Enttäuschungen in der Freundschaft

Meiner Erfahrung nach gibt es kein Patentrezept wie man mit zwischenmenschlichen Enttäuschungen umgehen kann, denn jede ist einzeln zu betrachten, warum es zur Enttäuschung kam. Meist liegt es mit daran, dass der Andere nicht dem entspricht, was man selbst von Freundschaft, oder Partnerschaft erwartet, liegt also oft an einem selbst!

Denke in erster Linie sollte man lernen gar nicht erst mit zu hohen Erwartungen an neue Beziehungen zu seinen Mitmenschen heran zu gehen, sondern abwarten wie sich Alles entwickelt und sich bemühen sich so zu verhalten, wie mans von Anderen gerne hätte, wie sie sich einem gegenüber verhalten sollen. Sprich mit Respekt und Freundlichkeit!

Natuerlich haben wir alle schon Enttäuschungen miterlebt. Es ist auch leider nicht so einfach, dann einfach “über den Dingen zu stehen” und sich nichts daraus zu machen.
Die Enttäuschung, bzw Verletzung ist das Eine, die andere Seite ist dann die Lücke, die dieser verloren gegangene Freund zurück lässt. Viele berichteten hier bereits über den Verlust und vorhergehende Enttäuschung durch einen Freund.
Ich würde dazu auch einige Beispiele beitragen können, allerdings bin ich über das Nachdenken Euerer Beiträge darauf gekommen, welche Freundschaften ich - und warum - schon mal gekündigt habe.
Ich finde dies beinah spannender zu fragen, denn immerhin kann man zwar nicht per se von sich auf Andere schliessen, aber verschiedene Mechanismen arbeiten sicher in vielen von uns gleich.

Zunächst finde ich es und fand es auch schon immer sehr wichtig, dass, wenn man wirklich in eine Freundschaft miteinander tritt, man das Gerede des jeweils anderen wirklich vertragen kann. Denn es ist doch nun mal so, dass man meistens einen Freund auch dazu braucht, um zu quatschen.
ich hatte mal einen Freund, dessen Worte in einer besonderen Situation, in der es mir sehr schlecht ging, mich dazu gebracht haben von ihm Abstand zu nehmen. Mich nicht mehr zu melden und auch seine Briefe nicht mehr zu beantworten. Ich habe es ihm nie erzählt, dass es mich so verletzt hat. Ich glaube, er weiss es eventuell selbst auch gar nicht (mehr), was er damals sagte. Es entsprach auch sowieso voll seiner Art, aber in dieser einen Situation hat es etwas in mir “gekillt”.

Kurz zum Hintergrund, er ist ein Ex-Professer der Künste aus Berlin und ein grosses, wahnsinnig talentiertes Gestaltungs-Genie. Ich habe ihn mal ueber 3 Ecken kennengelernt und wurde seine Privat-Schülerin, neben meinem Studium. Er war sehr engagiert und hat mich zu Höchstleistungen angetrieben, mir auch immer schon Dinge gesagt, die mich extrem genervt und aufgerieben haben, aber er hatte halt des öfteren auch einfach Recht mit seinen Aussagen.
Wir waren aber nicht nur in einem Lehrer/Schueler-Verhaeltnis, sondern auch irgendwie Freunde. Nachdem ich dann weggezogen bin und auch einige Jahre später ein Kind bekam, waren wir immer noch befreundet. Als dann eine ausgewachsene Beziehungskrise inklusive vieler Verschachtelungen und Eskapismus in meinem leben Platz fand, ging ich zunächst auch noch einen Weg, den er für gut hiess. Als ich dann aber erkennen musste, dass ich entweder zu meinem Mann und in mein früheres Leben zurückkehren musste, oder in den totalen Krieg mit dem Vater meiner Tochter treten muss, da hatte ich für mich nur die Deeskalation und das Wohlsein meines Kindes als Priorität im Kopf und verhielt mich entsprechend.
Daraufhin brachte er Sätze raus wie, “mit dem kannst du doch nur noch über den Anwalt sprechen”, “Such Dir endlich mal nen richtigen Mann”, “warum reagierst Du so emotional?”
Naja… ich sag nur mal so viel, er ist alleinstehend, geschieden, hat keine Kinder. Wie kann man sich da so einmischen? Gut, er muss sich ja eh immer einmischen, aber da war das Fass voll.
Heute habe ich schon fast 3 Jahre keinen Kontakt mehr zu ihm. Ich denke zwar oft noch an ihn und mache mir auch Sorgen über seine Gesundheit. Ich vermisse ihn auch irgendwie, aber seine Worte haben mir damals sehr weh getan, ich fühlte, dass es ihm vielleicht gar nicht um mich geht, sondern um ihn (auch wenn die Situation gar nichts mit ihm zu tun hatte!!). Sehr strange…

