Drückerkolonnen

@Aineas

ja ist diene einstellung die man auch nachvollziehen kann trotzdem ist es gut das es menschen gibt die sich derer annehmen.

also ich habe nur einen hauptschulabschluss gehabt damals,aberich war nach meiner lehre arbeitslos und bin eben darauf reingefallen weil man ja viel geld verdienen konnte,laut deren aussage.zu meinen eltern konnte ich nicht mehr weil ich waise war.aber ich habe mich durch eigene kraft ja wieder aufgerappelt,nachdem ich gesehn habe wie das in der drückerkolonne abging.

Mich wollten sie neulich auch bequatschen, auf die Frage "Kauft ihr euch ab und zu noch DVDs und CDs?" kam von mir ein lapidares "Nein ich lad mir alles illegal runter" und schon war Ruhe hrhrhr

haha,
ist schon n paar jahre her,
da sass ich mit n paar kumpels auf´n bier und stuff zusammen.
klingelt,
mein kumpel bringt n typen in unserem alter mit rein
und wir sind schön am zechen und kiffen mit dem.
wir kumpels dachten alle, das wär n kumpel von unserem kumpel.
nach ner stunde oder so
wollt er dann seine scheiss-zeitschriften loswerden
und die ganze farce flog auf.
der drücker hat mehrere tritte in den arsch bekommen
(und seine zeitschriften bleiben alle zurück)
und unser kumpel hat sich die ganze zeit herrlich amüsiert.

drücker können auch spass machen

buddel

Aineas schrieb:weswegen ich keine Notwendigkeit erkenne, sich ihnen anzunehmen und ihr selbstverschuldetes Unheil für sie zu korrigieren

Das finde ich bitter. Erst heute habe ich mal interessehalber die Stellenanzeigen in der regionalen Wochenendzeitung durchgesehen und auf Anhieb zwei Annoncen von Drueckerkolonnen gefunden. Und das in einer 25.000 Einwohnerstadt (Umland schon mit reingezaehlt). Die Annoncen sind fuer den Laien oft nicht leicht erkennbar, da ist die Rede vom "Mitfahrer/Beifahrer", der gesucht wird, oder ganz harmlos heute auch
"Für sofort sucht unsere Firma noch einige Mitarbeiter, auch ungelernt, für ausserhalb, von 18-30 Jahre, Unterkunft vorhanden. Wichtig: ledig und ungebunden! Verdienst: 300,- bis 400,- Euro/Woche."

Das klingt nach einer netten Jobchance, wer vermutet schon eine Drueckerkolonne dahinter. Und wenn man es dann herausfindet, ist es schon zu spaet. Man wird unter Druck gesetzt. Man hat Kosten verursacht, fuer die Vermittlung, fuer was auch immer. Man hat also Schulden beim Drueckerboss (der wohl auch eine Knarre hat), die man aber abarbeiten kann. Wenn man schnell ist und sich geschickt anstellt, sind die Schulden schnell beglichen und dann verdient man das grosse Geld. Bis zu 1600 netto. So viel gibts ungelernt sonst selten. Und so weiter, und so fort.

Druck, Zwang und die Aussicht auf Besserung und schon kann aus einem Menschen eine Maschine werden, die nur noch funktioniert.

@Cathryn

super thema!

schon in den 80ern ein brennpunktthema, habe damals den film "der drücker" gesehen.

http://www.cinema.de/kino/filmarchiv/film/der-druecker,1332749,ApplicationMovie.html

absolut empfehlenswert und zeigt ungeschminkt, was dort vonstatten geht, die nehmen dir den perso weg, man wird eingeschüchtert und ausgenutzt.das rauskommen aus solchen "gemeinschaften" ist ein k(r)ampf

dein erlebnis aus dem eingangsposting erinnert mich an mein eigenes, welches ich vor jahren hatte..es war da nur ein junger mann, der angeblich ein ehemaliger knasti gewesen sein soll. ich hab ihn nix gegeben bzw. was abgeschlossen, sondern zu meiner nachbarin geschickt

@KittyMambo

Das Wegnehmen des Personalausweises scheint das Hauptdruckmittel zu sein - aber ist es denn wirklich so schwer, sich in Deutschland ohne Ausweis ausweisen zu koennen? Wenn der gestohlen wird, kann man doch auch einen neuen beantragen. Es muss doch auch moeglich sein, den Personalausweis zurueck zu lassen und zu gehen, wenn man nicht mehr mitspielen will - oder?

@Cathryn

die leute sind vorrangig jung....und naiv.
zudem kommt die massiven bedrohungen und einschüchterungen.

@KittyMambo

Aber immer heisst es, man muss den Personalausweis als Pfand abgeben. Aber ein richtiger Pfand ist das ja nicht, so lange man beweisen kann, wer man ist (z.B. mit dem Sozialversicherungsausweis, Fuehrerschein, irgendein amtliches Dokument mit dem Namen drauf) sollte man auch ohne den Personalausweis bei der Polizei Gehoehr bekommen.

@Cathryn

du weißt es..ich weiß es..aber wissen es die naivlinge, die sich auf eine anzeige - junge leute als beifahrer gesucht, 500€ wöchentlicher verdienst etc.- beworben haben.
manch einer hat auch - gerade in dieser zeit- jobverlustängste.

