Depressionen

@Pony2.4

sowas ist mist. :-( da wartet man schon so lange, und dann zieht sich alles immer noch mehr hin... hatte ich auch schon mehr als oft erlebt. drücke die daumen, dass es am 11. dann klappt. und vor allem dass es was bringt!

Vymaanika schrieb:zum Glück wird sowas immer öffentlicher, grade die ganze Corona-Sache hat viele das erste mal in eine tiefe Persönlichkeitskrise gestoßen.

irgendwie hatte ich die naive hoffnung, dass sich gerade dadurch was in der gesellschaft verändert. wie gesagt, naiv. sobald die normalität wieder eintritt, wird alles vergessen sein.

ich muss zugeben, dass auch ich einiges als "jammern auf hohem niveau" empfunden habe. das hatte jedoch eben genau diesen grund. es kam meist von leuten, die sowas wie unsicherheit zuvor gar nicht kannten... von leuten, die jemandem wie mir sonst immer gerne sagen, sie sollen sich bitte nicht so anstellen. von leuten, die bislang scheinbar vom leben völlig verwöhnt gewesen sind, wenn man so will. für die war irgendwie immer alles selbstverständlich. die konnten ihr leben offenbar immer planen und bislang hat offenbar immer alles funktioniert. und dann läuft plötzlich für 1,5 jahre mal einiges nicht nach plan, und schon bekommen sie depressionen. für eine vergleichsweise kurze zeit mussten sie nun auch mal ungewissheit aushalten, das hin und her zwischen hoffen und verzweifeln, nicht wissen wie es weitergeht... und plötzlich "darf" offiziell gejammert werden. während andere menschen das zum teil schon jahrelang mitmachen, ohne jede aussicht auf ein ende... ohne jede aussicht darauf, jemals wieder ihr altes leben zurück zu bekommen.

entschuldige, aber das stichwort corona hatte mich gerade getriggert.

fluff schrieb:und plötzlich "darf" offiziell gejammert werden. während andere menschen das zum teil schon jahrelang mitmachen, ohne jede aussicht auf ein ende... ohne jede aussicht darauf, jemals wieder ihr altes leben zurück zu bekommen.

Was genau meinst du damit, wenn man fragen darf?

fluff schrieb am 13.02.2022:kennt hier noch jemand sowas sowas wie "frühlingsdepression"?

Hier ich. Bei mir kann ich auch von einer "Sommerdepression" sprechen. Mir geht es genauso wie Dir. Je schöner es draußen wird, desto schlimmer wird es in mir drin. Ich möchte mich am liebsten nur noch in einer Ecke verkriechen, gleichzeitig aber einfach nur in die Natur. Aber überall sind da Menschen, Menschen die sonst nicht mal beim kleinsten Wölkchen den Fuß vor die Tür setzen, aber wenn die Sonne scheint und "jeder" rausgeht, müssen die dabei sein und nehmen einem einfach die Ruhe. (Sehr krass ausgedrückt, so fühle ich es aber.)

Mich macht es regelrecht wütend, wenn ich sowieso schon einen einsamen Weg ausgesucht habe, um spazieren zu gehen und mir dann trotzdem jemand entgegenkommt. Ich habe dann sofort miese Laune. Das legt sich dann meist schnell wieder, aber in diesen paar Sekunden würde ich am liebsten heulen, weil ich einfach nur alleine in der Natur sein möchte.

fluff schrieb:jetzt wird es von tag zu tag schöner, und bleibt immer länger hell. finden irgendwie alle toll. nur ich nicht. ich weiß nichts damit anzufangen. hier in der gegend hat man kaum etwas vom frühling. meine gewohnten strecken mache ich meist schon am vormittag, weil es da noch relativ ruhig überall ist (da der großteil diese standardmäßigen arbeitszeiten hat). die nachmittage und abende sind schlimm. da sind dann alle draußen unterwegs und man hat keine ruhige ecke mehr.

Das unterschreibe ich Dir genau so. Ich liebe die Natur, ich liebe Wasser und möchte eigentlich 24/7 draußen sein. Das "geht" aber (in meinem Kopf) einfach nicht, wenn "alle" draußen sind. Dieses Denken schränkt mich ein und ich bin in den Frühlings- und Sommermonaten meist schlecht gelaunt und einfach nur erschöpft. Leider. Ich sehne den Herbst und Winter regelrecht herbei. Wenn es draußen stürmt, schneit und regnet, blühe ich auf. Verkehrte Welt...