Über Freundschaften könnte ich Bücher schreiben, bei den vielen Dingen die ich in meinem Leben schon erlebt habe.

Schon lange her, das mich ein Freund nur ausgenutzt und betrogen hat um an Geld zu kommen. Er hatte sich dabei immer wieder Tricks einfallen lassen wo man helfen musste (angebliche Notsituation). Mal was bares zurückzubekommen war nicht in Aussicht, mich hat das in den Ruin getrieben finanziell (überzogenes Konto). Da habe ich die Notbremse gezogen, und ihm gesagt das ich die Freundschaft beenden will.

Eine andere Sache die mich mal vor einigen Jahren sehr hart getroffen hat, war das ich mich mit einem "Freund" mal über meine schlechten Mobbing Erfahrungen reden wollte. Er lachte drüber, vielleicht weil er so etwas noch nie erlebt hat. Schuld war er an der Situation auch nicht, weil er damit nichts zu tun hatte. Das hat mich ziemlich kaputt gemacht damals, man selbst erlebt die schlimmsten Sachen und jemand anderes sieht es als Spaß oder macht sich lustig drüber.

Aber andersrum habe ich es komischerweise auch schon erlebt. Ein guter Freund mit dem ich viele Jahre bis vor einem Jahr immer wieder was miteinander gemacht und uns prima verstanden haben war plötzlich weg, weil er angeblich irgendwelche Probleme hat. Irgendwie dachte ich mir hätte er mit mir reden können, denn geholfen hätte ich ihm gerne. Gerade deswegen weil wir uns sehr lange sehr gut verstanden haben, und es in der Freundschaft keine Anzeichen auf Ungereimtheiten gab. Gerne hätte ich diese Freundschaft aufrecht erhalten. Aber wenn er nicht will, dann will er nicht.

@Laucott

Laucott schrieb:Mir sind Frau und Kind jedenfalls wichtiger als eine "richtige" Freundschaft.

Im Idealfall ist die eigene, kleine Familie, bzw der/die (Ehe-)Partner/in auch die stärkste Freundschaft.

Mein Partner muss auch gleichzeitig mein bester Freund sein können. Zumindest einer von ihnen.

Und meine Eltern waren auch meine besten Freunde.. Solange es eben ging :D

Erlebe ich gerade auch "live". Meine beste Freundin, wir kennen uns seit sieben Jahren, ignoriert mich komplett. Ich kann Whatsappnachrichten schreiben, krieg keine Antwort. ^^
Keine Ahnung was mit der los ist, wahrscheinlich wieder mit dem Ex zusammen oder so. Aber muss man deshalb (gute) Freundschaften über Bord schmeissen? Komplett abbrechen?
Wir haben viel zusammen unternommen, alles geteilt, hab ihr beigestanden, wo es ihr sehr schlecht ging und mit einem mal bin ich wie ein Fremder für sie.
Man kann gar nicht soviel fressen wie man kotzen möchte. Das nenn ich mal ne richtige Enttäuschung! Andererseits wenn jemand so einen (Scheiss-)Charakter hat, sollte man eigentlich froh sein ihn los zu sein. Sehr enttäuschend das alles.

@Kenti Das hört sich wirklich sehr enttäuschend an. Tut mir leid für dich. Mit Whatsapp hab ich zwar nichts am Hut, aber es gibt ja auch noch E-Mail oder Telefon.


Ich bin ja generell kein social butterfly und deshalb hab ich nur sehr wenige Freunde. Kann man an einer Hand abzählen. Das macht mir aber nichts aus, weil ich mit zu vielen Leuten nicht klarkomme. Diese wenigen jedoch stehen aber immer zu mir und helfen auch wenn ich mal in eine Notlage gerate.

