Lebst Du gern in Deutschland?

@sacredheart
Das mit den unfassbar teuren Drogerieprodukten ist mir allerdings auch in Mittelamerika aufgefallen. Allgemein ist das ein Trugschluss, dass woanders alles billiger wäre. Das trifft vielleicht am ehesten noch auf Südostasien zu.

martenot schrieb:Die Probleme dürften überwiegend woanders stecken.

@martenot

Da dürftest Du recht haben. Ich habe mich auch vor Jahren gefragt, wie die Allermeisten das dort hinbekommen, mit einem sehr bescheidenen Gehalt einen eigentlich ganz akzeptablem Lebensstandard zu wahren. Und das kann man als Einwanderer nicht imitieren:

In den Städten leben viele Familienmitglieder in einem Haus, das meist auch immer noch ein bisschen weitergebaut wird. Da gibt es dann zwei Onkel in den USA, die Geld schicken, viele Leute haben mehrere Jobs und die Großfamilie zahlt unerwartete Kosten dann eher zusammen. Viele Jobs, sowohl in Peru als auch zB in Chile sind aber inoffiziell, d.h kein Vertrag, kein Kündigungsschutz, aber auch keine Steuern. Krankenversicherungen gibt es, sogar günstig, aber die decken längst nicht alles ab.

So ein Auswandererpärchen kann ja nicht plötzlich eine Großfamilie simulieren.

sacredheart schrieb:Mal doof gefragt:

Kriegst Du denn in Deinem eigenen Leben etwas davon mit?

Wenn ich zufällig gerade unterwegs bin, natürlich bekomme ich sowas mit.
Wäre nicht das erste mal, dass ich an einer Ampel stand und eine halbe Stunde warten musste, bis ich weiter konnte.
Letzten Montag sind die hier direkt am Block vorbeimarschiert.
Mittlerweile ist es nun nicht mehr jeden Freitag ein Autokorso(seit Monaten), sondern jetzt laufen die halt Montag für Montag auf immer neuen Wegen durch die Stadt.
Ich habe ja nichts gegen Demonstrationen, im Gegenteil. Aber der Inhalt schockiert mich eben sehr. Da geht es um einen Systemsturz und Corona wird nur als Aufhänger benutzt.
Das sind Entwicklungen, die sehr stark zugenommen haben. Das fing ja schon 2015 an und wurde eben immer schlimmer und schlimmer. Derzeit ist es der Höhepunkt. Und sollte diese Entwicklung weiter gehen, dass die Initiatoren ihre völkisch-faschistische Ideologie vorantreiben, dann sehe ich auch bei den nächsten Wahlen immer schwärzer, oder eher braun-blauer. Und spätestens dann, würde es wohl wirklich ungemtlich.

Ist aber natürlich nur eine sicht aus Sachsen. Ich würde wohl Deutschland nicht gleich verlassen. Aber ich könnte mir dann schon vorstellen zumindest das Bundesland zu wechseln.

Aber ich habe noch die Hoffnung, dass mit dem Ende der Pandemie, dann viele doch keine lust mehr haben Woche für Woche gegen den deutschen Staat zu kämpfen und lieber auf der Couch lümmeln.

Für mich hängt es davon ab, mit wem man lebt. Da wo Familie ist und Freunde sind, da lebt es sich gut, es sei denn man lebt in einem Land, in dem Krieg ist oder man keine berufliche Zukunft hat.

Ich bin Deutscher und für mich hat sich im Verlauf des Lebens nie die Frage gestellt, ob es irgendwo anders besser wäre. Ich schätze an Deutschland die Möglichkeiten die ich hatte und die Stabilität des Landes. Mit Familie und Freunden fühle ich mich wohl. An Rhein und Mosel lebe ich gerne, alles in Ordnung also.

Dennoch lebte ich mal für zwei Jahre in Barcelona - und ich fand die Stadt toll. Ich hätte dort länger leben können, wenn ich dies beruflich hätte ermöglichen können. Aber ganz ehrlich und vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen: Alles normalisiert sich und auch die Stadt und das Meer waren nach zwei Jahren nicht mehr so interessant wie in einem zweiwöchigem Urlaub.

Fazit: Ja, es gibt tolle Ecken, freundliche und unfreundliche Menschen. Überall. Ich könnte also auch woanders leben, aber es zog mich nie unbedingt weg.