@mrsjacquie

schön zu wissen dass man damit nicht alleine ist. gehst du denn trotzdem häufig raus, auch wenn es anstrengend ist?

ich zwinge mich oft trotzdem, raus zu gehen. das tut dann leider nicht immer so gut wie man meint, dass es sollte. ich komm dann oft noch gestresster und fertiger nach hause als ich vorher war.

heute waren es gar nicht mal nur die vielen leute. hier in der gegend ist gerade gefühlt überall baustelle, und entsprechender lärm. sogar auf dem friedhof. toll, wenn man eh schon kopfschmerzen hat...

@Subway

naja, jetzt kennen aufeinmal viele, die vorher mitten im leben standen, dieses gefühl von ohnmacht und ungewissheit. und plötzlich ist überall thema, wie schlimm sowas sein kann. leider wird diese erfahrung bei den meisten nicht zu mehr empathie führen.

fluff schrieb:leider wird diese erfahrung bei den meisten nicht zu mehr empathie führen.

Ach doch, ich denke schon das zumindest mehr Empathie dadurch vorherrscht, als vorher.
Natürlich wird man nie alle abholen können, aber zumindest mehr als vorher. Und da ist doch jeder Zusätzliche irgendwie ein Erfolg und macht es uns insgesamt leichter.

fluff schrieb:gehst du denn trotzdem häufig raus, auch wenn es anstrengend ist?

Nein, leider siegt meistens der innere Schweinehund und ich bleibe in der Wohnung. Ich mache dann immer das Fenster ganz auf, damit ich wenigstens frische Luft bekomme.

fluff schrieb:ich zwinge mich oft trotzdem, raus zu gehen. das tut dann leider nicht immer so gut wie man meint, dass es sollte. ich komm dann oft noch gestresster und fertiger nach hause als ich vorher war.

Mir geht es ähnlich. Meistens fällt mir dann auf dem halben Weg ein, dass es doch die falsche Entscheidung war und ich gehe im Stechschritt wieder nach Hause.

@mrsjacquie

wenn ich hier das fenster öffne, habe ich nur straßenlärm und neugierige blicke von passanten. ätzend. und durch den ständigen wind auch noch dreck in der bude.

man müsste eine motivation haben zum rausgehen. hatte weiter vorne schon jemand geschrieben. sich irgendwas ausdenken, wofür es sich lohnt. bei den meisten ist es ja der hund. ohne hund ist man auf sich selbst zurückgeworfen. gut, wenn man noch leute hat mit denen man sich dann und wann trifft.

fluff schrieb:wenn ich hier das fenster öffne, habe ich nur straßenlärm und neugierige blicke von passanten. ätzend. und durch den ständigen wind auch noch dreck in der bude.

Ich wohne zum Glück ganz oben und ländlich. Das einzige was mir immer in die Wohnung zieht, ist der Zigarettengeruch vom Nachbarn unter mir.

fluff schrieb:man müsste eine motivation haben zum rausgehen. hatte weiter vorne schon jemand geschrieben. sich irgendwas ausdenken, wofür es sich lohnt. bei den meisten ist es ja der hund. ohne hund ist man auf sich selbst zurückgeworfen. gut, wenn man noch leute hat mit denen man sich dann und wann trifft.

Ich hatte bis vor 3 Jahren einen Hund. Nach seinem Tod hat die Motivation stark nachgelassen und mein Loch, in das ich gefallen bin, wurde seitdem immer tiefer. Irgendwie finde ich es als Hundemensch sinnlos alleine spazieren zu gehen. Ich war aber gerade in meiner Mittagspause im Park spazieren, das hat tatsächlich gut getan und zum Glück waren nicht ganz so viele Menschen unterwegs. Das stickige Büro und der Sonnenschein haben mich dann doch mal rausgetrieben. Und ich wurde sogar belohnt und habe im Fluss einen kleinen Biber schwimmen sehen.

Mit Menschen treffen ist bei mir eher schwierig, da ich ziemlich introvertiert bin und daher auch lieber für mich alleine. Vor allem, wenn man das Gefühl hat, alle reden sowieso nur von sich und ihren Problemen. Es gibt auch nur wenige Menschen für die ich mich wirklich interessiere. Ein Teufelskreis, wenn man doch eigentlich am "normalen" Leben teilhaben möchte.

