Stereotype Karnevalkostüme - Diskriminierung oder harmloser Spaß?

accattone schrieb:So wie bei Indianerkostümen. Die haben mit der Kultur der Ureinwohner in Amerika eigentlich gar nichts gemein.
Der Kult geht auf Karl May und Western-Filme zurück. Wenn man so will, ist das eine eigene Kultur.

Das ist ein gutes Beispiel, sehe ich genauso. Und es gab in diesem Jahr auch eine kurze Diskussion darüber, ob Zigeuner im rheinischen Karneval noch zeitgemäß sind. Dies wurde gut beantwortet, nämlich damit das Zigeuner im Karneval positiv mit toller Musik und schönen Kleidern belegt sind.

accattone schrieb:Man kann kann in vielem Rassismus erkennen, wenn man will.

...natürlich kann man, habe ja auch nicht geschrieben man kann es nicht, falls es so rübergekommen ist tut es mir leid. Mein Einwurf war nur für "vertretbaren Rassismus". :)

Chase

Wie sieht es mit Blackfacing aus wenn man als Jamaikanische Bob Mannschaft rumläuft? Das ist doch vollkommen ok oder auch nicht?

@accattone
ein Schwarzer Vater hat im Namen seines Kindes darum gebeten, dass "Neger"könig aus dem Buch entfernt wird und durch ein anderes Wort ersetzt wird. Es wurde Südseekönig daraus.

@DearChase

Ich glaube, das ist recht dünnes Eis. 'Vertretbarer Rassismus' klingt für mich ähnlich wie 'berechtigte sexuelle Belästigung'. Eher nicht.

Bei Kostümen würde ich unterscheiden.

Führt ein 8 jähriger mit Federschmuck und Flitzebogen dazu, dass native americans schlechter behandelt oder angesehen werden? Nein.

Kann unter Umständen ein Araberkostüm mit Handgranten und einer Ziege in Reizwäsche dazu führen, dass Menschen aus diesem Raum abfälliger betrachtet werden? Vielleicht schon.

Da würde ich eine Grenze ziehen. Stereotypisierung alleine ist noch keine Diskriminierung, wenn sie im Rahmen eines Events stattfindet, der nun mal von Stereotypisierungen lebt.

Man kann ja schlecht als Filialleiter einer Volksbank in Recklinghausen gehen, das erkennt einfach niemand.
Oder doch? Lederkrawatte, Schuhe mit Bömmelchen, billiger Anzug. Aber dann ist es ja auch wieder diskriminierend.

FF schrieb:Ja, zum Beispiel einem Kind, das sich so eine Verkleidung wünscht, eine andere anbieten.

Der Wunsch eines Kindes bleibt somit unberücksichtigt, darf aber dafür eine Woche im selbstgebauten Tipi wohnen.... das hört sich für mich
relativ obskur an. Aber wer darin einen pädagogischen Wert erkennt...

Meine Kinder durften anziehen was sie wollten, sie durften nur keine Waffenattrapen haben .... darauf habe ich bestanden.
Heute sind sie erwachsen und lehnen Rassismus ab.

antrax0815 schrieb:Wie sieht es mit Blackfacing aus wenn man als Jamaikanische Bob Mannschaft rumläuft? Das ist doch vollkommen ok oder auch nicht?

aber klar doch, blackfacing (Du kennst den Ausdruck, sicher auch die Bedeutung, sicher auch, was dahinter steckt?) ist bestimmt ok..... :shot:

Tussinelda schrieb:ein Schwarzer Vater hat im Namen seines Kindes darum gebeten, dass "Neger"könig aus dem Buch entfernt wird

Kannst du das belegen?

sacredheart schrieb:Ich glaube, das ist recht dünnes Eis. 'Vertretbarer Rassismus' klingt für mich ähnlich wie 'berechtigte sexuelle Belästigung'. Eher nicht.

