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Der Mensch Jens Söring

40.141 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 08:56
Zitat von monstramonstra schrieb:Als Gegebenheiten sind Kleidung, Essensreste, Alkoholwerte hinzunehmen.
diese gab es ja und diese kann man nicht willkürlich ableiten.

Daher ist es naheliegend, dass die Morde abends begangen worden sind. Was zeitlich nicht mit den Kinobesuchen in Einklang zu bringen ist. Oder es wurde bei den Eintrittskarten getrickst. Aber auch hier, sowas muss man beweisen können, lediglich die Annahme alleine zählt nicht.

Es wurde hier auch noch moniert, dass EH sich nicht mehr an die Handlung der Filme erinnern kann. Aber gerade das halte ich für glaubwürdig. Sie ist in dem Bewusstsein ins Kino ein Alibi für die Morde an ihren eigenen Eltern zu beschaffen. Ob man sich tatsächlich in so einer Situation nach auf den Film einlassen kann? Das bezweifel ich doch.

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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 09:28
@monstra
Ich stimme dir direkt mal zu im Punkt : " aus der Nummer kommt er nicht mehr hinaus "
Um was , meinst du , geht es ihm als freier Mensch, derzeit ?
( leider hört man ja oft nur von seinen Freunden etwas dazu )
A) er war es nicht, Elizabeth war es mit Komplizen ?
B) beide waren dort und beide haben die Waffe geführt ?
C) er war es nicht, der Rest ist ihm egal ?
So genau erschließt sich mir das nicht derzeit. Geht es ihm überhaupt noch um die Unschuld , oder räumt er teilschuld durch Mitwisserschaft ein ?
Oder gar nichts gewusst und nur 1:1 alles von Elizabeth gehört und so im Geständnis Dubliziert ?

Hat er sich jemals dazu geäußert , ob er zumindest volle Mitwisserschaft einräumt ? Aber auch dafür wäre er doch bestraft worden oder ? Vertuschung ,Vorbereitung usw . Partner in Crime , das wäre doch in Virginia auch hart abgestraft worden . Siehe Elizabeth Anstiftung 45 Jahre x2 .
Evtl habe ich ja grobe Denkfehler oder bin zu pragmatisch .


@sooma
Mir erschließt sich eben nicht , wozu man eine 35 Jahre zurückliegende Befindlichkeit zweier junger Erwachsener noch und noch einmal seziert.
Wozu? Was ist das Ziel ? Geht es um das Verstehen der Akteure ?

Ist es so unbegreiflich , dass zwei Menschen , den Tod der Eltern herbeiwünschen und letztendlich ausführen ?
So etwas passiert . Menschen morden aus niederen Motiven , auch u vor allem ihre angehörigen . Das passiert in Virginia als auch in Deutschland . Nur weil wir denken , wir wären dazu nie in der Lage , passiert es trotzdem . Und die Täter sind eben nicht immer aus Schmuddel Verhältnissen . Es ist der nette Nachbar/in von nebenan . Und deshalb löst es Entsetzen aus . Weil bei einigen wenigen die natürliche Hemmschwelle in einem kurzen Moment überschritten wird.
Könnte man es nicht runterbrechen , sprich simplifizieren auf das , was es war?
Ein Doppelmord , verübt direkt und indirekt von einem Paar an den Eltern der Protagonistin. Von mir aus auch von beiden aktiv ausgeführt . Motive sind hinlänglich bekannt .
Feinheiten zu beiden charakteren sind bereits dezidiert und detailliert erörtert worden . Der Fall war damals nur so spektakulär wegen der Eckdaten und Hinterlassenschaften ( Briefe Fotos lügen, Intrigen , sex and Crime , Voodoo Gerüchte ) die schöne Frau und der junge Mann in Love . Mehr war es doch nun nicht.
Menschen , die aus Liebe zu Straftätern werden , das ist das älteste Motiv der Welt. Daran sehe ich nichts mystisches . Dass jemand seinen Partner in Crime zu Straftaten anstiftet ist auch kein Novum. Wieso muss man eigentlich immer so eine hybris an psychologischen disharmonien konstruieren . Dieses ist die Aufgabe von Gutachtern , Strafverteidigern etc um zu einem Urteil, unter Berücksichtigung v evtl psychologischen Einschränkungen , zu kommen .

Steht denn die Fragestellung im Raum ? Wer war inwieweit beeinträchtigt ?

Ist nicht alles bereits gesagt ? Was oder wem hilft es , das immer und immer wieder bis zur schmerzgrenze zu durchleuchten
Dient es dem Zweck die Doppel Täter Theorie hier zu manifestieren ? Das wird Jens aber nicht beglücken .
Nicht mal Jens Söring selbst hat jemals bei seinen Unschulds elegien , solche Geschütze aufgefahren , wie man hier zu lesen bekommt.


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 09:30
Zitat von monstramonstra schrieb:Er kann es nicht. Angenommen die These von der Doppeltäterschaft träfe zu, müsste Söring den mühsam aufgebauten Mythos b) (Unschuld) zerschlagen. Aus der Nummer findet er aber meiner Meinung nach nicht mehr heraus. Wenn dem so war. Ich weiß es ja nicht.
Ja genau das meinte ich. Wenn die These mit der Doppeltäterschaft wahr sein sollte, kann nur er das aufklären, indem er sagt, wie es wirklich war. Damit würde er sich aber selbst belasten. Dumm gelaufen aus seiner Sicht! :)


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 09:32
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:nd die Täter sind eben nicht immer aus Schmuddel Verhältnissen .
und genau darum geht es meiner Vermutung nach. Scheinbar morden privilegierte Menschen nicht. Damit scheint man sich schwer zu tun, schon gar keine Diplomatensöhne. Weshalb man das so annimmt will sich mir nicht erschließen.
Auch ist es nicht weniger verwerflich oder abscheulich, nur weil der Tatausführende überdurchschnittlich intelligent gewesen war (sofern das der Tatsache entspricht).


