Postmortem Fotografie

@skjelMHoedur

Damals wurden im ganzen Leben vielleicht (!!!) drei Fotos gemacht: bei der Taufe oder Geburt, bei der Hochzeit und nach dem Tod. Fotos waren teuer. Wenn nun aber jemand verstarb, bevor ein Foto von ihm gemacht wurde, dann wollte man dennoch ein Bild haben, auf dem er lebendig wirkte, einfach, weil man eben keines hatte.

Diese Bilder entstanden ja nicht, um zu sagen: "Schaut mal, wir haben unser totes Kind fotografieren lassen!", sondern um ueberhaupt ein Foto vom Kind zu haben und die Kinder wurden dann eben als schlafend oder als lebendig dargestellt. Man hat vermutlich niemals, wenn jemand eines der Bilder ansah, dazu gesagt: "Ja, das war unsere Tochter 5 Tage nach ihrem Tod."

Warum man damals 9 Tage gewartet hatte? Vielleicht konnte der Fotograf nicht eher kommen? Wenn man weit weg von jeder Stadt lebte und erst mal jemanden losschicken musste, der zwei Tage ritt, um den Fotografen zu bestellen, der dann noch mal zwei Tage brauchte, um sein Zeugs zu packen (so eine Kamera war ja teuer und empfindlich und wurde nicht mal eben aufs Pferd geschnallt) und dann noch mal 2-3 Tage mit seiner Kutsche zu der Familie fuhr, dann konnte sich das schon hinauszoegern.

@Cathryn Das klingt verstaendlich. Danke.

Ich finde die Fotos zwar teilweise etwas gewöhnungsbedürftig, aber schlimm finde ich sie nicht. Im Gegenteil, damals hatte man noch ein natürlicheres Verhältnis zum Tod. Da war das nix ekliges, sondern gehörte zum Leben/Alltag dazu. Die Lebenserwartung war auch eine ganz andere.

Damals gab es auch keine Digicams, wo man zu jeder Gelegenheit Bilder schießen konnte (um sie anschließend bei Facebook zu veröffentlichen). Da war es noch eine sehr teure Angelegenheit.
Und wenn gerade Kinder starben und man keine Fotos hatte, versuchte man eben die Kinder noch etwas lebendiger zu drapieren damit man eine schöne Erinnerung hatte.

@Cathryn

und das bild mit dem jungen der aus dem fenster sieht, soll doch eine sehr ansteckende krankheit gehabt haben...deswegen wurde er nicht im haus fotografiert...aber er wurde doch offensichtlich hergerichtet, finde ich jedenfalls...

sag mal wo hast du die info zu den fotos her...interessiert mich....

@M11

Ohje, das haettest du mich gestern fragen sollen. Ich habe geschaetzte hundert Seiten durchforstet, welche das nun war, kann ich dir nicht mehr sagen. :(

@Cathryn
jo das ist wohl dein thema... :D das merkt man, hast ja kaum geschlafen.. ;D

boa sind die bilder guselig....schüttel.....

Meine Kollegin hat vor einiger Zeit ein totes Baby zur Welt bringen müssen. Sie hat es auch fotografiert. Ich kann da nichts Schlimmes dran finden, schliesslich bleibt ihr leider nichts anderes... :(

@mothwoman
schlimm finde ich das auch nicht, habe auch eine freundin der das passiert ist und sie zeigte mir auch ein bild von ihrer tochter.....
aber es ist schon mit gänsehaut behaftet wenn man sich sowas anschaut....

Hier haetten wir mal so einen Staender, in dem die Person "eingespannt" wurde, um aufrecht zu stehen:



So in etwa sah das dann aus:



Hier mal ein Beispiel "bei der Arbeit":

Original anzeigen (0,3 MB)

Die Kleidung war meist hinten offen, da dort die Aparatur angbracht wurde, welche dann von der Kleidung verdeckt wurde, damit man den Staender nicht mehr sah:



Hier kann man gut den Staender hinter dem Kopf erkennen, zusaetzlich wurde hinterher nachcoloriert, damit es "lebendig und gesund" aussieht:



Und hier haetten wir noch einmal den Fotografen bei der Arbeit:

@soulflysix
Ich denke, "unangenehm" ist das nur den anderen. Nicht der Familie selbst, denen ein solches Schicksal widerfährt.
Ich habe auch Fotos meines Verlobten, die einen Tag vor seinem Tod enstanden sind. Er wollte das so.
Na ja gut. Da war er noch am Leben, aber dass er es bald nicht mehr sein wird, war leider klar. Und Freunde von mir wollen nichtmal DIE Bilder ansehen.

@Cathryn
Ui, danke, dass du das rausgefunden hast! Habe mich schon gefragt, wie der Fotograf das gemacht hat!

also ich finde es schlimmer , wen leute ihre haustiere ausstopfen und diese dann auf dem sofa setzen...

@mothwoman
das tut mir leid mit deinem verlobten und ich finde es schade das sie die bilder nicht sehen wollen....

Hier habe ich noch ein paar Bilder, bei denen man den Staender direkt im Hintergrund erkennen kann:

@Cathryn
also ich muss sagen wenn der ständer nicht wäre würde man fast denken die leben da noch

Vielleicht sollten wir alle mal unsere Familienfotoalben in schwarz-weiss durchsuchen.

Wenn man es naemlich nicht weiss, dann sieht man auch diese Staender nicht und man fragt sich nur ab und an mal, warum die Personen auf diesen Fotos immer so ausdruckslos aussehen und ob man damals nicht in die Kamera gelaechelt hat.

Wenn man nichts von dieser Tradition weiss, faellt einem sicher nicht mal auf, dass die Personen nicht mehr leben ...

@soulflysix
Danke dir. :)
Ja, aber das meinte ich damit eben. Ich finde die Bilder schön, andere wollen sie nichtmal sehen. So empfinden wir das sicher auch, wenn wir uns diese alten Totenfotografien ansehen. Die Angehörigen hatten ein Andenken.
(Obwohl ich zugeben muss, dass ich die Bilder auch eigenartig finde, wo Tote in Gestelle gespannt werden, um lebendig auszusehen. Die Bilder der Kinder, auf denen man sieht, dass sie tot sind wirken natürlicher und weit weniger "gruselig".)

@Cathryn
das ist die idee mal schauen was sich da für abgründe der vergangenheit auftun....



@mothwoman
ja das stimmt bis auf das eine kind da ist es offensichtlich....leider

Bei einigen Fotos waere ich wohl nicht darauf gekommen, selbst wenn die Fuesse jenes Staender zu erblicken waeren, da man es uebersieht oder denkt das hinter der Person sich einfahch nur etwas befindet. Glaub ich werd auch alte sw Fotos durchstöbern.