Gendern zur Pflicht machen?

Optimist schrieb:Im Singular muss man einfach nur diese unsäglichen Sonderzeichen plus "in" einsetzen und schon klappt es mit dem Nachbar*in :D.

Noumenon schrieb:Nein, "es klappt mit dem Nachbarn" oder "es klappt mit der Nachbarin" sind grammatikalisch korrekte Sätze.

da hast du völlig Recht.
Korrekterweise müsste es - wenn man schon diese ollen Sonderzeichen einfügen will, so lauten: mit dem/der Nachbar/in.

Nun stelle man sich vor, im Satz kommen mehrere gMs kurz hintereinander vor, die man unbedingt ausmerzen will.
Zum Beispiel:
Dann klappt es mit dem/der Nachbar/in, es sei denn, man hat gar gar keine/n Nachbar/in mit dem/der es klappen könnte.
Was wären das für gestelzte Sätze.
Und hier kann man sich auch nicht mal in ein Partizip flüchten ;)

Zudem merke ich gerade, dass selbst der/dem Nachbarn nicht richtig klappt, denn es müsste ja heißen der/dem Nachbarn/in ... und auch das ist sicherlich noch nicht ganz korrekt (habe aber keine Lust nachzudenken, wie man es ganz korrekt hinbekommen könnte).
Es hat so und so alles weder Hand noch Fuß.

Noumenon schrieb:Was du da geschrieben hast, ist jedoch grammatikalisch falsch bzw. einfach nur kompletter Unfug.

war mir bewusst, ich dachte, es merkt niemand :D

Alienpe. schrieb:derweil wäre doch " Studieren : der" richtig, oder?

genau, das ist doch auch so ein Unfug mit dem "Student" aus dem "Studierender" wird. Wo ist denn da die Verbesserung?
Da gibts ja dann immer noch die weibliche Form "Studierende", also kann man dem Partizip "Studierender" genauso wie dem gM nachsagen, dass die Frauen nur mitgemeint sind.

Da frage ich mich echt, wieso man hier aufs Partizip ausweicht, wenn das gar nichts bringen kann?

Noumenon schrieb:Nö, schon bei minimal "komplizierteren" Sätzen wird's absolut abenteuerlich...

...ja, z. B.:

Der:die Sachbearbeiter:in vom Hermes Lieferdienst teilte dem:der Kunden:Kundin mit, dass sein:ihr Paket von dem:der Paketzusteller:in einem:einer Nachbar(n):in ausgehändigt wurde.

Loriot: englische Serien-Ansage, North Cothelstone Hall, Nether Addlethorpe, Evelyn Hamann

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Carbonara schrieb:Der:die Sachbearbeiter:in vom Hermes Lieferdienst teilte dem:der Kunden:Kundin mit, dass sein:ihr Paket von dem:der Paketzusteller:in einem:einer Nachbar(n):in ausgehändigt wurde.

Super Beispiel! :Y:

War eine Zeit lang auch schon traurige Realität (bzw. ist es anderswo vermutlich immer noch):

"Berechtigte Transaktion: Eine „berechtigte Transaktion" “ bedeutet: (a) eine Online-Zahlung mit PayPal in Höhe von mindestens 5,00 € (fünf Euro) unter Verwendung des neuen PayPal-Kontos des*der Geworbenen, die im gültigen Konto des*der Geworbenen als „abgeschlossen“ gekennzeichnet ist, oder (b) eine Zahlung an eine andere Person als den*die Werbende*n in Höhe von mindestens 5,00 € (fünf Euro) über die Funktion „Geld senden“ bei PayPal unter Verwendung des gültigen Kontos des*der Geworbenen, die von dem*der Empfänger*in als „erhalten“ gekennzeichnet wurde. Transaktionen, die entweder durch den*die Werbende*n, den*die Geworbene*n oder den*die Händler*in storniert, rückerstattet oder rückgängig gemacht wurden, zählen nicht als berechtigte Transaktionen."

Quelle:
https://web.archive.org/web/20221128021145/https://www.paypal.com/de/webapps/mpp/invite/terms

Mittlerweile wurde der entsprechende Passus abgeändert:

Berechtigte Transaktion: Eine „berechtigte Transaktion“ bedeutet: (a) eine Online-Zahlung mit PayPal in Höhe von mindestens 5,00 € (fünf Euro) unter Verwendung des neuen PayPal-Kontos der Geworbenen, die im gültigen Konto der Geworbenen als „abgeschlossen“ gekennzeichnet ist, oder (b) eine Zahlung an eine andere Person als die werbende in Höhe von mindestens 5,00 € (fünf Euro) über die Funktion „Geld senden“ bei PayPal unter Verwendung des gültigen Kontos der Geworbenen, die von der empfangenden Person als „erhalten“ gekennzeichnet wurde. Transaktionen, die entweder durch Werbende, Geworbene oder Händler*innen storniert, rückerstattet oder rückgängig gemacht wurden, zählen nicht als berechtigte Transaktionen.

