Körperwelten, plastinierte Leichen, Kunst aus Leichen.

Gunter van Hagen will Geld verdienen, quel dommage.
Aber eigentlich wollen es doch alle anderen Menschen auch?
Egal, der wird jetzt mal deswegen rund gemacht und die anderen 8 Milliarden blenden wir einfach aus, das sind ja nur Peanuts.
Da zeigt jemand plastinierte Körper, zeter und mordio.
Ist schon mal jemand dümmer aus so einer Ausstellung herausgekommen als er hineingegangen ist?
Wohl kaum.
Aber egal, man muss sich doch über irgendetwas aufregen können und überhaupt, sollen sie doch in die Rechtsmedizin gehen.
Menschen, die so etwas schreiben, leiden wahrscheinlich an Bildungsunlust im Endstadium oder wollen irgendwie cool rüberkommen indem sie Kenntnisse über Vorgehen der Rechtsmedizin suggerieren wollen. Meist beschränken sich die Kenntnisse da aber auf 2 Folgen Tatort mit "Prof. Boerne"
Jeder der will, und das setzt natürlich ein wenig Engagement voraus (Bildung ist eine Holschuld), kann in diesen Ausstellungen eine ganze Menge lernen. Nicht jeder studiert Medizin und kann sich ein Semester hinsetzen und mit Kollegen eine Leiche präparieren, der Biologieunterricht in der Schule hilft da auch nicht wirklich weiter. Selbst im Bio-LK sieht man keine Leichen, ich denke es wird noch nicht einmal der Rohen/Yokochi zu Rate gezogen. Wo also kann man sich als Nichtmediziner mal einen Einblick davon verschaffen, wie es unter der Haut zugeht, wie Muskeln verlaufen und wo welche Organe liegen?
Internet, Bücher ect. aber in 3D sozusagen "zum Anfassen" nur in van Hagens Ausstellung.
Natürlich gibts Schwachmaten die ihre niederen Gelüste da befriedigen aber das ist kein Grund die Ausstellung zu verbieten. Nur weil Exhibitionisten gerne Mäntel tragen verbiet ich ja auch nicht das Kleidungsstück. Oder sollen Fussballspiele abgesagt werden, weil dort auch Hooligans hingehen nur um ihre niederen Triebe zu befriedigen?
Absoluter Humbug.

@Tobspeed

Also auf der Internetseite steht folgendes:

Die Ausstellung echter menschlicher Präparate ist ganz besonders das Verdienst zahlreicher Körperspender, die zu Lebzeiten verfügt haben, dass ihr Körper nach dem Tod für die Plastination und damit zur Ausbildung von Ärzten und zur Unterrichtung von medizinischen Laien zur Verfügung stehen soll. Sie verzichten ausdrücklich auf eine Beerdigung. Durch ihre selbstlose Körperspende ermöglichen sie uns einzigartige Einblicke in den menschlichen Körper, wie sie bislang allenfalls Ärzten vorbehalten waren. Dafür danken wir den lebenden und bereits verstorbenen Körperspendern.

Die Verfügung des Körperspenders zur Plastination ist kein Vertrag, sondern eine Willensbekundung, die jederzeit ohne Angabe von Gründen von beiden Seiten widerrufen werden kann. Für die Körperspende sind weder Entgelte zu entrichten noch erhalten die Körperspender oder die Hinterbliebenen eine Entschädigung.

Also ich denke mal, das die so gut nix vom Körper überlassen werden, da eine Beerdigung ja ausgeschlossen wird. Die Überreste werden evtl. verbrannt und "gut ist".
Bei einer Organspende wird ja nur das entnommen, was man für einen anderen Menschen benötigt. Der Rest wird ganz normal zur Bestattung/Beerdigung freigegeben.

Soweit ich weiß, ist die Organspende nicht als Störung der Totenruhe oder eine Schändung des Leichnams anzusehen, da man dies selbst zu Lebzeiten schriftlich festlegt hat, es quasi dem letzten Wunsch entspricht und es denjendigen ein Anliegen war, seine Organe an einen anderen Menschen zu spenden.
Von daher wird es auch genauso mit der Körperspende gehandelt werden, denn man entschließt sich freiwillig dazu. Auch wenn es manch einem nicht zusagt und er dies evtl als abartig empfindet, ist es eine Entscheidung, die vorab getroffen wurde und ohne Zwang von statten ging.

