Alle sind schwanger!
14.11.2013 um 14:13
Um das Thema "Alle sind schwanger" mal wieder aufzugreifen... Ich weiß gar nicht, warum hier zwischenzeitig so arg darüber gestritten wurde. Leute, die keine Kinder haben wollen, wollen keine Kinder. Da kann man noch so spekulieren, was in Zukunft ist. Wer Kinder hat oder Kinder bekommen möchte, der soll Kinder bekommen. Die Umstände haben anderen Leuten egal zu sein.
Außerdem kam oft zur Sprache, dass man keine Kinder in diese Gesellschaft setzen sollte. Ich finde es beunruhigend, wie viele Aspekte da ausgelassen werden. Der Kindescharakter mit Dingen umzugehen, die Bereitschaft der Eltern Werte zu vermitteln, die Ortschaft, in der man wohnt, die Fürsorge und noch abertausende Dinge spielen da mit rein. Aber das ist natürlich zu anstrengend, da pauschalisiert man lieber - Alles doof, alles böse. Deswegen haben wir teilweise so viel Zeit in einem Forum zu sitzen und über Gott und die Welt zu meckern.
Mich würde ja mal interessieren, ob sich - der Thread ist ja nun schon ein bisschen älter - etwas an einigen Ansichten geändert hat. Ob hier einige ohne Kinderwunsch nun doch in die Versuchung gekommen sind oder nicht.
Ich selbst war der Kinderfeind Numero uno. Ich mochte Kinder nicht, sie waren laut, sie waren nervig, sie waren kleine Prototypen von richtigen Menschen. Ich war auch endlos froh darüber zwei bestätigte Diagnosen bekommen zu haben, dass meine Fruchtbarkeitsrate bei lächerlichen 5% liegen sollte. Ich gestehe: Ich habe also nicht sonderlich darauf geachtet in meiner Beziehung zu verhüten. (Es hing übrigens, für die ganz Neugierigen unter euch, mit dem Gelbkörperhormon zusammen)
Es kam wie es kommen musste, ich wurde schwanger und ich beschönige da auch nichts. Und meine Fresse, wie abgeneigt ich war... Aber in der Schwangerschaft passieren wirklich seltsame Dinge, die absolut hormonell bedingt sind. Ich war am Boden zerstört (Die ersten 12 Wochen hängt man ja nun wirklich durch - ich zumindest - weil ich keine sonderliche Perspektive hatte), aber irgendwann machte es >klick< und ich begann alles menschenmögliche zu tun um diesem Kind ein Nest und eine gesicherte Umgebung zu bauen. Ich besorgte mir eine sehr hübsche Bleibe in einer absolut kinderfreundlichen Stadt, ich kümmerte mich um Job und Finanzen, denn wie schon einmal erwähnt wurde: Der Staat verschenkt kein Geld. Das ist ein Irrglaube.
Und das merkwürdigste war: Ich änderte meine Einstellung. Nicht, weil ich es so wollte, sondern einfach, weil mein kompletter Körper mir absolute Kinderliebe eintrichterte. Auf einmal waren kleine Kinder zwar noch anstrengend, aber nicht mehr die Biester, die ich mal in ihnen gesehen habe. Die Söckchen in der Kommodenschublade wurden nur noch in hohem Quietschen einsortiert und der Wunsch ständig draußen zu sein und seine Freiheit zu leben, wurde nicht verwischt, sondern gänzlich umfunktioniert. Ein kleinerer Radius, ein anderes Umfeld.
Die Beziehung hielt nicht. Wir beide mussten einsehen, dass es leider doch nicht funktioniert, aber wir verstehen uns prächtig auf freundschaftlicher Ebene, er ist immer in der Nähe und sorgt zu gleichen Teilen.
Die ganze Geschichte soll niemanden umpolen, aber es soll vor Augen halten, wie sehr sich Ansichten ändern. Nicht durch Menschen, die ab und an verlauten lassen "Huehuehue, du bist ja doof weil du noch kein Kind hast", sondern durch eigenes Empfinden.
Bei meinen Kindsbewegungen dachte ich auch "Ach du Sch****, ich gebäre bestimmt ein Alien" und Muttergrüppchen auf Spielplätzen kann ich immer noch nicht leiden, aber die Grundeinstellung kann sich ändern und dann sollte man nicht mit aller Kraft versuchen auf einem Standpunkt zu beharren, sondern auch ein bisschen die Intuition mit einbeziehen.
(Andersherum wäre es natürlich: Wer sich nicht in der Lage dazu sieht, weil ganz schwerwiegende Dinge dagegensprechen, der sollte nicht auf Druck und einfach aus einer Laune heraus überlegen Schwanger zu werden.)
Alles in allem ist es eigentlich von der Natur vorgesehen, dass in der Schwangerschaft genau diese Hormone eine gewisse Nähe zur Situation erzeugen. Dieses gänzlich aggressive "Ich will keine Kinder" erinnert mich aber nicht an eine Standpunktbekundung, sondern eher an ein "Ich will einfach nur Recht haben". In der Kindsdiskussion kann man aber kein Recht haben, denn jeder muss für sich entscheiden, wie er lebt.
Vielleicht kann man den Thread ja etwas wiederbeleben, denn die Gründe die dafür, sowie dagegen sprechen, sind ja dennoch interessant zu lesen.