Amoklauf Realschule Winnenden nähe Stuttgart

Hornisse,

Ich meine solch ein Verhalten kommt doch nicht von Irgendwo

Da wird Warum unsere Kinder Tyrannen werden: Oder: Die Abschaffung der Kindheit von Michael Winterhoff sehr interessant.
Er beschreibt ein aufgrund von "verändereter Familien-Politik verändertes Eltern-Kind-Verhältnis".
Dadurch, dass Kinder "vermehrt" nicht mehr von Eltern sondern einem Elternteil erzogen werden, ergibt sich eine Störung im familiären Verhältnis.

Uns soweit ich weiss, wird Familien-Politik nunmal nicht durch "Killerspiele" gemacht.

ja wie wahr.. was aus Kindern werden kann :)...

wie bereits erwähnt sehe ich es sicher nicht als Ursache, ich will mich nicht immer wieder wiederholen müssen. Doch letztendlich trägt die gesellschaftliche Haltung zu dieser Entwicklung mitbei. Das ist einleuchtend oder? :)

@niurick

Dadurch, dass Kinder "vermehrt" nicht mehr von Eltern sondern einem Elternteil erzogen werden, ergibt sich eine Störung im familiären Verhältnis.

Das ist zwar ein sehr wichtiger Punkt, und hat sicher auch einen grossen Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes, ist aber kein neues Phänomen.
Durch längere Arbeitszeiten der berufstätigen Männer, was noch in den 50 iger und auch noch in den 60 iger Jahren so war, blieb die Erziehung meist, oder hauptsächlich zumindest, an den Frauen hängen .



viel gravierender finde ich die Haltung von vielen Eltern ihren jugendlichen Kindern gegenüber. Viele meinen mit 16, 17 Jahren könnte man sie sich quasi selbst überlassen.

Gespräche finden selten statt, geschweige denn ein wirkliches Interesse für die Jugendlichen - oft herrscht eine grosse Hilflosigkeit im Umgang miteinander vor, in einer immer schneller werdenden Zeit mit immer grösseren Herausforderungen an die Menschen.

elfenpfad,

ist aber kein neues Phänomen.

Scheinbar doch (für Allmy :D).
Die Veränderung der Familien-Politik beschränkt sich ja nicht auf Politik.
Damit ist auch das Innere der Familie gemeint.

Es ist auch nicht der "Zeitmangel" das grösste Problem.
Das Hauptproblem liegt laut Winterhoff darin, dass Kindern eine neue Rolle zugewiesen wird.
Kinder dürfen keine Kinder mehr sein - sie werden scheinbar oft als "Ersatz" für fehlende Partner missbraucht.
Kinder werden nicht mehr erzogen, ihnen wird nichts mehr beigebracht. Mit ihnen wird diskutiert - eben das, was mit dem Partner gemacht würde, der sich verdünnisiert hat.

Und DARAUS ergeben sich neue Probleme - und nicht aus dem "Zeitmangel"...

niurick schrieb:Die "Killerspiele" halte ich höchstens für eine "Gemeinsamkeit", aber nicht für den "Grund"

Und genau, das ist es. Aber das will die Gesellschaft aber nicht wahrhaben ;)

bei den schul-amokläufen kommen die täter aber aus "intakten familien", bzw. werden eben nicht von einem alleinerziehenden und/oder überforderten elternteil erzogen.

* Die Täter sind in der Regel Jungen. Nur 4 der rund 100 School Shootings wurden von Mädchen verübt.
* Die meisten Täter sind zwischen 15 und 18 Jahre alt.
* Die Jugendlichen stammen oft aus unauffälligen Familien, „wobei die Normalität bemerkenswert im Sinne von auffällig unauffällig ist“, meint Hoffmann.
* Die Eltern haben ein mittleres bis hohes Bildungsniveau.
* Die Täter handeln meistens allein.

http://www.bild-der-wissenschaft.de/bdw/bdwlive/heftarchiv/index2.php?object_id=31575541 (Archiv-Version vom 21.03.2009)

niurick schrieb:Kinder werden nicht mehr erzogen, ihnen wird nichts mehr beigebracht.

hier hat der vater dem jungen wohl das schiessen beigebracht ;)
erzähl doch bitte mal den eltern von tim k., dass sie ihrem sohn nicht erzogen hätten, bzw. ihm "nichts beigebracht" hätten.

kurz:dieses "analysebuch" des Michael Winterhoff dient bestimmt nicht zur erklärung für die verhaltensweisen dieser jungen amokläufer

september,

dieses "analysebuch" des Michael Winterhoff dient bestimmt nicht zur erklärung für die verhaltensweisen dieser jungen amokläufer


1. habe ich mich zu einer "veränderten Familien-Politik" und einem veränderten Eltern-Kind-Verhältnis geäussert.
"Amokläufe" habe ich dabei zwar zum Anlass genommen, mich aber nicht darauf beschränkt.
Dass ich damit Horizonte erweitern wollte, es aber nicht gelungen ist, spricht wohl Bände. :|

2. war es ein Einblick in sein Buch und keine vollständige Wiedergabe.
Aber als Moderatorin/ Teilnehmerin kannst Du uns gern einen Einblick darein gewähren, mit welcher Literatur Du Dich beschäftigst, die "zur erklärung für die verhaltensweisen dieser jungen amokläufer" dienen.

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.

september,

Nachtrag:

Dein Link aus der "Bild" ist mir Antwort genug.