Bei der Betrachtung darf man sich nicht von falschen Ideen leiten lassen. Wichtig ist die individuale Situation. Kommt man in Deutschland nicht zurecht, sollte man sein Glück woanders versuchen, wenn man jung ist anstatt einem Traum nachzujagen, den man sich nie erfüllt.

Stimmt alles im allem, bleibt hier, Deutschland hat einiges zu bieten wenn man aufmerksam ist.

martenot schrieb:werden

martenot schrieb:Wobei ich finde, dass die 80 Millionen hier lebenden Menschen keine einheitliche Gruppe bilden, die alle dieselbe Mentalität oder Kultur teilen. Immerhin ist Deutschland ja eigentlich ein Sammelsurium aus früheren Kleinstaaten, weswegen sich die Menschen durchaus gewisse eigenständige Denkweisen, Mentalitäten und Kulturen beibehalten haben. Oft reicht es schon, in ein anderes Bundesland oder eine andere Stadt zu gehen, und man findet wieder andere Verhältnisse vor.

Das hast du aber in vielen Ländern. Ich denke gerade an Spanien mit den Basken, den Katalanen etc. Reise durch das Land und du entdeckst die unterschiedlichsten Temperamente, Kulturen und Einstellungen. Daher sind Sätze wie "DIE Spanier sind alle nett" immer falsch. Man muss, wenn man über Menschen und Länder spricht, dies immer berücksichtigen.

@Bone02943

Na ja, die letzten Wahlen haben eher gezeigt, dass es sich um eine laute Minderheit handelt, die sogar eher abnimmt.

Wenn so etwas vor der eigenen Haustür passiert, dann tangiert einen das natürlich mehr, kann ich verstehen.

Also wegen ein paar Dumpfbacken, die es überall gibt, würde ich nicht das Land verlassen.

sacredheart schrieb:Also wegen ein paar Dumpfbacken, die es überall gibt, würde ich nicht das Land verlassen.

Naja, wie geschrieben würde ich wohl wenn dann auch eher in erwägung ziehen das Bundesland zu verlassen.
Aber ich denke ja auch, dass der ganze Zinober hier mal wieder abnimmt, vorallem wenn die Pandemie mal vorbei ist.

Und noch lebe ich ja auch sehr gerne hier in der Region. Ein Stück Land zwischen Wüste(Tagebaugebiete und Sandböden), einer der wohl größten von Menschen geschaffenen künstlichen Wasserlandschaft(Lausitzer Seenland), dem Spreewald im Norden und dem Zittauer Gebirge im Süden. Dazu nicht weit das Elbsandsteingebirge und für etwas ganz anderes in zwei Stunden bis nach Berlin.
Was das betrifft gibt es hier sehr unterschiedliche Flächen auf recht kleinen Raum. Das macht das ganze hier natürlich sehr interessant. Besser geht es kaum. Es fehlt eigentlich nur noch das Meer. :D

Total gerne.
Die freundlichen Einheimischen springen ein direkt ins Auge.
Überall wird man nur angelächelt.
Die Politik ist souverän und fährt eine klare, nachvollziehbare Linie.
Die Steuern sind nicht der Rede wert und es gibt viele junge, freundliche Menschen, die gerne draußen sind. Der soziale Zusammenhalt ist sehr stark, hier würde niemand wegen Scheißhauspapier drängeln.

10 von 10

Yooo schrieb:Total gerne.
Die freundlichen Einheimischen springen ein direkt ins Auge.
Überall wird man nur angelächelt.
Die Politik ist souverän und fährt eine klare, nachvollziehbare Linie.
Die Steuern sind nicht der Rede wert und es gibt viele junge, freundliche Menschen, die gerne draußen sind. Der soziale Zusammenhalt ist sehr stark, hier würde niemand wegen Scheißhauspapier drängeln.

10 von 10

Haha


Und geht's mal ohne Ironie und Sarkasmus - bitte!

Mal im ernst; Im Großen und Ganzen dürfen wir uns wirklich nicht beschweren, denn es lebt sich in Deutschland ganz gut und das für alle gesellschaftlichen Schichten. Und im Vergleich zu vielen anderen Ländern dieser Welt sogar großartig und wir jammern auf hohem Niveau.


