Einsamkeit

behind_eyes schrieb:Es ist relativ unwahrscheinlich in einem Verein leicht Freunde zu finden, das sind quasi abgeschottete Gruppen.

Kann man überhaupt einen Freund finden? Man lernt jemanden kennen, dann hat man einen Bekannten und daraus KANN sich mMn ,mit der Zeit eine Freundschaft, entwickeln - oder auch nicht. Ich hab im Verein auch keine Freunde, sondern nur Sportsfreunde, deswegen verbringt man ja trotzdem Zeit miteinander und hat Spaß.

martenot schrieb:Mir ging es darum, dass man natürlich Tipps geben kann, aber man sich vor Augen führen sollte, dass der Tipp vielleicht einem anderen nicht so gut helfen wird wie einem selbst.

Also das hat hier auch keiner vorausgesetzt :) Es wurden Tipps gegeben, wie und wo man auf Menschen treffen kann und da waren viele gute Tipps dabei. Klar, wenn alles nichts ist, ist der Fall wohl so speziell, dass der Betreffende selbst nachdenken muss, was er denn möchte.

Frau.N.Zimmer schrieb:wo man auf Menschen treffen kann

Das alleine reicht halt nicht. Ich denke, darin liegt das Problem.

Mindslaver schrieb:Das alleine reicht halt nicht.

Das stimmt natürlich. Man kann täglich Hunderte Menschen treffen und trotzdem ohne Bekannte und Freunde bleiben. Die Kunst besteht darin, einzelne Menschen besser und näher kennenzulernen, und zwar so, dass sich ein gewisser stabiler Kontakt ergibt, der über einen längeren Zeitraum beibehalten werden kann.

Sind die Menschen in dieser Gesellschaft nicht sonderbar?
Man erzählt, man sei einsam. Und alle empfehlen einen Sportverein, einem Volksschulkurs oder sich einfach mal Fremden in einem Park aufzudrängen. Aber keiner sagt: "Alles klar, Lust vorbeikommen?"

martenot schrieb:Die Kunst besteht darin, einzelne Menschen besser und näher kennenzulernen,

genau diese Trennung zwischen Einsamkeit und Kontaktvermögen meine ich.
Hat man erstmal jemand kennengelernt (es gibt 8Milliarden Menschen) und schafft es immer und immer und immer wieder nicht einen Kontakt aufzubauen und zu halten dann macht es keinen Sinn nach externen Gründen zu suchen, dann sollte man sich mit sich selber beschäftigen und das ist schwer, keine Frage.

Mindslaver schrieb:Sind die Menschen in dieser Gesellschaf nicht sonderbar?

Es gibt 8 Milliarden Unikate, keines wie das andere.

Mindslaver schrieb:"Alles klar, Lust vorbeikommen?"

Wann hast du das das letzte mal gesagt?

behind_eyes schrieb:immer und immer wieder nicht einen Kontakt

Wer behauptet, dass die Ursache bei einem selbst liegen muss?
Was, wenn der andere keine Zeit oder Lust hat oder man nicht die oberste Priorität ist?

behind_eyes schrieb:Wann hast du das das letzte mal gesagt?

Ich sage das, mindestens einmal die Woche!

Mindslaver schrieb:Wer behauptet, dass die Ursache bei einem selbst liegen muss?
Was, wenn der andere keine Zeit oder Lust hat oder man nicht die oberste Priorität ist?

Wenn man es nicht schafft

behind_eyes schrieb:immer und immer und immer wieder nicht einen Kontakt aufzubauen und zu halten

dann ist es sehr wahrscheinlich das bei einer so hohen Misserfolgsquote die Gründe bei einem selbst zu suchen sind.
Welchen externen Grund könnte es denn überhaupt geben wenn man immer und immer und immer wieder scheitert?

Mindslaver schrieb:Ich sage das, mindestens einmal die Woche!

Das Jahr hat 54 Wochen, also bekommst du schonmal 54 Absagen auf die immergleiche Einladung.
Ich bin kein Hellseher, aber da muss ich mich nicht wirklich weit aus dem Fenster lehnen um zu sagen das da wirklich mindestens 54 unterschiedliche Menschen diesselbe Entscheidung treffen: ich möchte nicht bei dem vorbeikommen.
Ernsthaft, bei dieser Quote würde ich mir Gedanken um mich selber machen und nicht um Andere.
Ich hoffe du verkraftest diese offenen Worte.

Es mangelt an Gelegenheiten.

Das Alter. In meinem Alter, ich bin 35, haben viele etwas anderes zu tun, Familie, Haus und Job sind die höchste Priorität.

Der Wohnort. In einer Großstadt grüßt man sich nicht, es ist alles sehr viel anonymer.

Man kann nicht auf bestehende soziale Netze zurückgreifen, wenn Familie oder Freundeskreise nicht vorhanden ist.

Es finden sich keine Gleichgesinnten.

