Postmortem Fotografie

@Cathryn

Wenn ich ihr ins Gesicht schaue, sehe ich Leben in den Augen. Es sei denn, dass ist aufgemalt o.ä. Ich habe jetzt nicht viel gelesen, deshalb die Frage: Warum fotografierte man tote Kinder post mortem?

@Aldaris
Das kannste 2 Seiten vorher nachlesen ;)

@Aldaris

Weil man zu deren Lebzeiten nicht die Gelegenheit dazu hatte.

Also ich kann mich damit überhaupt nicht anfreuden. Ich finde es moralisch nicht richtig.

kann es unter dem punkt den Cathryn erwähnte voll verstehen....

Ich kann es auch so voll verstehen, egal ob früher oder heute.
Man kann ja auch noch mal den Verstorbenen vor der Beisetzung anschauen oder den Sarg offen lassen, warum nicht dann auch Fotos machen, wenn man eine Erinnerung möchte?
Da finde ich es befremdlicher, dass die Toten früher noch ein paar Tage so im Bett lagen, damit sich die Verwandten alle verabschieden konnten...

Fotos hatten zu der Zeit auch noch einen sehr hohen Wert. Zum einen rein materiell, eine kostspielige Sache, daher auch eine Ehrung für den Toten und die Familie. Man muss sich vorstellen, das Foto war damals noch nicht so auf allen Ebenen präsent. Heute gehen wir raus und sehen >einfach überall< Fotografie, die Welt ist voll davon.

Der Symbolwert einer Fotografie ist beinahe abhanden gekommen. Die Fotografie war am Anfang ihrer Entstehung viel näher an der Malerei, und die Malerei war grundsätzlich nicht Ausdruck von Empfindungen, sondern hatte eine abbildende dokumentierende Funktion. Sie bildete Status ab, und eine "Idee" im metaphysischen Sinne. Es gab die sogenannte Ikonenmalerei, und darauf sind diese Fotografien vlt. zurückzuführen, weil sie eben auch vor allem unter den Katholiken Verwendung fanden.

Es ist im Prinzip sehr skurril, aber auch höchst interessant, was die Menschen zu jener Zeit mit der neuen Technik anfingen. Die moralischen fragen was mit neuen Technologien geht, und was nicht - war bei der Frage der Fotografie zu jener Zeit noch nicht geklärt.

Also ich finde es, wie ich etwas weiter vorne schon einmal geschrieben habe, etwas gewöhnungsbedürftig, aber je länger ich mich mit diesem Thema auseinandersetze, desto "normaler" wird es für mich, außer bei manchen Fotos die ich makaber finde.

Ich arbeitete vor ein paar Jahren neben meinem Studium bei einem Notar.
Das war oft ekelig in den Wohnungen von Verstorbenen Nachschau zu halten, ob Sparbücher o.ä. vorhanden sind. Nicht etwa weil ich mich vor dem Tod fürchte, (vielleicht auch ein bisschen) aber im Speziellen, weil es meistens Wohnungen von schon verwesenden Menschen waren, die kein soziales Umfeld hatten und wochenlang da drin lagen.
Die Wohnung selbst war oft sehr sehr unordentlich und unheimlich auch wenn niemand darin gestorben wäre.

Der Gestank in diesen Wohnungen war schrecklich. Ich kann den nicht richtig beschreiben.

Als ich mit dem Substitut zur ersten Wohnung fahren musste, sagte er zu mir ich sollte mir Handschuhe mitnehmen und ich dachte noch "typisch Akademiker" die sind sich für alles zu fein. :-) Entschuldigung für den Fall, dass hier ein Akademiker anwesend ist, jetzt denke ich auch anders...

@Cathryn
Kann es auch sein,dass die post mortem Fotografie auch einen praktischen Grund hatte?
Damals betrug die Belichtungszeit mehrere Sekunden und da sich Leichen nicht bewegen,konnte man leichter gute Fotos schiessen. So eine Fotosession war ja damals ziemlich teuer und viele Versuche konnte man sich wohl nicht leisten..

@gardner

Mag sein, dass man Tote damit besser fotografieren konnte, also schaefere Fotos - aber wie makaber ist das denn ... "Oh, unser Kind ist gestorben! Lass uns ein Foto machen lassen, nun haelt es ja still ..."

