Krebsdiäten: Warum raten Fachleute zur Vorsicht?
Fachleute warnen vor allem vor zu einseitigen Diäten.
Viele sogenannte "Krebsdiäten" beruhen auf den gleichen Vorstellungen: Dem Körper fehlen einerseits bestimmte Nahrungsbestandteile, gleichzeitig kämpft er mit anderen Stoffen im Übermaß. Dieses Ungleichgewicht soll für die Krebsentstehung verantwortlich sein. Folgerichtig "funktionieren" diese Diäten dann auch nach einem gleichen Muster: Der Mangel wird ausgeglichen, das Übermaß vermieden, oder ein Tumor wird regelrecht "ausgehungert". Mit dem aktuellen Forschungsstand zur Krebsentstehung stimmen diese Theorien aber meist nicht überein. Deshalb ist es auch wenig wahrscheinlich, dass die darauf aufbauenden Diäten die Krebsentstehung verhindern oder gar einen Tumor am Weiterwachsen hindern können.
Experten warnen vor allem vor zu einseitigen Diätkonzepten: Fastenkuren und sehr strenge Vorschriften können Krebspatienten mehr schaden als nutzen, manche sind sogar gefährlich. Dazu zählt beispielsweise die "Krebskur total nach Breuss", bei der die Ernährung 42 Tage lang nur aus Säften und Tees besteht. Auch andere Fastenkuren mögen für Gesunde noch vertretbar sein, nicht aber für schwerkranke Krebspatienten oder gar während einer Krebstherapie. Beispiele sind etwa das Heilfasten nach Buchinger oder die Kur nach F.X. Mayr. Auch die aus den USA stammende Gerson-Diät in der ursprünglichen Fassung gehört dazu. Sie kombiniert eine streng vegetarische Ernährung mit Kaffee-Rizinus-Einläufen. Patienten erhalten nicht nur zu wenige Kalorien und Nährstoffe, sie verlieren außerdem wichtige Mineralstoffe, mit schwerwiegenden Folgen für den Stoffwechsel.
Selbst von einigen vermeintlich modernen und wissenschaftlich angeblich fundierten Ratschlägen raten Fachgesellschaften ab. Ein Beispiel ist die zurzeit sehr populäre "Ketogene Diät": Es handelt sich dabei um eine Ernährungsform mit extrem wenig Kohlenhydraten, viel Fett und Eiweiß. Welche Wirkung diese Kostform hat, ist bei weitem noch nicht so gut untersucht, wie die Anbieter es darlegen. So steht beispielsweise bisher nicht fest, ob Krebszellen grundsätzlich auf den Entzug von Kohlenhydraten oder "Zucker" so empfindlich reagieren, wie es häufig propagiert wird. Ebenso ist fraglich, ob eine ketogene Diät nur mit den besonderen Produkten möglich ist, die für diese "Krebsdiät" beworben werden: Fachleute gehen davon aus, dass sich diese besondere Kostform auch mit ganz normalen Lebensmitteln durchführen lässt. Noch sind viele Fragen zur ketogenen Diät offen, und aussagekräftige Studien mit vielen Krebspatienten gibt es bisher kaum.
https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/ernaehrung-therapie-diaeten.php#inhalt3 (Archiv-Version vom 15.03.2016)