Einsamkeit

http://www.zeit.de/news/2017-06/13/wissenschaft-einsamkeit-macht-egozentrisch---und-umgekehrt-13203005

Wer einsam ist, neigt einer neuen US-Studie zufolge dazu, in der Folge immer mehr um sich selbst zu kreisen. Und ausgeprägte Selbstbezogenheit wiederum verstärkt auf Dauer die Einsamkeit.

Zudem heißt es

Kurzfristig sei Einsamkeit evolutionär durchaus sinnvoll, denn sie bringe den Einsamen dazu, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und motiviere ihn, seine Sozialkontakte zu pflegen, schreiben der Psychologe John Cacioppo von der Universität Chicago und Kollegen im Fachmagazin "Personality and Social Psychology Bulletin". Langfristig aber sei sie schädlich - sowohl für die körperliche als auch die mentale Gesundheit.

Okay, wird alles gezenzt... jetzt aber mal etwas Neutrales. Weil du fragtest, ob es Beweise gibt, dass man Menschen wirklich brauche. Es gab da mal so ein Experiment, dass Neugeborene ohne emotionale Zuwendung sterben. Sie wurden zwar gefüttert, erhielten aber keinerlei sonstige Zuwendungen, weder emotionaler Art noch Körperkontakte (außer Stillen). Habe aber jetzt keinen Nerv, rumzugoogeln, da mir der Kosten/Nutzen-Faktor zu hoch ist... haha. Kannst du ja bei Interesse selbst machen. @thropmisan

@Venom

Ist irgendwie logisch. So ziemlich jeder Mensch braucht in einem gewissen Ausmaß Austausch mit anderen Menschen. Sei es der Austausch von Neuigkeiten, Wissen, Klatsch und Tratsch, tiefgründige Gespräche, Zärtlichkeiten oder whatever. Der Mensch ist nunmal ein soziales Wesen und selbst die, die es nicht sein wollen, kommen nicht immer drum rum.

@galgenkind

Meinst du den Kaspar-Hauser-Versuch?

@Becky
Das stimmt. Natürlich gibt es introvertierte und extrovertierte Menschen und beide ticken nun mal ein bisschen anders aber letztendlich hat man immer Menschenkontakt und verbringt nicht sein Leben lang total isoliert von anderen, das wäre ja übel bei unserer Gesellschaft. Da kann man sich ja gleich für negative psychische Folgen vorbereiten, schlimmstenfalls sogar für Psychosen und körperliche Krankheiten.

Becky schrieb:@Venom

Ist irgendwie logisch. So ziemlich jeder Mensch braucht in einem gewissen Ausmaß Austausch mit anderen Menschen. Sei es der Austausch von Neuigkeiten, Wissen, Klatsch und Tratsch, tiefgründige Gespräche, Zärtlichkeiten oder whatever. Der Mensch ist nunmal ein soziales Wesen und selbst die, die es nicht sein wollen, kommen nicht immer drum rum.

@galgenkind

Meinst du den Kaspar-Hauser-Versuch?

Reizüberflutung 24/7 dank den neuen Medien. Selbst der „einsamste“ Mensch hat ein Handy oder Computer plus Internet. Tiefgründige Gespräche eskalieren ja meist eh zeitnah siehe @galgenkind ... Kind halt.

Und selbst wenn es um das Bedürfnis nach Zärtlichkeiten geht, kann man heutzutage zu jeder Tageszeit an jedem Ort dieser Welt „Geschäfte“ machen.

Man „brauch“ sich für die genannten Dinge also durchaus keine schaar von Menschen in seinem Leben halten.

@Venom

Da ist dann oft die Henne-Ei-Frage. Sucht man die Einsamkeit, weil man Probleme mit Menschen hat oder hat man Probleme mit Menschen, weil man so lange Menschen gemieden hat?

@thropmisan

Diese "Geschäfte" kann man ja nicht erst seit neuestem jederzeit überall "erledigen". Und nur, weil man etwas davon mitbekommt, dass noch andere Menschen existieren, heißt das nicht, dass der soziale Austausch dadurch gewährleistet ist.