@Carietta
Wenn über WA nichts geht, dann auch nicht über Telefon, sie geht eh nicht ran.^^ Wahre Freunde machen sowas nicht, jemanden abzustossen ohne überhaupt einen Grund dafür zu nennen. Finde ich feige und egoistisch. Hab ihr in schwierigen Zeiten beigestanden und das ist der Dank dafür? Dass ich nichtmal erfahre warum sie mich abgeschossen hat? Hoffe irgendjemand tut ihr mal das gleiche an, damit sie mal weiss, wie sich das anfühlt.

@Kenti Sieben Jahre sind ja ne lange Zeit. Ich kann deine Enttäuschung gut verstehen. Hast du irgendeine Ahnung warum sie so reagiert, bzw. nicht reagiert?

@Carietta
Ich habe eine Vermutung, mehr nicht. Sie spricht ja nicht mehr mit mir. ^^
Vermutlich ist sie wieder mit dem Ex zusammen, von dem sie damals so sehr versucht hat loszukommen und ich den Kummerkastenonkel spielen durfte.

@Kenti Das ist schon mies. Ach mönsch, das tut mir ehrlich leid für dich. ((hug)) Vielleicht schämt sie sich ja und traut sich deshalb nicht mit dir in Kontakt zu treten?

@Carietta
Danke. :( Nein, ich glaube nicht, dass sie sich schämt. Ist keine zwei Jahre her, da hat sie sowas ähnliches gemacht. Ich gab ihr ne neue Chance und sie hats erneut komplett versemmelt. So blöd kann man gar nicht sein. Da kanns mit der Freundschaft nicht so weit her gewesen sein...

@Kenti Dann bleibt dir wohl nur noch das Ganze abzuhaken. So schwer es dir auch fallen mag. Zu deinem eigenen Schutz. Es bringt nichts wenn man sich von anderen Menschen permanent runter ziehen lässt. Auch wenn es sogenannte Freunde sind.

@Carietta
Ja, ich denke, das kann ich abhaken. Das Vertrauen ist eh komplett zerstört. Schade drum. :(

@Kenti

Sowas ist mies. Habe mit diesem "2te Chance geben" bisher auch nur selten gute Erfahrungen gemacht. Die meisten Charaktereigenschaften bleiben. Schade.

Kenti schrieb:und ich den Kummerkastenonkel spielen durfte.

Ich denke auch, das sie sich Dir gegenüber schämt. Ihr habt über den Ex gesprochen, sie hat Dir gegenüber schlecht von ihm gesprochen? (nehm ich mal an).Und Du sprachest von einem Scheiss-Charakter.

Jetzt ist sie wieder mit ihm zusammen.
Stell ich mir peinlich für sie vor, wenn Du die Beiden besuchst.

@borabora

Ich finde richtige Freunde sollten ehrlich zueinander sein und dann kann man auch erklären und dazu stehen, weshalb man halt mit dem/der Ex trotzdem wieder zusammen ist.

@KicherErbse

Absolut richtig, finde ich ja auch. Dennoch ist es sowohl für die Freundin als auch für @Kenti eine unangenehme
Situation, weil sie die negativen Seiten des Freundes warscheinlich besprochen haben, nehme ich mal an.

Und wie sollte Kenti ihm dann wieder gegenüber treten? So, als ob nichts gewesen wäre? Gilt für die Freundin ebenso (in Bezug auf Kenti).

Man kann es zusätzlich auch so sehen: OK, er hat ihr geholfen in der für sie schweren Zeit usw., jetzt sind sie wieder zusammen.

Wenn sie nun glücklich ist, soll er ihr das gönnen u. gut ist.

Kenti schrieb:Keine Ahnung was mit der los ist, wahrscheinlich wieder mit dem Ex zusammen oder so. Aber muss man deshalb (gute) Freundschaften über Bord schmeissen? Komplett abbrechen?
Wir haben viel zusammen unternommen, alles geteilt, hab ihr beigestanden, wo es ihr sehr schlecht ging und mit einem mal bin ich wie ein Fremder für sie.
Man kann gar nicht soviel fressen wie man kotzen möchte. Das nenn ich mal ne richtige Enttäuschung! Andererseits wenn jemand so einen (Scheiss-)Charakter hat, sollte man eigentlich froh sein ihn los zu sein. Sehr enttäuschend das alles.