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 09:35
Bislang habe ich keinen der anderen Vorposter mit dem Verdachtsmoment (oder auch der Überzeugung), EH könne oder müsse aufgrund diverser Umstände ebenfalls am Tatort anwesend gewesen sein, als Befürworter von Sörungs Unschuld verstanden. Für die meisten bleibt er immer noch schuldig, die Geschichte wird nur um die Überlegung, EH wäre dabei gewesen, erweitert. Und es ist von meiner Seite aus ebenfalls nur eine mögliche These, die nicht so verstanden werden sollte, Söring sei nicht der Haupttäter gewesen. Selbst wenn EH dabei gewesen war, wird Söring nicht passiv daneben gestanden haben.

Apropos EH und ihre Anwesenheit am Tatort: Laut Englade gab es auch damals schon Überlegungen und Bestrebungen, EH als direkt an der Tat Mitbeteiligte zu sehen. Die Indizienlage war dem Staatsanwalt Updike dann aber doch zu dünn und unzureichend, sodass er auf eine Anklage auf Mord verzichtete. Von Jura habe ich keine Ahnung, aber möglicherweise hätte eine auf sehr wackeligen Füßen stehende Anklage gegen EH, die dann zu ihren Gunsten gekippt wäre, auch für den Söringprozess ein Risiko bedeuten können, was man eventuell nicht riskieren wollte. Könnte so eine Verflechtung oder Überlegung juristisch möglich sein oder ist das eine Fehlannahme?

Die Reportage auf TV Now mit dem Titel "On the Case - Gefährliche Liebschaft" habe ich gesehen und die Stelle als der Staatsanwalt Söring entgegnete, EH wäre zu so einem Mord nicht fähig gewesen, fiel mir auch massiv auf (Wer nachsehen möchte, bei TV Now ist es Teil 3, ca. ab Minute 12:45). Auf mich wirkt Söring weniger belustigt, als vielmehr aus tiefstem Inneren von Haysoms Fähigkeit zum Mord überzeugt - wie ein Mensch, der ganz genau weiß, wovon er redet, weil er es mit eigenen Augen miterlebt hat.


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 09:38
Zitat von MillaliMillali schrieb:Auf mich wirkt Söring weniger belustigt, als vielmehr aus tiefstem Inneren von Haysoms Fähigkeit zum Mord überzeugt - wie ein Mensch, der ganz genau weiß, wovon er redet, weil er es mit eigenen Augen miterlebt hat.
und ein Dritter wird etwas völlig anderes in diese Situation hineininterpretieren.
Möglich ist dass er belustigt war, oder schockiert, weil er wusste zu was sie fähig war, oder seine Reaktion hatte einen völlig anderen Grund gehabt. Daher ist es gut, dass man nicht aus solchen Situationen auf etwas Bestimmtes schließt.
Es gibt auch Personen die aus Unsicherheit lächeln/lachen nicht aus Arroganz oder Überheblichkeit. Daher finde ich es schwierig, ohne die Person zu kennen, etwas in ein bestimmtes Verhalten hineinzudeuten.


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 09:49
@Venice2009
Ich interpretiere auch eher ungern solche Szenen , wie die mit JS bei der Befragung .
Sollte ich raten , würde ich sagen , dass er tatsächlich zu ungläubig war, den Ernst der Lage dort zu verstehen . Bis zur Verhandlung , konnte er sich immer noch einreden " wird schon gutgehen , ich widerrufe "
Das Lächeln war mit Sicherheit eher Entsetzen und Unsicherheit, weil es ernst wurde.
Und ich bin mir beinahe sicher , dass er zusätzlich zu seiner Tatbeteiligung noch einiges anderes dort weggelächelt hat.
Wirklich ein trauriges Szenario wie er da saß , im Anzug mit Brille wie Harry Potter und Elizabeth dagegen wirkte wie der damaligen Kult Serie: Dallas oder Denver entsprungen .
Sie kühl, unemotional messerscharf gegen ihn aussagend und er wirkt echt so hilflos und ungläubig .


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 10:31
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Ich interpretiere auch eher ungern solche Szenen , wie die mit JS bei der Befragung .
Es bringt ja auch nichts mehr. Wir werden nie herausfinden, weshalb die Gefühlslage bei den beiden dearartig eskaliert ist und sie nicht mehr rational denken konnten. Es wird wohl die Dynamik gewesen sein, wer aber welchen Anteil hatte, das wird sich nicht mehr herausfinden lassen.

Ich fände es z. B. interessanter zu erfahren, was EH nun macht. Ich muss sagen, dass ich sie als Charakter interessant finde, ganz unerheblich von der Tat gesehen. Sie scheint sich weiterentwickelt zu haben. Wäre schön, wenn sie sich irgendwann mal öffentlich äußern würde. Was ich zwar bezweifel, aber wenn es von ihr z. B. ein Buch geben würde, fände ich es sehr interessant. Vielleicht würde man dort einige Antworten finden, denn sie ist die einzige die sich, bis auf ihr Geständnis damals, gar nicht mehr zu der Tat bzw. dem Ablauf geäußert hat.


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 10:35
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Auf mich wirkt Söring weniger belustigt, als vielmehr aus tiefstem Inneren von Haysoms Fähigkeit zum Mord überzeugt - wie ein Mensch, der ganz genau weiß, wovon er redet, weil er es mit eigenen Augen miterlebt hat.
und ein Dritter wird etwas völlig anderes in diese Situation hineininterpretieren
Ja, auf mich wirkt es so als hätte der Staatsanwalt damit in Schwarze getroffen und Jens lächelt deshalb schockiert, eben im Sinne von " ertappt". Sie konnte es nicht tun, er lügt und sagt doch "Sie kann", deshalb das lachen.
Aber ist auch nur meine Interpretation, was tatsächlich dahinter steckt, weiß keiner.

