Depressionen

fluff schrieb:kennt hier noch jemand sowas sowas wie "frühlingsdepression"?

Bei mir gibts da keine bestimmten Jahreszeiten.
Aber allgemein geht's mir schon öfter besser wenn ich viel rausgehen kann und Sonne tanken. Was vllt auch daran liegt, dass ich dann Stundenlang nur für mich bin und nicht von der Hektik überrollt werde.
Frühlingsdepression höre ich persönlich zum ersten Mal - kannst du das ein wenig beschreiben, wie man sich das vorstellen kann, bzw was genau dich da depressiver macht als wie zB im Herbst? Vllt gabs mal einen Auslöser, ein Erlebnis was du negativ im Hinterkopf behalten hast, was genau zu dieser Jahreszeit stattfand?

@Streuselchen

das ist sozusagen nochmal eine etwas gesonderte form meiner eigentlichen depression.

sobald es draußen schöner wird und die tage länger, hat man ja das bestreben nach draußen zu gehen. und eben das wird hier für mich zunehmend schwer. ich habe quasi vom schönen wetter nichts. es ist mir zu voll und zu hektisch und man hat hier nirgendwo eine ruhige ecke. im winter war der vorteil, dass man sich drinnen verkriechen konnte. oder eben nur kurz draußen herumlaufen. jetzt wo frühling wird, habe ich wie die meisten menschen den drang, möglichst viel zeit draußen zu verbringen. und gleichzeitig ist es überhaupt nicht (mehr) schön.

dazu kommt, dass diese allgemeine aufbruchstimmung (hoffnung, aufblühen, neuanfang) nicht zu meiner inneren stimmung passt.

@fluff

Ok das kann ich verstehen. Auch wenn ich das nicht habe.
Stell ich mir sehr anstrengend vor :( Tut mir voll leid.

@Streuselchen

ja, ist es.

mich hat nur mal interessiert ob es jemandem ähnlich geht.

Ich versuche jetzt arbeiten zu gehen. Drückt mir die Daumen! Es ist nur ein kurzer Frühdienst von 6-9. Ich glaube ich schaff das. Ich fahre mit dem Taxi hin und zurück..

Pony2.4 schrieb:Ich versuche jetzt arbeiten zu gehen. Drückt mir die Daumen! Es ist nur ein kurzer Frühdienst von 6-9. Ich glaube ich schaff das. Ich fahre mit dem Taxi hin und zurück..

und hat es geklappt? Wie geht es Dir?

Tussinelda schrieb:und hat es geklappt? Wie geht es Dir?

Naja, eigentlich hat es geklappt. Ich hab den Dienst gut gemacht und war froh, dass ich da war, hatte keine Ängste.

Hatte dann allerdings ein Gespräch mit der Chefin, was mich irgendwie jetzt belastet, obwohl es nicht schlecht war. Sie erzählte mir, dass sie auch eine Panikstörung hatte und lange Antidepressiva nahm. Das fand ich gut, denn ich weiß, dass sie versteht, was ich durchmache. Allerdings hat sie mich auch gefragt, ob mein (etwas spezieller) Job überhaupt noch machbar für mich ist. Das hab ich bejaht, ich liebe meine Arbeit. Sie hat das auch so angenommen, trotzdem beschäftigt mich das jetzt.

Naja, Fazit: Ich hab's gut hingekriegt aber jetzt hab ich Migräne.

Ich möchte trotzdem morgen und Mittwoch die zwei Dienste schaffen, dann hab ich regulär vier Tage frei.

Pony2.4 schrieb:Naja, Fazit: Ich hab's gut hingekriegt aber jetzt hab ich

Bitte nimm’s mir nicht krumm….. du hast es gut geschafft und sofort wieder Migräne. Vielleicht braucht dein Körper noch viel mehr Erholung als du merkst?