...mhm. Darum der Einwurf mit dem bisschen schwanger sein. Aber btt, bin wieder am stillen Mitlesen. :)

accattone schrieb:Man kann kann in vielem Rassismus erkennen, wenn man will.
Wenn man eine absolut "reine" und von Geschichte gereinigte Welt und Sprache haben möchte,
wird man nicht fertig werden damit.

Da kommt man in so einen "Verdachtsrassismus".

Ganz genau.

Demnach muss man sich überlegen, ob es vertretbar ist, sich die Haare schwarz zu färben oder eine Dauerwelle zu tragen..

Man weiß ja nie, wie das ausgelegt wird.

@accattone
Gibt es hier:

In Diskussion geriet das Wort wieder in den 2010ern, es findet sich in Astrid Lindgrens populärem Kinderbuch Pippi Langstrumpf für ihren Vater (im schwedischen Original Pippi Långstrump: „negerkung“) – der Oetinger-Verlag ersetzte es in seiner deutschen Übersetzung durch „Südseekönig“ (siehe dazu Neger: Kontroverse um Kinderbücher).
Wikipedia: Negerkönig

http://www.spiegel.de/politik/ausland/das-bild-von-deutschland-in-den-usa-ist-eine-karikatur-bayerns-a-853696.html

In den USA hat man auch ein ziemliches stereotypes Bild von uns Biodeutschen... wir müßten ihnen nun klarmachen, das das nicht geht.
Immerhin.... dieser Trachtenkerl.... das bin nicht ich und das ist nicht okay.

Oder etwa doch?

Tussinelda schrieb:ein Schwarzer Vater hat im Namen seines Kindes darum gebeten, dass "Neger"könig aus dem Buch entfernt wird und durch ein anderes Wort ersetzt wird

Klar, das Kind hat bis dato als Einzige erkannt, wie rassistisch und beleidigend dieser Ausdruck ist..

Tussinelda schrieb:die DU für völlig harmlos hältst

Was sind sie denn bitte dann?

Gefährlich?

Tussinelda schrieb:, denn Du bist ja nicht betroffen und hast deshalb die Deutungshoheit, schliesslich stammen ja auch die Kostüme, Strassennamen etc. von Nicht-Betroffenen....

Bist Du denn betroffen?

Warum muss man hinter diesen Kostümierungen was Böses und Schlechtes sehen?

Tussinelda schrieb:aber klar doch, blackfacing (Du kennst den Ausdruck, sicher auch die Bedeutung, sicher auch, was dahinter steckt?) ist bestimmt ok..

Also wenn man die Jamaikanische Bob Mannschaft ehren will soll man lieber weiß rumlaufen 👌

@accattone
so, hier der Vater, allerdings war es nicht der "Negerkönig", sondern das Wort "Neger" aus der kleinen Hexe.....das habe ich verwechselt, ist aber das gleiche Prinzip
http://www.wz.de/home/kultur/debatte-um-sprache-in-kinderbuechern-der-vater-und-die-kleine-hexe-1.1222823
hier ein Schwarzes Kind, zu der unsäglichen Debatte, ob rassistische Worte in Kinderbüchern stehen sollten
https://derstandard.at/1358304356344/Ein-Brief-sagt-mehr-als-1000-Worte


edit: noch was zu Pippi Langstrumpf
https://www.n-tv.de/panorama/Negerkoenig-sorgt-fuer-Arger-article2696131.html

@DearChase

Mache Dir mal einen Vorschlag:

Wie wäre es mit Vorurteilen statt Rassismus.

Ein Beispiel:

Ich bin kein Rassist. Dennoch würde ich niemals bei einigen bekannten Autohäusern, die einem kriminellen Clan gehören, auch nur eine Ersatzblinkerbirne kaufen, geschweige denn ein Auto.
Ich kenne keinen von den Inhabern persönlich, bin aber über die kriminellen Aktivitäten des Clans einigermaßen im Bilde.

