Momjul schrieb am 20.09.2025:Wenn ihr mentale Balance braucht, dann probiert es vielleicht mal mit folgenden Ansätzen:
Mir hilft tatsächlich ins Restaurant gehen. Ist zwar mit Geld ausgeben verbunden aber es ist quasi die "neue Erfahrung" mit anderem Ambiente. Relaxen (auch wenn der Geldbeutel leichter wird bzw. die Tätigkeit für manche eine schwerere paygap darstellt, als andere).
Andererseits gehe ich sonst wirklich nicht, bzw. nur anlassbezogen (Arbeit, etc.) ins Restaurant. Daher ist das für mich dann auch ein "treat".
Manche mögen mich jetzt komisch anschauen aber als ich mal einen Berlin-Trip wahrnahm (rein privat) habe ich mit Kalkül dann auch ein Abendessen / Snack im Adlon eingeplant. Man kann sich denken, dass es teuer ausfiel. Ich bin da inklusive Trinkgeld mit genau 50 Euro (warme Mahlzeit plus Tee bzw. Getränk) rausgegangen. Für den Wareneinsatz an sich höchst überteuert, weil: Das was ich bestellte kriege ich in Berlin weitaus günstiger. Und teils mit mehr Hype. Food Hotspots und Geheimtipps und so.
Aber für mich war das einfach die Experience, die Erfahrung. Du sitzt dann da und hast das abendlich-schummrige Ambiente im Foyer an einem schon geschichtsträchtigen Ort, was du aufnimmst. Jemand spielt live Klavier. Ich war nicht mal Hotelgast. Ich war da "nur" essen. Aber es war schön. Ich fühlte mich nicht mal deplatziert, wurde behandelt wie jeder andere auch wenn das nie im hoteltechnischen Sinne mein primäres Etablissement wäre. Weil zu teuer. Aber: Es ist einfach was Besonderes.
Der Wochenend-Trip hat mich in Summe einige hunderte Euro mit Kost und Logi gekostet. Man kann es auf jeden Fall billiger haben aber ich werde diesen Trip wohl, weil ich noch andere Tätigkeiten damit verbunden habe (gewisses ehrenamtliches Engagement in anderer Sache, networking) wohl nie vergessen, auch wenn ich so was nicht oft machen würde.
Ehe man mich falsch versteht: Ich will gar nicht implizieren, dass ein Verdrängen eigener Probleme im Konsum, vor allem im selektiv teuren Konsum die Lösung finden muss. Für mich persönlich war dieses konkrete Beispiel aus Ausbruch aus einem fordernden Alltag, wo ich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte. Das war mir all die Mehrkosten insgesamt wert auch wenn das nur über effektiv 2 Tage ging. Woanders kriegste z.B. ne ganze Woche Urlaub in ner sonnigen Region all inclusive. Wenn einen so was auch erfüllt, go for it.
Aber Geld ist bei so was nicht alles. Manche erfüllt eben schon ein Spaziergang. Ich kann ein Lied davon singen, als jemand, der mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen hat: Manchmal ist es die kostenlose Erkundung neuer Wege - im wahrsten Sinne - oder auch dem weitaus günstigeren Shoppen oder Durchprobieren oder Erkunden in oder an neuen Orten, die man so gar nicht oft aufsucht. Manchmal schon so etwas Triviales, wie andere Wege zu wählen, zwischen "A" und B" als Ort.
Es kann auch eben ein neues Hobby, ein Ehrenamt, vielleicht ein Berufswechsel sein. Vielleicht eine neue Sprache lernen.
Ich realisiere, dass in diesem Land, in Europa und auf der Welt ganz unterschiedliche Menschen an unterschiedlichen Problemen leiden. Auch hier gilt oft, dass mehr finanzielle Absicherung oft auch mehr Möglichkeiten der Realitätsflucht bzw. je nach Status auch vielleicht einem schnelleren Erreichen von Therapieplätzen usw. angeht.
Aber ich ziehe intersubjektiv - allgemein gesehen - eine Quintessenz aus alledem:
Man muss an sich arbeiten respektive sich notfalls Hilfe suchen. Als jemand der ein Leben lang Traumata mit sich rumschleppte und eher spät als früh professionalisierte Hilfe konsultierte: Es macht einen Unterschied aus. Aber es ist am Ende höchst individuell. Bei manchen hilft schon ein enger Familienkreis, der auffangen bzw. zuhören und helfen kann. Bei manchen ist es vielleicht eine Umstellung der Lebensgewohnheiten oder des Habitus. Bei anderen die professionelle Hilfe.
Die Quintessenz die ich trotz harter Zeiten immer wieder für mich selbst ziehe: "Du stehst gefälligst wieder auf und probierst notfalls neue Wege."
Wir haben am Ende nur ein Leben. Es endet ohnehin irgendwann. Also will ich für mich die beste Optimierung betreiben, die mir möglich erscheint. Das Beste auch aus widrigen Lebensumständen machen. Trotz viel Seelenschmerz und Pein das Kinn hoch, die Schritte vorwärts, wenn auch langsam oder hadernd.
Warum? Weil trotz viel kollektivem oder individuellem Leid da draußen so viele schöne Dinge sind, die es wert sind, gesucht, erkannt, geschätzt zu werden.In dem Sinne: Ich wünsche allen viel Kraft und Stärke, aber auch Glück und Lebensfreude. Wenn nicht derzeit, dann alsbald
:)