Die Mentalität in bestimmten Regionen, in Franken beispielsweise bleibt man eher unter seinesgleichen.

Man wird von anderen Menschen nicht wahrgenommen.

Mindslaver schrieb:Die Mentalität in bestimmten Regionen, in Franken beispielsweise bleibt man eher unter seinesgleichen.

Die Mentalität spielt sicher auch eine Rolle. Auch mir fällt es nicht in jeder Region gleich leicht, Kontakte zu knüpfen. Es gibt Gegenden und Städte, in denen sind die Menschen eher aufgeschlossen als in anderen.

Bezogen auf Groß- und Kleinstädte würde ich die Großstadt nicht so negativ bewerten. Ich finde sogar, dass eine Großstadt mehr Optionen bietet als der ländliche Raum. Und wenn man beispielsweise etwas ausgefallenere Interessen hat, wird man in der Großstadt vielleicht eher fündig.

Mindslaver schrieb:Das Alter. In meinem Alter, ich bin 35, haben viele etwas anderes zu tun, Familie, Haus und Job sind die höchste Priorität.

Jep, kenn ich, deswegen da hin gehen wo auch der Häuslebauer hingeht wenn er die Schnauze voll hat von diesem MEIN Haus, Mein Boot, Mein Auto.. in die Kneipe, in den Club etc... dort worst dub Menschen finden die offener sind.

Mindslaver schrieb:Der Wohnort. In einer Großstadt grüßt man sich nicht, es ist alles sehr viel anonymer.

Stimmt, aber auch da gibt es Inseln, geh paar Wochen um die selbe Zeit in den Rewe, bald grüßt ihr euch.

Mindslaver schrieb:Man kann nicht auf bestehende soziale Netze zurückgreifen, wenn Familie oder Freundeskreise nicht vorhanden ist.

Das stimmt, aber das ist nicht zwingend notwendig, einfacher aber auch nicht. Siehe oben.

Mindslaver schrieb:Es finden sich keine Gleichgesinnten.

Hier muss man auch schon trennen was denn mit "Sinn" gemeint ist und ob man dafür an der richtigen Stelle ist.

Mindslaver schrieb:Die Mentalität in bestimmten Regionen, in Franken beispielsweise bleibt man eher unter seinesgleichen

Wäre für mich ein Grund weg zu ziehen... Ich habe zum Beispiel Trigger auf Stuttgart - ich fahre sogar auf der Autobahn 40km länger um dort nicht durch zu müssen.
Ich komme mit den Leuten nicht klar - Ich! Das liegt also nicht an denen.

Mindslaver schrieb:Man wird von anderen Menschen nicht wahrgenommen.

Das ist dann eher ein Problem mit dem Selbstbewusstsein.

behind_eyes schrieb:dann ist es sehr wahrscheinlich das bei einer so hohen Misserfolgsquote die Gründe bei einem selbst zu suchen sind.
Welchen externen Grund könnte es denn überhaupt geben wenn man immer und immer und immer wieder scheitert?

Da bin ich nicht so sicher. Ich habe sehr vielen sog. Freunden über Jahre hinweg zuverlässig geholfen, bei Umzügen, seelischen Problemen aller Art von sitzen gelassen bei ungeplanter Schwangerschaft vom Freund, Finanzproblemen, Krebs, Arbeitsplatzsuche, Depression etc.

Dann erkrankte meine Mutter schwer an Krebs und ich habe sie ein Jahr bis zum Tod bei Pflegstufe 5 alleine gepflegt. Bereits als die Diagnose meiner Mutter stand, haben sich einige langjährige Freunde nicht mehr zurück gemeldet, gerade diejenigen, die meine Hilfeleistungen überdurchschnittlich häufig in Anspruch genommen hatten, waren das.

behind_eyes schrieb:Ich habe zum Beispiel Trigger auf Stuttgart - ich fahre sogar auf der Autobahn 40km länger um dort nicht durch zu müssen.

Lach.... ich bin ja recht regelmäßig in Stuttgart und kann einerseits verstehen, was du meinst. Andererseits sind auch in Stuttgart die Leute sehr unterschiedlich, zumal es wie in jeder Großstadt viel Fluktuation und Zuzug gibt. Da ist der typische Kehrwochen-Schwabe nicht mehr in der dominanten Mehrheit.

behind_eyes schrieb:Stimmt, aber auch da gibt es Inseln, geh paar Wochen um die selbe Zeit in den Rewe, bald grüßt ihr euch.

Sowas habe ich hier - in Franken - wirklich noch NIE(!) gesehen.
Vielleicht beim Currywurst-Stand beim Späti in Berlin, aber in Franken gibt es weder Currywurst, noch Spätis, geschweige den Menschen, die dort zusammenkommen. Hier lautet die Devise: Hingehen, Essen holen und schnell weg da.

Aber ich verstehe auch, warum Menschen so leicht Tipps geben, wie "Gehe halt raus!", wenn man einfach nur an einem Späti gammeln muss, weil dort eh immer die selben sind und dann ergibt sich schon was.
Gäbe es das hier, dann würde ich das Problem mit "unter Leute kommen" nicht so haben.