In diesem Film als er sein Washington Alibi schildert, das klingt für mich auch wie komplett auswendig gelernt, nicht wie Real erlebt, alleine dieses mit den Fingern aufzählen wirkt so wie jemand der einen Vortrag einstudiert hat. Aber das ist ja eben auch nur mein Empfinden wie er wirkt,also mag das ein anderer wieder anders sehen. hilft daher nichts zur Wahrheitsfindung.


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 10:43
Zitat von skullnerdskullnerd schrieb:Ja, auf mich wirkt es so als hätte der Staatsanwalt damit in Schwarze getroffen und Jens lächelt deshalb schockiert, eben im Sinne von " ertappt".
eben oder weil ihm bewusst wurde, dass man ihm seine erfundene Geschichte nicht glaubte. Aber auch hier, nur eine reine Annahme.

Vielleicht schaute er manchmal auch nur etwas bedröppelt und in einer solchen Situation auch gut vorstellbar, weil man wahrscheinlich selber fassungslos ist, was da gerade um einen herum geschieht. Trotz allem war er erst, zum Zeitpunkt der Verhandlung, 19 Jahre alt gewesen, und sicherlich nicht mit allen Wassern gewaschen.


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 10:46
@calligraphie
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Ist nicht alles bereits gesagt ? Was oder wem hilft es , das immer und immer wieder bis zur schmerzgrenze zu durchleuchten
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Mir erschließt sich eben nicht , wozu man eine 35 Jahre zurückliegende Befindlichkeit zweier junger Erwachsener noch und noch einmal seziert.
So ein langer Text deswegen... ;) Dich beschäftigt der Fall aber doch ebenfalls und Du "durchleuchtest" immer wieder und auf's Neue. Und jeder hat halt sein ganz eigenes Interesse und seine ganz eigene Herangehensweise... verstehen muss man das nicht, man kann es aber doch respektieren.

Die einen interessieren sich vornehmlich für den rechtichen/juristischen Aspekt, manche möchten den Hergang zusammenbringen, wieder andere möchten unterhalten sein, mögen Einblicke in sein ganz persönliches Leben usw. - ist doch alles ok.

Mich interessieren auch bei anderen Fällen sehr die Prozesse oder Dynamiken innerhalb und unter der Beteiligen. Da geht es natürlich auch um die Persönlichkeiten und ihre Entwicklung (vor, während und nach dem Tatgeschehen). Es geht mir aber nicht darum, da jeden Einzelnen tief in seiner Seele zu "verstehen". Für mich sind Melusines Beiträge zu den Literaturbezügen und der Korrespondenz deshalb hochinteressant und geistige Anregung.


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 13:56
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Um was , meinst du , geht es ihm als freier Mensch, derzeit ?
Fressen und Fortpflanzung. Ok, etwas darwinistisch. Metaphysischer: Arbeit und Liebe. Oder: Sinn und Geborgenheit. Aufmerksamkeit und eine Existenzberechtigung. Doch diese Frage lässt sich nur dann konkreter beantworten, wenn man genau das tut:
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Mir erschließt sich eben nicht , wozu man eine 35 Jahre zurückliegende Befindlichkeit zweier junger Erwachsener noch und noch einmal seziert. Wozu? Was ist das Ziel ? Geht es um das Verstehen der Akteure ?
Man sollte also erst einmal versuchen, die Akteure zu verstehen, ihre Motive zu ergründen, bevor man spekuliert, was sie nun machen. Verlässt man also den ausgetretenen Trampelpfad der beiden Pole "blutrünstiger Mörder" oder "verfolgte Unschuld", dann können nur Jens und Elizabeth gemeinsam diesen Fall zu einem Ende bringen. Indem sie die wahre Geschichte erzählen.

Das hat bisher keiner der beiden. So mein Empfinden. Jens hat im "Versprechen" angedeutet, dass da noch etwas ist, das er bisher nicht preisgegeben hat. Und Elizabeth hat sich bisher nur grob über ihren Tatbeitrag geäußert. Beide haben sich taktisch verhalten, weil sie ja aus der Haft entlassen werden wollten. Und sich weiter gegenseitig belastet. Und vermutlich nicht die ganze Wahrheit offenbart. Ich denke, Elizabeth wird weiter schweigen. Sie macht den Eindruck, mit sich im Reinen zu sein. Jens sollte sich nicht an ihr abarbeiten. Und seine Wahrheit für sich behalten.

Er hat in der Öffentlichkeit den Status des "vielleicht Unschuldigen" oder des "nicht ganz so Schuldigen". Mehr wird er nicht erreichen. Würde er jetzt z.B. noch einmal mit einer neuen (glaubhafteren) Geschichte Elizabeth zu belasten versuchen, so bringt ihm das noch nichts. Er bekäme weder Anerkennung noch Glaubwürdigkeit. Nein, er sollte schweigen und ein demütiges, bescheidenes kleines Leben führen, mit allen Höhen und Tiefen, die es für die Menschen bereit hält.

Aber das sind völlig unqualifizierte Therapeuten oder Soz.-Päd.-Ratschläge meinerseits.


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 14:52
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Dass man es besser als die Ermittler weiß, ohne einen Einblick in die Ermittlungsakten gehabt zu haben.
Was meinst du damit? Welche Ermittlungsakten meinst du?
Es ist doch sehr viel im Wiki verlinkt.
Englade und Lemley haben ihr Buch bzw. ihren Artikel 1990 verfasst, waren also sehr nah dran und hatten Einblicke.
Der guiltyascharged-Blog hat sehr viel Material veröffentlicht und zum Beispiel den JS-Weihnachtsbrief geleaked.
(Aber man kann sich ja auch mal fragen, was der Blog NICHT geleaked hat, nämlich die komplette EH-Seite, wie zum Beispiel den oben erwähnten "Colorado-Brief" eine Woche vor der Tat.)
Der Terry-Wright-Bericht stammt offensichtlich aus derselben Quelle.