Pony2.4 schrieb:Allerdings hat sie mich auch gefragt, ob mein (etwas spezieller) Job überhaupt noch machbar für mich ist.

das ist die Fürsorge, zu der sie verpflichtet ist. Da würde ich mir keine weiteren Gedanken machen, sondern lieber daran denken, dass Du es geschafft hast!
Aber auch auf Deine Migräne achten.....nicht, dass alles doch noch zu viel ist.

Mrs.Rollins schrieb:Bitte nimm’s mir nicht krumm….. du hast es gut geschafft und sofort wieder Migräne. Vielleicht braucht dein Körper noch viel mehr Erholung als du merkst?

Ja, mir geht's auch wirklich nicht gut. Du hast recht.

Ich hab jetzt zwei Dienste geschafft. Heute noch den letzten. Ich merke aber, dass ich im Grunde nicht arbeitsfähig bin. Die Schlafstörung haut wieder voll rein. Diese Unruhezustände nachts sind wirklich ätzend.

Gestern kamen dann Krankmeldungen für heute. Das heißt wir sind heute unterbesetzt und ich muss bis zehn bleiben. Das stresst mich schon wieder so unnormal und hat mich heut Nacht um den Schlaf gebracht ("halte ich das durch bis zehn?" "Wenn ich Migräne bekomme, kann ich nicht weg, weil alleine im Dienst und Aufsichtspflicht"...)

In acht Tagen ist endlich der Termin in der psychosomatischen Ambulanz. Ich tendiere mittlerweile auch dazu, mich ab nächster Woche nochmal krank zu melden und zwar so lange, bis ein Medikament vollständig eingeschlichen ist und hoffentlich Linderung bringt. Ich bin optimistisch.

Die nächsten vier Tage hab ich frei und hab mir auch nichts vorgenommen. Gut möglich, dass ich dann wieder besser schlafe. Ich hoffe es.

@fluff
@Streuselchen
@mila

Ich hab fast ein schlechtes Gewissen, hier so rumzuheulen, mit meiner neu erworbenen Erkrankung.

Ich weiß, dass es euch seit vielen Jahren richtig beschissen geht und ihr wahrscheinlich froh um so ne "kleine Panikstörung" wärt.

Ich hab ganz großen Respekt vor euch und eurem Durchhaltevermögen. Andersrum fehlen mir auch einfach die Worte, da irgendwas zu euch zu sagen und die richtigen Worte zu finden. Was bringt das, euch sowas zu sagen wie "es wird bestimmt besser" usw., wenn man davon im Grunde nicht auszugehen braucht.

Ich wünsche euch einfach Kraft.

@Pony2.4
Also ich bitte dich 🤨 du heulst nicht rum und es ist total egal ob seit heute oder 10, 20 Jahre. Krankheit ist immer scheiße. Hier sollte für Betroffene ein safespace und ein Platz des Austauschs und der Hilfestellung sein. Lass alles raus, das hilft 👍🏻 ich bin immer ansprechbar wenn etwas sein sollte 😘

Pony2.4 schrieb:Ja, mir geht's auch wirklich nicht gut. Du hast recht

Das tut mir leid. Ich hatte nur gefragt, weil ich das kenne. Immer oder über einen langen Zeitraum am Limit, drüber hinweg. Ich hatte dann Zeiten, in denen ging es mir nicht gut. Irgendwann ging es mir so schlecht, dass ich es nicht mehr ignorieren konnte. So weit hätte ich es nicht kommen lassen sollen, aber gut.
Denk da jetzt an dich, dein Kleiner braucht dich auch. Versuche, erstmal wirklich gesund zu werden bevor du dich über kurz oder lang wieder in die Arbeit stürzt. Das hilft niemanden.
Ich wünsche dir, dass du den für dich richtigen Weg findest.

Pony2.4 schrieb:Ich hab fast ein schlechtes Gewissen, hier so rumzuheulen, mit meiner neu erworbenen Erkrankung.