Wirkliche Alternativen für Deutschland sehe ich, wenn ich wirklich alles berücksichtige, nur in Österreich und den skandinavischen Ländern.


Müsste ich alles zusammenfassen und aufs wesentliche reduzieren:


Sozialstaatsprinzip

in der Regel immer ordentliche Regierungen oder Bündnisse, keine Populisten

Gründlichkeit und Bürokratie (die natürlich auch lästig sein kann)

gemäßigtes Klima

landschaftliche Vielfalt

Und als Ergänzung noch:

nach wie vor ist Deutschland auch sicher.


Innere Sicherheit und Kriminalitätsraten sind mindestens erträglich.

Hat auch viel mit unserem Sozialstaatsprinzip zu tun. Da bin ich mir sicher.

rhapsody3004 schrieb:Gründlichkeit und Bürokratie

Das gute ist zumindest, dass man hier (zumindest nicht offen) mit Korruption konfrontiert wird.
Hab zumindest noch nie erlebt, dass mir einer gesagt hat "gib mir ein tausender und du bekommst X sofort"

Das würde mich in der Tat richtig sauer machen, wenn sowas die Regel wäre.

rhapsody3004 schrieb:gemäßigtes Klima

Ja, das stimmt.

rhapsody3004 schrieb:landschaftliche Vielfalt

Naja aber hauptsächlich dann doch Kulturlandschaft, so "richtige Natur", findet man nur an bestimmten und relativ wenigen Orten.
Das hat schon was viel schöneres, die unberührte Natur.

rhapsody3004 schrieb:in der Regel immer ordentliche Regierungen oder Bündnisse, keine Populisten

Aber die müssen auch mal aus ihrer bequemen Haltung raus geholt werden.
Immer nur "das geht hier nicht und jenes geht dort nicht" führt auch zu nix.
Von daher seh ich das auch nicht zu eng, das gehört einfach zur gesellschaftlichen Dynamik dazu auch mal polemisch zu sein.
Sonst legen die ihre Hände in den Schoß und machen Dienst nach Vorschrift.
Kurz: die dürfen es sich auch nicht zu bequem machen können und Druck baut man nicht immer nur mit einer sachlichen Runde auf.
Sonst bleibt da nicht viel mehr als Kopf nicken und alles beim alten.

Aber insgesamt finde ich es schon ganz gut.

rhapsody3004 schrieb:Sozialstaatsprinzip

Wenn ich in den USA leben würde und da gut verdienen würde, würde mich das schon alles bedrücken.
Auch Warren Buffett hat sich schon darüber aufgeregt, dass er weniger Steuern zahlt als seine Sekretärin.
Obwohl man auch sagen muss... warum sind die auch so blöde?
Iwie haben die halt eine Demokratie und können wählen was die wollen.
Aber das ist halt ein Volk für sich...

Yooo schrieb:Naja aber hauptsächlich dann doch Kulturlandschaft, so "richtige Natur", findet man nur an bestimmten und relativ wenigen Orten.
Das hat schon was viel schöneres, die unberührte Natur.

Aber auch Kulturlandschaft kann schön und vielfältig sein. Unberührte Natur ist natürlich selten in Deutschland geworden. Würde ich mir insbesondere bei Wäldern wünschen. Einen richtigen Urwald soll Deutschland aber glaube ich noch haben oder?

Yooo schrieb:Aber die müssen auch mal aus ihrer bequemen Haltung raus geholt werden.
Immer nur "das geht hier nicht und jenes geht dort nicht" führt auch zu nix.
Von daher seh ich das auch nicht zu eng, das gehört einfach zur gesellschaftlichen Dynamik dazu auch mal polemisch zu sein.
Sonst legen die ihre Hände in den Schoß und machen Dienst nach Vorschrift.
Kurz: die dürfen es sich auch nicht zu bequem machen können und Druck baut man nicht immer nur mit einer sachlichen Runde auf.
Sonst bleibt da nicht viel mehr als Kopf nicken und alles beim alten.

Aber insgesamt finde ich es schon ganz gut.

Populistisch zu sein, um die Regierungen wachzurütteln, ist gerade noch ok. Bin selbst hin und wieder (links)populistisch, um zu provozieren und zu sensibilisieren. Aber wählen würde ich nicht populistisch. Rechts schon mal gar nicht.

