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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

796 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Frage, Moral, Selbstmord ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

29.05.2022 um 23:59
Die Frage und somit die moralische Zwickmühle, ob man einen Suizid verhindern soll, stellt sich ja überhaupt erst, weil es keine legale und vernünftig geregelte Sterbehilfe gibt.
Gäbe es die Möglichkeit für jeden - und die Mittel dazu gibt es zweifelsfrei - auf eine humane Art aus dem Leben zu scheiden, womöglich, wenn man das so sagen kann, einen "schönen Tod" zu haben und das ganz legal, unaufgeregt und ohne die Befürchtung haben zu müssen als "krank" eingestuft und/oder stigmatisiert zu werden, warum sollte das dann jemand verhindern wollen, wenn der Betreffende sich zu diesem Entschluss durchgerungen hat?
Vor allem, wenn das institutionalisiert wäre, es spezielle Räumlichkeiten und Mittel dafür gäbe, dann würde da auch kein anderer mit hineingezogen, in eine moralische Notlage gebracht oder traumatisiert.

Natürlich müsste das äußerst sorgfältig und mit größtem Bedacht geregelt sein, wie man so etwas umsetzt und einrichtet. Aber mir erscheint das heuchlerisch und nicht zielführend auf der einen Seite in einem soliden Staat die große böse Gefahr vom Missbrauch solch einer Institution zu menetekeln und andererseits es schulterzuckend hinzunehmen, dass die Leute gezwungen sind sich und anderen die furchtbarsten Dinge anzutun, um aus dem Leben zu scheiden, mit begrenztem Erfolg und teilweise grauenerregenden Folgen.

Solange es keine vernünftige Sterbehilfe und zwar im Wortsinne "Hilfe zum Sterben" gibt, birgt jeder Suizid, wenns nicht gerade ein Arzt oder Apotheker ist, ein mehr oder weniger unberechenbares Element der Gewalt.
Und dieses Element birgt erstens ein unberechenbares Risiko, sorgt zweitens dafür, dass so viele Leute traumatisiert werden und erzeugt drittens in den allermeisten Fällen in den Vorstellungen der Menschen einen derartigen Horror, dass sie lieber aus purer Angst am Leben bleiben.
Wie abartig ich das finde, spare ich mir an dieser Stelle lieber auszuführen.

Wenn ich jetzt mitkriegen würde, dass sich jemand vor meinen Augen umbringt, dann würde ich auch eingreifen, unabhängig davon, wie sehr ich der Überzeugung bin, dass jeder Mensch das Recht hat selbst zu bestimmen, wann er geht. In aller erster Linie, um Schlimmeres zu verhindern, denn es gibt wahrlich schlimmere Schicksale als den Tod.

Aber wenn jemand sich von mir verabschieden und in den Raum gehen würde, wo der Schierlingsbecher steht, alles geregelt ist und seine Ordnung und Richtigkeit hat, dann bräuchte ich mir auch nicht anmaßen, dem seine Entscheidung in Frage zu stellen.

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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

30.05.2022 um 00:09
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:das ist wieder was anderes, hatten wir vor paar Seiten schon, die Garantenpflicht. Betrifft dich das?
Für den/die juristische:n Laien ist die Frage, ob man in einer akuten Situation in der Garantenpflicht steht oder nicht, vermutlich gar nicht schnell genug zu beantworten.
Was hier mal so locker in den Thread geschleudert wurde, ist eine etwas komplexere Angelegenheit.
Die Garantenstellung kann sich daraus ergeben, dass eine Person in einer Pflichtenposition steht, in der sie dafür einzustehen hat, dass ein bestehendes Rechtsgut vor Schäden geschützt wird. Diese kann sich ergeben aus:

Rechtssatz (z. B. bei einem Vormund oder Betreuer nach § 832 BGB),enger natürlicher Verbundenheit / Familiengemeinschaft (z. B. Eltern für Kinder und umgekehrt, Ehegatten untereinander),aus freiwilliger Übernahme von Schutz- und Beistandspflichten (z. B. bei Ärzten),Gefahrengemeinschaft (z. B. Bergsteigergruppen, Forschungsexpeditionen) oderbesonderer Amtsstellung (Polizei, Feuerwehr etc.).
(...)
Nach der Rechtsquellenlehre kann sich die Garantenstellung insbesondere aus dem Gesetz und sonstigen Normen oder einem Vertrag ergeben:

Beispiele mit Rechtsquellenangabe:

Eltern als Garant für ihre Kinder (§ 1626 BGB)Garantenstellung von Ehegatten (§ 1353 BGB), analog auch anwendbar auf sonstiges enges Gemeinschafts- und VertrauensverhältnisGeschäftsführer/Vorstand einer Gesellschaft (z. B. § 43 GmbHG)Verpflichtungen zur Verantwortung aus Vertrag (z. B. Erzieher oder Erzieherin, Sicherheitsdienst bei Veranstaltungen)Verpflichtungen im Rahmen einer freiwilligen Übernahme im Rahmen einer Gefahrengemeinschaft (vgl. § 705 ff. BGB, z. B. gemeinsame Bergexpedition)Garantenstellung aus Eröffnung und Beherrschung von Gefahrenquellen (Arbeitsschutz-, Verkehrsordnung-, Umweltschutzvorschriften etc.)Ingerenz: pflichtwidriges Vorverhalten, z. B. unerlaubter Ausschank von Alkohol an erkennbar Betrunkene (§ 20 Nr. 2 GastG)
Quelle:


Wikipedia: Garantenpflicht


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

30.05.2022 um 11:24
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Nein, geht in Eiern nicht.
Das verstehe ich nicht. Was für Eier?
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Ergo. Gibt´s auch für Psychiatrie.
Du bist Ergotherapeutin und behandelst psychisch/psychiatrisch kranke Personen? Habe ich das richtig verstanden?
Zitat von SchubiackSchubiack schrieb:Die Frage und somit die moralische Zwickmühle, ob man einen Suizid verhindern soll, stellt sich ja überhaupt erst, weil es keine legale und vernünftig geregelte Sterbehilfe gibt.
Gäbe es die Möglichkeit für jeden - und die Mittel dazu gibt es zweifelsfrei - auf eine humane Art aus dem Leben zu scheiden, womöglich, wenn man das so sagen kann, einen "schönen Tod" zu haben und das ganz legal, unaufgeregt und ohne die Befürchtung haben zu müssen als "krank" eingestuft und/oder stigmatisiert zu werden, warum sollte das dann jemand verhindern wollen, wenn der Betreffende sich zu diesem Entschluss durchgerungen hat?
Sehr richtig. Und da würde wohl auch geprüft, ob Vollbesitz der geistigen Kräfte besteht und wirklich eine ernsthafte Absicht. Schon alleine durch einen längeren Prüfprozess könnte der eine oder andere, bei dem es tatsächlich eher auf einen "Kurzschluss" zurückzuführen ist, aus dem Leben scheiden zu wollen, durch mehr Zeit und Nachdenken von diesem seinen Ansinnen abrücken.


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

30.05.2022 um 12:03
Zitat von nairobinairobi schrieb:Das verstehe ich nicht. Was für Eier?
Dieses Ei hier:
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Metaphorisch gesprochen lebte ich diese ganzen Jahre in einem Ei und wusste nicht, dass es außerhalb des Eis noch eine Welt für mich gibt,
Zum Jammern, bzw. sich darin suhlen, braucht man Publikum, denke ich. Und das gibt es in so einer Situation nicht. So was ist ja eigentlich als "Apell" an irgendwen gerichtet, das Jammern. ("Suhlen" wäre für mich noch ne Steigerung, die ganz sicher Publikum braucht, auch wenn es nur ein eigebildetes Publikum wär.) Und "Ei" klingt für mich nach völlig fehlendem Publikum, keiner scheint sich überhaupt interessiert zu haben.
Zitat von nairobinairobi schrieb:Du bist Ergotherapeutin und behandelst psychisch/psychiatrisch kranke Personen? Habe ich das richtig verstanden?
Ja. Ich behandle auch psychisch Kranke. (Also schon überwiegend, aber nicht nur; bzw. in Praxen hat man viele "andere", in der Psych. nur gelegentlich.)


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

30.05.2022 um 13:06
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Nur löst das keine einzige moralische Frage.
Völlig richtig , dazu bin ich aber auch gar nicht fähig.
Meiner Meinung nach gibt es keine allgemeingültige Antwort , da die Antwort auf die Frage persönlicher Natur ist.
Jeder der die Möglichkeit hat einen Suizid potenziell zu verhindern wird sich die Frage ob ja oder nein anders beantworten. Genauso wie jeder Mensch welcher einen Suizid in Erwägung zieht diese anders beantworten wird.