Also erstens Mal heulst du nicht rum, in meinen Augen, sondern suchst nach Trost und Beruhigung - was völlig verständlich ist. Und zweitens brauchst du wegen gar nichts ein schlechtes Gewissen haben. Du bist erkrankt und das hast du dir nicht ausgesucht.

Pony2.4 schrieb:Ich weiß, dass es euch seit vielen Jahren richtig beschissen geht und ihr wahrscheinlich froh um so ne "kleine Panikstörung" wärt.

Nein. Und werte deine Panikstörung nicht als was kleines ab. Du siehst doch wohin dich das geführt hat und wie sehr du da darunter leidest. :(
Ich glaube, unser aller Leid unterscheidet sich kaum voneinander - außer evtl in den Gründen, die dahinter liegen.
Aber Leid ist Leid und keins ist "wichtiger" als das andere.

Pony2.4 schrieb:Ich hab ganz großen Respekt vor euch und eurem Durchhaltevermögen. Andersrum fehlen mir auch einfach die Worte, da irgendwas zu euch zu sagen und die richtigen Worte zu finden. Was bringt das, euch sowas zu sagen wie "es wird bestimmt besser" usw., wenn man davon im Grunde nicht auszugehen braucht.

Hier muss auch keiner was aufbauendes, oder vermeidlich aufbauendes zum anderen sagen.
Ich finds gut, dass wie hier alle Menschen finden, die nachempfinden können. Das Gefühl ist mir persönlich zB viel wichtiger als das mir jemand Mut zuspricht oder Lösungen anbieten möchte. So nett wie das gemeint ist, sowas würde ICH nur von Ärzten zulassen.
Hier gehts mir ums zwischenmenschliche und das Beieinandersein - andere verstehen und von anderen verstanden werden.

Ich wünsch dir vob Herzen dass du bald zur Ruhe kommst und das die Ambulante Therapie dir hilft. Ich find es ganz ganz toll das du dir so schnell Hilfe gesucht hast und dein Problem ernst nimmst. Das ist es nämlich auch, auch wenn du das nicht so sehen magst im Moment.
Fühl dich lieb umarmt

fluff schrieb am 13.02.2022:kennt hier noch jemand sowas sowas wie "frühlingsdepression"?

Ja, da bei mir Motivation nicht gleichbedeutend mit besserer Stimmung ist. Ist es wieder wärmer und heller, bekomme ich zwar mehr Motivation, aber diese führt zu nix. Dann fühle ich mich gleichzeitig zutiefst unzufrieden und trotzdem unangenehm getrieben. Da sind mir die Wintermonate lieber, da kann ich wenigstens meine Unzufriedenheit etwas verschlafen.

@Scott78

ja, so gesehen mag ich auch den winter lieber. man kann sich besser einigeln.

jetzt wird es von tag zu tag schöner, und bleibt immer länger hell. finden irgendwie alle toll. nur ich nicht. ich weiß nichts damit anzufangen. hier in der gegend hat man kaum etwas vom frühling. meine gewohnten strecken mache ich meist schon am vormittag, weil es da noch relativ ruhig überall ist (da der großteil diese standardmäßigen arbeitszeiten hat). die nachmittage und abende sind schlimm. da sind dann alle draußen unterwegs und man hat keine ruhige ecke mehr. aber in der wohnung verkriechen ist bei schönem wetter halt auch keine option. :-(

naja, und die sache mit der motivation. man spürt diese aufbruchstimmung und alles, aber man kann sie selbst nicht umsetzen. weil man schon seit jahren eigentlich irgendwie im selben morast steckt.

Pony2.4 schrieb am 16.02.2022:Ich hab fast ein schlechtes Gewissen, hier so rumzuheulen, mit meiner neu erworbenen Erkrankung.

Ich weiß, dass es euch seit vielen Jahren richtig beschissen geht und ihr wahrscheinlich froh um so ne "kleine Panikstörung" wärt.