Davon ab tun unsere Regierungen schon eine Menge. Ist ja nicht so, dass die nur Däumchen drehen. Auch die Groko auf Bundesebene hat 12 Jahre lang gearbeitet und eine Menge durchgeboxt. Mehr und besser geht natürlich immer.

Was mich übrigens auch an Deutschland bis jetzt freut und das haben nur wir den Bundesbürgern zu verdanken, dass die Mehrheit von allen Wahlbeteiligten nicht populistisch gewählt hat und wir so von Populisten in Regierungsverantwortung auf Bundesebene verschont wurden. Besonders in Bezug auf Rechts freut mich das. Da waren in anderen Ländern die Bürger weniger klug.

Yooo schrieb:Wenn ich in den USA leben würde und da gut verdienen würde, würde mich das schon alles bedrücken.
Auch Warren Buffett hat sich schon darüber aufgeregt, dass er weniger Steuern zahlt als seine Sekretärin.
Obwohl man auch sagen muss... warum sind die auch so blöde?
Iwie haben die halt eine Demokratie und können wählen was die wollen.
Aber das ist halt ein Volk für sich

Die USA kann man wirklich nicht mit Deutschland vergleichen. Geht ja schon mit sozialer Marktwirtschaft (Teil unseres Sozialstaatsprinzips) vs. freier Marktwirtschaft los.
Die USA sind durch und durch kapitalistisch und freiheitsliebend und die sich daraus ergebenden Negativfolgen insbesondere für die Gesellschaft und die innere Sicherheit werden dafür in Kauf genommen.
Und viele aus dem Volk, auch die Ärmeren unter ihnen, wollen es tatsächlich nicht anders, weil sie weiterhin so unabhängig und individualistisch wie möglich leben wollen und bevor sie sich vom Staat bevormunden lassen, auch wenn es ihnen helfen könnte, nehmen sie lieber Nachteile für sich in Kauf und ergeben sich ihrem Schicksal oder raffen sich immer wieder neu auf, um es aus eigenem Antrieb doch noch oder wieder zu schaffen vorwärts, nach oben zu kommen.
Wir Deutschen hingegen schätzen die Sicherheit mehr, die uns der Staat gibt, und wir wollen zwar auch vieles von alleine schaffen und auch individualistisch leben, aber auch nur, weil wir Falle des Scheiterns auf eine helfende Hand oder ein Rettungstuch, welches uns und unsere Kinder oder auch nur Alleinerziehende auffängt hoffen können oder in Anspruch nehmen können.
Zudem schätzen wir Deutschen es mehr (pauschalisiere bewusst), wenn uns zumindest immer staatliche Lehrer im übertragenen Sinne lenken oder anleiten. Das vermittelt auch ein Gefühl von Sicherheit.


Insgesamt bin ich froh und das schätze ich an Deutschland auch sehr, weil Deutschland den für mich besten Kompromiss aus viel Staat und Freiheit und Individualismus hat.

Zu viel Staat ist nicht gut, insbesondere wenn keine guten Absichten dahinter stehen, und zu wenig Staat und zu viel Freiheit und Individualismus wie in den USA bspw. ist auch nicht gut.
Besonders letztes führt zu sozialen Ungerechtigkeiten und zu einer Spaltung der Gesellschaft und nährt/fördert auch das Recht des Stärkeren zulasten der schwachen Masse oder auch nur zulasten von Minderheiten.

Da schätze ich an Deutschland auch sehr, dass hier auch Minderheiten, gehört, geschützt und unterstützt werden. Auch ein Grund, warum ich unsere parlamentarische Demokratie gut finde. Hier haben Volksvertreter die Macht, wenn sie gewählt werden, und weniger das Volk oder die Mehrheit des Volkes selbst, die bestimmt nicht immer für Minderheiten und deren Rechte oder überhaupt für deren Verbesserungen eintreten würde.

Yooo schrieb:Yooo

Es gibt aber auch Punkte, die ich an den USA mehr als an Deutschland liebe, jedoch würden die mir nicht reichen, um dorthin auch auszuwandern.

