwächter, der ihre Mutter kennt, in sein Haus geschmuggelt, wo sie sich mit seinem mongoloiden Sohn anfreundet. Doch auch dieser Zygmunt hat Angst vor den Deutschen, vor allem wegen seines Sohnes, der dem Euthanasieprogramm zum Opfer fallen könnte. So bringt er sie in das Ghetto von Skole, wo sich das Mädchen mit Betteln durchschlägt, in einem Kohlekeller schläft und schließlich an Typhus erkrankt. Sie wird in ein Ghettokrankenhaus gebracht und geheilt. Dass ihr ein Weg aus dem Ghetto gezeigt wird, rettet ihr Leben, als sie während einer "Aktion", bei der alle Ghettobewohner:innen wie die Kranken im Krankenhaus aufgegriffen und deportiert werden in den "arischen" Teil fliehen kann. Wegen ihrer blonden Haare fällt sie nicht sonderlich auf und eine alte Frau nimmt sie für ein paar Tage auf, bis Malka wieder ins Ghetto zurückkehrt. Das Krankenhaus bleibt für die neu ins Ghetto Angelieferten funktionabel.

Hanna hört in Budapest das Gerücht, dass ihre zurückgelassene Tochter wieder in Polen ist. Schlepper bringen sie in einem Winterfußmarsch durch die Berge wieder zur polnischen Grenze und schließlich gelingt es ihr, Malka im Ghetto ausfindig zu machen. Die Großmutter des Polizisten hilft ihr und nach einigem Widerwillen geht Malka schließlich mit ihr aus dem Krankenhaus zu ihrer Mutter. Damit ist der Roman zu Ende, Malka und Hanna sind wieder am Ausgangspunkt ihrer Flucht. Minna währenddessen hat einen Weg nach Palästina gefunden.

Die Stärke des Romans sind die Schilderungen der Entbehrungen, der körperlichen Anstrengungen (alleine, dass mit wunden und entzündeten Füßen weitergegangen wird), der physischen und psychischen Belastung durch Hunger und Kälte. Dies macht ihn lesenswert, wobei im Auge behalten werden muss, dass es keine Dokufiktion ist. Die Fluchtwege haben so aussehen können, müssen aber nicht. Der Roman ist keine Zeitzeugenerinnerung. Warum Pressler dennoch Realnamen gewählt hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Auch nicht wird darauf eingegangen, dass dieser Teil östlich des Bugs, woher die Mais stammen, von 1939 bis zum Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion Teil Letzterer war und die Einwohner:innen mehr oder weniger gezwungen waren, die sowjetische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Einzig an zwei Stellen schimmert durch, dass Hanna Mai eine längere Zeit kaum Medikamente zur Verfügung hatte und sich diese von einem bekannten Arzt aus Munkatsch hat schicken lassen, das seit 1938 Teil Ungarns war.


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28.09.2025 um 11:52
Anthony Horowitz - Stormbreaker

Horowitz-Stormbreaker

Der britische Schriftsteller Anthony Horowitz hat sich auf Jugend-/Kinderaction-Romane spezialisiert und dies ist der 2000 erschienene erste Roman der erfolgreichen Reihe über den vierzehnjährigen Kinderagenten Alex Rider des MI6. Dass Horowitz dabei die James Bond-Serie verinnerlicht hat, ist sehr offensichtlich.

Alex Riders Eltern sind bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, als er ein Kleinkind war, und er wächst bei seinem Onkel Ian Rider auf, der offiziell im Auslandsaußendienst einer Bank arbeitet. Dieser Roman beginnt damit, dass Alex über den Verkehrstod seines Onkels informiert wird, die Bank übernehme laut Testament die Vormundschaft. Nur glaubt Alex nicht an einen Verkehrsunfall, sein Onkel wäre nie unangeschnallt gefahren. Auch wird das Arbeitszimmer seines Onkels von Unbekannten total leergeräumt. Und der Bankdirektor erscheint beim Begräbnis mit bewaffneten Sicherheitsleuten.

Alex sucht nach einem Beweis, dass sein Onkel nicht bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, und findet die Autoverwertung, wo der Wagen seines Onkels steht. Es ist von Kugeln durchsiebt. Während er im Auto sitzt, wird es in die Autopresse gehoben, und Alex kann sich gerade noch befreien. Bei der Flucht aus der Autoverwertung setzt er auch noch einen der beim Begräbnis anwesenden Sicherheitsmänner mit einem Karate-Kick außer Kraft.