Ich hab ganz großen Respekt vor euch und eurem Durchhaltevermögen. Andersrum fehlen mir auch einfach die Worte, da irgendwas zu euch zu sagen und die richtigen Worte zu finden. Was bringt das, euch sowas zu sagen wie "es wird bestimmt besser" usw., wenn man davon im Grunde nicht auszugehen braucht.

Ich wünsche euch einfach Kraft.

danke für deine worte, @Pony2.4
- aber du solltest kein schlechtes gewissen haben! es bringt nichts, vergleichen zu wollen wem es schlechter geht. wenn es dir schlecht geht, dann ist das so. da muss man nichts kleinreden oder relativieren.

ich wünsche dir auch, dass du wieder auf die beine kommst. da du sehr zeitnah begonnen hast etwas zu unternehmen, wäre ich da optimistisch. denn je länger eine erkrankung unbehandelt fortschreitet, desto schwieriger wird es.

als durchhaltevermögen würde ich das meinerseits nicht bezeichnen. eher so dahinvegetieren. man lebt halt irgendwie, von tag zu tag.

Pony2.4 schrieb am 16.02.2022:Ich hab fast ein schlechtes Gewissen, hier so rumzuheulen, mit meiner neu erworbenen Erkrankung.

Sowas wurde einem eingetrichtert in frühern Tagen.Man darf nicht schwach sein, nicht schwach sein, nicht "herumheulen"..zum Glück wird sowas immer öffentlicher, grade die ganze Corona-Sache hat viele das erste mal in eine tiefe Persönlichkeitskrise gestoßen.Die Praxen sind voll inzwischen mit gestrauchelten Leuten.Wartezeit bei meinem Psych momentan: 11 Monate.

Man darf sich schlecht fühlen und es ist auch völlig normal sich schlecht zu fühlen, behandelbar natürlich wenn es nicht besser wird.Die gesellschaft sollte ihre Kinder auch auf sowas im leben vorbereiten.Ich leite ne kleine Gruppe auf Facebook mit Schizos und Leute mit Depressionen.Die kommen da frisch an und wissen gar nicht so genau, was los ist.Ein Vorteil vom Netz, man kann aus großer Ferne zusammenstehen und mitteilen, dass diese ganze scheisse, die mit einem passiert...ja man ist nicht alleine damit, viele kacken grade ab.

Das was einem eingeredet wurde, niemals Schwäche zu zeigen ist ein Zeitprodukt unserer Ellenbogengesellschaft, da zählt nur der Beste und der Stärkste, die, die nicht soviel Kraft haben sind die ersten, die einknicken.Genug geschwafelt: Wünsche dir auch viel Kraft.

Vymaanika schrieb:Sowas wurde einem eingetrichtert in frühern Tagen.Man darf nicht schwach sein, nicht schwach sein, nicht "herumheulen"..

Diese Einstellung ist ein großes Problem und leider immer noch weit verbreitet.

Wenn man nicht gerade offensichtlich großem Leid in Form von Krieg, Hungersnot usw. ausgesetzt war/ist, wird vieles andere an Leid und Schmerz klein geredet und mit anderen Formen von Leid verglichen und abgewogen. Manchmal ist dann sogar die Rede von Luxusproblemen.

Für Betroffene Personen die leiden, ist sowas aber absolut uninteressant und kontraproduktiv, denn Leid ist letztendlich Leid und gehört auf keine Wage. Ich wünschte, das würde endlich mal überall ankommen.

Bei mir hat heut morgen die psychosomatische Ambulanz angerufen. Der Neurologe ist krank. Der neue Termin ist am 11. März. Das hat mich extrem runtergezogen. Ich kämpfe mich durch die Tage und hatte gehofft, dass ich Donnerstag endlich den Termin habe. Jetzt noch zwei Wochen länger warten.

Die Panikattacken hab ich aktuell ganz gut im Griff aber die Schlafstörung und ständige Migräne macht mich echt fertig...