Ich bin mir sicher, dass diese Eltern diese Fotos liebend gern vom lebenden Kind haetten machen lassen. Fuer den Fotografen war es sicherhlich so leichter, aber den Eltern waere ein verwackeltes Bild vom lebenden Kind lieber gewesen.

http://photoapproaches.files.wordpress.com/2010/10/southworth-advert.png

Ich kann die Bilder einfach nicht kopieren, das geht bei mir nicht :-(
Jedenfalls ist das so eine Anzeige eines Fotografen

Da steht auch, dass die Menschen zu Hause starben und die Sterblichkeit sehr hoch war. Die Trauer wurde gemeinschaftlich in der Familie verarbeitet.
oft war es das einzige Bild eines Kindes

Diese postmortem Fotos waren in fast allen Ländern üblich vor allem weil damals die Sterblichkeit bei Säuglingen und Kleinkindern sehr groß war.
Die frühesten Fotos sind hauptsächlich von Kopf und Oberkörper, später wurde der ganze Körper abgebildet, Gruppenfotos, Familienfotos mit Geschwistern.
Technische Aspekte
Daguerreotypie – Mercury & Siver auf einer Kupferplatte können kopiert werden

1856 Augen offen/Augen aufgemalt

Private Fotografien bedeuteten für Eltern und die Familie ab ca. 1839 Unsterblichkeit
historische – ist es relevant heute
Meist wollten Menschen solche Fotos, deren Säuglinge kurz nach der Geburt gestorben sind oder eine Totgeburt hatten.
Manchmal wurde auch eine Kopie für Großeltern angefordert

@Cathryn

Wow, du hast dir viel Mühe gegeben und hast einige sehr interessante Bilder, Ansichten und Wissenswertes zusammengetragen, sehr gute Arbeit.

Vielen, vielen Dank.

Ps:

Mein Dank geht natürlich auch allen anderen die hier mitgeholfen haben uns allen über Postmortem Fotografie zu erfahren.

mfg.
Key

Also ich hatte gestern beim Anblick dieser Bilder echt ne Gänsehaut. Obwohl ich es überhaupt nicht schlimm finde.
Ich könnte mir denken, dass diese Fotos zu Lebzeiten einfach nicht gemacht worden sind und bevor er quasi unter die Erde muss noch ein Erinnerungsstück.
Früher war ein Foto auch etwas besonderes.

Aber der Gedanke, dass diese Personen nicht mehr leben, aber so aussehen als würden sie posen ist irgendwie gruslig. Aber sicherlich nichts schlimmes. Ich persönlich sehe darin nichts schlimmes.
Die Beispiele mit den Todgeburten finde ich auch ganz natürlich. Man möchte eben eine Erinnerung und es ist bestimmt nicht makaber.

Es werden auch Fotos von Leichen gemacht, die man dann für die Akten benötigt oder zur Identifizierung etc.
Oder wenn Leichen total schön hergerichtet werden um im Sarg schön auszusehen für die Angehörigen.. da schießt man sicher auch nochmal ein Foto.

Also die älteren Fotos wirken vl. etwas fremd, weil die Toten eben auch angezogen sind und "posen", aber im Grunde sicher nichts abartiges. Ich finds eben wie gesagt ein wenig gruslig :)

@Cathryn
Du hast dich ja in 2-3 Tagen zum "Post-Mortem-Fotografie-Experten" gemacht. ;)
Sehr interessant alles, habe es auch meiner Frau und meiner Tochter übersetzt. Ab jetzt werden wir alte Fotos mit anderen Augen betrachten....
Und mal sehen, ob hier bei uns alte Fotos rumliegen. Sollte es so sein, würde ich die mal näher untersuchen....

mir macht das voll angst - das ist als würden die toten lebendig werden - und das ist als würde man einen geist oder zombie oder sowas sehen .

dieses kleine miese baby auf der startseite - verfolgt mich schon wenn ich die augen schliesse .

ich bin mir nicht sicher , ob ich es einfach nur unbeschreiblich geschmacklos finde - oder ob mir das nur angst macht .

jedenfalls kann ich mir das nicht ansehen - das ist voll scheiss gruselig

@Dr.Manhattan

Dr.Manhattan schrieb:dieses kleine miese baby auf der startseite

Was ist das bitte für eine Ausdrucksweise?

Jillrips schrieb:Was ist das bitte für eine Ausdrucksweise?

sorry aber das ist ein mieses dämonisches höllenbaby aus der unterwelt :D

und wer ist nun da Tot?

eher doch Papi und Kiddi am Haja machen. :D

Ist zwar schwer zu sagen, aber ich denke das Kind ist Tot.