Ein sehr guter Freund von mir hat sich zwei Monate nicht bei mir gemeldet... ich habe ihm eine SMS geschrieben, dass ich ihn vermisse und ich gerne mit ihm sprechen möchte, oder das wir uns mal wieder sehen können... es kam erst einmal nichts... ich weiß, dass er momentan auch viel um die Ohren hat.

Ich habe mir gedacht, wenn er sich nicht meldet, dann fahre ich einfach vorbei und frage persönlich nach, was los ist... dann hat er sich aber gemeldet und alles war in Ordnung... er hat einen kranken Vater, seine Freundin zieht zu ihm und seine Stieftochter hat gerade Abi gemacht...

Manchmal hat es einfach auch nichts mit dir zu tun, dass ein Freund sich nicht meldet.

Aber... wenn man glaubt, es ist etwas vorgefallen und der Freund meldet sich aus irgendeinem Problem nicht, das man vielleicht mit ihm hat, aber nicht wirklich weiß, was es sein könnte... dann einfach vorbei fahren und die Sache mal persönlich ansprechen.

Auch unangemeldet... als ein guter oder gar sehr guter Freund kann man so etwas machen, finde ich...

Wirkliche Enttäuschungen habe ich in einer meiner langjährigen Freundschaft nicht erlebt... ein Freund hat mir mal kein Geld geliehen, als ich in finanzieller Not war und mich dazu durchgerungen hatte, ihn zu fragen (was schwer genug ist)... aber auch in einer Freundschaft gibt es halt Grenzen, die einer nicht überschreiten will... und dieser auch sehr langjährige Freund verleiht eben kein Geld... das ist ein Prinzip von ihm... das muss man auch akzeptieren können.

Ich war ihm nicht böse deswegen, war ein wenig enttäuscht, konnte es aber auch verstehen... denn nur weil ich frage, muss er noch lange nicht "ja" sagen müssen.

In einer Freundschaft muss auch ein "nein" möglich sein.

Jiriki schrieb:Es waren gute Freunde.
Aber sie haben sich dem Kapitalismus verschrieben, deswegen will ich mit ihnen nichts meh zu tun haben.

Das hört sich ja dramatisch an.

Dem "Kapitalismus" verschrieben... wie kann das zur Folge haben, das man eine Freundschaft aufkündigt?

Wie schwer kann dieses "Vergehen" denn sein?

Also... ich gehe auch normal arbeiten, nehme am ganz gewöhnlichen Konsum teil, gehe in Discountern einkaufen, auch mal im REWE, gehe gerne ins Kino, leiste mir Urlaub, mache Musik, kaufe richtigen Konsumscheiß manchmal... zahle Miete... bin also schon ziemlich in dieses "System" aus kaufen und arbeiten, leben und leben lassen eingebettet.

Wer mir deswegen die Freundschaft kündigen würde, dem könnte ich eine Art von "Überreaktion" vorwerfen, oder nicht?

@Kenti
Ist einfach mal vorbeikommen aus der Mode gekommen? :) Dann muesstest Du nicht ueber What's App oder Telefon drauf warten. :) Ich wuerde ja, wenn mir die Freundschaft wirklich was bedeutet, schon wissen wollen was eigentlich los ist!

@gruselich

gruselich schrieb:Daraufhin brachte er Sätze raus wie, “mit dem kannst du doch nur noch über den Anwalt sprechen”, “Such Dir endlich mal nen richtigen Mann”, “warum reagierst Du so emotional?”
Naja… ich sag nur mal so viel, er ist alleinstehend, geschieden, hat keine Kinder. Wie kann man sich da so einmischen?

Wahrscheinlich macht man das, wenn die Person einem am Herzen liegt und man das Gefuehl hat, sie tut etwas, das ihr nicht guttun wird! Echten Freunden muss man auch mal unangenehme Dinge sagen koennen, die sie nicht hoeren wollen!

Und ganz ehrlich - wenn ich schon weiss, wie ein Freund auf etwas reagieren wird und ich will nichts davon hoeren, dann erzaehle ich es gar nicht erst und behalte es fuer mich. :)