Gewolltes Leid

Viele von uns kennen bestimmt so eine Menschen aus unserem Umfeld, vielleicht auch mehrere.
Menschen, die in einer für uns offensichtlich schrecklichen Lebenslage sind, leiden, aber einfach nichts ändern. Sei es die Frau, die von ihrem Mann geschlagen wird... der Junge, der einfach nicht von zu Hause ausziehen will, obwohl er dort unter den Eltern sehr leidet... die Frau, die sich für ihre Arbeit total zerstört, weil der Chef ein Monster ist... oder auch jemand, der sich unglaublich grausam ernährt und schon mehrere Erkrankungen hat, die offensichtlich daher rühren.
Warum wollen diese Menschen nichts ändern?
Leiden sie gerne? Genießen sie die Aufmerksamkeit? Genießen sie die fehlende Kontrolle? Warum wollen Menschen leiden?
Manches Leid wäre so einfach beendet... durch einen Jobwechsel... eine Ernährungsumstellung... einen Umzug... warum nicht?

@Ainee
die angst vor der veränderung,vor der ungewissheit danach!

Viele haben leider nicht die Mittel, um dem zu entfliehen
- Wenn der Chef ein Monster ist, aber dafür lieber Arbeitslos sein?

Viele haben auch Angst, dass es noch schlimmer kommen kann

Keiner kann auch nur ansatzweise eine Garantie geben, dass es auch klappt

Weil wir uns unbewusst am Leid ergötzen,
Es gibt uns standfestigkeit, weil wir uns dadurch einbidlen können, alles unter kontrolle zu haben
weil wir die situationen schon kennen

altlaster

würd sagen so verallgemeinernt kann man da keine konkrete Antwort drauf geben ..

Ich glaube, niemand will leiden. Es ist vielmehr das resignieren. Das Müdesein zu kämpfen.

Oft setzt ein Punkt ein, im dem man lieber an dem Punkt bleibt und sich selber belügt.
Sei es in kaputten Beziehungen, oder in ungesunden Lebensweisen.

Nach einer gewissen Zeit ist der Mut verloren, sich gegen Gegebenes aufzulehnen.
Man ist festgefahren. Im besten Fall sieht man noch was "falsch" läuft. Dann gibt es noch eine Chance.

Im schlimmsten Fall, ist alles normal und man erkennt nicht wie man lebt.

Gewollt ist dieses Leid kaum, selbstverursacht vielleicht schon.

Kiralov schrieb:Weil wir uns unbewusst am Leid ergötzen,
Es gibt uns standfestigkeit, weil wir uns dadurch einbidlen können, alles unter kontrolle zu haben

Falscher Fred?
Es geht nicht, warum wir nichts ändern, sondern warum die leideneden nichts ändern

Ainee schrieb:Genießen sie die Aufmerksamkeit?

Topic: Die Menschen in Afrika Hungern, damit alle Welt auf sie schauen :vv:

ganz genau!

@RobbyRobbe
genau darauf hab ich geantwortet.

es sind nunmal unbewusste Dinge
die tiefer in der psyche liegen

Ainee schrieb: Sei es die Frau, die von ihrem Mann geschlagen wird...

Das ist meistens eine Abhängigkeit. Sie kann nicht ohne Hilfe von dem Mann lösen, ist wie eine Sucht.

Das Andere ist zu wenig Selbstvertrauen, sie trauen sich nicht etwas zu ändern oder auszubrechen aus diesem Leben.

@Ainee

Ich glaube nicht, dass Menschen bewusst leiden, wobei es auch hier Ausnahmen gibt. Die meisten können dem Leiden aus eigener Kraft nicht entfliehen, sei es aus Geldmangel, Abhängigkeit oder fehlender Kraft.

Aber freiwillig Leiden? Die wenigsten.

@Kiralov
Also denkst du praktisch, dass auch die Betroffenen ihr Leid geil finden und es geil finden zu leiden? Und das praktisch der Grund ist, warum sie nichts ändern?
Bis dann vielleicht der Punkt gekommen ist, an dem die Nachteile die Vorteile überwiegen und man seine Situation dann doch ändert?