Die größten Denkleistungen der Menschheit stammen von Menschen, die sehr oft allein waren. Diesen Virtuosen haben wir einen Großteil unseres Wohlstandsniveaus zu verdanken. So, ich wehre mich dagegen, die Zeit mit sich selbst prinzipiell gering zu schätzen oder gar reflexartig zu pathologisieren. Wir brauchen diese einsamen Wölfe, weil sie unser Leben bereichern können.

Becky schrieb:Sucht man die Einsamkeit, weil man Probleme mit Menschen hat oder hat man Probleme mit Menschen, weil man so lange Menschen gemieden hat?

Es kommt drauf an. Ich glaube wir alle suchen mal das Alleinsein. Ich als introvertierter Mensch brauche sie sowieso oder zumindest die dementsprechende Ruhe und Gelassenheit. Ich ziehe die Energie aus so einem Zustand...solange der jetzt nicht zu weit geht, versteht sich.
Aber was ist mit der permanenten Einsamkeit? Abgesehen von Eremiten und noch ein paar Ausnahmen kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand aus der westlichen Gesellschaft plötzlich ganz alleine sein (langfristig natürlich) will OHNE, dass es etwas mit Verbitterkeit, Verzweiflung, Frust und negativen Erfahrungen zu tun hat und man super zufrieden damit ist.

Selbst Einzelgänger pflegen soziale Kontakte nur halt jetzt nicht wie ein von Extrovertiertheit dominierter Mensch der ständig unter Menschen ist usw.

@Lipizzaner

Du machst hier den Fehler und setzt das Alleinsein mit Einsamkeit gleich. Man kann ganz wunderbar alleine sein, seinen Gedanken nachhängen, sich dabei von Musik beschallen lassen (oder auch dem Fernseher oder sonstwas oder auch von nichts), aber dabei muss man nicht einsam sein.

Ich bin gerne alleine, weil ich das bin, was man gerne als "socially awkward" bezeichnet. Und mich stört das auch nicht. Aber auch ich brauche ab und an meine gewisse Dosis "Menschheit", um nicht vollkommen in meinem Hirn zu versumpfen.

Einsamkeit ist aber was vollkommen anderes. Das ist für mich ein Zustand, der nicht erstrebenswert ist. Denn er schließt die Möglichkeit aus, mit jemandem auf eine Art zu interagieren, die man grade braucht. Hat also nichts mit Freiwilligkeit zu tun.

Becky schrieb:Aber auch ich brauche ab und an meine gewisse Dosis "Menschheit", um nicht vollkommen in meinem Hirn zu versumpfen.

IdR hat ohnehin ja so ziemlich jeder Mensch zumindest über den Beruf täglich mit zahlreichen Menschen zu tun. Von daher gibt es diese völlig isoliert lebenden Menschen ohnehin wohl eher selten.

@all

So es gibt einsame Denker und Erfinder. Es gibt Menschen die dies besser im Austausch können.
daraus folgt: Menschen sind unterschiedlich.

Alleine sein ist nicht grundsätzlich schlecht - mit Menschen sein ist nicht grundsätzlich gut.
daraus folgt: alles zu seiner Zeit

Und wenn der Denker im stillen Kämmerchen ein neues Konzert schreibt - dann schreibt er es oft für ein Sinfonie Orchester und das besteht wieder aus vielen ----------

Und schon in ganz alter Zeit saßen unsere Vorfahren um das Feuer und haben sich Geschichten erzählt -

Subway schrieb:Von daher gibt es diese völlig isoliert lebenden Menschen ohnehin wohl eher selten.

