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Gedichte aus aller Welt

798 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Literatur, Gedichte, Lyrik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte aus aller Welt

11.08.2021 um 22:55
Hugo Ball

Der Literat

Ich bin der große Gaukler Vauvert.
In hundert Flammen lauf ich einher.
Ich knie vor den Altären aus Sand,
Violette Sterne trägt mein Gewand.
Aus meinem Mund geht die Zeit hervor,
Die Menschen umfass ich mit Auge und Ohr.

Ich bin aus dem Abgrund der falsche Prophet,
Der hinter den Rädern der Sonne steht.
Aus dem Meere, beschworen von dunkler Trompete,
Flieg ich im Dunste der Lügengebete.
Das Tympanum schlag ich mit großem Schall.
Ich hüte die Leichen im Wasserfall.

Ich bin der Geheimnisse lächelnder Ketzer,
Ein Buchstabenkönig und Alleszerschwätzer.
Hysteria clemens hab ich besungen
In jeder Gestalt ihrer Ausschweifungen.
Ein Spötter, ein Dichter, ein Literat
Streu ich der Worte verfängliche Saat.

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Gedichte aus aller Welt

11.08.2021 um 23:26
Der Mensch ist ein Flötenbläser

Jean Arp (1878-1966)


Der Mensch ist ein Flötenbläser.
Der Mensch ist ein Leierspieler.
Der Mensch ist ein Tempelbauer:
Der Mensch ist aber auch ein mordgeiler Schwerterschmied.
Mit welch elementarer Geschäftstüchtigkeit sind in den
Gesängen des Homer die Ergebnisse der Schlächtereien aufgezählt.
Der Mensch ist eine schönheitstrunkene Spinne.
Der Mensch ist ein reißender Wolf, der Kuckuck ruft.
Der Mensch ist ein Bogenschütze, der Fingerhüte erlegt,
ein hoffnungslos vernagelter Mörder, ein Atompilzzüchter
mit Großvaterkäppchen auf dem Kopf, der alles bisher Erreichte
in den endgültigen Schatten stellen wird.
Der Mensch ist ein wauwaubellender Richter, eine vierfache Wurzel
vom unzureichenden Grund, die eine Unzahl Wetterfähnchen
auf ihrem Gipfel trägt, eine Onkel-Tom's Hütte,
ein auf Schusters Rappen reitender Klavierflügel.
Der Mensch ist aber vor allem die personifizierte lasterhafte Geschäftigkeit,
die wohl für immer das Sinnen und Beten verlernt hat.
Am Besten ist es, beim Anblick des Menschen Reißaus zu nehmen
und in die tiefsten, dunkelsten Spalten der Erde zu fliehen.
Aus seinen acht lockenumrahmten Öffnungen stößt der Mensch
unaufhörlich blauen Dunst, grauen Nebel, grauen Rauch aus.
Das Unsinnige, das Ungeheure, das Tobsüchtige
ist das Ziel seines Strebens. Der Mensch findet es natürlich,
das Unnatürliche zu begehren. Weil er keine Flügel hat,
will er Flügel haben und fliegen. Die Flügel haben es ihm besonders angetan.
Er fühlt sich gottähnlich, wenn er mit einem Kübel Benzin
unter seinem Hintern in den Himmel saust.
Der Mensch ist aber auch eine beseelte Knospe.
Der Mensch ist aber auch ein Dichter.
Der Mensch ist aber auch ein Heiliger,
ein regenbogenfarbener Engel.


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Gedichte aus aller Welt

12.08.2021 um 00:12
That Was fast.
I mean life.

(Ron Padgett)


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Gedichte aus aller Welt

13.08.2021 um 00:47
Anhand der vorhergehenden Gedichte stelle ich fest, es findet ein Stelldichein der Dadaisten statt:) Hugo Ball, Emmy Ball-Hennings, Hans Arp. Jetzt fehlen nur noch Tristan Tzara und Richard Huelsenbeck, dann haben wir die wichtigsten Gründungsmitglieder des Dadaismus beisammen.