Meine Antwort bezog sich tatsächlich auf eine Akutsituation. Da ich nicht wissen kann in welcher Situation mein gegenüber steckt bzw. was ihn zu diesem Punkt gebracht hat steht mir keine beurteilt zu - Fazit: Leben.
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:"So übergriffig wie nötig und so ehrlich wie möglich", wäre mein "Notfall-Rezept".
Schöner Satz ! Stimme ich uneingeschränkt zu.
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Was hier mal so locker in den Thread geschleudert wurde, ist eine etwas komplexere Angelegenheit.
Welche beim Thema Suizid den normalen Bürger auch absolut nicht betrifft und er sich diese Frage somit auch nicht zu stellen braucht.
Auch wurde es hier nicht "locker" in den Thread geschleudert sondern mit Bezug auf gewissen Berufsgruppen - zu welcher ich selber angehöre - gepostet und erläutert.
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Ich behandle auch psychisch Kranke.
Aus reinem Interesse und ohne Böswilligen Hintergrund: Welche Ausbildung befähig dich dazu ?
Hatte deinen Texten entnommen das du als Psychotherapeutin - Sprich Ärztin - tätig bist. Das Ergotherapeuten auch Psychische Ursachen angehen war mir bewusst , jedoch nicht das hier tatsächlich auch tiefgreifende Therapien bei Themen wie SV & Suizid durchgeführt werden .


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

30.05.2022 um 13:30
Zitat von JustreadingJustreading schrieb:jedoch nicht das hier tatsächlich auch tiefgreifende Therapien bei Themen wie SV & Suizid durchgeführt werden .
Ich verstehe deine Frage nicht genau.
In der Psychiatrie arbeite ich, weil ich eine "staatliche Anerkennung" für meinen Beruf habe.

Ich war lange auf der Geschlossenen, da kommen natürlich auch die hin, die wegen eines (aktuellen) Suizids in einer Klinik sind.
(Bei Suizidabsicht kann man sich auch auf ne Warteliste für ne "Psychotherapiestation" schreiben lassen, aber die Geschlossene funktioniert ja wie ne Notaufnahme, man wird sofort aufgenommen.)
Natürlich mache ich dann nicht "die Psychotherapie" mit denen - praktisch bekommen sie auf der Akutstation aber ja auch gar keine Psychotherapie, da wird "Entaktualisiert" (so heißt der dortige Behandlungsauftrag; bis zur Verlegung auf eine Station mit Gesprächen werden Medis eingestellt, organisatorisches erledigt (Sozialarbeiter, die die Scherben aufsammeln) u.ä.)
Also reden sie mit den Pflegern oder mit mir beim Basteln. (Und haben natürlich auch Termine beim Doc.)
(Das ist ja mein Job: kreatives Material um sich auf "andere Art" ausdrücken zu können, anzubieten.)
Und natürlich hör ich mir auch ihre Geschichten an, bzw. es ist o.k., wenn ich auch was dazu sage. Solange ich mich nicht als Arzt ausgebe oder so Schoten. Ich mach ja dann auch Rückmeldung, je nachdem, was ich erfahre. ("Multidisziplinäres Team", ist ja normal heutzutage.)


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

30.05.2022 um 14:22
Zitat von JustreadingJustreading schrieb:Auch wurde es hier nicht "locker" in den Thread geschleudert sondern mit Bezug auf gewissen Berufsgruppen - zu welcher ich selber angehöre - gepostet und erläutert.
Ich hatte auch nicht dich zitiert, sondern einen anderen User und mich auf einen konkreten Dialog bezogen.
Allerdings stimmt es auch nicht, dass du den Begriff ausreichend erläutert hast.
Wer den Begriff nicht beispielsweise aus dem eigenen beruflichen Kontext kennt, muss sich zusätzlich zunöchstmal ergoogeln, was eine Garantenstellung eigentlich genau ist und wen es betrifft.


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

31.05.2022 um 21:27
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb: Zum Jammern, bzw. sich darin suhlen, braucht man Publikum, denke ich. Und das gibt es in so einer Situation nicht. So was ist ja eigentlich als "Apell" an irgendwen gerichtet, das Jammern. ("Suhlen" wäre für mich noch ne Steigerung, die ganz sicher Publikum braucht, auch wenn es nur ein eigebildetes Publikum wär.) Und "Ei" klingt für mich nach völlig fehlendem Publikum, keiner scheint sich überhaupt interessiert zu haben.
Es war tatsächlich das Gegenteil von "suhlen" - ich habe nach außen ein perfekte Fassade aufrecht erhalten. Hätte ich mich an dem Morgen umgebracht, wären meine Arbeitskollegen sehr verwirrt gewesen, da ich immer gut gelaunt auf der Arbeit erschienen war. Mein Freund hätte als einziger gewusst, warum, der hätte aber geschwiegen (vermute ich).