Wenn der Terry-Wright-Bericht tatsächlich das Denken der Ermittler widerspiegelt, dann brauche ich auch keine weiteren Ermittlungsakten. Es wurden doch alle Ergebnisse in der Richtung (er Alleintäter, sie Anstifterin) interpretiert. Dieser Gedankengang entsprang der Tatsache, dass er freiwillig alles gestanden hatte.

[Und dieses Geständnis ist das große "Logikloch", siehe unten]

Wie ich oben schon schrieb, gibt Terry Wright selber zu, dass die TatZEIT aufgrund der Aussagen von EH und JS festgestellt wurde.

Ansonsten verweise ich einfach mal auf mein eigenes Posting:
Beitrag von Melusine (Seite 1.301)
Zitat von monstramonstra schrieb:Vor Gericht ist keine offene geisteswissenschaftliche Analyse möglich und nützlich, in der verschiedene Hypothesen dargelegt und abgewogen werden. Diese Möglichkeit gibt es aber hier und @Melusine hat davon in höchst anerkennenswerter Weise Gebrauch gemacht.
Monstra, offenbar ist die studierte Geisteswissenschaftlerin mit ihrer Vorliebe für Textquellen zu deutlich hervorgetreten, auch wenn ich es nie erwähnt habe ;-)

Ich kann mir übrigens auch nicht vorstellen, dass niemand die Bücher gelesen oder die Filme angesehen hat, die beide in ihren Briefen erwähnt haben. Gerade die Parallelen zu Macbeth sind so gravierend, da wird einem ja die Vorverlegung der Uhrzeit direkt auf dem Silbertablett serviert.

Ich war übrigens neulich zu einem Abendessen eingeladen. Plötzlich erzählte mir der Gastgeber sinngemäß: An Tag X war es so warm, da hat der Alkohol noch viel mehr reingeknallt. Ich war verblüfft und fragte nach (da ich keinen Alkohol trinke). Er meinte sinngemäß: Ja, es war warm und ich hatte viel mehr Durst und weil ich dann (statt Wasser) viel mehr Alkohol in kürzerer Zeit getrunken habe, war ich total schnell dicht.

Wie ich schon mehrfach schrieb, war es an dem Tag für einen Frühlingstag außergewöhnlich warm: 28° C.
https://www.wolframalpha.com/input/?i=lynchburg+virginia+weather+30.03.1985

Steht auch bei Ken Englade, dass es die ganze Woche sehr heiß war, das heißt, der Kreislauf der Eltern war bestimmt geschwächt. An dem Samstag war es 29 Grad warm:
"A few miles away, in Lynchburg, the weather bureau’s protected thermometer was pushing eighty-four [=84 Grad Fahrenheit, das sind 29 Grad Celsius]. But it was hotter than that in the shadeless garden where Derek and his wife, Nancy, had been working since early that morning. It was much too hot, Derek thought, for March 30. (...)
But 1985 was an exception; the sun had been beating down relentlessly all week. It was particularly hard on Derek, who was accustomed to cooler climes."
(Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Amazon Kindle-Ausgabe, Cloud Reader, S. 1/375)
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Um was , meinst du , geht es ihm als freier Mensch, derzeit ?
Ich glaube, er ist froh, erstmal draußen zu sein. Nun muss er überlegen, was er als nächstes macht.
Die Strategie, sich weiter als unschuldig zu vermarkten, kann nicht aufgehen. Dafür gibt es zuviele Zweifel.
Wenn er wirklich als Motivationsredner auftreten will, wird er es nicht vermeiden können, kritische Fragen gestellt zu bekommen. Und auch noch "face to face", unvorbereitet, nicht übers Telefon, nicht lange vorbereitet.
Was will er dann machen?
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Siehe Elizabeth Anstiftung 45 Jahre x2 .
Ja, das stimmt, sie ist auch nicht ohne Strafe davongekommen. Deutlich mehr, als sie erhofft hatte. Aber sie steht nun für alle Zeit "nur" als Anstifterin und nicht als Mörderin da.
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Mir erschließt sich eben nicht , wozu man eine 35 Jahre zurückliegende Befindlichkeit zweier junger Erwachsener noch und noch einmal seziert.
Wozu? Was ist das Ziel ? Geht es um das Verstehen der Akteure ?
Ja, mir geht es darum. Als ich den Filmbeitrag bei "Das Versprechen" das erste Mal sah, sah ich das Leuchten in seinen Augen, als er über Elizabeth sprach. Und als ich seinen Weihnachtsbrief las, dachte ich an mein erstes Semester an der Uni zurück, ganz allein auf mich gestellt. Ich geriet auch an einen Menschen, der meine emotionale Bedürftigkeit ausnutzte und mich dazu brachte, Sachen zu tun, die meinen eigenen moralischen Standards widersprachen. Und der mich dazu brachte, so auszuflippen, wie es mir vorher und hinterher nie wieder passiert ist. (Es kam zum Glück nur zu Sachbeschädigung, aber auch ich habe eine Narbe am Arm, die mich immer daran erinnert.)

Hätte ich damals jemanden getötet (schrecklicher Gedanke), würde ich nicht wollen, dass jemand über mich sagt, ich wäre einfach "von Natur aus böse" gewesen. Dann würde ich mir wünschen, dass jemand genau hinschaut und versuchen würde, mich zu verstehen.

Der Blog http://kriegsursachen.blogspot.com/ und die Bücher über Kriegsenkel und Kindheitsforschung haben mir so dermaßen die Augen geöffnet, dass ich JS eigentlich einen Brief schreiben müsste, in dem ich mich dafür bedanke, dass mich die Beschäftigung mit seinem Fall auf dieses unglaublich wichtige Thema gebracht hat.

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[Fortsetzung von oben]

Das große "Logikloch" war für mich lange Zeit sein Geständnis.

