Political correctness, ein gescheitertes Experiment

Tussinelda schrieb:@Gerlind
Das politisch Korrekte, dass Du meinst, das kenne ich nicht.

Ja. Deswegen schrieb ich ja, wie es mir begegnet. Mir begegnet es sicherlich anders als einem politisch Korrekten.

@abberline
Das politisch Korrekte ist als aller erstes ob Du willentlich und bewusst vermeiden willst, andere Menschen zu diskriminieren.
@Gerlind
Wie begegnet es Dir denn? Ich empfinde es als Fortschritt, wenn man Menschen nicht mehr diskriminierend bezeichnet, Du nicht?

Tussinelda schrieb:@Gerlind
Wie begegnet es Dir denn? Ich empfinde es als Fortschritt, wenn man Menschen nicht mehr diskriminierend bezeichnet, Du nicht?

Sagte ich bereits: "opportunistisch".

Ich denke, Menschen nicht mehr diskriminierend zu bezeichnen, die man dennoch innerlich abwertet, lässt die Abwertung im Ausdruck der nicht diskriminierenden Bezeichnung mitschwingen.

@Gerlind
Im Kern ist es ja auch so, wie Zizek sagt. Es hilft nichts, ständig immer angeblich korrektere Ausdrücke zu erfinden, während sich der Kern nicht ändert. Dann nutzt sich nur die neue Bezeichnung ab und es braucht wieder mal eine neue. Ergebnis ist lediglich ein sprachlicher Käse, der immer schlimmer wird. Dies besonders in dem Genderkram gut zu beobachten mit all seinen neu erfundenen Geschlechtern, Sternchen und Co

Und was hilft es, wenn zb das Wort Zigeuner nicht mehr gesagt wird, andere Bezeichnungen aber auch nicht positiv verwendet werden?

@Tussinelda
In der Kunst stößt Du dann immer noch an Grenzen, wer will da schon PC und glattpoliert sein?
Und nein, ich benötige keine PC Bewegung von Leuten, die mich mit moralisch erhobenem Zeigefinger moralinsauer angeifern. Ich kann mich auch ohne diese Leute benehmen, man glaubt es kaum

abberline schrieb:@Gerlind
Im Kern ist es ja auch so, wie Zizek sagt. Es hilft nichts, ständig immer angeblich korrektere Ausdrücke zu erfinden, während sich der Kern nicht ändert. Dann nutzt sich nur die neue Bezeichnung ab und es braucht wieder mal eine neue. Ergebnis ist lediglich ein sprachlicher Käse, der immer schlimmer wird. Dies besonders in dem Genderkram gut zu beobachten mit all seinen neu erfundenen Geschlechtern, Sternchen und Co

Und was hilft es, wenn zb das Wort Zigeuner nicht mehr gesagt wird, andere Bezeichnungen aber auch nicht positiv verwendet werden?

Tendenziell sehe ich das auch so.
Es kommt ja eben auch zum großen Teil aufs eigene Denken und seine Formulierung an.
Diese individuellen Perspektiven gehen m.E. immer mehr verloren bei dieser "Politur".

Tussinelda schrieb:Es geht darum, dass Gegenüber nicht abzuwerten,

Meme:

Tussinelda schrieb:Warum muss irgendwer nett und den ganzen anderen scheiss sein, weil ein anderer doof ist?

Ähm, aha.
Kann dazu nicht mal was sagen, wollte es nur zitieren :D

@EinElch
Du musst schon verstehen, es muss sich um das richtige gegenüber handeln. Das falsche kann man schon abwerten.

@6.PzGren391

Genau das ist das Problem, dass ich mit den Missionaren des politisch Korrekten Umgangs habe. Wer Humanist ist, brauch keine politische Korrektheit, so einfach ist das.
Wer Menschen einfach von Natur aus als so unterschiedslose Wesen betrachtet, die allesamt gleichwertig und dieselben sind, bei denen es keinen Unterschied gibt in ihrem Wert, der braucht keine politische Korrektheit.

Meiner einer war eine ganze Weile mit einem Haufen Hippies unterwegs. Und wenn ich eins gelernt habe, dann, dass jeder Mensch für sich mit all seinen Facetten zu jeder Zeit so wunderbar ist, und so großartig, dass es keinen Unterschied gibt in meiner Bedeutung für die Welt, zu einem amerikanischen Präsidenten, zu einem Nazi, oder zu einem Gender-Studies-Absolventen. Wir sind alle die Produkte unserer selbst, deren Wert und Würde immer für sich selbst immanent ist. Weil wir alle nicht voneinander zu trennen sind, obwohl wir es mit aller Macht versuchen, und da ist PC ein Teil des Problems.

Und wenn man die Menschen unterschiedslos betrachtet, ohne Anschauung ihrer Hautfarbe, dann fallen die Beweggründe der PC in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Denn wenn ich keinen Unterschied zwischen Juden, Schwarzen, Weißen, Asiaten, Blondinen und Friesen mache und sie keinen zwischen sich und mir, dann können wir uns alle als Angehörige der selben Gruppe, die sich über sich selbst lustig macht, betrachten.