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

01.06.2022 um 04:06
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:da ich immer gut gelaunt auf der Arbeit erschienen war
Warst Du das denn tatsächlich? Oder war das aufgesetzt?
Die Arbeit hat Deinem Leben doch damals Struktur gegeben, nicht?

Was wurde eigentlich aus Deinem damaligen Freund, hast Du das noch mitbekommen?


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

02.06.2022 um 00:19
Zitat von nairobinairobi schrieb:Warst Du das denn tatsächlich? Oder war das aufgesetzt?
Ja, total gespielt. Ich hatte so ein geringes Selbstbewusstsein, dass ich furchtbar Angst hatte, Leuten mit Problemen auf den Wecker zu gehen.
Zitat von nairobinairobi schrieb:Die Arbeit hat Deinem Leben doch damals Struktur gegeben, nicht?
Ja, das war das einzige Moment, was mir Halt gab - dort habe ich auch Selbstbestätigung bekommen und ich hätte nie nein gesagt. Daher war ich total beliebt, weil ich z.B. auch last minute irgendwelche Wochenenddienste übernommen habe.
Zitat von nairobinairobi schrieb: Was wurde eigentlich aus Deinem damaligen Freund, hast Du das noch mitbekommen?
Er war extrem karriereorientiert (dadurch habe ich ihm heute auch mein Abi und das anschließende Studium zu verdanken :-) und hat eine Frau geheiratet, die ähnlich gestrickt und hochqualifiziert war und sie sind gemeinsam ins Business seines Vaters eingestiegen (war von Anfang an für ihn so geplant, er hat zum Lebenslauf "pimpen" immer hochrangige Praktika bei den Freunden seines Vaters gemacht). Die Frau hatte glücklicherweise das Passenede studiert (sonst hätte er sie vermutlich auch nicht geheiratet)

Sie haben zwei oder drei Kinder bekommen und sind heute immer noch verheiratet.


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

02.06.2022 um 03:54
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:und ich hätte nie nein gesagt. Daher war ich total beliebt, weil ich z.B. auch last minute irgendwelche Wochenenddienste übernommen habe.
Der ideale Arbeitnehmer, quasi...
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:extrem karriereorientiert (dadurch habe ich ihm heute auch mein Abi und das anschließende Studium zu verdanken :-)
Dann hatte diese Beziehung ja auch etwas Gutes...
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Es war tatsächlich das Gegenteil von "suhlen" - ich habe nach außen ein perfekte Fassade aufrecht erhalten. Hätte ich mich an dem Morgen umgebracht, wären meine Arbeitskollegen sehr verwirrt gewesen,
Das wären sie sicherlich. Eigentlich sind die Hinterbliebenen ja meistens überrascht, denn der Schritt ist doch nun mal sehr krass.
1990 hat sich auch ein Arbeitskollege umgebracht, mit erst 35. Ich sehe ihn heute noch vor mir und nach wie vor denke ich, das hätte nicht sein müssen.


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

05.06.2022 um 17:11
In Kanada ist begleitete Sterbehilfe ja legal,
nennt sich (Maid) "medical assistance in dying".

Derzeit gilt es wohl erstenmal nur für unheilbar Kranke,
soll nun aber demnächst für
Psychiatriepatienten erweitert werden, die
nach langem Leidensweg Todessehnsucht haben und deren Hoffnung auf Besserung/"Heilung" gering ist.

Wenn das durch geht, kann man als Angehöriger, Partner, Freund noch so dagegen sein und helfen wollen,
dann sind einem die Hände gebunden
und der Suizid kann nicht mehr aufgehalten werden.

Gerade für junge Menschen, die ihren Platz im Leben noch nicht finden konnten, kommt dann nach dieser Todesspritze keine 2.Chance.

Ich hoffe nicht, daß Vergleichbares auch hierzulande abgesegnet wird.


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

05.06.2022 um 17:26
Zitat von SIRiUS3lPiSIRiUS3lPi schrieb:Gerade für junge Menschen, die ihren Platz im Leben noch nicht finden konnten, kommt dann nach dieser Todesspritze keine 2.Chance.
Das passt aber nicht zu einem langen Leidensweg.
Gibt es konkrete Störungsbilder, die da betroffen sein können?