Warum hat JS die Tat freiwillig gestanden? Warum sollte das jemand tun? Vielleicht würde das jemand tun, der seit 1 Jahr immer wieder mit dem Gedanken spielt, sich das Leben zu nehmen. Der große Schuldgefühle hat (und mit Schuldgefühlen kennt er sich als Kind seiner Eltern gut aus), siehe hier:
"Many of my friends were in open conflict with their parents because of similar family problems. But I always remained aware of the sacrifices my mother and father had made to raise my brother and me properly. They had given us everything we had wanted, and more! Every angry argument was, in fact, a reminder that my parents stayed married primarily "for the sake of the children." So, unlike my friends, I found it difficult to be angry at my parents. Instead I felt torn and unhappy -- and guilty."
(Quelle: http://web.archive.org/web/20050907103609/http://lucy.ukc.ac.uk:80/Soering/chapter02.html#19)

JS weiß, dass er mit dieser Tat seine eigenen moralischen Standards gebrochen hat. Er wird überführt werden und dann wird er sterben. Aber sterben sie beide oder stirbt nur einer?

@synthia, du hattest vor einer Weile gefragt:
Zitat von synthiasynthia schrieb am 23.01.2020:@Melusine: Du hast mittlerweile schon so viele Dinge im "HandumDrehen" analysiert. Wie siehst Du die Konstellation.
Wie wertest Du das Eingangsstatement "I killed two people, and you know that". Bei Englade klingt das wie Eröffnung zum Mattsetzen beim Schach "Can you top that". a) Oder Pokerface - oder mindgames.
b) Oder ist das Aufopfern? c) Von seiner Freundin ablenken hier ich bins? Oder d) Ok ihr habt mich?
Ich habe lange gebraucht, aber ich denke, der Grund, warum er b) und c) getan hat, waren große Schuldgefühle. (Ich erlaube mir einfach, keinen von Grund auf bösen Psychokiller in JS zu sehen.)

In "Mortal Thoughts" beschreibt JS das sehr eindringlich, aber er setzt diese Suizid-Gedanken an die falsche Stelle in seiner Story, nämlich nach ihr angebliches Geständnis im Hotel-Zimmer. Wenn man gedanklich statt "ihr Geständnis" = "die Tat" einsetzt, wird es klar:
My greatest crisis, and the one I can recollect most clearly, was witnessing the two sets of siblings from Derek and Nancy Haysom's previous marriages meet in a hotel room. Their grief and their love for their parents was so deeply felt that I nearly broke down. So much pain, so many tears, and I was the cause! (...)

I left the room as soon as I could and went to the hotel bar, where I once again contemplated suicide. The police would then have a convenient and penitent murderer, Liz would be safe, and I would have kept my promise to her, though by a different method than the sacrifice we had planned together. Above all my agony would be over, and my failures would be atoned for.

But I could not kill myself. Even if I left a suicide note claiming responsibility for the murders no one would believe that I killed the Haysoms! I was too much of a "wimp," as Elizabeth called me at her sentencing hearing in 1987. To save her life I would have to "confess" live and in person; killing myself now would only throw more suspicion on Liz.
(Quelle: Mortal Thoughts, Kapitel 5, Seite 77; http://web.archive.org/web/20100126235435/http://lucy.ukc.ac.uk:80/Soering/chapter05.html#77)

--> Wenn er sich umbringt, würde er EH in keiner Weise helfen. Dann wäre er zwar tot, aber die Beweise deuten immer noch auf sie beide. Er kann sie nur retten, wenn er gesteht und die gesamte Schuld auf sich nimmt (und dann selber quasi extern getötet wird, wie zum Beispiel Charles Darnay unter der Guillotine).

Kurzer Exkurs:
Aber damn it, schon wieder eine neue Möhre, was meint er bloß mit "though by a different method than the sacrifice we had planned together"? Hatten sie vielleicht einen Doppel-Selbstmord wie am Ende von "Sophie's Choice" ins Auge gefasst?

Den Gedanken, dass "Sophie's Choice" irgendetwas damit zu tun haben könnte, hatte ich schon eine ganze Weile. Ich habe dann aber in meinem Beitrag nur Sophies Darstellung näher beleuchtet, anstatt auch noch auf "Nathan" näher einzugehen, weil ich keine Belege dafür sah, dass JS sich irgendwie mit ihm beschäftigt hat.

Ich habe gerade nochmal angefangen, das Buch durchzugehen. Wenn man wollte, könnte man das ganze Buch im Hinblick auf die EH-JS-Dynamik interpretieren, vielleicht mag auch noch mal jemand anderes in das Buch reinschauen?)

(Ich beziehe mich wieder auf die Amazon-Kindle-Version:
https://www.amazon.de/Sophies-Choice-Novel-Open-English-ebook/dp/B003JBFCEQ)

Nur zwei Zitate zu Nathan:
- Ein Nachbar sagt über Sophie und Nathan folgendes: "They come back here and hump and fight. Boy, do they fight! Then they go out to dinner. They’re very big on good eating. That Nathan, he makes good money, but he’s a weird one, all right. Weird. Real weird. Like, I think he needs psychiatric consultation.” [Seite 43/562]
- Nachbar denkt, Nathan sei ein Golem: "Anyway, you can’t control him. I mean, sometimes he acts normal, just like a normal human. But deep down he’s a runaway fuckin’ monster." [Seite 63/562]

Und dann ist mir spontan gerade das hier ins Auge gefallen:
- Nach ihrem Zusammenbruch in der Bibliothek wird Sophie von Nathan aufgepäppelt. Er sagt ihr, dass sie nicht sterben, sondern 100 Jahre alt werden wird: "“you’re not going to die, you’ll live to be a hundred. What’s your name, sweetie? No, don’t tell me now, just lie still and look beautiful." [S. 113/562]
- ...

Ich bin gerade nicht sicher, vielleicht ist das eine Sackgasse. Sorry, bin kurz abgeschweift.