Das wage ich mal zu bezweifeln. Nicht alle üben einen Beruf aus. Nicht alle sind irgendwie durch Familie oder Freunde und Bekannte gesellschaftlich eingebunden. Es gibt sehr wohl völlig isolierte Menschen und ich glaube, das sind gar nicht so wenige und werden in Zukunft immer mehr. Nur bekommen wir das in den meisten Fällen nicht mit, eben weil sie so isoliert leben! Gar nicht so selten, dass in einer Großstadt plötzlich jemand völlig vereinsamt in seinem kleinen Appartement stirbt und es wochenlang gar nicht bemerkt wird. Die hatten niemanden! Und wurden auch von niemandem vermisst!

wunderstein schrieb:Gar nicht so selten, dass in einer Großstadt plötzlich jemand völlig vereinsamt in seinem kleinen Appartement stirbt und es wochenlang gar nicht bemerkt wird. Die hatten niemanden! Und wurden auch von niemandem vermisst!

Hm, gutes Beispiel. Soweit habe ich gar nicht gedacht. Das stimmt wohl, vorallem bei älteren Menschen. Im Alter vereinsamt...

Subway schrieb:IdR hat ohnehin ja so ziemlich jeder Mensch zumindest über den Beruf täglich mit zahlreichen Menschen zu tun. Von daher gibt es diese völlig isoliert lebenden Menschen ohnehin wohl eher selten.

Passiert das nicht hauptsächlich bei älteren Menschen? Wenn bspw. der langjährige Ehepartner nicht mehr da ist, das Paar kinderlos ist... und dann auch nicht mehr die Verwandten in der Nähe sind? Die Freunde vielleicht schon weggezogen oder aus anderen Gründen nicht verfügbar...

Und dann ist da plötzlich niemand mehr, der sich um die alte Dame in ihrer Wohnung kümmert... sie ist vielleicht auch nicht mehr so gut auf den Beinen, da fallen einem sicher noch mehr Gründe ein, warum sie allmählich vereinsamt.

Ich denke wirklich, dass diese Einsamkeit hauptsächlich auf ältere Menschen zutrifft. Da werden dann, obwohl man schon bspw. über 80 Jahre alt ist, Sekunden zu Stunden und man schaut auf die tickende Uhr an der Wand.

moric schrieb:Ich denke wirklich, dass diese Einsamkeit hauptsächlich auf ältere Menschen zutrifft. Da werden dann, obwohl man schon bspw. über 80 Jahre alt ist, Sekunden zu Stunden und man schaut auf die tickende Uhr an der Wand.

Wenn man nun an dem Punkt ist und sich seiner sinnnlosen, überflüssigen Existenz bewusst wird. Bzw der schlaue Mensch ist sich dessen schon in jungen Jahren bewusst.


Aber darf diese 80jährige Omi den freitod wählen? Oder ist das moralisch usw wieder verwerflich?

„Muss“ diese Frau am Leben bleiben?
So wie ein Mensch Kontakte „braucht“?

Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass Einsamkeit nicht gleich Einsamkeit ist.
Für die meisten Leute ist Einsamkeit eher ein Zustand ein Ruhe. Also wenn man z.B. nach Hause kommt nach der Arbeit und keiner da ist und man daher entspannen kann und mit den eigenen Gedanken über das, was Heute geschehen ist, verarbeiten kann.

Ich selbst habe bis heute eine "isolierte Einsamkeit".
Das heißt, dass ich so sehr von meinen Mitmenschen alleine gelassen wurde, dass ich keine sozialen Kontakte habe. Bei mir ist es nicht so, dass ich jedes Wochenende mich mit Freunden treffe, dass ich zu Freunden nach Hause fahre oder Freunde zu mir kommen. Aufgrund meiner eigenen Einsamkeit habe ich nämlich keine Menschen, die ich als Freunde bezeichnen würde/könnte.

Von daher ist meine Einsamkeit fast wie bei einer Krankheit schon fortgeschritten, da ich sie nicht erst seit Gestern habe, sondern seit meiner Kindheit. Wie ich damit umgehe? Ganz ehrlich: gar nicht.
Ich kann nicht mehr "aus mir raus gehen" und ungehemmt lachen wenn jemand einen Witz erzählt. Man fühlt irgendwie, dass selbst Interaktionen mit anderen Menschen nur noch oberflächlich sind. Selbst wenn man ein Päärchen sieht, fühlt man da eher gleichgültigkeit während andere hingegen da der eigenen Beziehungsgeschichte "nachtrauern".

