Warum ist bei Menschen immer „alles in Ordnung“, wenn man fragt?

@MissMary
Ich denke mir, das war trotzalledem sehr gut gewesen. Deine ehemalige Schulfreundin konnte ihr Herz erleichtern.

Wie man Mitmenschen irritiert:

Wie geht es Dir?

Gut?

Warum??

Da kommen sie dann ins Stottern.

Doors schrieb:Da kommen sie dann ins Stottern.

Das muss nicht unbedingt sein. Wenn es jemandem gut geht, wird er/sie auch sagen können, warum er/sie das so empfindet. Vielleicht muss die Person kurz darüber nachdenken, bevor sie antwortet.

Doors schrieb am 16.04.2022:Da kommen sie dann ins Stottern.

Warum? Die Antwort ist eben länger, aber wenn derjenige es genau wissen will? Dann fange ich an mit: " Alle sind gesund" und geh durch alle Bereiche bis ich mit" Wäre echt Frevel, wenn ich jammern würde" ende :D

Weil es einfacher ist, als die Wahrheit zu sagen. Wer nimmt sich schon noch die Zeit, um zu erfahren, wie es dem Gegenüber wirklich geht?

Ist das bicht eher so eine Art Floskel?

So wie man eben jemanden mit "hallo" begrüßt?

Ich würde sage, die Frage nach dem Befinden ist eine Begrüßungsfloskel, wie es sie in vielen Sprachen gibt. Fast nirgendwo erwartet man eine ernsthafte Antwort, weil der Sinn der Floskel nicht darin besteht, die Sorgen und Nöte des Gesprächspartners abzufragen, sondern sich zu grüßen.

Im Englischen sagt man auch "How are you today?" oder "How do you do?", im Portugiesischen "Tudo bem?", im Chinesischen kann man fragen "你好吗?" (= wie geht es dir?) und so weiter. Soweit ich weiß, wird überall zunächst nur ein "Danke gut" oder ähnliches erwartet.

martenot schrieb:Soweit ich weiß, wird überall zunächst nur ein "Danke gut" oder ähnliches erwartet.

Ja. Bei einem fränkischen " Grüß Gott" wird doch auch niemand ernsthaft erwarten, dass der Betreffende den Gruß wirklich ausrichtet.

Sagabona kunjani wena

( Suaheli)

Hallo Freund wie geht es dir?

Wenn man wirklich wissen will wie es einem geht, fragt man auch nicht "Na alles klar", das ist eher eine Floskel zur Begrüßung. Da fragt man dann eher "Wie fühlst du dich". Natürlich nur in einem Rahmen in dem man auch privat miteinander reden kann, diese Frage mitten im vollbesetzten Bus zu stellen wäre eher nicht angebracht.

somnipathy schrieb am 20.12.2012:Es geht um die Frage, warum Menschen anderen auf die Frage, wie es in der Schule, im Studium oder auf der Arbeit etc laufe meistens so antworten, dass alles in Ordnung sei. Dass die Klausuren gut gelaufen sind, man keine Probleme im Studium hat und sich auch nicht über die Arbeit beklagen kan

Es kommt bei mir vorallem darauf an wer fragt.
Nur im Bezug auf meinen Beruf, da bin ich mittlerweile sehr ehrlich, kann ich sagen das es meistens echt scheiße ist.
Aber wenn ich Bekannte auf dem Rummel treffe, hab ich auch kein bock denen stundenlang mein Leid zu klagen

UKRA schrieb:Na alles klar", das ist eher eine Floskel zur Begrüßung. Da fragt man dann eher "Wie fühlst du dich"

Ähnlich finde ich die Frage "Geht es Dir gut?"
Diese ist ja nicht offen, und eigentlich impliziert sie nach meinem Eindruck, dass sie bejaht werden möge.

nairobi schrieb:Ähnlich finde ich die Frage "Geht es Dir gut?"

Diese Frage finde ich sogar nerviger als ein "Wie geht es dir?". Da kann man wenigstens noch im Prinzip auch eine differenzierte Antwort geben, aber bei "Geht's dir gut?" scheint mir das "Ja, alles super" schon quasi eingeplant zu sein. Ich habe einen Kollegen, der rennt gern durch die Büros und sagt zu jedem "Na, alles gut?". Das finde ich manchmal nervig.

somnipathy schrieb am 20.12.2012:Liegt es etwa daran, dass Fehler oder Schwächen ungern zugegeben werden möchten, man sich dem Gesprächspartner gegenüber als herausragend präsentieren will oder sind es andere Gründe, die dieses soziale Fehlverhalten( das es in meinen Augen darstellt, seine Mitmenschen anzulügen) verursachen?

Das ist ja gar nicht objektiv bewertbar, was genau in Ordnung ist - was es letztlich genau bedeutet.
Nehmen wir das Beispiel "Schule" .. während es dem einen Unwohlsein bereitet, mal einen Zweier zu schreiben, ist "der Vierer der Einser des kleinen Mannes" wie es frühler bei mir öfter mal hieß, wenn ich meine gelegentlich doch ziemlich schlechte Leisungen schön reden wollte. Es ist also relativ, was man als "gut" bezeichnet, nicht absolut. Somit kann man da auch schlecht von "gelogen" sprechen.

somnipathy schrieb am 20.12.2012:Es geht um die Frage, warum Menschen anderen auf die Frage, wie es in der Schule, im Studium oder auf der Arbeit etc laufe meistens so antworten, dass alles in Ordnung sei. Dass die Klausuren gut gelaufen sind, man keine Probleme im Studium hat und sich auch nicht über die Arbeit beklagen kann.