Quelle:
https://www.paypal.com/de/webapps/mpp/invite/terms

Da wird bspw. mal der Singular durch Plural ersetzt (denn Gendern funktioniert im Singular eben nicht, q.e.d.), mal müssen Partizipien herhalten (was im Falle der "Händler" aber nur allzu schwachsinnig klingen würde...), auf keinen Fall fehlen darf aber natürlich der berühmte Genderstern. Dass hier jemand auch absolut keine Ahnung von Grammatik hat, sondern einfach nur wild drauf los gegendert wurde, zeigt sich auch an so Satzkonstruktionen wie "...eine Zahlung an eine andere Person als die werbende in Höhe von mindestens 5,00 € (fünf Euro)...". Gutes Deutsch wäre hier mit minimalem Satzumbau erreicht gewesen: "...eine Zahlung an eine andere als die werbende Person in Höhe von mindestens 5,00 € (fünf Euro)..."

Aber um vernünftigen Sprachgebrauch geht's hierbei ja eh nicht, sondern um Ideologie. Bzw. im Falle von Unternehmen wie PayPal schlicht und ergreifend um Woke Washing.

Noumenon schrieb:Das checken die Befürworter des Gender-Neusprech einfach nicht, weil sie von Linguistik bzw. Grammatik ganz offenkundig null Ahnung haben.

Stimmt, die Pisa Studie zeigt das ja auch deutlich. Was man im Internet versteht, muss man halt überall
verstehen und wird wohl richtig sein, gell? ^^
Was sich inbesondere auf auf Plattformen wie YouTube, WhattsApp, TicToc, u.s.w. die Leute so zusammen texten, entbehrt oft jeglicher Rechtschreibung. Manchnal ist es sogar so schlimm, dass man den Sinn einiger Sätze nicht (mehr) verstehen kann.

Ok, Fehler macht jeder mal, das ist kein Problem. Aber Sätze mit 3/4 Worten und 8++ Fehlern?
Aber dann gendern (wollen)... Nee, is klaaa....

Gucky.

Bayern hat das Genderverbot für entsprechende Geschäftsbereiche wie Schulen und Behörden jetzt beschlossen.

"Stark exkludierende Wirkung"


Es gehe darum, "die Diskursräume in einer liberalen offenen Gesellschaft tatsächlich offenzuhalten und nicht weiter zu verdrängen", sagte der CSU-Politiker. Denn die ideologisch aufgeladene Sprache habe eine "stark exkludierende Wirkung". Es sei "häufig zu erleben", dass Teile der Bevölkerung mit "großem missionarischen Eifer" unterwegs seien und es in bestimmten Milieus "faktisch zu einem Zwang" komme und ein "moralischer Druck" zum Gendern entstehe.

Quelle: https://www.br.de/nachrichten/bayern/bayern-beschliesst-verbot-von-gendersprache,U7T9VzC

@behind_eyes
Das ist zu begrüßen. Diese fantasiesprache kann man im privaten verwenden. Aber bei öffentlichen Einrichtungen wie Unis oder Behörden hat das nichts zu suchen.

Das ist so witzlos, die Grünen ständig als Verbotspartei bezeichnen und dann so etwas dummes einführen. Das hilft keinem Menschen, schadet dem Fortschritt der Gesellschaft und fördert LBGTQIA-Antipathie

Schnapspraline schrieb:Das hilft keinem Menschen

Wenn du damit das Gendern meinst, ja stimmt

Schnapspraline schrieb:schadet dem Fortschritt der Gesellschaft

Das Gegenteil ist der Fall und das Verbot wurde auch gut begründet:

behind_eyes schrieb:es in bestimmten Milieus "faktisch zu einem Zwang" komme und ein "moralischer Druck" zum Gendern entstehe.

Schnapspraline schrieb:fördert LBGTQIA-Antipathie

Wie kommst du zu dieser Behauptung?
Da würde mich echt mal dein Gedankenablauf interessieren.

BerlinerLuft schrieb:Wenn du damit das Gendern meinst, ja stimmt

Nein, das ist falsch. Gendern inkludiert Menschen, die sonst ausgeschlossen werden und schafft so ein bewusstes Denken an diese Menschen. Das zu verbieten fördert die Antipathie, da diese Menschen so sprachlich willentlich von Oben herab ausgeschlossen werden. Anstatt zu inkludieren und diese Welt vielfältiger zu machen wird aufgeteilt zwischen binären Menschen und den Verbotenen, die nicht mitgenannt werden dürfen. Das finde ich kritisch.

behind_eyes schrieb:es in bestimmten Milieus "faktisch zu einem Zwang" komme und ein "moralischer Druck" zum Gendern entstehe.

Ja wow, jetzt gibt es den Zwang nicht zu gendern. Ist ja großartig.

Schnapspraline schrieb:so sprachlich willentlich von Oben herab ausgeschlossen werden

das wäre schonmal das Merkmal

behind_eyes schrieb:moralischer Druck

Was dort imo gemeint ist.

Na endlich, hat endlich jemand was gegen diese Phantasiesprache getan.