Ich bin ein Mensch, mein Gegenüber ist ein Mensch. Kann man nicht anfangen, sich auf der Ebene zu begegnen, statt einen Verhaltenskodex von Ethnie A gegenüber Ethnie B zu inszenieren? Schafft man so nicht erst Recht Unterschiede, Unterschiede, die die Menschen als Menschheit immer eher trennen als einen?

Ist mir doch scheißegal, welche Hautfarbe oder Religion jemand hat, wenn er ein guter Mensch ist. Und dann kann ich auch mal das falsche Wort benutzen, ganz ohne das ich mir den Vorwurf machen müsste, ein Rassist zu sein. Soll er mich doch Toastbrot oder Cis-Faschist nennen als Retourkutsche. Jesus, ich habe muslimische Freunde, die sind für mich grundsätzlich "der Musel" und ich bin "Der Alman". Wem tut das weh? Dem, der es ernst nimmt. Wenn man dabei lacht, tut es keinem weh.
Aber sollte er sich über mich lustig machen dürfen, weil ich nicht zur marginalisierten Gruppe gehöre? Dürfte er das noch, wenn ich eine Frau wäre? Das ist doch alles Bulllshit.

Addendum: Und alles weitere regelt die allgemeine Höflichkeit. Wenn ich jemanden mit "Hey, du Molukke!" anrede auf der Straße, dann bin ich höchstvermutlich ein Arschloch. Oder betrunken.
Humanismus und Höflichkeit. Das sind die beiden Zutaten, die sämtliche PC komplett überflüssig machen. Und anstatt diese beiden Ideale in der Gesellschaft zu versuchen, wieder herzustellen, versucht man sie mit einer seltsamen, aus dem angloamerikanischen Raum herübergeschwappten "Besserungskultur" zu subsumieren, und schießt dabei dermaßen über das Ziel hinaus, dass einem ganz schwindlig wird.

Dingen wie PC hat man in letzter Konsequenz auch diese unsäglichen Auswüchse der Black Lives Matter Bewegung zu verdanken. Um hier dem entsetzten Keuchen vorzubeugen - ich meine nicht die gesamte Bewegung als solche. Ist schon richtig das man sich mit den Rechten der dunkelhäutigen Bevölkerung auseinandersetzt. Ist aber nicht richtig, Läden zu plündern, Leute totzuschlagen und "Polizeifreie Zonen" zu errichten, wo man nun herumheult, die Polizei möge bitte wieder kommen, weil sich rausstellt, das funktioniert alles doch gar nicht so gut, wie das in der Uni-Mensa sich immer angehört hat.

@EinElch
Dem ist nichts hinzuzufügen. Schön geschrieben.
Du siehst aber ja schon hier im kleinen im Forum dass es schon an den Grundlagen scheitert.

Es wird von Anstand und Respekt gefaselt und im nächsten Beitrag wird sich in den Kopf geschossen und beleidigt.
Ich hatte auch noch nie Probleme. Weder mit linken, rechten, schwarzen, weißen, gelben oder was weiß ich.
Wenn es auf Augenhöhe geschieht, setze ich mich mit jedem an den Tisch und diskutiere. Es gibt Meinungen und Einstellungen, die Teile ich nicht nur nicht, die finde ich abstoßend.
Trotzdem würde ich mein gegenüber weder beleidigen noch diffamieren. Ich versuche zu ergründen und zu verstehen warum es so denkt.

Und wenn ich irgendwann merke dass ich nicht weiter komme und derjenige so verfahren ist, dann beende ich die Diskussion und suche mir ein angenehmeres gegenüber. So einfach kann das sein.

Aber beleidigen, verurteilen und drauf hauen ist natürlich einfacher und angenehmer. Und als toller Hecht steht man auch noch da.

@6.PzGren391
Und letztlich hat man weder was daraus gelernt, noch irgendwem damit geholfen. Der Gegenüber hat nur keinen Bock sich weiter damit zu beschäftigen.

Ich habe gestern in einem ähnlichen Thread bei einer Diskussion über Kant auch die Gegenmeinung akzeptiert und eingeräumt, dass sie eben so wahr sein kann, wie die meine.
Bricht niemanden einen Zacken aus der Krone, jeder behält seinen Standpunkt und es gibt keine Gräben, in die man beim nächsten Gefecht hineinhüpft.

Und klar gelingt mir das auch nicht immer. Beweise findet man hier im Forum auch genug :D

@6.PzGren391
@EinElch
Kann mich nur anschließen. Ich kann mich auch ohne PC Polizei benehmen und wenn man freundlich ist, hat man für gewöhnlich überhaupt kein Problem mit anderen Menschen.
Es spielt auch keine Rolle, welche Hautfarbe, Religion, Einstellung etc jemand hat, wichtig ist nur nur, dass man sich zivilisiert und nett unterhalten kann. Und zwar auf Augenhöhe. Wenn jemand aber geifernd Moralapostel spielt, ist das Gespräch schnell beendet. Ist mir in der Realität aber noch nicht passiert. Oder ich hab es vergessen.