Dies beeindruckt den Bankdirektor und beim Treffen in der Bank eröffnet er Alex die Wahrheit. Die Bank ist eine Deckfirma des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 und sein Onkel war Agent, der bei einem Einsatz ermordet wurde. Er sollte herausfinden, was einer der reichsten Männer Großbritanniens, Herod Sayle, in seiner Computerfabrik in Cornwall wirklich herstelle. In ein paar Wochen, am ersten April, schenke Sayle allen Schulen in Großbritannien einen neuen Super-PC, die bei einer Festveranstaltung am 1. April in London vom Premierminister per Mausklick ans Netz angeschlossen werden. Alex' Onkel sei knapp dran gewesen, das Geheimnis zu lüften, als ihn der russische Auftragsmörder Yassen Gregorovich erschossen hat. Alex solle nun die Arbeit seines Onkels abschließen. Aufgrund seiner blendenden Kondition und seiner Ähnlichkeit zu einem Kind, das einen Preis gewonnen hat und drei Tage in die Fabrik eingeladen worden ist, sei Alex der ideale Agent. Dieser sagt zu, als ihm die Alternative genannt wird: ein Waisenhaus in Birmingham.

Alex, der auf Anlass seines Onkels bereits Karate, Klettern, Tauchen, Motorradfahren, Autofahren erlernt hat, bekommt nun eine 14-tägige knallharte Grundausbildung in einem SAS-Trainingscamp (mit typischen Mobbingstorys) und wird nach Cornwall geschickt. Alex findet heraus, dass Sayle Kapseln mit genveränderten, tödlichen Windpockenviren in die Computer einbaut, die durch die Freigabe der Computer durch den Premierminister freigesetzt werden. Grund: Sayle wurde als Schüler in einem Elitegymnasium von Letzterem gemobbt. In James Bond-Manier kann Alex in letzter Sekunde verhindern, dass der Premierminister den fatalen Mausklick tätigt. Abspann: Alex wird vom schwer verletzten Sayle nochmal entführt, aber bevor ihn dieser von einem Dach stoßen kann, fliegt Gregorovich in einem Helikopter heran und erschießt Sayle. Der Geheimdienst lässt offen, ob er Alex wieder einsetzen werde. Die Basis für weitere Folgen ist gelegt.

Obwohl das Buch nur so vor Übertreibungen und Klischees strotzt, war es ein internationaler Erfolg.

Zu den Übertreibungen. Die Action-Szenen des 14-jährigen machen jeder James Bond-Folge Ehre. Wie oben schon geschrieben, entkommt Alex einer Autopresse und setzt einen Sicherheitsmann außer Kraft. Bei Sayle findet er heraus, dass die Virenkapseln in einem Stollen eines ehemaligen Zinnbergwerks eingebaut werden, indem er auf Basis einer gefundenen Karte seines Onkels durch einen stillgelegten, überfluteten Tunnel taucht. Alex schlägt Sayles Sicherheitsleute in einer tödlichen Motorradjagd an den Klippen von Cornwall, er kann mit einer metalllösenden Creme (Alex bekommt Goodies von einem Geheimdiensttechniker wie auch James Bond) sich aus einem Großaquarium mit einer tödlichen Riesenqualle befreien, er springt von einem selbst gelenkten Jeep mit Hilfe eines Spezial-Jojos und einer Harpune in die halboffene Ladeluke eines Transportflugzeugs, um nach London zu kommen, über London springt Alex per Fallschirm ab und landet genau in dem Museum, wo die Computereinweihungsfeier stattfindet, zuvor bringt er mit einer ferngesteuerten Rauchbombe das Flugzeug, das ihn zu jagen beginnt, zum Absturz. Horowitz geht also in die Vollen.

Zu den Klischees: Alex ist "kräftig, athletisch, blond" (Lebensborn-Affinitäten unterstelle ich Horowitz wegen seines jüdischen Familienhintergrunds nicht, aber es ist ein gängiges Klischees moderner Superkinder-Romane). Die Bösen sind Araber (Sayle stammt aus dem Libanon), Russen (der Auftragskiller und die sadistische Assistentin Sayles) und womöglich China/Chinesen (die Virenkapseln werden mit einem U-Boot mit chinesischem Zeichen am Heck angeliefert). Auch das Mobbing ist ein Klischee vieler moderner Jugendromane, und hier ersetzt es als Motivation für einen Massenmord den Ost-West-Konflikt bei James Bond.

Eigentlich sind hier alle Bausteine für die Verfilmung gelegt und 2006 wurde der Roman als Action-Thriller umgesetzt, aber der Film floppte.


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03.10.2025 um 16:46
Les Misérables von Victor Hugo, was schon sehr lange auf meiner To-Read-Liste stand.