Ich wünsche Dir, dass Du Dich heute auch motivieren kannst rauszugehen und vllt. auch noch ein schönes Erlebnis an der frischen Luft hast. Und sei es "nur" ein Vögelchen, das schön aussieht. :)

mrsjacquie schrieb:Ich hatte bis vor 3 Jahren einen Hund. Nach seinem Tod hat die Motivation stark nachgelassen und mein Loch, in das ich gefallen bin, wurde seitdem immer tiefer. Irgendwie finde ich es als Hundemensch sinnlos alleine spazieren zu gehen.

wie wäre es mit einem neuen hund?

mrsjacquie schrieb:Ich war aber gerade in meiner Mittagspause im Park spazieren, das hat tatsächlich gut getan und zum Glück waren nicht ganz so viele Menschen unterwegs.

na, das ist doch erfreulich. stelle ich mir allerdings auch einfacher vor, wenn man quasi eh schon außer haus, zum beispiel im büro, ist. als wenn man zuhause hockt, sich zum rausgehen erst noch anziehen müsste, während das bett oder das sofa so gemütlich sind...

fluff schrieb:wie wäre es mit einem neuen hund?

Aktuell noch nicht. Bin irgendwie noch nicht bereit dazu.

fluff schrieb:stelle ich mir allerdings auch einfacher vor, wenn man quasi eh schon außer haus, zum beispiel im büro, ist. als wenn man zuhause hockt, sich zum rausgehen erst noch anziehen müsste, während das bett oder das sofa so gemütlich sind...

Das ist wohl wahr. Die meiste Zeit bin ich aber auch im Home-Office und da verlasse ich eigentlich nur einmal die Woche das Haus, um einkaufen zu gehen. 🙄 Zwinge mich immer mal wieder doch ins Büro zu gehen, obwohl es mich eigentlich nur stresst.

fluff schrieb:irgendwie hatte ich die naive hoffnung, dass sich gerade dadurch was in der gesellschaft verändert. wie gesagt, naiv. sobald die normalität wieder eintritt, wird alles vergessen sein.

Also ich werde weiterhin in meinem Umfeld das Problem sichtbar machen und das wars dann schon mit Einfluss nehmen.Erstmals wurde auf breiter Ebene das Problem der Depression bei Erwachsenen und Kindern aufgrund von Corona öffentlich gemacht, ich finde das ist immerhin etwas und jeder hat mal davon gehört.Wenn man Nicht-betroffenen eine Depression erklären muss, ist es so, als erkläre man einem Steinzeitmensch das Rad. Wobei, hab es mal meinem Neffen erklärt, der ist 7 Jahre alt und kann mich verstehen, nahm nich in den Arm.Rührend.Erwachsene sind so voll mit ihren Alltagssorgen, da fehlt es leider oft.Oder es sind die Ellenbogenmenschen, die wollen nach oben, sowas interessiert die nicht.

Vymaanika schrieb:.Erstmals wurde auf breiter Ebene das Problem der Depression bei Erwachsenen und Kindern aufgrund von Corona öffentlich gemacht, ich finde das ist immerhin etwas und jeder hat mal davon gehört.Wenn man Nicht

ich fürchte aber, das corona-beispiel suggeriert, man bräuchte für depressionen irgendeinen grund / auslöser. nach dem motto: "klar wird man depressiv, wenn man die ganze zeit ohne soziale kontakte zu hause sitzen muss".

fluff schrieb:ich fürchte aber, das corona-beispiel suggeriert, man bräuchte für depressionen irgendeinen grund / auslöser. nach dem motto: "klar wird man depressiv, wenn man die ganze zeit ohne soziale kontakte zu hause sitzen muss".

Ist ja auch manchmal so, viele Depressionen fangen zum Beispiel mit einem Todesfall an, den man verarbeiten muss.Oder andere schwere Schicksalsschläge, persönlicher, oder finanzieller Natur.Corona reiht sich da in die Reihe mit ein.Andere Depressionen schleichen sich langsam ins Leben ein, mit steigender Unzufriedenheit im Job oder eine totgelaufene Beziehung.Denke da gibt es wohl zahlreiche Anlässe, die aber völlig individuell sind, so wie die Menschen es sind.