@RobbyRobbe
Ein hungerndes Kind in Afrika kann seine Situation aber nicht einfach so ändern. Mir würde da jetzt keine Lösung einfallen. Wenn Tina von ihrem Mann geschlagen wird, kann sie aber (angenommen sie haben keine Kinder, kein teures Haus oder so) einfach ausziehen... vorerst vielleicht zu den Eltern oder sonst was.

wenn es keine masochisten sind,werden sie wohl kaum gewollt leiden -.-
manche sehen es nicht,können nichts machen,sind zu schwach,haben aufgegeben,haben angst vor veränderung und und und...aber das jemand gewollt leidet schließe ich grundsätzlich aus.

Ainee schrieb:Wenn Tina von ihrem Mann geschlagen wird, kann sie aber (angenommen sie haben keine Kinder, kein teures Haus oder so) einfach ausziehen...

Tina zieht weg und bekommt seither Terroranrufe und Nachts gibt es Sturmklingel vor der Tür - bis die Polizei eintrifft ist der Freund schon wieder verschwunden. Bölller in den Briefkasten und Todesanzeigen von Tina in der Tageszeitung stehen auf der Tagesordnung. Als Tine endlichen einen neuenn kennengelernt hat, ist für den Ex das Maß voll und Tine findet sich in einem Ölfaß oder im Keller vom Ex wieder...

Ainee schrieb: Sei es die Frau, die von ihrem Mann geschlagen wird... der Junge, der einfach nicht von zu Hause ausziehen will, obwohl er dort unter den Eltern sehr leidet... die Frau, die sich für ihre Arbeit total zerstört, weil der Chef ein Monster ist...

Ganz so einfach wie Du meinst ist das nicht

Wo soll der Junge hin wenn er noch ahängig von den Eltern ist ?
Soll die Frau kündigen, obwohl sie den Job dringend braucht ?
Ist das so leicht neue Arbeit zu finden ?

Die Frau, die sich schlagen läßt, und die Kinder vielleicht auch noch mit, das verstehe ich auch nicht
Abhängigkeit vom Mann ?

Die verwechseln Schläge mit Liebe und erfinden noch Entschuldigungsgründe.
Mir ist das ein Rätsel

@Ainee
Das grundsätzliche Problem ist die unbewusste Identifikation mit dem Leiden.
Dadurch dass man tief in der Psyche verankert hat, dass dieses Leid etwas mit einem Selbst zu tun hat, unterlässt man vieles nicht bzw. ändert es nicht.
Und dazu hat man dann auch immer eingebildete Argumentationen im Verstand die man bewusster wahrnimmt.

Wenn die Frau den schlagenden Mann nicht verlässt, erzählt sie sich im Verstand eine geschichte mit der sie sich selbst begründet wieso sie es nicht lassen kann.
Obwohl sie es ja doch lassen kann.
Sie könnte einfach gehen.
Doch entweder hat sie sich an irgendetwas anderes gebunden, z.B. das Geld, die Wohnung, gemeinsame Kinder oder ähnliches, die sie vielleicht als bedeutender sehen als ihr Leid womit sie dann das Leiden rechtfertigt.
Doch wenn es das wirklich rechtfertigen würde, dann würde sie schlicht nicht leiden.

Vielleicht kennen sie es nicht anders und wissen nicht, das es noch was anderes gibt, was besseres?
Bei geschlagenen Frauen zumindest ist es oft so, das sie denken, es gehört dazu, es wäre ihre Schuld, das sie geschlagen werden und sie haben oft Angst, das sie danach nicht klar kommen alleine.

Es ist nicht immer alles so einfach wie es von außen betrachtet aussieht.

In einer misslichen Lage kann nicht jeder noch die Kraft aufbringen was zu ändern, vor allem dann nicht wenn es keine Garantie auf Besserung gibt. Einsamkeit und fehlendes Selbstbewusstsein ist die Vollendung dieser Misere

Einige Sachen kann man auch aus Erfahrung
einschätzen @deja-vu.