Diese hat niemanden zusammen oder näher gebracht. Diese hat Menschen geschadet und Sie ausgegrenzt und nicht für Verständnis gesorgt

Schnapspraline schrieb:wird aufgeteilt zwischen binären Menschen und den Verbotenen, die nicht mitgenannt werden dürfen.

Diese Aussage zeigt auch, dass du das gM immer noch nicht verstanden hast. Niemand wird ausgeschlossen, alle sind "mitgemeint", niemand wird bevorzugt. Und privat kann ja jeder so viel Gendern, wie er möchte. ;)

@locutus

Ganz dünnes Eis, Sprachverbote gut zu heißen.

»Ein staatlich verordnetes Genderverbot befördert eine queerfeindliche Stimmung im Land und ist Wasser auf die Mühlen derer, die seit Langem gegen queere Menschen hetzen, ihre Lebensrealitäten als ungleichwertig stigmatisieren und im Extremfall als ›lebensunwert‹ gewaltsam verfolgen«, hieß es in dem offenen Brief. Dieser wurde unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund Bayern initiiert und von 53 Verbänden und Organisationen unterzeichnet.

Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/bayern-verbietet-gendern-an-unis-und-schulen-a-ad79b24d-55af-44cc-b796-5455d49ab979


@Aniara

Natürlich habe ich das gM verstanden, deshalb bin ich ja dagegen...

Schnapspraline schrieb:Natürlich habe ich das gM verstanden, deshalb bin ich ja dagegen...

Ich nutze das gM und denke dabei nicht an Geschlechter. Ich bin da komplett neutral und nicht auf Geschlechter fixiert. Vielleicht würde diese Denkweise bzw. Einstellung dir auch weiterhelfen?

Schnapspraline schrieb:Ganz dünnes Eis, Sprachverbote gut zu heißen.

Ganz dünnes Eis is für mich eher wen man irgendwas behauptet ohne wirkliche Grundlage. Das Verbot hilft alleine das eine fantasiesprache aufgezwungen wird.

Schnapspraline schrieb:Ganz dünnes Eis, Sprachverbote gut zu heißen.

ich glaube, du hast grade nicht richtig gelesen, was ich geschrieben hab. Genderpsrache führt zu Diskriminierung, wieso? Weil das Geschlecht zum Thema gemacht wird.

Schnapspraline schrieb:»Ein staatlich verordnetes Genderverbot befördert eine queerfeindliche Stimmung

Du weist ganz genau, das solche offenen Briefe nur aufgesetzt werden, damit keine Menschen die so denken wie du einen Verein, einer Behörde oder Gewerkschaft Diskriminierung unterstellen können.

Aniara schrieb:Ich nutze das gM und denke dabei nicht an Geschlechter. Ich bin da komplett neutral und nicht auf Geschlechter fixiert. Vielleicht würde diese Denkweise bzw. Einstellung dir auch weiterhelfen?

Auch ich sehe beim gM kein Geschlecht. Ich denke eher, das Menschen die ein Geschlecht beim gM sehen Menschen diskriminieren.

interrodings schrieb:Ganz dünnes Eis is für mich eher wen man irgendwas behauptet ohne wirkliche Grundlage. Das Verbot hilft alleine das eine fantasiesprache aufgezwungen wird.

Das ist richtig, das Thema hab ich hier wohl über 60 Seiten hier diskutiert.

interrodings schrieb:Ganz dünnes Eis is für mich eher wen man irgendwas behauptet ohne wirkliche Grundlage. Das Verbot hilft alleine das eine fantasiesprache aufgezwungen wird.

Meinte natürlich "das Keine aufgezwungen wird."

Schnapspraline schrieb:Ein staatlich verordnetes Genderverbot befördert eine queerfeindliche Stimmung im Land

Kurioserweise war genau das Gegenteil der Fall, wie man die letzten Jahre gemerkt hat. Noch nie waren Angriffe gegen die Queer Community so hoch wie jetzt. Das ist, weil die vermeintlich moralisch überlegene Elite, die nicht mal betroffen sind, meinen diese 0,2% der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellen zu müssen.

Toxid schrieb:Das ist, weil die vermeintlich moralisch überlegene Elite, die nicht mal betroffen sind, meinen diese 0,2% der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellen zu müssen.

Von welchen 0,2 % der Bevölkerung redest du gerade, und welche Elite ist gemeint? Ich lese ständig von irgendwelchen Eliten, weiß aber eigentlich nie, wer das genau sein soll. Konzernchefs? Adelshäuser? Milliardenschwere Jachtbesitzer? Russische Oligarchen?

martenot schrieb:Von welchen 0,2 % der Bevölkerung

Die schätzungsweise 160000, die sich als nichtbinär einordnen. Das geht auch ohne Taschenrechner, um die 0,2 % auszurechnen. Die Beidnennung in der derzeitigen Genderdebatte als Gendern zu bezeichnen, halte ich für Unsinn.

martenot schrieb:Ich lese ständig von irgendwelchen Eliten, weiß aber eigentlich nie, wer das genau sein soll.

Hab ich ja auch nicht geschrieben, sie halten sich nur dafür und bewegen sich vorrangig in Bubbles, wodurch dieser chauvinistische Eindruck entsteht.