Vielleicht doch wieder zurück zu "pragmatischen" Überlegungen.

Ich denke, JS konnte die Tat nicht mit seinem Selbstbild in Einklang bringen. Möglicherweise kam er dann zur Überzeugung, dass er, wenn er schon stirbt, wenigstens EHs Leben retten könnte. Weil sie sich durch seine(!) Messer-Fantasien gegenseitig angeheizt hatten (die waren sein geistiger Beitrag zur Tat). Weil er den Plan mit der Vorverlegung der Zeit ausgetüftelt hatte ("My God, how I've got the dinner scene planned out.", Weihnachtsbrief S. 10), der dann dazu führte, dass alles so wunderbar klappte, dass ihnen ihr Washington-Alibi teilweise bis heute geglaubt wird.

Und in "Schuldgefühlen" war er ganz groß, dafür hatten schon seine Eltern gesorgt. Seiner Alkoholiker-Mutter konnte er nicht helfen, aber EH konnte er mit seinem "Superbrain" "helfen", eventuell mit dem perfekten Mord davonzukommen und gleichzeitig seine schon lange in ihm vorhandenen Hassgefühle auszuleben. Und diese Hassgefühlen waren eventuell hervorgerufen durch die emotionale Prägung in seiner Familie (Vater: Flüchtlingskind aus Ostpreußen) PLUS die ständige Betonung seines "Deutsch-Seins" und der damit verbundenen Auseinandersetzung mit der "deutschen Kollektivschuld") . Dummerweise war es dann nicht so wie "in the movies", die er immer geschaut hatte. Da floss plötzlich echtes Blut und da lagen am Ende zwei Menschen tot im Raum, die nicht wieder aufstanden, wenn man "Cut" rief.

JS selber setzte sich im Gefängnis mit diesem gewalttätigen Anteil seiner Persönlichkeit in einem Brief an Neil Woodall (den er erst im Gefängnis kennengelernt hatte) auseinander:
"Before he ended the letter, he threw out one more intriguing thought: a hint that he was examining, perhaps at a level he did not yet want to admit, his own potential for violence. He decided that he was going to have to examine his inner feelings more closely to see where this wellspring of possible violence lay and how it manifested itself, that is, whether it came out in actions, thoughts, or attitudes."
(Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Amazon Kindle-Edition, S. 169/375)

Und er hat selber erkannt, dass nur ihre gemeinsame Dynamik die Tat möglich gemacht hatte und dass alles erst ins Rollen gekommen war, als sie sich begegnet waren:
"On 14 June 1986, from prison, well into the body of a long letter, Jens Soering wrote this to Elizabeth Haysom:
“Excuse my inadequacy. Which reminds me – although there are no “if onlys,” I do regret having done this very much. Inadequacy does not begin to describe it; though I don’t regret meeting you, it would have been better for you had you not met me. Enough self-recriminations – they are so bloody useless and beside the point, they make me smile. I’m not asking for forgiveness. I don’t deserve it, and I certainly don’t want a letter from you taking it all on yourself. Such a letter would piss me off tremendously. All along, I made the mistakes – and more or less willingly, you were dragged along…“
https://soeringguiltyascharged.com/2018/01/17/the-letters-and-diary/

Und es war eindeutig eine gemeinsame Dynamik: EH wusste schon, welche Knöpfe sie bei ihren besoffenen Eltern drücken musste, damit diese ihre üblichen Beleidungen gegen Homosexuelle, persons of color, Deutsche, etc. rauslassen. Da musste sie bestimmt nur das Thema Heiraten oder Nazis (oder beides) anschneiden und schon ging die Tirade der besoffenen Eltern los.

Vielleicht ähnelte DHs verbale Angriffstaktik sogar den Beschimpfungen seiner Eltern (siehe Weihnachtsbrief S. 22 und Geständnis Dr. Frieser), er wurde angeschrieben und geschubst:
"This was a combination of being yelled at and pushed (...) with my psychriatrist I dwelled a long time upon this point in time, about my relationship to my father, perhaps I need not do it here. A collective rage arose which resulted from the situation which was already months if not years old. That all erupted now."
(Quelle: Geständnis Dr. Frieser, S. 35)

--> Die "Gesprächs-Taktik" seiner Eltern hat er im Weihnachtsbrief S. 22 so ausführlich beschrieben, dass man direkt nachfühlen kann, wie er "2 gegen 1" in die Ecke gedrängt wurde.

Und auf das "Nazi"-Thema sprang Jens immer an, wie Jim Farmer(!) berichtet:
"Soering’s nationality sometimes was a burden as well, friends said, and he was the target of taunts about Nazi Germany and the Holocaust.
Jim Farmer, who lived in the same dorm with Soering during their freshman year at the University of Virginia, recalled that Soering and another student once argued heatedly about the Nazi extermination of the Jews. "Jens said the Germans were no longer like that, that racism is dead in Germany. The argument got to the shouting stage, he was so emotional."
Quelle: The Atlanta Constitution, Atlanta, Georgia, 03 Jun 1987, Page 10
https://www.newspapers.com/clip/43053988/slayings_i_eh_wartet_auf_ihren_prozess/ (Anfang des Artikels)
https://www.newspapers.com/clip/43053904/slayings_ii_ausfhrliche/ (Fortsetzung)

Vielleicht gab es für JS (Spekulation!) eine geistige Verbindungskette zwischen diesen Ereignissen. Die Haysoms hatten "Jens from nowhere -- a posing child of Hitler" (siehe EH-Weihnachtsbrief, S. 20) provoziert, bis er ausgerastet war. Vielleicht kam er für sich zur Überzeugung, er könnte es wieder gutmachen, indem er sich opfert, also quasi ein "guter Deutscher" sein könnte. Da würde sich für mich wieder der Kreis zu "Sophie's Choice" schließen.