Wenn ich mutig waere, wuerde ich mich auf eine der Anzeigen melden und ein bisschen schnueffeln gehen, aber ich habe ein bisschen Angst, dass ich nicht so problemlos wieder herauskomme, wie es mir als Aussenstehender erscheint, also werde ich es lassen und lieber Augen und Ohren offenhalten und sehen, ob ich mehr herausfinden kann.

Eine Freundin ist vor ein paar Monaten auf einen Zeitungsdruecker herein gefallen, bekommt nun "Bild der Frau" einmal woechentlich. Sie bekam einen Rueckruf von einem Herrn Wagner, der ihren Abschluss noch einmal pruefen wollte. Nur durch einen Zufall wusste sie den Namen noch, weil sie ihn in den Kalender an der Wand geschrieben hatte, wo sie alle eingehenden Gespraeche aufschreibt (Ordnungsfreak). Wie dem auch sei - ein Name ist also schon mal da. Wagner klingt aber eher nach Alias - wie Mueller oder Meier. Ich werde aber recherchieren, ob es da noch mehr zu erfahren gibt.

Nach dem Mauerfall kam viel "Futter" für die Kolonnen.
Meine Freundin ging denen ins Netz, laut ihr kannten sie sowas überhaupt nicht.
Irgendwann ist sie einfach nimmer zurück gegangen, hat tagelang in irgendwelchen Hausfluren übernachtet.

http://www.mdr.de/hier-ab-vier/rat_und_tat/1413.html (Archiv-Version vom 23.09.2009)

auch informativ:

http://www.mdr.de/hier-ab-vier/rat_und_tat/1413.html (Archiv-Version vom 23.09.2009)

Es ist festzustellen, dass die Drückerkolonnen streng organisiert werden. Aussteiger berichten von Drohungen, Misshandlungen und Erpressungen. Viele Drücker sind verängstigt und teilweise psychisch schwer geschädigt.

[...]

Aussteiger berichten, dass, wenn man auf diese Annoncen antwortet, man meist sofort die Tasche packen muss, man wird bei Ankunft in einen Kleinbus "verfrachtet", vorher werden einem noch die Ausweise abgenommen. Die Drücker werden in Billighotels untergebracht und morgens in die entsprechenden Gegenden gefahren.
Es ist auch schon vorgekommen, dass bei Misserfolg den Drückern kein Essen oder Trinken zur Verfügung gestellt wurde, auch Schläge und andere Repressalien werden angewendet. Auf den Lohn hat man oft selbst keinen Zugriff, sondern man bekommt ihn zugeteilt. Dadurch können viele ihre Rechnungen nicht bezahlen und geraten in wachsende Schulden.
Die Drücker befinden sich auch immer wieder in einem schweren Widerspruch: Sie werden vom Chef bestraft, wenn sie nicht genug "Scheine" bringen, haben aber wenn sie gut sind ein schlechtes Gefühl, weil sie die Menschen anlügen müssen.

@darcy51

Kannst du uns mehr erzaehlen, ohne dass du deine Identitaet verraetst? Ueber den Aufbau der Kolonnen, ueber die Arbeit, ueber die Umgangsformen, ueber Verbote und Gebote, ueber die Arten der Beeinflussung und ueber die Schulungen?

Gibt es eigentlich Blacklists, welche Firmen sog. Drückerkolonnen sind?

@NoSilence

Firmen sind keine Drueckerkolonnen. Firmen beauftragen Druckerkolonnen. SO als wuerden sie sich Arbeiter ueber eine Zeitarbeitsfirma bestellen, nur, dass die Kolonnen eben wie "private Arbeitskraftanbieter" wirken. Der Verlag XY will, dass mehr Zeitschriftenabos verkauft werden. Sie beauftragen die "Firma" XY. Diese ist eine Kolonne, wirbt junge Leute an und zwingt sie, Abos zu verkaufen. Diese Abos laufen genau, wie wenn du deinem Nachbarn ein Freundschafts-Abo der Zeitschrift XY aufschwatzt. Du bekommst die Kaffeemaschine oder den Brotbackautomaten oder die Digicam als Praemie - die Kolonne bekommt Geld, der Druecker, der das Abo verkauft bekommt einen Teil des Geldes als Promotion. Die Kolonnen-Chefs verdienen, die Verlage verdienen durch die Abos. Dennoch haften die Verlage nicht fuer Haustuergeschaefte durch Betrug, da sie die Auftraege ja an die Drueckerkolonnen abgegeben haben. Diese widerum haften auch nicht, da sie keine wirklichen Arbeitsvertraege mit den Drueckern haben. Es haftet also der arme Druecker selbst, wenn es zur Anzeige kommt, da sein Name auf dem Vertrag steht.

Böse Jugend, kriegt nichts auf die Reihe, lebt auf Staatskosten. Versuchen welch ihr eigenes Geld zu verdienen, ist das auch verkehrt

@martialis

Das meinst du hoffentlich ironisch.

Nein, keineswegs. Ich kenne das aus eigenere Erfahrung, habe das selber mal gemacht.
Nicht aus Spass an der Freude, sondern, weil es die einzigste Möglichkeit war, um was zwischen die Kauleisten zu kriegen.

Dann kannst du uns sicher aufklaeren, wie es in den Kolonnen aussieht. Vielleicht etwas ueber den Aufbau, den Druck auf die Verkauefer, die Methoden der Einschuechterung, usw.?