Mindslaver schrieb:Sowas habe ich hier - in Franken - wirklich noch NIE(!) gesehen.

Wobei Franken nicht gleich Franken ist. Ich erlebe schon Unterschiede zwischen Ober-, Mittel- und Unterfranken. Ich weiß nicht, in welcher Ecke von Franken du lebst, aber wenn ich an die Mainbrücke in Würzburg denke, wo im Sommer oft alles voller Leute steht, die Frankenwein trinken und Bratwürste essen....

martenot schrieb:wo im Sommer oft alles voller Leute steht, die Frankenwein trinken und Bratwürste essen...

Ich meine, dass es das auch in Bamberg gibt, aber das sind dann meist in sich geschlossene Gruppen. Also Leute, die zwar gemeinsam irgendwo hingehen, aber dennoch unter sich bleiben.

martenot schrieb:aber man sich vor Augen führen sollte, dass der Tipp vielleicht einem anderen nicht so gut helfen wird wie einem selbst. Tipps können helfen, aber es gibt keine Garantie dafür, und wenn sie jemandem nicht helfen, ist nicht immer der Ratsuchende schuld.

Das liegt doch aber in der Natur von Menschen (jeder ist anders) und in der Natur von Foren.

behind_eyes schrieb:Da muss ich leicht widersprechen, gebe dir aber bei der Disco uneingeschränkt Recht aber nicht beim Club.
Hintergrund: ich erlebe in Clubs wirklich viele Introvertierte, also mehr als man eigentlich so annehmen kann. Warum dort? Vermutung: Club ist im Gegensatz zur Disco eher Musik-Fokussiert und viele wollen einfach nur ihre Musik erleben. In der Regel gibt es in Clubs auch Ruhezonen wo man sich ungestört unterhalten kann. Ich habe dort die interessantesten Menschen (für mich) kennengelernt und dann entscheidet es sich: hält man den Kontakt?

Das mag eben auch wieder typabhängig sein:
Man sollte schnell auf Menschen gut wirken (potenzieller Kontakt ist weg wenn man nicht gleich sympathisch genug für die Telefonnummer etc. ist). Die Örtlichkeit sortiert nun nicht unbedingt nach spezifischen Hobbies - wenn es nicht gerade diese Musik ist - vor. Woran erkennt man mit wem es sich lohnt sich zu unterhalten?
(Mich würde man, nach "mal angucken" früher, nicht in einem Club finden. Introvertiert, still, Autist... höre Musik zu Hause auf Zimmerlautstärke. Mich findet man an der Vereinssternwarte, im Makerspace, beim Natur entmüllen etc. Bei etwas passend zu Hobbies, bei einem Ehrenamt mit eher praktischen denn sozialen Aspekten.)

Meine These:
Menschen die generell leicht Kontakte knüpfen und zu vielen Menschen kompatibel sind (aber aus welchen Gründen auch immer gerade wenig Kontakte haben) dürften mit Kennenlernmöglichkeiten (für Freunde, für Partner) die es nötig machen sich sofort anhand eines kurzen optischen Eindrucks für Gesprächspartner, Treffen etc. zu entscheiden gut zurechtkommen.
Menschen die generell schwer Kontakte knüpfen (was ich ihnen nicht vorwerfe, und ich zähle mich selbst dazu) werden tendenziell mit obigem weniger Erfolg haben und mit Kennenlernmöglichkeiten bei denen man sich häufiger sieht, die Kennenlernmöglichkeit schon nach Interessen (die man auch selbst besitzt!) vorsortiert und man z.B. mit Fachwissen, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft punkten kann eher Menschen für private Kontakte bis Freundschaften kennelernen.

Denn: Es wird einen Grund geben weshalb jemand eher schwer Kontakte knüpft - wahrscheinlich weil dieser Mensch nicht so leicht zu anderen kompatibel ist. Wie gesagt Ich zähle mich dazu.

Ich habe z.B. die Erfahrung gemacht, gerade bei den "aufgeschlossenen" Menschen nicht so leicht Kontakte zu knüpfen. Viele dieser aufgeschlossenen Menschen möchten z.B. lockere Unterhaltungen, intuitive Verwendung von Mimik und Gestik, dass man gut zu allgemein verbreiteten Interessen passt, Freunde hat, gut in einen bestehenden Freundeskreis integrierbar ist etc.
Bei den introvertierten, durchaus auch kauzigeren Menschen hat es tendenziell besser gepasst: Nicht perfekte Verwendung von Mimik und Gestik (ich bin Autist) stört weniger bis nicht, man freut sich jemanden für die ausgefalleneren Interessen gefunden zu haben, Ablehnung ist unwahrscheinlicher wenn man erwähnt/ zugeben muss/ es jemand herausfindet dass man wenig Kontakte hat.