Das ist so eine typische Frage, bei der viele einfach lügen, weil sie sich dann Problemen/Fragen stellen müssen, die sie eigentlich weit wegschieben möchten.

Wenn mich einer fragt: "Na, wie gehts?" antworte ich meist ehrlich merke aber, dass viele das eigentlich gar nicht hören wollen und die Frage nur als "Einleitung&/Floskel" benutzen, weil ja es fast jeder sagt: "Och gut, alles klar."
Das mache ich nicht. Gut ich erzähle keine Romane, aber doch was weh tut oder was nicht klappt, oder was auch echt gut geht, etc.

Wer keine ehrliche Antwort haben will, muss und wird mir solche Fragen nur ein mal stellen.

Gucky.

martenot schrieb am 15.09.2022:Diese Frage finde ich sogar nerviger als ein "Wie geht es dir?". Da kann man wenigstens noch im Prinzip auch eine differenzierte Antwort geben, aber bei "Geht's dir gut?" scheint mir das "Ja, alles super" schon quasi eingeplant zu sein. Ich habe einen Kollegen, der rennt gern durch die Büros und sagt zu jedem "Na, alles gut?". Das finde ich manchmal nervig.

Würde ich vielleicht auf Dauer auch nervig finden, wobei das "gut" auch als Suggestion aufgefasst werden kann. Er will es euch vielleicht auch unbewusst suggerieren, euch gut zu fühlen, damit ihr nett zu ihm seid. :D

Würde dieser Kollege denn helfen, wenn mal jemand "Nein" sagt? Wenn ja, ist der Satz vielleicht eher eine Kontrollfrage über den Arbeitsbereich, für den er sich verantwortlich fühlt. So wie bei einem Mädchen für alles, das sich für alles verantwortlich fühlt und das signalisiert.

Laura_Maelle schrieb:Würde dieser Kollege denn helfen, wenn mal jemand "Nein" sagt

Weiß nicht, ich glaube es hat noch niemand mit "nein" geantwortet. Aber so wie ich ihn einschätze, wäre er vermutlich ein wenig bedröppelt, weil er mit so einer Antwort nicht gerechnet hat. Und weil er ziemlich religiös ist, könnte ich mir vorstellen, dass dann eine Antwort im Sinne von "Gott wird es schon richten" oder "ich bete für dich" kommen würde.

martenot schrieb:Weiß nicht, ich glaube es hat noch niemand mit "nein" geantwortet. Aber so wie ich ihn einschätze, wäre er vermutlich ein wenig bedröppelt, weil er mit so einer Antwort nicht gerechnet hat. Und weil er ziemlich religiös ist, könnte ich mir vorstellen, dass dann eine Antwort im Sinne von "Gott wird es schon richten" oder "ich bete für dich" kommen würde.

Ah, dann hat wahrscheinlich sein Gut-Gruß auch einen religiösen Grund, vielleicht eine Art versteckter Segensgruß an euch. :D

Was ich furchtbar finde, sind Leute, die was von einem wollen, aber erstmal eine Nachricht mit Inhalt „Hallo Luminita, wie geht es dir?“ schreiben. Ey nee, das kann man ja vorne dran setzen, aber schreib was du willst gleich am Anfang. Das hält mich so auf, wenn ich erstmal zurückschreibe „Gut, danke, und dir?“. Und wenn ich dann noch anfangen würde zu schreiben, wies mir wirklich geht, dann wäre man morgen noch nicht beim Inhalt der Anfrage angekommen.

Ich habe es mir schon lange abgewöhnt, darauf wahrheitsgemäß zu antworten. Zum einen ist es in meinem Fall mehr Neugier, als Interesse, sodass man das gerne weitertratscht und zum anderen kommt nichts zurück. Selbst lapidare Fragen, wie es dem Kind auf der neuen Schule oder dem Mann in der Rente geht, werden dann unbeantwortet übersprungen.
Und dann gibt es halt auch diejenigen, welche diese Frage missbrauchen, um ihr eigenes Befinden auszudrücken und ihr Gegenüber schlicht ignorieren.
Brauche ich beides nicht. Kann weg ;)

Nuka schrieb:Zum einen ist es in meinem Fall mehr Neugier, als Interesse, sodass man das gerne weitertratscht

Ich glaub, das trifft auf viele Menschen zu, vor allem wenn die Antwort "nicht gut, weil.. " lautet. Dann macht das bei den Nachbarn eben die Runde.

Als ich gestern beim Arzt zur Kontrolle war, ist es mir tatsächlich etwas schwer gefallen, wahrheitsgemäß zu antworten, als der mich fragte, wie es mir geht, weil ich sonst immer mit danke gut oder danke geht schon antworte.