Denn JS sagte immer wieder, er sehe EH als "das dritte Opfer". Ja, wenn sie das dritte Opfer ist, wer ist dann der Täter? (Und weil er sie liebte, hatte er nicht genug emotionale Distanz, um zu erkennen, dass sie ebenfalls Täterin war, genau wie er.)

JS spricht oben von "Mistakes", die er gemacht hat. Welche könnten das sein? Wer hat mehr/eindeutigere Spuren am Tatort hinterlassen? Er selbst. Er hatte das Blut an der Tür und die Sockenabdrücke hinterlassen und sie nicht mehr beseitigt.
Wer hatte dafür gesorgt, dass sie in London aufgeflogen sind? Eigentlich EH, weil sie seinen ausgeklügelten Plan, die Kaufhäuser nacheinander und nicht gleichzeitig aufzusuchen, einmal nicht ausgeführt hat (auch hier wieder: sie die Emotionale, er das Brain). Aber sie blieb danach bei der Vernehmung kühl wie Eis und ließ alles an sich abprallen. Er war es, der letztlich Beever/Wright die Erlaubnis gab, in die Wohnung zu gehen (und dort die falschen Ausweise, die Perücken, die Marks-und-Spencer-Tüten und die Briefe zu finden.)

In diesem Brief (das müsste der Anfang des Briefs sein, den der Blog zitiert, 1 Woche nach seinem Geständnis) kann man auch gut den Gegensatz zwischen ihnen erkennen: Erstens zerfließt JS schon wieder vor lauter "forgive me" und "sorry", aber zum zweiten beschreibt er sich selbst als endlich nicht mehr "suicidal" und sie als "stoic":
"auf dem Umschlag ist zu erkennen: June 14 86
Dear Sweetie,
Please forgive me for not writing ??? ...
been struggling all week with the letter to m[y]
parents. That's no excuse, and I did have ...
of time to write you, I don't really ??? ...
I did not. I am sorry.
The last days (since Monday [=9.6.1986]) have be[en?] ...
strange. I hope that you are doing be[tter?] ...
than I am, somehow, I think of yo[u?] ...
terribly stoic and doing allright. I may ...
getting used to it in a sense? I did no ...
this a month, or so ... anyway? ...
no longer feel suicidal. It was really ...
close a couple of ???? in Richmond [=engl. Polizeistation]
that is no longer something that I am ...
sicking(?) at all, so there is no reason f[or?] ...
worry on that count at least.
I am not in Ashton, ..."
suicidal Kopie
(Quelle: Lovers Leap, https://www.youtube.com/ watch?v=gK8CmfP3S0U, 21:35)

Schon Ken Englade wundert sich anhand des Neil-Woodall-Briefes, dass JS überhaupt nicht über eine Verteidungsstrategie nachdenkt. Und vor allem, dass JS die Briefe nicht vernichtet hat:
"Curiously, the letter did not mention the status of the proceedings against him or Elizabeth, what he might be doing to prepare his defense, or if he was worried that police had by then read the letters that he knew they had recovered from the flat he had been sharing with Elizabeth. Elizabeth would say later that she did not know the letters still existed, that she thought they had long ago been destroyed. Jens, however, had to know they were there and what the results would be once the police read them. Perhaps in his arrogance he had convinced himself that the police would not find the letters, would not take the time to read them, or would not recognize their significance even if they did. Why he kept them at all is a mystery."
(Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Amazon Kindle-Edition, S. 169/375)

Warum hatten sie die Briefe aufgehoben? Offenbar waren sie ihnen wichtig, vielleicht als eine Art "schriftlicher Liebesbeweis" auf ihrem Weg der gegenseitigen Zerstörung. Vielleicht versicherten sich sich deswegen andauernd schriftlich tausendmal der gegenseitigen Liebe, weil sie tief im Inneren gar keine Liebe fühlten, weil da dieses riesige emotionale Loch war, das mit Beteuerungen von außen gefüllt werden musste. Ja, die Briefe enthielten Hinweise auf die Mordfantasien, aber sie waren auch gleichzeitig die Grundlage, sozusagen der materialisierte Beweis, ihrer gegenseitigen, einmaligen, unglaublich großen Liebe.

Später hat er sich dann eine "Deckungs-Legende" gebastelt. Er wollte sie retten (aber selber vor lauter Schuldgefühlen sterben, das konnte er natürlich später nie wieder sagen, weil er auch die Schuldgefühle weglügen muss, wenn er seine Tatbeteiligung weglügt). Da kommt dann er dann plötzlich mit der Aussage, er dachte, er hätte Immunität gehabt. Er dachte, er kriegt nur 10 Jahre Jugendknast in Deutschland. Man hätte EH bedroht und er hätte keinen Anwalt gehabt. Wahrscheinlich glaubt er das mittlerweile sogar selbst.

Seit ich neulich das Stichwort "Traumatherapie" hörte, glaube ich, dass JS sich auch selber schon mit dem Thema Transgenerationale Weitergabe von Traumata/Kriegsenkel beschäftigt hat. 2017 hat er nämlich in einem Interview gesagt:
"Und wenn ich der Polizei eine Lüge erzählen muss, um ein Leben zu retten - dann ist das meine moralische Pflicht! Unsere Großeltern hätten das mal im Dritten Reich tun sollen, die feigen Hunde (womit ich MEINE Großeltern meine, nicht Ihre)."
Quelle:
https://www.esslinger-zeitung.de/startseite_artikel,-geliebt-gelogen-lebenslaenglich-_arid,2126733.html
https://www.docdroid.net/XCGMsit/brief-jens-soering.pdf

Außerdem hat er sich auch mit dem Thema Kindheitsforschung beschäftigt, denn er hat 2016 einen Brief an den Blogbetreiber Sven Fuchs geschrieben:
http://kriegsursachen.blogspot.com/2016/01/basiswissen-fur-die-kriminologie-direkt.html

In diesem ganzen Thema "Prägung durch die Eltern" steckt so viel drin. Ich bin gerade nochmal dabei, einige Quellen durchzugehen. Aber mein Posting ist jetzt schon wieder so lang. Ich schicke das erstmal ab.