Zum eine wäre das mal die Landschaft (jeder Bundesstaat ist für mich auf unterschiedliche Weise atmenberaubend schön und auch mehr unberührter) und Architektur und Stil.
Die USA haben schönere Häuser (wenn auch nicht so stabil gebaut wie deutsche, lach) und Gebäude für mich. Und selbst Nummernschilder, Straßenschilder, Mülleimer und Straßen etc. sehen in den USA irgendwie besonders aus und weniger spießig und eintönig wie bei uns. Natürlich gibt es auch weniger schöne Dinge da zu bestaunen. Alles ist es auch in den USA nicht wert fotografiert zu werden.

Bone02943 schrieb:Das macht das ganze hier natürlich sehr interessant. Besser geht es kaum. Es fehlt eigentlich nur noch das Meer. :D

@Bone02943

Wenn die Meeresspiegel weiter steigen kann das ja noch kommen.

Das alte Jahr möchte ich mit einer kurzen Liebeserklärung an Deutschland abschließen:

In Deutschland lebt es sich unter Berücksichtigung aller Umstände nach wie vor am besten.
Deutschland ist der beste Kompromiss aus allem.



Sollten wir insgesamt wieder mehr wertschätzen. Darf aber natürlich auch jeder anders sehen.

Guten Rutsch wünsche ich allen!

rhapsody3004 schrieb:Das alte Jahr möchte ich mit einer kurzen Liebeserklärung an Deutschland abschließen:

Das Land ist ja ganz okay.
Nur die Leute die da wohnen....😨
Man sollte schon Schmerzensgeld verlangen, um morgens aus dem Bett raus zu rollen angesichts dessen, was da draußen auf ein wartet.

rhapsody3004 schrieb:Guten Rutsch wünsche ich allen!

Hals und Beinbruch allen. :bier: 😋

rhapsody3004 schrieb:Zum eine wäre das mal die Landschaft (jeder Bundesstaat ist für mich auf unterschiedliche Weise atmenberaubend schön und auch mehr unberührter) und Architektur und Stil.

Bedingt durch ihre Größe bieten die USA natürlich erheblich mehr Vielfalt als Deutschland. Allerdings sind Regionen wie der Mittlere Westen geographisch auch ziemlich eintönig. Das ist überwiegend relativ plattes Land ohne große Abwechselung.

rhapsody3004 schrieb:Die USA haben schönere Häuser (wenn auch nicht so stabil gebaut wie deutsche, lach) und Gebäude für mich. Und selbst Nummernschilder, Straßenschilder, Mülleimer und Straßen etc. sehen in den USA irgendwie besonders aus und weniger spießig und eintönig wie bei uns. Natürlich gibt es auch weniger schöne Dinge da zu bestaunen. Alles ist es auch in den USA nicht wert fotografiert zu werden.

Ich mag den amerikanischen Baustil ebenfalls, vor allem bieten die großen amerikanischen Einfamilienhäuser mehr Platz pro Bewohner und damit auch einen Hauch mehr Freiheit. Auch gefallen mir die amerikanischen Suburbs mit ihren breiten Straßen und dem generell gepflegten Erscheinungsbild. In Deutschland ist alles, natürlich auch raumbedingt, alles irgendwie "gequetschter". Andererseits besitzen die US-Städte auch einen erheblichen Nachteil: Ohne Auto ist man quasi aufgeschmissen.

Zurück zum Thema: Insgesamt gibt es an Deutschland wenig zu meckern. Von meiner Seite aus wäre es noch am ehesten das Klima. Es sind dabei gar nicht einmal die Temperaturen, die mich stören, denn ich kann allen vier Jahreszeiten etwas abgewinnen - so ein monotones "immer warm" wie z.B. in Florida wäre absolut nichts für mich - und viel mehr als 25°C brauche ich auch nicht zwingend. Mich nervt eher der Mangel an Sonnenstunden, vor allem im Herbst und im Winter. Deutsche Temperaturen mit spanischen Sonnenstunden - diese Kombination wäre genial. ;)

Die Steuern könnten vielleicht auch einen Tick niedriger sein, der Staat hier und da ein wenig schlanker, die Bürokratie an der einen oder anderen Ecke etwas reduziert.

Im Großen und Ganzen jedoch glaube ich allerdings, dass hierzulande Lebensbedingungen herrschen, um die uns 85-90% der Menschheit beneiden.