Dem Individuum, dass da Autos verkauft, gebe ich keine Chance, mir seine mögliche Ehrlichkeit zu zeigen. Ich würde auch jedem anderem abraten, dort ein Auto zu kaufen.

Das heisst, ich lebe hier bewusst Vorurteile aus, zum Zwecke des Selbstschutzes.

Das tun die meisten von uns. Die anderen stehen dann halt irgendwo am Straßenrand, mit einer älteren S-Klasse mit Chromumrandungen an den Radhäusern, speckglänzender Lederausstattung und nachgeschwärzten Altreifen. Sie haben den Warnblinker an, die Motorhaube ist hochgeklappt und sie telefonieren hektisch mit dem Handy im Nieselregen.

Das möchte ich nicht und bin bereit, zu diesen meinen Vorurteilen zu stehen.

Tussinelda schrieb:hier ein Schwarzes Kind, zu der unsäglichen Debatte, ob rassistische Worte in Kinderbüchern stehen sollten

Aus dem standard- Artikel:


"Ich {die Mutter} bin Zeit-Leserin und wir sprechen zu Hause viel über Politik." Ishema ist in drei Ländern aufgewachsen und spricht drei Sprachen. "Sie ist für ihr Alter sehr weit im Denken und hat sich schon viel mit ihrer Identität beschäftigt."

"Warum sollte es nicht verboten werden, in Kinderbüchern Neger zu schreiben?", fragt die in ihrem Brief an die "Zeit". Und fordert: "Man muss sich auch mal in andere Menschen hineinversetzen." Ishemas Vater ist Senegalese. Sie selbst sei "milchkaffee-braun", wie sie schreibt. "Ihr könnt euch nicht vorstellen wie sich dass für mich anfühlt wenn ich dass Wort Neger lesen oder Hören muss", heißt es in ihrem Brief. "Es ist einfach nur sehr sehr schrecklich. Mein Vater ist kein Neger und ich auch nicht. Das selbe gilt für alle anderen Afrikaner." - derstandard.at/1358304356344/Ein-Brief-sagt-mehr-als-1000-Worte

https://derstandard.at/1358304356344/Ein-Brief-sagt-mehr-als-1000-Worte


Die gebildete Tochter lässt sich von ihrer Mutter einen Leserbrief diktieren,

in dem sie sich darüber beschwert, mit Schwarzafrikanern verwechselt zu werden.

Wenn das mal ein starkes Zeichen gegen Rassismus ist!!!

"Vertratbaren Rassismus" sehe ich auch nicht. Ich halte die Spielerei mit Stereotypen aber eben nicht für Rassismus. Rassismus ist eine Ideologie, die einen selbst und diejenigen, die gleich aussehen, über die stellt, die anders aussehen. Im Karneval gibt es diese Wertung doch garnicht. Insbesondere wenn Kinder sich als Cowboy und Indianer verkleiden, basiert dies auf romantisierten Darstellungen. Dann müssten wir tatsächlich auch darüber diskutieren, ob Winnetou schwer rassistisch ist.

Das Spielen mit Stereotypen ist ja auch nicht exklusiv dem Karneval überlassen. Es gibt auch Comedians wie Kaya Yanar oder Mario Barth, die sehr erfolgreich mit stereotypischen Rollenbildern hantieren ohne als Rassisten oder Sexisten abgestempelt zu werden. Eben weil nicht diese Wertung vorgenommen wird und die Intention doch eine Rolle spielt.

Ich kann allerdings nachvollziehen, dass ein Wort wie "Negerkönig" abgeändert wird. Das Wort selbst ist eben sehr negativ geprägt und beeinhaltet auch die angesprochene Wertung.

@accattone
ja genau, ist ja egal, dass kein Schwarzer "Neger" genannt werden, auch Kinder nicht......habe nichts anderes erwartet....Du ziehst ja auch kein Schwarzes Kind groß in dieser Welt....weshalb Du Dir das natürlich alles gar nicht vorstellen kannst