Mit den deutlichen Einschränkungen im bezug auf Corona..naja durch den Wegfall sportlicher Institutionen, Kontaktbeschränkungen, andere Freizeitgestaltung die verboten wurde..wurde dieser Prozess in eine depression stark beschleunigt bei vielen, für mich sehr nachvollziehbar.Da menschliche grundbedürfnisse nicht mehr auslebbar waren, zum Glück geht es im Moment wieder.Das in so einem Satz herunterzubrechen...

fluff schrieb:"klar wird man depressiv, wenn man die ganze zeit ohne soziale kontakte zu hause sitzen muss".

Finde ich sehr unangebracht.

@Vymaanika

das ist aber genau das, was hängen bleiben wird aus dieser zeit.

worauf ich hinaus wollte war, dieses unverständnis der außenwelt wird bleiben, wenn jemand nicht augenscheinlich "gute gründe" hat.

es gibt ja auch noch depressionen, die komplett ohne auslöser beginnen. wo außenstehende überhaupt nicht nachvollziehen können, warum jemand depressiv ist... wenn derjenige nach außen hin doch "alles hat".

Mal ein kleines Update von mir.

Ich befinde mich derzeit auf der erholsamen "0 Linie" - sprich, es ist nichts besonders gut und nichts besonders schlecht. Einfach ein bisschen Urlaub für die Depressions-Schübe, und damit einhergehenden Aufs und Abs.

Anfang dieser Woche habe ich, nach einem halben Jahr warten, endlich eine gute Nachricht bekommen, die mir sehr sehr viel Druck abgenommen hat. Und Sorgen um meine Kinder und mich. Es ist zwar noch lang nicht alles gut, aber zumindest ein Anfang ist gemacht.
Zudem wird das Wetter besser - das ändert zwar nichts an der Depression generell, aber es verbessert/erleichtert mir den Umgang mit dieser.

Ich hoffe die 0 Phase bleibt ganz ganz lang erhalten. Ich genieße das richtig zur Zeit und kann auch endlich wieder zwischendurch von Herzen lachen.
Und ich bin wieder gewillter Dinge zu unternehmen. Mit Freunden, aber auch allein. Ich mag wieder raus und atmen.

@Streuselchen

das freut mich zu lesen.

Streuselchen schrieb:Ich mag wieder raus und atmen.

passend zum frühling und dem wirklich sehr schönen wetter. für mich ist das ja eher anstrengend, obwohl (oder weil) auch ich zurzeit den ganzen tag draußen bin.

wie ist es denn mit deinem ausweis gelaufen?

@Streuselchen
Sehr cool 🥳
Die 0 Linie mag ich auch sehr. Ich freu mich für dich und euch 😊

fluff schrieb:das freut mich zu lesen.

Mila_ schrieb:Die 0 Linie mag ich auch sehr. Ich freu mich für dich und euch

Danke euch :)
Ich freu mich auch immer für alle, die in eine (für sich empfindend) bessere Phase kommen. Wir alle wissen wie verdammt schwer das ist und was das für harte Arbeit ist (sein kann).

fluff schrieb:wie ist es denn mit deinem ausweis gelaufen?

Den habe ich Ende Februar abgeholt. Am letzten Tag, wo mein vorläufiger ablief. Tatsache mit der U-Bahn und die Hinfahrt war noch "solala" - nur Schweißausbrüche, Herzrasen und Schwindel mit Würgen.
Die Rückfahrt war hingegen eine Katastrophe. Da musste ich auch aussteigen weil ich dachte das die Welt um mich herum mich nun auffrisst. Übergeben habe ich mich auch.

Aaaaber ich habs geschafft. Ganz alleine :)
Wenngleich ich definitiv nicht mehr in eine U-Bahn steige. Das Projekt ist endgültig gestorben und lieber lass ich mir 15 Strafzettel verpassen, weil ich in Berlin Mitte im Halteverbot stehe.

fluff schrieb:für mich ist das ja eher anstrengend, obwohl (oder weil) auch ich zurzeit den ganzen tag draußen bin.

Das tut mir so leid zu lesen. Das schlimme ist das man da auch einfach nichts machen kann um das zu ändern. Ich wünsche Dir, dass du die Frühlingszeit gut überstehst. Ratschläge habe ich leider, aus eigenem Unwissen und eigener Hilflosigkeit, nicht. Nur gute Wünsche.