TRISTAN TZARA


Um ein dadaistisches Gedicht zu machen….

Nehmt eine Zeitung. Nehmt Scheren.

Wählt in dieser Zeitung einen Artikel von der Länge aus, die Ihr Eurem Gedicht zu geben beabsichtigt.

Schneidet den Artikel aus. Schneidet dann sorgfältig jedes Wort dieses Artikels aus und gebt sie in eine Tüte. Schüttelt leicht.

Nehmt dann einen Schnipsel nach dem anderen heraus. Schreibt gewissenhaft ab in der Reihenfolge, in der sie aus der Tüte gekommen sind.

Das Gedicht wird Euch ähneln. Und damit seid Ihr ein unendlich origineller Schriftsteller mit einer charmanten, wenn auch von den Leuten unverstandenen Sensibilität.


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Gedichte aus aller Welt

13.08.2021 um 00:51
RICHARD HUELSENBECK

Aus Wikipedia: 1936 emigrierte er mit seiner Frau Beate Wolff, geb. Löchelt, dem gemeinsamen Sohn Thomas und der Stieftochter, die nach nationalsozialistischer Definition „Halbjüdin“ war, in die USA nach New York.



New York ist am Abend wie eine Wiese

New York ist am Abend wie eine Wiese
umsponnen vom Glanz vielfacher Wünsche,
Straßen und Stunden verschwinden im Wirrsal
der Menge. Der Abend ist schwer von Süße.

Hier und da ist noch ein Reiter verspätet
im Park, wo die Rufe der Liebenden hallen.
Seen liegen, von Fischen entgrätet
wie Tote, flach und verlassen von allen.

Das Karussell, wo die Kinder sich drehten und lachten
am Tag ist nun ein Gespenst, dem Schatten entglitten
und da, wo die Matrosen um Wein und Wette geritten
warten Figuren in hölzernen Trachten.

Irgendwo in New York schlägt die Uhr der Nacht,
an der Battery vielleicht, wo die Dampfer passieren.
Vater und Mutter haben gewacht
bei offenen Türen.

Glücklich die Reichen, die in ihren Betten
vom Sommer träumen, aber auch sie drehen sich
schlaflos, wenn des Morgens neue Schwüle
ödes Gleichmaß verspricht.


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Gedichte aus aller Welt

16.08.2021 um 21:47
Robert Walser

"Welt (I)"

Es lachen, es entstehen
im Kommen und im Gehen
der Welt viel tiefe Welten,
die alle wieder wandern
und fliehend durch die andern,
als immer schöner gelten.

Sie geben sich im Ziehen,
sie werden groß im Fliehen,
das Schwinden ist ihr Leben.
Ich bin nicht mehr bekümmert,
da ich kann unzertrümmert
die Welt als Welt durchstreben.


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Gedichte aus aller Welt

17.08.2021 um 16:32
ROBERT WALSER (geboren 1878 in Biel, gestorben 1956 in Herisau. Er verbrachte die letzten 23 Jahre seines Lebens in der dortigen Heil- und Pflegeanstalt.

Ueber Robert Walsers Gedichte schrieb Franz Blei: Jedes war etwas und stand für sich; Klage nicht lauter als ihr Anlass, Freude nicht stärker als ihr Grund. Voll Zartheit in der Farbe, nie im Undeutlichen verschwimmend, immer gehalten von einer guten Struktur, die sich um nichts in der Welt in Stimmungssülze legen lässt...Ganz aus dem Innern dieser Gedichte war der Vers nirgends von aussen appliziert...und es waren ganz gewöhnliche Worte, nicht "erlauchte", wie man sie in der damaligen Mode gern so viel las.

(Quelle: Robert Walser. Gedichte. Insel Taschenbuch 761)


Zu philosophisch

Wie geisterhaft im Sinken
und Steigen ist mein Leben.
Stets seh ich mich mir winken,
dem Winkenden entschweben.