Yooo schrieb:Nur die Leute die da wohnen....😨

Naja, immerhin wohnen auch Leute wie wir in diesem Land.... Meiner Meinung nach sind die Deutschen sehr unterschiedlich, und es gibt wie überall ein breites Spektrum von ganz tollen bis ganz schrecklichen Menschen.

martenot schrieb:Naja, immerhin wohnen auch Leute wie wir in diesem Land.... Meiner Meinung nach sind die Deutschen sehr unterschiedlich, und es gibt wie überall ein breites Spektrum von ganz tollen bis ganz schrecklichen Menschen.

Ja, ich übertreibe.
Wenn man sich selbst etwas bemüht, trifft man auch ganz okaye Leute.
Aber es kann schon ein hartes Brot sein, man muss manchmal schon viel Humor haben, um da drüber zu stehen.

Anders gehts auch nicht.
Wenn ich selbst immer ernst nach draußen gehen würde... ne, dann würd ich wohl lieber zu Hause bleiben, könnte ich mir dann nicht geben.^^

Ich lebe hier am Rand der BRD, wohne und arbeite da recht gern, weil das Land platt ist, die Leute schweigsam sind und das Wetter depressiv macht.

Verglichen mit anderen Ländern, in denen ich mich schon mal länger oder kürzer aufgehalten habe, ist dieses Land vor allem eins: Sicher!

Hier schiesst niemand auf mich, der Schulweg meiner Kinder ist nicht vermint und nach einem Einkauf kann man mich noch deutlich vom gekauften Gulasch unterscheiden. Ich kann die Luft atmen, das Wasser trinken und fast alles unbesorgt essen. Der Umgang miteinander ist ziemlich zivilisiert. Recht bekommt möglicherweise der mit dem besseren Anwalt, nicht aber der mit dem Clan mit der grösseren Feuerkraft.

Die Infrastruktur ist weitestgehend intakt, für die Bildung meiner Kinder muss ich fast nichts bezahlen, gesundheitliche Probleme werden nach Vorlage der Versicherungskarte und nicht nach Zahlung von Schmiergeld behoben. Selbst im Falle von Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit oder anderen Einschränkungen fängt mich noch ein, wenngleich grobmaschiges, soziales Netz auf. Selbst mit einer Rente kann ich noch rechnen.

Mein Geld und mein sonstiger Besitz sind einigermassen gesichert. Niemand hält mir eine Knarre unter die Nase, weil er gerade mein Auto für einen Bombenanschlag braucht und es rollen auch nicht über Nacht Bagger an, die mein Haus platt machen, weil irgendein Oligarch oder eine korrupte Stadtverwaltung mit meinem Grundstück anderes vorhat als ich. Geht die Bank pleite, springt der Einlagensicherungsfonds ein. Räumt mir wer die Bude aus, zahlt die Versicherung, auch, wenn mein Haus abbrennt, absäuft oder weggeweht wird. Sogar wenn meine Ehepartnerin ablebt, zahlt die Versicherung. Willkommen in der Vollkasko-Gesellschaft.

Um die Sicherheit meines Autos kümmt sich der TÜV, um die der Heizung ein Meisterbetrieb und der Schornsteinfeger.
Es gibt eine Feuerwehr, die Polizei und diverse Rettungsdienste. Ärzte, Rettungshubschrauber, Krankenhäuser stehen für den Notfall bereit.

Ich lebe in einer stabilen Demokratie in einem grenzenlosen Europa, habe ein brauchbares Grundgesetz mit Freiheiten, von denen andere nur träumen oder dafür kämpfen und sterben. Innerer und äusserer Frieden ist gewährleistet. Ich kann meine Rechte einklagen und meine Meinung frei äussern, sogar wählen, von wem ich mich regieren lassen will.

Je öfter ich mich mit Menschen aus anderen Regionen der Welt unterhalte oder einen Blick in Geschichtsbücher werfe, desto mehr danke ich wem auch immer für das unverdiente und unverschämte Glück, hier und heute zu leben.

Was mich aber nicht davon abhält, diese Land kritisch zu betrachten und Missstände zu bekämpfen. Das sehe ich als meine staatsbürgerliche Pflicht an. Das nur, damit man mich nicht für einen kritiklosen Jubel-Germanen hält.