EinElch schrieb:Ähm, aha.
Kann dazu nicht mal was sagen, wollte es nur zitieren :D

Nur hat auch das nichts damit zu tun, jemanden zu diskriminieren. Das war ein ganz anderer Zusammenhang, nämlich der, dass Diskriminierte nett und höflich erklären sollen, warum ihr Gegenüber sie gerade diskriminiert hat. Also netter Versuch von Dir, aber leider fehlgeschlagen.

6.PzGren391 schrieb:Du musst schon verstehen, es muss sich um das richtige gegenüber handeln. Das falsche kann man schon abwerten.

Wo wird denn jemand abgewertet, wenn man auf rassistische Bezeichnungen nicht mit einer höflichen Erklärungen und Ausführungen reagiert? Ist nicht der rassistisch Bezeichnete der Diskriminierte? Nein? Drehen wir hier mal wieder alles um und der „Täter“ wird zum Opfer?
Zu Grundlagen solltest Du Dich nicht unbedingt äussern, finde ich.

Ich frage mich, warum die, die hier so tun, als seien sie immer höflich und freundlich in anderen threads darauf bestehen, rassistische Bezeichnungen beibehalten zu wollen. Komisch.

Tussinelda schrieb:Wo wird denn jemand abgewertet, wenn man auf rassistische Bezeichnungen nicht mit einer höflichen Erklärungen und Ausführungen reagiert? Ist nicht der rassistisch Bezeichnete der Diskriminierte? Nein? Drehen wir hier mal wieder alles um und der „Täter“ wird zum Opfer?

Es ist hier schon mehrmals erwähnt worden, dass sowas durchaus aus Unwissenheit passieren kann.
Das ist das Problem am schwarz weiß denken heutzutage. Es gibt nur schuldig und unschuldig, gut und böse.

@6.PzGren391
Wer bezüglich der Bezeichnung „Neger“ nicht wissen will, dass dies rassistisch ist, der lügt. Oder hat Jahrzehnte abgeschottet von jeglichem gesellschaftlichen Diskurs gelebt. ich gehe davon aus, es interessiert nicht, weil es denjenigen nicht betrifft und er null reflektiert. Unwissenheit ist keine Ausrede, die heute noch funktionieren könnte.

@Tussinelda
Wer hat denn von Neger gesprochen? Ich sage ja, schwarz weiß. Es gibt doch 1000e rassistische Bezeichnungen mittlerweile. Die kann ja niemand alle kennen.

@6.PzGren391
Ach so, bei der Bezeichnung „Neger“ träfe es dann zu? Aber bei den 100 anderen, die Du nicht kennst und somit auch nicht nennen kannst, da ist das anders?
Ich habe übrigens die ganze Zeit von der Bezeichnung gesprochen, schon gestern ;)
Beitrag von Tussinelda (Seite 347)

EinElch schrieb:Genau das ist das Problem, dass ich mit den Missionaren des politisch Korrekten Umgangs habe. Wer Humanist ist, brauch keine politische Korrektheit, so einfach ist das. Wer Menschen einfach von Natur aus als so unterschiedslose Wesen betrachtet, die allesamt gleichwertig und dieselben sind, bei denen es keinen Unterschied gibt in ihrem Wert, der braucht keine politische Korrektheit.

Das ist tatsächlich wahr.
Man sieht das am besten unter Kindern, erst wenn sie allmählich älter werden und die Vorurteile ihrer nächsten Umgebung aufnehmen und dort und in ihrem restlichen Umfeld austesten, beginnen sie "Unterschiede" untereinander wahrzunehmen, auf die im Streitfall gruppenbezogen zurückgegriffen wird.

PK hilft hier nicht.


Allgemein gehe ich noch weiter. PK für jeden im Alltag einzufordern, ist nicht PK. Hier werden von Seiten der Verfechter alle diskriminiert und mit Vorurteilen belegt, die nicht in der Lage sind, sich derart "eloquent" in allen Lebenslagen auszudrücken.


Abgesehen davon, mal kurz die Fragen:

Ist der Ausdruck "Covidiot" politisch korrekt? Wie ist es mit Alu-Hut?

@Tussinelda
Woher soll jemand zwangsläufig wissen, ob ein Wort von jemand anderen als rassistisch aufgefasst wird. Man kann das dann auch freundlich erklären, ohne jemandem anzupampen, weil er Mohrenkopfbrötchen beim Bäcker bestellt.
@Smas
Da ich nicht immer PC bin, wie es scheint, ist für mich die Bezeichnung Covidiot für bewusste Verweigerer von Abstandshaltung und Co in aktuellen Zeiten durchaus ok.

@Tussinelda
Stellst du dich jetzt dumm? So mit absicht?

abberline schrieb:Woher soll jemand zwangsläufig wissen, ob ein Wort von jemand anderen als rassistisch aufgefasst wird. Man kann das dann auch freundlich erklären, ohne jemandem anzupampen, weil er Mohrenkopfbrötchen beim Bäcker bestellt.

Abberline hat es verstanden. Aber vermutlich haben wir so primitive Gedankengänge dass sie jemand der um 80 Ecken denkt nicht versteht.