Ich seh mich als Gelächter,
als tiefe Trauer wieder,
als wüsten Redeflechter;
doch alles dies sinkt nieder.

Und ist zu allen Zeiten
wohl niemals recht gewesen.
Ich bin vergessne Weiten
zu wandern auserlesen.



Trug

Nun wieder müde Hände,
nun wieder müde Beine,
ein Dunkel ohne Ende,
ich lache, dass die Wände
sich drehen, doch dies eine
ist Lüge, denn ich weine.


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Gedichte aus aller Welt

19.08.2021 um 22:06
Vor paar Tagen habe ich beim Stöbern in meinem Lyrik-Regal ein ganz schmales Büchlein mit Robert Walser Gedichten wieder
entdeckt. Das hat da wohl Jahrzehnte lang ein völlig unbeachtetes Dasein gefristet. Warum ich das einfach vergessen konnte
ist mir schleierhaft. ^^
Es ist ein Nachdruck des ersten und einzigen Gedichtbandes, den Robert Walser anno 1909 selber heraus gegeben hat.

Ich bin derart begeistert von diesen lyrischen Kostbarkeiten, dass ich mich zurück halten muss, um nicht im Stundentakt die ganzen Threadseiten mit Walser Gedichten voll zu pflastern. :D

Helle

Graue Tage, wo die Sonne
sich wie eine blasse Nonne
hat gebärdet, sind nun hin.
Blauer Tag steht blau da oben,
eine Welt ist frei erhoben,
Sonn' und Sterne blitzen drin.
Alles das vollzog sich stille,
ohne Lärm, als grosser Wille,
der nicht Federlesens macht.
Lächelnd öffnet sich das Wunder,
nicht Raketen und nicht Zunder
brauchts dazu, nur klare Nacht.


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Gedichte aus aller Welt

21.08.2021 um 08:59
Aus Wikipedia: Als Pasternak 1958 der Nobelpreis für Literatur „für seine bedeutende Leistung sowohl in der zeitgenössischen Lyrik als auch auf dem Gebiet der großen russischen Erzähltradition“ verliehen werden sollte, nahm er diesen zwar zunächst an, lehnte aber später auf Druck der sowjetischen Obrigkeit ab.


Boris Pasternak

Der Nobelpreis

Bin am End, ein Tier im Netze.
Fern gibt’s Menschen, Freiheit, Licht.
Hinter mir der Lärm der Hetze,
Und nach draußen kann ich nicht.

Finstrer Wald, ein Teich inmitten,
Tannenstamm, gefällt vom Streich.
Jeder Weg ist abgeschnitten.
Komm, was wolle, mir ist’s gleich.

Was verbrach ich an Gemeinem,
Ich ein Mörder, ein Popanz?
Ließ die ganze Welt nur weinen
Ob der Schönheit meines Lands.

Doch auch so, schon nah dem Sarge,
Glaub ich, eine Zukunft winkt,
Wo die Macht des Tückisch-Argen
Vor dem Geist des Guten sinkt.

Immer näher komm die Meute.
Andre Schuld liegt noch auf mir:
Meine rechte Hand fehlt heute,
Die Geliebte ist nicht hier.

Mit dem Strick schon um die Kehle
Sei mein letzter Wunsch bekannt:
Daß die Tränen meiner Seele
Abwisch meine rechte Hand!

Januar/März 1959

(Übersetzt von Rolf-Dietrich Keil)


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Gedichte aus aller Welt

23.08.2021 um 09:25
JURA SOYFER

Aus Wikipedia:
Jura Soyfer (geboren 8. Dezember 1912 in Charkow, Russisches Kaiserreich; gestorben 16. Februar 1939 im KZ Buchenwald) war in den 1930er Jahren ein politischer Schriftsteller in Österreich. Er publizierte in mehreren Zeitschriften und verfasste insgesamt fünf Stücke und drei erhaltene Szenen, die bis heute aufgeführt werden.

