Bundeskanzleri schrieb:Abgesehen davon, dass Freundschaft Definitionssache ist, helfen auch schon gute Bekannte gegen Einsamkeit.
Tiefe Freundschaft lässt sich nicht erzwingen.
Aber durch einen festen Rahmen trifft man jede Woche auf die gleichen Personen, also z.B. im Sportverein, im Häkelkurs, im Chor.
Auch da entsteht oft eine gute Basis zum Austausch, zur Begegnung und ist als sozialer Kontakt sehr hilfreich.
Auch hier trifft aber meistens das, was Raspelbeere sagt, zu. Nicht selten sind solche Gruppen, die Menschen zum
Ausgleich oder der Sache wegen besuchen, relativ in sich geschlossen. Diese Leute haben ihre Freunde und ihre Familie außerhalb
und nutzen sowas eher als After-Work-Activity.
Eventuell ist das in Dörfern oder Kleinstädten etwas anders, aber je größer die Stadt, desto anonymisierter bleibt man auch dort.
Fernab von Small Talk, wenn man extrovertiert genug ist, ist da oft nicht drin.
Nicht umsonst hört man ja auch oft von Menschen, die völlig neu nach Deutschland ziehen, dass es
sehr schwer ist in Deutschland auch Freundschaften zu finden. Die meisten Leute antworten, dass
es in Deutschland wohl scheinbar so ein "magisches Alter" (etwa 16/17/18) gibt, in welchem man
seine engsten Freunde kennenlernt und dann im Grunde meistens behält. Manchmal geht das noch
etwas in die 20er, aber ab irgendeinem Punkt haben die Durchschnittsmenschen in Deutschland
bereits ihren Freundeskreis und lassen dann allenfalls nur noch oberflächliche Bekannte zu.
Das ist wie gesagt ein Phänomen, das bereits auch von vielen Migranten/Geflüchteten beobachet
worden ist.
Wer bis dahin keinen Freundeskreis gefunden hat, der hat es oft danach schwer.
Leider ist es auch so, dass die Einsamkeit dann eben oft auch andere abschreckt, sodass diese
denken, dass die Person dann "komisch" ist oder etwas mit der Person sein muss, wenn sie
keine großen, anderen Kontakte hat. Das Thema Oversharing hat Raspelbeere ja auch schon
benannt, was ebenfalls abschreckend sein kann. Wenn sich jemand freut, dass er endlich
einmal mit jemanden reden kann und dann unbewusst oder versehentlich zu viel erzählt
oder Dinge erzählt, die man eigentlich engeren Freunden erzählt und keinen Bekannten.
Das schreckt einige dann ebenso oft ab.
Ich erinnere, dass ich früher einmal aufgrund von Mobbing die Schule gewechselt habe.
Neuanfang und so. Das Problem ist, dass es schwierig ist, danach nicht sofort wieder
auch ein Mobbingopfer zu werden und in die alte "Rolle" zurückzufallen, weil andere
es bemerken, wenn man nicht so viele Kontakte hat oder wenn man einiges nicht
gewohnt ist und sich dadurch anders verhält.
Fing dann nämlich gleich an mit so Fragen wie: "Was hast du in den Ferien gemacht?"
"Was hast du am Wochenende gemacht?", "Hast du einen Freund?", "Macht du Party? Wenn ja: Wo?"
"Trinkst du Alkohol?" usw. Und wenn man mit damals 16/17 eigentlich nur antworten kann, dass
man etwas mit den Eltern unternommen hat oder mit den Eltern einkaufen oder im Wochenendhaus
war oder im Internet war und gechattet hat, dann ist man plötzlich gleich schon "uncool" und
"komisch". Und nach 2-3 Wochenenden, an denen man geantwortet hat, dass man am Wochenende
eigentlich "Nichts Besonderes!" gemacht hat, während die anderen Mädels natürlich alle "Party!"
oder "Komasaufen" oder "Date mit ihrem Freund" hatten, kam dann eben auch:
"Sag mal, hast du gar keine Freunde, dass du an den Wochenenden immer mit deinen Eltern bist?".
So schnell kann es gehen.
Und "im Großen" kann es auch bei sehr einsamen Menschen auch in der Erwachsenenwelt laufen.
Gar kein Partner in deinem Alter? Nichts mit "den Mädels" gemacht? Oh, an Silvester ganz allein
gewesen?
Wird natürlich nicht so offen und auch nicht so gemein kommuniziert wie bei Teens in der Schule,
aber natürlich reagieren Menschen dezent anders.