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 15:28
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Später hat er sich dann eine "Deckungs-Legende" gebastelt. Er wollte sie retten (aber selber vor lauter Schuldgefühlen sterben, das konnte er natürlich später nie wieder sagen, weil er auch die Schuldgefühle weglügen muss, wenn er seine Tatbeteiligung weglügt). Da kommt dann er dann plötzlich mit der Aussage, er dachte, er hätte Immunität gehabt. Er dachte, er kriegt nur 10 Jahre Jugendknast in Deutschland. Man hätte EH bedroht und er hätte keinen Anwalt gehabt. Wahrscheinlich glaubt er das mittlerweile sogar selbst.
Und so schließt sich dann ein Kreis. Keiner, der die genauen Tatumstände erklären könnte (wer hat wem wann ein Messer zwischen die Rippen gerammt?), aber ein Kreis, der Schuld und Lüge verständlich macht, ohne sie moralisch zu verurteilen.

Zumal das Urteil der Gerichtsbarkeit von Virginia gesprochen wurde. Und die Urteile waren ja salomonisch. Wie auch die Freilassung.

In Deutschland lautet nämlich die entsprechende Norm (§ 26 StGB) ganz schlicht:
Als Anstifter wird gleich einem Täter bestraft, wer vorsätzlich einen anderen zu dessen vorsätzlich begangener rechtswidriger Tat bestimmt hat.
Der Anstifter wird gleich dem Täter bestraft. Die Anstiftung, eine Handlung, die eigentlich ganz weit weg von einer blutigen Tat ist, die gewaltlos ist und nur aus Kommunikation besteht, die enthält das gleiche Unrecht. Die gleiche Schuld. Die gleiche Strafe (lebenslänglich bei Mord).

Trotzdem - oder gerade deswegen - frage ich mich, ab wann Jens Söring seine Strafe als Unrecht empfand. Und warum.


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 17:09
@monstra
Ja die zwei Begrifflichkeiten " vielleicht schuldig " bis Tendenz " nicht ganz so schuldig " könnten eine Option für JS für die Zukunft sein .
Der Faktor des " kollektiven Vergessens " kommt noch dazu . Darauf könnte er aufbauen .
So ein geballtes öffentliches Interesse, auf dem Level von Dezember 2019 , kann ja niemand dauerhaft aufrechterhalten .

Ich befürchte ja jetzt schon fast , das der Fall JS sozusagen bei allmy gestrandet ist oder gibt es noch irgendwo eine öffentliche Plattform wo eine Diskussion stattfindet ? Die mediale Karawane ist längst woanders.
Von daher , soll er seine Bücher signieren .

Wenn noch mal ein Sturm im Wasserglas aufkommt, dann doch höchstens, wenn seine RA'e in den USA noch mal mit Neuigkeiten kämen oder wenn Elizabeth Haysom sich mal konkret äußern würde.

Zu deiner Frage , ab wann er sich evtl ungerecht gestraft sah ? Ich erinnere mich an die szene nach dem Urteil , als man ihn abführte . Ich könnte mir vorstellen , da kam ihm der Gedanke an unrecht . Irgendwo gibt es ein Foto dazu. Da guckt er wie ein Reh im Unterholz . So überrascht und irgendwie ungläubig .


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Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 18:35
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Sollte ich raten , würde ich sagen , dass er tatsächlich zu ungläubig war, den Ernst der Lage dort zu verstehen . Bis zur Verhandlung , konnte er sich immer noch einreden " wird schon gutgehen , ich widerrufe "
Meines Erachtens hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits eine ziemliche "Routine" als Verwickelter in kriminelle Machenschaften: Gesprächspartner zu diversen Mordplänen, Mitwisser eines bestialischen Doppelmordes, Mord-Verdächtigter auf der Flucht, notorischer Scheckbetrüger, vierjährige Hafterfahrung. Ich glaube, dass er sich dem Ernst der Lage sehr bewusst war.
Meine These: Anstatt "wird schon gut gehen" trifft vielmehr "Ist eh' nichts mehr zu retten" zu.
Die Legende vom naiven, unerfahrenen Jüngling, der unvermutet und hilflos in einen Kriminalfall geschlittert ist, hat er selbst gestrickt, um seine Unschuld glaubhaft zu machen. Vielerorts anscheinend erfolgreich.
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Trotz allem war er erst, zum Zeitpunkt der Verhandlung, 19 Jahre alt gewesen, und sicherlich nicht mit allen Wassern gewaschen.
Wenn es um die Verhandlung in den USA geht, müsste er bereits 24 Jahre alt gewesen sein und schon 4 Jahre Knasterfahrung hinter sich gehabt haben - kein Pappenstiel. Da bleiben schon einige Erfahrungen hängen.


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Der Mensch Jens Söring

13.02.2020 um 08:18
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Zu deiner Frage , ab wann er sich evtl ungerecht gestraft sah ? Ich erinnere mich an die szene nach dem Urteil , als man ihn abführte . Ich könnte mir vorstellen , da kam ihm der Gedanke an unrecht . Irgendwo gibt es ein Foto dazu. Da guckt er wie ein Reh im Unterholz . So überrascht und irgendwie ungläubig .
Ich glaube, dass er sich nie einer Schuld bewusst gewesen war. Das wird durch die Geschichte mit dem Hund deutlich, den er angeblich nach den Morden angefahren haben soll. Um diesen war er sehr besorgt gewesen, kein Wort des Bedauerns jemals Richtung DH oder NH. Er hat in seinen Geständnissen die Haysoms zu keiner Zeit bedauert, wie bestialisch sie ermordet worden sind. Ich glaube, er hat es so auch nie gesehen, sondern, eher so dass sie es verdient haben zu sterben.


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