Er selber sowie seine Werke blieben nach dem Krieg lange unbekannt und wurden erst ab den späten 60er Jahren durch mancherlei Bemühungen aus der Vergessenheit gerettet.


Das Dachaulied

Stacheldraht, mit Tod geladen,
ist um unsre Welt gespannt.
Drauf ein Himmel ohne Gnaden
sendet Frost und Sonnenbrand.
Fern von uns sind alle Freuden,
fern die Heimat, fern die Frau´n,
wenn wir stumm zur Arbeit schreiten,
Tausende im Morgengrau´n.

Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt
und wurden stahlhart dabei:
Sei ein Mann, Kamerad,
bleib ein Mensch, Kamerad,
mach ganze Arbeit, pack an, Kamerad,
denn Arbeit, Arbeit macht frei!

Vor der Mündung der Gewehre
leben wir bei Tag und Nacht
Leben wird uns hier zur Lehre
schwerer, als wir´s je gedacht
Keiner mehr zählt Tag´ und Wochen
mancher schon die Jahre nicht
und gar viele sind zerbrochen
und verloren ihr Gesicht

Und wir haben die Losung von Dachau gelernt
und wurden stahlhart dabei:
Sei ein Mann, Kamerad,
bleib ein Mensch, Kamerad,
mach ganze Arbeit, pack an, Kamerad,
denn Arbeit, Arbeit macht frei!

Schlepp den Stein und zieh den Wagen,
keine Last sei dir zu schwer.
Der du warst in fernen Tagen,
bist du heut schon längst nicht mehr.
Stich den Spaten in die Erde,
grab dein Mitleid tief hinein,
und im eignen Schweiße werde
selber du zu Stahl und Stein.

Und wir haben die Losung von Dachau gelernt
und wurden stahlhart dabei:
Sei ein Mann, Kamerad,
bleib ein Mensch, Kamerad,
mach ganze Arbeit, pack an, Kamerad,
denn Arbeit, Arbeit macht frei!

Einst wird die Sirene künden:
Auf, zum letzten Zählappell!
Draußen dann, wo wir uns finden
bist du, Kamerad, zur Stell
Hell wird uns die Freiheit lachen
vorwärts geht´s mit frischem Mut
und die Arbeit, die wir machen
diese Arbeit, die wird gut!

Denn wir haben die Losung von Dachau gelernt
und wurden stahlhart dabei:
Sei ein Mann, Kamerad,
bleib ein Mensch, Kamerad,
mach ganze Arbeit, pack an, Kamerad,
denn Arbeit, Arbeit macht frei!




Vagabundenlied

Der Sommer ist verglommen,
Der Herbst hat ausgeweint,
Nun ist der Winter kommen,
Der bitterböse Feind.
Die Erde liegt im Leichenhemd
Und war einst jung und bunt.
Was suchst Du noch, Du bist hier fremd,
Mein Bruder Vagabund.

Wie springt dir an die Waden
Der scharfe Winterwind,
Du bist nicht eingeladen,
Wo sie besoffen sind.
Dich ruft kein Wirt zum heißen Punsch
Um Sankt Silversters Stund’:
Ein Rabe krächzt den Neujahrswunsch,
Mein Bruder Vagabund.

Und wär der Himmel droben
Von Samt und von Brokat
Und Sternlein eingewoben,
Ein jedes ein Dukat,
Wär keiner, der die Leiter stellt,
Daß man sie holen kunnt,
So ist die Zeit, so ist die Welt,
Mein Bruder Vagabund.


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Gedichte aus aller Welt

23.08.2021 um 18:36
JOSEPH ROTH

Der Strich

Manchmal seh ich: Der Strich hat sich ausgedehnt
und ist, wie ein Globus, rund und groß geworden
und erstreckt sich auf alle Meridiane vom Süden zum
Norden,
und jeder Parallelkreis ist ein Strich - und wir sind so daran
gewöhnt,
daß wir es nicht merken, wie die Geographie
eine große Prostitution geworden.

