Rhapsody3004 schrieb:Der Fachkräftemangel soll sich ja auch im ÖPNV und Fernverkehr (Bus- und Straßenbahnfahrer, Triebfahrzeugführer bzw. Lokführer) zunehmend verschärfen.
Das Wörtchen "soll" ist hier interessant.
Hat was von Glaskugel.
In Deutschland gibts aktuell rund 3 Millionen Arbeitslose und ich nehme an, dass da durchaus auch Leute mit dabei sind, die den ein oder anderen vernünftigen Beruf erlernt haben.
Priorität, vor allem wenn man permanent vom Fachkräftemangel redet, sollte doch dann sein, diese Leute wieder in Lohn und Brot zu bringen.
Wer will es irgendeinem jungen Menschen eigentlich verdenken, wenn er keine Lust auf Handwerk oder dergleichen hat?
Über Jahrzehnte haben sich hier teils abartige Arbeitsbedingungen, ein rauer Ton, schlechte Arbeitszeiten, teils draußen bei Wind und Wetter usw. etabliert.
Da hätte man schon vor Jahrzehnten die Weichen anders stellen müssen.
Ist jetzt ca. 20 Jahre her, dass ich damals mit mittlerer Reife aus der Schule raus bin und ich hatte nen relativ passablen Schnitt von 1,9.
100 Bewerbungen später (und ich habe mich auf ALLES beworben, vom Verkäufer, über Bürokaufmann, bis hin zum Restaurantfachmann, weil ich unbedingt was lernen wollte) war meine Ausbeute, ein einziges -erfolgloses- Vorstellungsgespräch.
An meiner Schule waren wir damals 3 Klassen, die zusammen "fertig" geworden sind. ca. 75 Schüler und da hatten genau 2 Leute ne Ausbildungsstelle gefunden.
Alle anderen (auch ich) sind danach notgedrungen auf die FOS, weil die Alternative sinnloses zuhause hocken gewesen wäre.
Ich wollte nie Abi machen oder studieren.
Aber damals hatten die Unternehmen die Nase so unendlich weit oben.
Da kamen Berufsberater in die Schulen, die uns was erzählten von Wäschekörben an Bewerbungen, die die großen Firmen jede Woche erhalten würden und wenn da nur einem die Farbe der Bewerbungsmappe oder das Design des Lebenslaufs nicht gefällt, man sofort verloren hat.
Das war ne krasse Zeit damals.
Da gabs genug "Willige" die man zu Fachkräften hätte ausbilden können.
Wahrscheinlich ist es zu dieser Zeit in Deutschland zig tausenden anderen jungen Leuten so wie mir gegangen.
Heute hat man den Salat.
Ich sehe es ja selbst tagtäglich.
Das, was da von den Schulen in die freie Welt entlassen wird, ist teils einfach zu nichts zu gebrauchen.
Da fehlt es an fundamentalen Kenntnissen (sinnerfassendes Lesen, Konzentrationsfähigkeit, einfaches Kopfrechnen, Allgemeinbildung) und teils sind soziale Kompetenzen unterentwickelt.
Mit solchen Leuten gewinnst du keinen Krieg und die packen keine Ausbildung. Oder halt nur dann, wenn man die Anforderungen immer weiter runterschraubt, was dann auch wieder zu Verwerfungen führt. Dann sind das auf dem Papier Fachkräfte, aber in der Realität können sie wieder nichts. (Sehe ich oft in meinem beruflichen Alltag). Leute, die schon seit Jahren ausgelernt sind, aber die man jeden Tag an die Hand nehmen muss, weil sie Routineaufgaben, nicht zuverlässig selbstständig und autonom erledigen können.
Das ganze System hat versagt, und zwar nicht erst seit gestern, sondern das läuft schon seit Jahrzehnten in die falsche Richtung.