behind_eyes schrieb:Ich denke ein 5j Kind würde rein anhand seiner Erfahrungen eine Frau oder einen Mann zeichnen. Da spielt der Artikel null eine Rolle finde ich und es würde irgendwann fragen ob es denn auch männliche Ärzte gibt WEIL es ja auch "der Arzt" gibt und nicht nur "Ärztin"... Redet man aber mit dem Kind von "der Arzt" während man immer vor einer Ärztin steht, wird das Kind halt falsch "erzogen", würde aber dennoch eine Frau zeichnen.
Ja, da sind wir dann wohl unterschiedlicher Meinung. Du "denkst" das eine und ich "denke" das andere (im Übrigen "meine" ich das und "denke" es nicht, aber das ist eine andere Diskussion ...)
Interested schrieb:Wie hast du selbst es denn ins Erwachsenenalter geschafft, mit nur GM?
Ist dein Weltbild zerstört worden, als du realisiert hast, dass Ärzte Männer und Frauen sein können, wie auch Lehrer usw.?
Nö, wieso? Ich sagte nur, dass der Mensch nicht zwangsläufig automatisch an Männlein und Weiblein gleichermaßen denkt, wenn er das GN hör/liest. Was hat das jetzt mit einem zerstörten Weltbild zu tun?
Interested schrieb:Warum wird also immer wieder das Argument mit den Kindern gebracht?
Weil bei keinem Erwachsenen diese Automatismen so unverfälscht beobachtet werden können wie bei Kindern.
jorkis schrieb:Nun ja. Ein Kind lernt ja erstmal die Sprache durch Erfahrung. Es ist nicht biologisch in uns verankert, dass der Artikel "der" auf Mann schließen lässt. Wenn ein fünfjähriges Kind hier also einen Mann zeichnet, dann weil es vorher schon gelernt hat, dass ein Arzt ein Mann ist. Nicht weil es das generische Maskulinum nicht versteht (das tut es vermutlich tatsächlich nicht).
Ja, das ist völlig richtig. Wenn es aber keine konkrete Erfahrung gibt, weil es eben weder einen männlichen noch einen weiblichen Polizisten kennt, wird es im zweiten Schritt wohl den Artikel zuhilfe nehmen. Was auch sonst? Was zeichnet das Kind Deiner Meinung nach? Beides? Es wird sich entscheiden. Und wenn es nicht auf eigene eindeutige Erfahrungen zurückgreifen kann - oder wenn er beides kennt, männlich und weiblich -, wird es den Mann zeichnen.
Noumenon schrieb:Nein, Kinder orientieren sich nicht primär am grammatischen Geschlecht eines Begriffs, sondern an gesellschaftlich vermittelten Bildern und Stereotypen, die sie durch Beobachtung, Erzählung und Medieneinfluss aufgenommen haben, weshalb ein Kind in einer von hellhäutigen Menschen dominierten Kultur bspw. auch eher einen hellhäutigen Arzt zeichnen würde, als etwa ein Kind in einer von dunkelhäutigen Menschen dominierten Kultur. Wie Kinder sich Berufe bzw. Personen vorstellen, hängt vielmehr von ihrem Umfeld, ihrem Medienkonsum, ihren Vorbildern und Erzählungen ab als von grammatischen Regeln, die sie sowieso erst noch mühsam erlernen müssen.
Auch korrekt. - Wobei das Beispiel mit hell- und dunkelhäutig natürlich gewaltig hinkt. Aber siehe oben: Wenn es noch keine Erfahrungen oder gleichermaßen Erfahrungen mit beiden Geschlechtern hat, wird es sich an den Artikel halten.
Ich wusste bereits als Kind, dass es weibliche Hunde und männliche Katzen gibt. Die erste Katze, die ich kennenlernte, war ein Kater. Wie erklärt es sich dann, dass all meine Plüschhunde männliche und die Plüschkatzen weibliche Namen hatten, wenn nicht aufgrund des Artikels? Ich finde das sehr bezeichnend!
Noumenon schrieb:Bone02943 schrieb:
Sowas wurde selbst bei Fragen zu Berufswünschen sichtbar. Da machte es einen Unterschied, wenn Kinder gefragt werden ob sie mal Arzt, Feuerwehrmann, Polizist und co. werden wollen, zu denen wo die Fragen explizit beide Geschlechter in der Fragestellung erwähnt haben.
Noch so'n Ammenmärchen. Berufe wie Apotheker, Stenograph, Schneider, Florist, Friseur uvm. haben einen Frauenanteil von über 80-90%. Die faktische Berufswahl wird von ziemlich vielen Dingen beeinflusst, aber am allerwenigsten davon, in welchem grammatikalischen Geschlecht die Berufsbezeichnung steht
@Bone02943 schrieb nicht, dass es hier um die faktische Berufswahl, sondern um Fragen nach Berufswünschen von Kindern geht. Das ist ein himmelweiter Unterschied!