Es wandern Journalisten zum käuflichen Genuß
mit geschminktem Artikel in die Redaktionen.
Und Diplomaten mit zierlichem Gruß
setzen sich zu einem Einleitungsschmus
und stecken das Strumpfgeld in die Aktentaschen - -
Dann bringt die Morgenzeitung die neuesten Sensationen
(vom Friedensschauplatz der Welt), nach denen die Leser
haschen.

Und also verworren ist mein Begriff von den Dimensionen,
vergessen hab ich die Grundsätze der Geometrie -
ich kenne nur die Komm-mit-Melodie
der Huren, welche die Erde bewohnen - -
Und ratlos, tausendmal im Tag, frage ich mich:
Ist der Strich eine Kugel? Oder die Kugel ein Strich?

(1924)


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Gedichte aus aller Welt

23.08.2021 um 22:40
Ohne Moos
nix los


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Gedichte aus aller Welt

23.08.2021 um 23:00
@Marianne48

Jura Soyfer und Joseph Roth <3


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Gedichte aus aller Welt

24.08.2021 um 07:02
Nachtgedicht

Dich bedecken
nicht mit Küssen
nur einfach
mit deiner Decke
(die dir von der Schulter geglitten ist)
dass du im Schlaf nicht frierst.

Später
wenn du erwacht bist
das Fenster zumachen
und dich umarmen
und dich bedecken
mit Küssen
und dich entdecken.

(Erich Fried)


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Gedichte aus aller Welt

24.08.2021 um 08:29
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Jura Soyfer und Joseph Roth <3
Von Jura Soyfer habe ich vor vielleicht 2 oder 3 Jahren zum ersten Mal etwas mitbekommen. In irgend einem Buch, ich bin die ganze Zeit am Ueberlegen in welchem, aber ich komme einfach nicht drauf.

:merle:


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Gedichte aus aller Welt

24.08.2021 um 23:17
Franz Kafka

In der abendlichen Sonne

In der abendlichen Sonne
sitzen wir gebeugten Rückens
auf den Bänken in dem Grünen.
Unsere Arme hängen nieder,
unsere Augen linzeln traurig.

Und die Menschen gehn in Kleidern
schwankend auf dem Kies spazieren
unter diesem großen Himmel,
der von Hügeln in der Ferne
sich zu fernen Hügeln breitet.


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Gedichte aus aller Welt

25.08.2021 um 08:19
You’ll be forgotten as if you never were
Like a bird’s violent death
like an abandoned church you’ll be forgotten,
like a passing love
and a rose in the night … forgotten.

Mahmoud Darvish


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Gedichte aus aller Welt

25.08.2021 um 17:59
@Narrenschiffer :merle:


Joseph Roth

Wo?

Ich war einmal ein kleines Kind,
Das angstgequält zur Mutter floh,
Wenn durch den Schornstein fuhr der Wind - - -
Ich weiß nicht, wo . . .

Ich hab’ einmal gehört ein Lied,
Das klang so zart und müde so,
Als ich von meiner Heimat schied, - - -
Ich weiß nicht, wo . . .

Es hat einmal mein Herz gelebt . . .
Mohnblumen brannten lichterloh . . .
Ich hab’ einmal ein Glück erlebt. . .
Ich weiß nicht, wo . . .

(Österreichs Illustrierte Zeitung 6.2.1916)


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Gedichte aus aller Welt

25.08.2021 um 23:06
@Marianne48

Vielen Dank für dieses mitten im Krieg geschriebene Roth-Gedicht!


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Gedichte aus aller Welt

26.08.2021 um 00:40
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Vielen Dank für dieses mitten im Krieg geschriebene Roth-Gedicht!
Hab ich gerne gemacht. Ich mag ihn, den Joseph Roth.

Er trug wohl schon in jungen Jahren eine ganz tiefe Traurigkeit in sich, sie zeigt sich in seinen Gedichten.


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