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03.10.2025 um 19:21
Dan Brown - The Secret of Secrets


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03.10.2025 um 20:05
Zitat von GwyddionGwyddion schrieb:Dan Brown - The Secret of Secrets
Wie ist es? Ewig keinen Dan Brown mehr gelesen.


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03.10.2025 um 20:33
Zitat von DerBastiDerBasti schrieb:Wie ist es?
Interessant.. es spielt auf jeden Fall in Prag. Aber ich habe es gerade erst angefangen und kann noch kein Fazit ziehen. :)


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03.10.2025 um 20:34
Danke, dann wünsche ich dir erstmal viel Spaß beim weiterlesen.


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gestern um 21:53
Trude Teige
Als Großmutter im Regen tanzte

csm Als Grossmutter im Regen tanzte 9770Original anzeigen (0,6 MB)

https://www.fischerverlage.de/buch/trude-teige-als-grossmutter-im-regen-tanzte-9783596706976

Nach dem Tod ihrer Mutter erbt Juni das Haus auf der Insel und zieht dort ein. In diesem Haus haben zuvor schon Junis Großeltern gelebt und Juni hat als Kind viel Zeit dort verbracht.

Das Verhältnis zwischen Juni und ihrer Mutter Lilla war von Distanz und Konflikten geprägt. Lilla litt unter Alkoholismus und weigerte sich ihr Leben lang, Juni die Wahrheit über ihren Vater zu offenbaren. Eine liebevolle oder innige Beziehung entwickelte sich zwischen den beiden nie.

Auch das Verhältnis zwischen Lilla und ihrer Mutter Tekla war konfliktreich. Die beiden gerieten oft in Streit, und Tekla schwieg beharrlich über ihre Vergangenheit. Lange Zeit wusste Lilla weder von Teklas erster Ehe noch davon, dass Konrad, Teklas zweiter Mann, nicht ihr leiblicher Vater war.

Als Juni das Haus ausräumt, stößt sie auf ein Foto, das ihre Großmutter Tekla zusammen mit einem deutschen Soldaten zeigt, sowie auf Briefe an Teklas späteren Ehemann Konrad, Junis Großvater. Inmitten einer eigenen Lebenskrise und schwanger von ihrem gewalttätigen Ehemann, von dem sie sich gerade getrennt hat, macht sich Juni auf die Suche nach der Wahrheit.

Während der Besatzung Norwegens verliebte sich Junis Großmutter Tekla in den deutschen Soldaten Otto und musste 1945 gemeinsam mit ihm ihre Heimat verlassen. In Norwegen hätten sie keine gemeinsame Zukunft gehabt. Norwegische Frauen, die sich mit deutschen Soldaten einließen, galten als Verräterinnen und wurden geächtet. Ihre Staatsbürgerschaft wurde ihnen entzogen. Otto Adler enstammte einer wohlhabenden Familie und Otto erzählte Tekla immer von dem Gutshof in Demmin, auf dem sie zusammen mit Ottos Familie leben würden.

Doch statt einem schönen Zuhause, Geborgenheit, Sicherheit, Familie und Hoffnung erwarteten sie dort Angst, Chaos und Zerstörung. Der Gutshof war verwüstet, Ottos Elternhaus von sowjetischen Soldaten besetzt. Bruder, Schwester und Mutter tot, der Vater sterbenskrank.

Nach und nach gelingt es Juni, die verschüttete Wahrheit über Teklas Vergangenheit ans Licht zu bringen und zu erfahren wie ihre Großmutter den schweren Weg zurück nach Norwegen fand.

In Demmin stößt Juni bei ihrer Spurensuche außerdem auf eine der dunkelsten Episoden der deutschen Nachkriegsgeschichte. Während des Einmarsches der Roten Armee im Frühjahr 1945 kam es in Demmin zu Massensuiziden und Gewalttaten.

Wikipedia: Massensuizid in Demmin

Als Juni schließlich Teklas Geheimnis enthüllt, begreift sie auch, warum ihre Großmutter gegenüber Lilla geschwiegen hat.

Die Geschichte ist bewegend und intensiv, zudem liefert sie interessante Hintergrundinformationen – etwa über Demmin, von dem ich zuvor noch nie gehört hatte. Sie vermittelt sehr anschaulich, wie hart das Leben nach dem Zweiten Weltkrieg war: Alles lag in Trümmern, es gab weder Wasser noch Strom, kaum Nahrung, keine Arbeit und kein Geld.

Ich habe die deutsche Übersetzung gelesen; der Schreibstil wirkte stellenweise recht einfach, fast wie in einem Schulaufsatz. Ich hätte mir eine stilistisch schönere, flüssigere und elegantere Sprache gewünscht – möglicherweise lag das jedoch an der Übersetzung.


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