@Niederbayern88

Würdest du sagen das eine zwischenmenschliche Beziehung ein unentgeltliches „Geschäft“ ist?

Wurdest du im Stich gelassen weil die Menschen keinen „nutzen“ in dich gesehen haben? Also aus ihrer Sicht ein schlechtes Geschäft gemacht haben? Dich somit links liegen lassen haben? Bzw hast du ein nutzen gesehen und Aufwand betrieben um an den Leuten festzuhalten?

Ich hoffe du verstehst wie ich das meine.

Niederbayern88 schrieb:Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass Einsamkeit nicht gleich Einsamkeit ist.
Für die meisten Leute ist Einsamkeit eher ein Zustand ein Ruhe. Also wenn man z.B. nach Hause kommt nach der Arbeit und keiner da ist und man daher entspannen kann und mit den eigenen Gedanken über das, was Heute geschehen ist, verarbeiten kann.

Das nennt man gemeinhin alleine sein. Hat in meinen Augen auch mit der typische Einsamkeit nicht viel zu tun. Denn wie schonmal geschrieben: einsam kannst du dich auch in einer Masse aus Menschen fühlen, das hat also nicht generell was mit dem physischen Zustand, irgendwo allein zu sein, zu tun.

@thropmisan
Ich denke schon dass ich verstehe was ich meine.
Naja also unentgeltliches Geschäft würde ich es nicht bezeichnen.
Viel eher dass man sich im Stich gelassen fühlt. In der Zeit, wo man in der Schule ist, weiß man ja dass es selbst da schon zwei "Klassen" gibt. Die eher beliebten und die unbeliebten, die gerne das Ziel von Spot und Streichen wurden. Ich gehörte zur letzteren Gruppe.
Damals tat es mir schon sehr weh, wenn man nicht mit jemanden nur mal in der Pause reden konnte oder man wurde auf einer Geburtstagsfeier nicht eingeladen auch wenn sonst die ganze Klasse dort war. Oder wenn man auch bei den Ausflügen mehr oder weniger alleine war, weil die anderen Gruppen gebildet haben um Spaß zu haben.

Einsamkeit kann sich ja auf vielerlei Ebenen bewegen. Sogar im Bereich Freundschaft. Echte Freunde hatte ich ja nie. Habe ich dann mal einen Freund gehabt (also in freundschaftlicher Sicht), dann war es meist jemand falsches. Man beginnt auch irgendwann dennoch den Sinn einer Freundschaft anzuzweifeln und verfällt so sogar in Depressionen. So erging es mir gegen Ende meiner Berufsschulzeit. Hatte man während der Berufsschulzeit mal selbst eine Gruppe, wo man Spaß hatte, so ging diese Gruppe nach 2 Jahren mehr oder weniger auseinander, weil ja einige in eine andere Berufsschulklasse kamen und andere Blockschulzeiten hatten. Man erkennt dann, dass nichts ewig wärt. Daher stumpft man ab und selbst wenn man versucht, alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen, so erkennt man doch schlussendlich, dass die Person, mit der man ein paar Jahre wohl gut befreundet war, selbst einen Freundeskreis in seiner Nähe hat.

Daher würde ich sagen: Einsamkeit stumpft einen geistig ab. Bis zu dem Zeitpunkt, wo man aufgegeben hat, noch Freundschaften zu suchen.

@Becky
Sorry habe deinen Post zu spät bemerkt. In meinem letzten post hier habe ich es von meinen Leben beschrieben
Sicher es kann alles auch anders sein. Jeder Mensch sieht Einsamkeit eben, so wie das ganze Leben, die ganze Welt und die ganze Realität eben eigenständig und selbstständig

@Niederbayern88 du hast meine Frage leider nicht ganz verstanden.

Anders.

Würdest du, wenn die Leute die dich im Stich gelassen haben, wieder Kontakt mit Ihnen pflegen, wenn diese wieder ankommen würden: aus dem Grund das du dich dann nicht mehr einsam fühlst?

Wäre das Selbstbetrug?