@niurick

LOL

niurick schrieb:Dein Link aus der "Bild" ist mir Antwort genug.

bitte mal link aufrufen..das ist "BILD der WISSENSCHAFT" XD..das hat nix mit der bildzeitung zu tun :D

nachtrag ;)

aber klar darfst du deine "horizonte" erweitern..aber nur zu..^^ auch wenn es eben nicht zur erklärung der schul-amokläufe (topic^^) dienlich ist, brauchst du dich nicht wundern, das man das mal anspricht ;)

wie und wann ich meine horizonte erweitern möchte, darf dir nun wirklich egal sein, dafür brauche ich nicht dich oder deine buchempfehlungen.

@niurick

Es ist auch nicht der "Zeitmangel" das grösste Problem.
Das Hauptproblem liegt laut Winterhoff darin, dass Kindern eine neue Rolle zugewiesen wird.
Kinder dürfen keine Kinder mehr sein - sie werden scheinbar oft als "Ersatz" für fehlende Partner missbraucht.
Kinder werden nicht mehr erzogen, ihnen wird nichts mehr beigebracht. Mit ihnen wird diskutiert - eben das, was mit dem Partner gemacht würde, der sich verdünnisiert hat.

Und DARAUS ergeben sich neue Probleme - und nicht aus dem "Zeitmangel"...

Das ist auch ein sehr wichtiger Punkt, darauf mach ich auch oft aufmerksam in Diskussionen, dass Kinder vielmals als kleine Erwachsene behandelt werden . :)

Und ja, statt der Elternrolle wird oft eine Freundesrolle eingenommen - und das schon kindern gegenüber, die noch nicht mal Teenager sind.
Daraus ensteht eine Überforderung für das Kind, da es mit einer solchen Rolle eigentlich entwicklungsmässig den Eltern gegenüber nicht klarkommen kann,
Kinder brauchen Eltern, Freunde sollten sie ausserhalb der Familie haben.


Aber der Zeitmangel kommt noch dazu, finde ich, und die allgemeine Überforderung

@KittyMambo

KittyMambo schrieb:Die Jugendlichen stammen oft aus unauffälligen Familien, „wobei die Normalität bemerkenswert im Sinne von auffällig unauffällig ist“, meint Hoffmann.

Dieses Zitat aus dem von dir reingesetzten link gibt mir zu denken:
denn wie oft heisst es grad nach Bluttaten oder Kindestötungen in den medien: die Täter waren unauffällig gewesen, ganz *normale* leute halt ... ;)

@elfenpfad

genau, aber es sind eben nicht kids von alleinerziehenden elternteilen.

@KittyMambo

KittyMambo schrieb:genau, aber es sind eben nicht kids von alleinerziehenden elternteilen.

wobei es ja fast unwichtig ist, ob die Eltern getrennt sind und daher alleinerziehend,
oder die Eltern noch zusammenleben, und einer von ihnen halt nur allein erzieht , während der andere Teil seiner eigenen Wege geht in der Familie ...
Was ja leider auch oft vorkommt .....

Dieser Aspekt wird ja in dem link nicht erörtert :)

das ist ja individuell zu betrachten.aber das klassische modell des verwahrlosten "halbwaisen" zieht da nicht...^^
hier geht es aber auch um überforderte, perspektivlose jugendliche.hier KÖNNTE der druck, dem vater gerecht zu werden wohl der auslöser gewesen sein

@KittyMambo
Allerdings finde ich diesen Ausschnitt sehr bedenkenswert in dem link von dir aus Bild wissenschaft:



Betrachtet man das Einzelschicksal und die Vorgeschichte der Schüler, wird deutlich, dass die meisten schwere persönliche Niederlagen erlebt haben. Sie fühlten sich von Mitschülern und Lehrern verspottet, gedemütigt, blamiert und bloßgestellt oder waren von wichtigen Bezugspersonen zurückgewiesen worden

Wenn diese Tatsachen auch noch dazukommen, dann braucht man nicht viel Fantasie, um sich in die seelische Lage solcher kids zu versetzen.
Grad von Hohn seitens der Lehrpersonen Kindern gegenüber hab ich schon oft gehört leider ...

KittyMambo schrieb:KÖNNTE der druck, dem vater gerecht zu werden wohl der auslöser gewesen sein

Gut möglich,, eines kommt zum anderen, und irgendwann ist der Druck so gross, und manche Kinder wissen nicht, wie damit umgehen ( sogar Erwachsene haben mit solchen Situationen oft grosse Mühe )

elfenpfad schrieb:oder waren von wichtigen Bezugspersonen zurückgewiesen worden

wenn es stimmt, hatte tim k. einige tage vor seiner tat ein tischtennisturnier verloren (er tar einem anderen verein bei, da der hiesige verein keinen profitrainer finanzieren konnte), es soll wohl nach eben solchen niederlagen heftige, laute auseinandersetzungen zwischen vater und sohn gegeben haben.

Leistungsdruck von seiten des Vaters, Wut und Verzweiflung, die Waffe des Vaters als Ventil fuer die Hilflosigkeit gegenueber dem Vater ... ja, das klingt sehr logisch.

Das hört sich ja alles ziemlich plausibel an aber mir fällt jetzt auf Anhieb kaum jemand ein, der nicht mt den Erwartungen des Vaters zu kämpfen hat. Sind wir also alle automatisch potentielle Amokläufer?

Ich bin davon überzeugt, dass der steigende Druck auf jeden Fall etwas damit zu tun hat. Die Familie ist leider oft genug nicht mehr das Auffangbecken wenn man mal stürzt sondern eine weitere Instanz, die etwas von einem fordert.