Dein Einwand mit der Jugend von heute ist top. Da hat sich wirklich einiges geändert und ich kann mir in der Tat vorstellen, das die sich nicht angemessen benehmen könnten.
Andererseits kann ich mir auch vorstellen, das es auch Interesse wecken könnte... zumindest bei manchen.

Wären die Leichen nicht plastiniert und ihrem Gesicht her richtig zuzuordnen, würde ich einen Verstoß gegen Art. 1 GG sehen.

Ach.. und der gemeine Mensch kann nicht viel 'lernen', da es keine Vorlesung ist, er befriedigt nur seine Neugier. Dazu kann man Medizin studieren.

Nach oben genannter Unlogik kann auch der 16 jährige eine Kuh schlachten, weil er unbedingt Metzger werden will. Ebenso unlogisch.

@Aether

Aether schrieb:Ach.. und der gemeine Mensch kann nicht viel 'lernen', da es keine Vorlesung ist, er befriedigt nur seine Neugier.

Neugier ist eine Voraussetzung fürs Lernen. Der Besuch der Studie macht aus dem Besucher noch keinen Anatomen, aber viele werde so auch angeregt sich weiterzubilden, diverse Dinge noch mal nachzuschlagen und zu vertiefen.
Gute Sache.

Aether schrieb:Dazu kann man Medizin studieren.

Nicht jeder Mensch hat ein Einser-Abi. Ich bin sicher, du weisst das.

@Aether

Die Leichen sind aber plastiniert und ihrem Gesicht nicht zuzuordnen. Ist also kein Verstoß.

Und wenn nicht jeder Medizin studieren will? Es gibt Leute die wollen ihr Allgemein-Wissen verbessern bzw. sich einfach schlau machen. Klar gehört da auch die Neugierde dazu. Wer nicht neugierig ist, wird auch nie was dazu lernen.

Wenn ich Medizin studieren würde, würde ich ja auch nicht hergehen und einen Menschen ermorden, damit ich ein wenig an ihm rumschnitzen kann. Genauso sinnfrei.

Aether schrieb:Ach.. und der gemeine Mensch kann nicht viel 'lernen', da es keine Vorlesung ist, er befriedigt nur seine Neugier. Dazu kann man Medizin studieren.

Mal ehrlich, wer ist denn NICHT fasziniert davon, wie der menschliche Koerper funktioniert, was wo sitzt und wie es aussieht? Nur muss man wegen ein wenig anatomischer Allgemeinbildung nicht gleich Medizin studieren, ist doch Bloedsinn!

Ich fand die Ausstellung hochinteressant und sehr aestethisch!

@Aether
hast du Medizin studiert?

Ich habe die Ausstellung vor zwei Wochen in Hamburg besucht und kann absolut nichts Anstößiges daran finden. Ganz im Gegenteil, es hat mir sogar die Augen geöffnet, mit unserem Körper keinen Schindluder zu treiben, was man ja sehr häufig mal ausser Acht lässt. Es hat, zumindest mir geholfen, den Tod etwas natürlicher zu sehen.
Ob man nun unbedingt Exponate beim Sex unter der Dusche zeigen muss, sei mal dahingestellt, aber da diese ja auch in einem abgetrennten Teil gezeigt wurden, finde ich das nicht weiter wild.

Eine sehr interessante Ausstellung, kann man nur jedem empfehlen. Man lernt vieles über den menschlichen Körper.

Ich habe die Ausstellung damals in Oberhausen besucht (ganz am Anfang, als es noch wenige Plastinate gab).

Ich fand es sehr interessant und will unbedingt noch einmal dorthin.

@Alarmi

Aether schrieb:
Ach.. und der gemeine Mensch kann nicht viel 'lernen', da es keine Vorlesung ist, er befriedigt nur seine Neugier. Dazu kann man Medizin studieren.

Mal ehrlich, wer ist denn NICHT fasziniert davon, wie der menschliche Koerper funktioniert, was wo sitzt und wie es aussieht? Nur muss man wegen ein wenig anatomischer Allgemeinbildung nicht gleich Medizin studieren, ist doch Bloedsinn!