Die zweite Chance gibt es auch nicht, wenn sich einer von der Brücke stürzt.
Dabei denke ich ein assistierter Suizid kann doch noch eher überlegt sein als ein Sprung von der Brücke oder vor den Zug.


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

05.06.2022 um 18:20
@Bundeskanzleri

Lt. dem Artikel von 04.04.2022 in der Nationalpost :
Depression, Bipolare Störung, Schizophrenie, PTSD
und "andere mentale Leiden".
Fragt sich halt, wie lange der Leidensweg dann sein muß, wenn für den begleiteten Freitod entschieden wird.

Wenn einem im allerletzten Moment "zufällig" einer noch auf der Brücke errettet, hätte man ungewollt eine 2.Chance. Aber weiß schon, wie Du's meinst.

Es ist und bleibt ein heikles Thema. Ich bin der Meinung,
daß keiner von dieser Welt für den ersten Herzschlag verantwortlich ist, so auch nicht für den letzten sein sollte.

Andererseits bin ich bei unheilbaren Krankheiten auch absolut gegen alle lebenserhaltenden Maßnahmen, nur weil es die Technik hergibt&es sich abrechnen läßt.


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

05.06.2022 um 18:57
Zitat von SIRiUS3lPiSIRiUS3lPi schrieb:daß keiner von dieser Welt für den ersten Herzschlag verantwortlich ist, so auch nicht für den letzten sein sollte.
Dafür sind ja aus irdischer Sicht, die Eltern verantwortlich.
Dann wächst man aber in eine Eigenverantwortung hinein.


Oder meinst du das aus religiöser Sicht?


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

05.06.2022 um 19:22
@Bundeskanzleri
Für das entstehende Wesen sind die Eltern 'verantwortlich'.

Ein menschliches Herz beginnt ab der 5.Schwangerschaftswoche (oder auch nicht) zu schlagen und kein Arzt, kein Gerät vermag diesen Vorgang zu bewirken oder beschleunigen oder das kleine stehengebliebene Herzchen wieder in Gang zu bekommen.

Der Mensch mit seiner Technik kann viel, Eizellen einfrieren, künstlich befruchten usw., aber einen ersten Herzschlag setzen, das kann er nicht.

(Hatte eine FG, da wurde ich sehr demütig was das Thema Herz angeht, vermutlich denkt da kaum einer drüber nach.)


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

05.06.2022 um 19:36
@SIRiUS3lPi
Zitat von SIRiUS3lPiSIRiUS3lPi schrieb:Hatte eine FG, da wurde ich sehr demütig was das Thema Herz angeht, vermutlich denkt da kaum einer drüber nach.)
Das tut mir leid. Klar, im Durchschnittsalltag geht das unter.

Ja, in diesem Sinne hast du natürlich recht, da ist das Leben ein Geschenk.
Aber wer eben nicht gefragt wurde, ist das Menschlein selber.

Es gibt ja auch Weltsichten, die davon ausgehen, dass man sich dieses Leben genau aussucht. Dann würde sich die eigenen Seele (mit)entscheiden, herzukommen. Und dann wiederum wäre ein Suizid auch über das Leben hinaus eine sinnlose Sache.
https://www.religionen-entdecken.de/lexikon/s/selbsttoetung-im-buddhismus
Nach der Lehre des Buddhas soll jeder Mensch frei über sein Leben verfügen. Daher ist ein Suizid nicht verboten und auch keine Schande. Allerdings schadet sich ein Mensch mit einem Freitod selbst, denn damit bewältigt er seine Probleme nicht, sondern verschiebt sie nur ins nächste Leben.
Ich finde das wirklich nachdenkenswert.


@SIRiUS3lPi , wenn du magst guck doch mal in den Sternenkinderthread :Y:
Sternenkinder (Seite 6) (Beitrag von Bundeskanzleri)


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

06.06.2022 um 10:20
@Bundeskanzleri
Ich war dem Buddhismus mal sehr verbunden, auf jedenfall regt dort vieles zum Nachdenken an und wenn man sich damit beschäftigt, fördert man viel Weisheit zu Tage.

Ja danke den anderen Thread kenne ich auch. Ist bei mir schon lange her, aber dennoch nicht vergessen.


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

15.06.2022 um 21:19
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb am 05.06.2022:Ich finde das wirklich nachdenkenswert.
Ja das ist es.
Vielleicht erkennt diese Person ja auch, dass er anderen mehr schadet als hilft oder er im allgemeinen sehr viel zerstört und kaputt macht.
Da macht es natürlich Sinn, wenn man sich dem bewusst wird und das Übel bei der Wurzel packt und entsprechend Selbstmord begeht.

Prinzipiell sollte jeder der Suizid begeht nicht sofort als psychisch gestört abgestempelt werden, sondern es sollte erstmal der genaue Hintergrund durchleuchtet werden, weswegen er/sie das macht und erst dann sollte man den Rückschluss ziehen, ob man den Suizid verhindern sollte oder eben nicht.


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Moralische Frage: Suizid verhindern, Ja oder nein?

16.06.2022 um 08:58
Zitat von YotokonyxYotokonyx schrieb:Vielleicht erkennt diese Person ja auch, dass er anderen mehr schadet als hilft oder er im allgemeinen sehr viel zerstört und kaputt macht.
Da macht es natürlich Sinn, wenn man sich dem bewusst wird und das Übel bei der Wurzel packt und entsprechend Selbstmord begeht.
Entschuldige mal, ist das dein ernst? Du glaubst wirklich, Menschen, die real schlecht zu anderen sind, würden dies (immer?) "reflektieren" und als "Umkehrschluss", dass Menschen, die sich umbringen, weil sie evtl. so fühlen, hätten mit diesem Gefühl irgendwie "Recht"?
Kann es sein, dass du "Wahn" ein wenig eigentümlich interpretierst?

Meiner Erfahrung nach ist es bei denen, die sich wegen so was umbringen, keineswegs "real", dass sie für ihre Umwelt schlecht seien - meist geht es eher um ein Gefühl der Ohnmacht, gegen das sie nicht weiter ankommen.

Während das "zerstören und kaputt machen" anderer meist damit verbunden ist, "die Schuld" diesen anderen zuzuschieben um eben nicht sich selbst zu reflektieren.
Zitat von YotokonyxYotokonyx schrieb:Prinzipiell sollte jeder der Suizid begeht nicht sofort als psychisch gestört abgestempelt werden, sondern es sollte erstmal der genaue Hintergrund durchleuchtet werden, weswegen er/sie das macht und erst dann sollte man den Rückschluss ziehen, ob man den Suizid verhindern sollte oder eben nicht.
In der Fachwelt fallen "Krisen" nicht automatisch unter "psychische Störung".

Deine Formulierung suggeriert, man könne (in der Psychiatrie?) auf eine Art "Urteil" kommen, das den Tod einer Person legitimieren würde - ehrlich gesagt entsetzt mich das.

@Yotokonyx ich weiß jetzt nicht genau, wie du das gemeint hast (es klingt nach wenig Erfahrung mit psych. Kh. und noch weniger mit der Gesetzeslage), aber bei Suizidalität läuft eine "Beurteilung" (in der Psychiatrie) nicht darauf hinaus, den Tod zu legitimieren, sondern ein weiter Leben zu ermöglichen.
Oder, nochmal anders formuliert: der Arbeitsauftrag einer akut-Aufnahme ist es, zu "Entaktualisieren" (das heißt wirklich so),
nicht zu "heilen". Jeder Mensch kann und muss selber entscheiden, ob er danach noch eine Therapie macht.

Ich habe den Verdacht, dass du die Position des Unterstützers iwie mit der desjenigen verwechselst, der die Hilfe braucht.
Nur der Suizidale entscheidet, ob er den Willen und damit die Kraft zum Leben aufbringt - jeder andere kann nur darüber entscheiden, ob er dabei hilft oder nicht.
Aber niemand entscheidet über den Willen einer Person und "rettet" diese damit, schon gar nicht dauerhaft.
Und schon gar nicht mit der Psychiatrie als "Helfer" bei so Nummern...
(Es mag Menschen geben, die wegen ihrer Suizidalität dauerhaft untergebracht sind, aber das heißt dann nicht "heilen", sondern "geschlossene Unterbringung". Es ist eine "Zwangsmaßnahme", das sollte klar sein bzw. bleiben.)

Du kannst als "Helfender" (egal ob Profi oder privat) nicht entscheiden, ob sich das Weiterleben für jemand anderen "lohnt",
du kannst höchstens beurteilen wie weit du selbst bereit bist, die Person bei dem Versuch ein anderes Leben zu gestalten, zu unterstützen


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