Ich fand die Ausstellung hochinteressant und sehr aestethisch!

Biologie LK, YouTube, Bücher. Lern ich mehr als plastinierte Körper zu sehen. Ein innerer Blick, Grundkurs Anatomie bietet mehr.

@Aether
Ich hatte LK Biologie, und wir haben dort ueber Anatomie ueberhaupt nicht gesprochen!

Und es ist immer etwas ganz anderes, ob man einen Film sieht, Bilder in einem Buch oder ob man das Objekt plastisch vor sich hat. Ich wusste vor der Ausstellung zum Beispiel nicht, wie gross Nieren tatsaechlich sind. Man bekommt eine viel realistischere, plastischere Vorstellung vom Koeprer.

@Alarmi

Alarmi schrieb:@Aether
Ich hatte LK Biologie, und wir haben dort ueber Anatomie ueberhaupt nicht gesprochen!

Und es ist immer etwas ganz anderes, ob man einen Film sieht, Bilder in einem Buch oder ob man das Objekt plastisch vor sich hat. Ich wusste vor der Ausstellung zum Beispiel nicht, wie gross Nieren tatsaechlich sind. Man bekommt eine viel realistischere, plastischere Vorstellung vom Koeprer.

Ich schon. Nieren op youtube, oder eben mal echte Obduktion. Aber gut... ich sag ja noch dass man nichts lernt. Aber eben nur nebenbei und moralisch absolut panne. Siehe Sex unter der Dusche, plakativ.

Aether schrieb:Siehe Sex unter der Dusche

Die Körperspender gaben hierzu ihr Einverständnis und es war ein abgeteilter Bereich, so konnte man selbst entscheiden, ob man sich sowas ansehen möchte. Das sollte man noch erwähnen. Und wirklich sehen konnte man auch nichts, es war keine pornografische Darstellung.

@Kenti

Wobei man sich hier fragen muss, ob die Körperspender der genauen Darstellung der Plastinate zugestimmt haben. Wobei das sicher auch wieder vertraglich geregelt war und die Zustimmung zu jeglichen Darstellungen unterschrieben wurde oder dergleichen.

Aether schrieb: Siehe Sex unter der Dusche, plakativ.

Als ich in der Ausstellung war, gab es diese Plastinate ueberhaupt noch nicht. Aber selbst wenn, dieser Teil war abgetrennt.

Tobspeed schrieb:Wobei man sich hier fragen muss, ob die Körperspender der genauen Darstellung der Plastinate zugestimmt haben. Wobei das sicher auch wieder vertraglich geregelt war und die Zustimmung zu jeglichen Darstellungen unterschrieben wurde oder dergleichen.

Wobei das auch schnurzpiepe sein duerfte, da die Koerper nicht zu erkennen sind.

@Alarmi

Allerdings. Sehen alle sehr ähnlich aus. Finde das schon gut, dass es in einem abgetrennten Bereich gezeigt wird.

@Tobspeed
Ich denke auch, dass das im Vorfeld geregelt wurde. Aber wie gesagt, es war nichts Schlimmes zu sehen ausser zwei engumschlungene Körper ohne Hülle. ;)

Ich hatte die Ausstellung 2002 auch schon mal gesehen, da gab es sowas noch nicht. Allerdings gab es damals in Alkoholgläsern eingelegte mißgebildete Föten zu sehen. Das fand ich weitaus schlimmer...

@Tobspeed
Mir fiel es manchmal sogar schwer zu glauben, dass es sich wirklich um Leichen handelte. Da musste man schon sehr genau hinschauen um das zu bemerken.

@Alarmi
Ja, so ging es mir auch.

Erst als ich sehr nahe vor dem "Schachspieler" stand, ist mir die Echtheit der Plastinate so richtig bewusst geworden.

@Lepus
Bei mir war es nicht der Schachspieler, sondern der Mann, der seine eigene Haut hochhaelt. Auf der kann man naemlich die einzelnen Haerchen sehen. Ausserdem ist es mir aufgefallen an dem Mann, der scheibenweise plastiniert ist - er hat eine Taetowierung und man sieht ausserdem die Zahnfuellungen. Das war so der Moment, in dem ich unwillkuerlich denken musste "Du schaust Dir gerade echte Menschen an".