Wir sollten Gefängnisse langfristig abschaffen

@sacredheart

Ich hab mir das nochmal angesehen. Wo ich denke, dass du recht hast, ist, dass die geldstrafe viel zu gering ist. Der Junge war Sohn eines millionärs, daher auch das Geld. Der hätte definitiv mehr geld bezahlen müssen.

Das Problem ist hier, dass eltern nicht für ihre Kinder haften. Wenn die eltern sagen, der hat nix und der sohn die konten leer räumt, dann kann das gericht da wenig machen nach den aktuellen regelungen.

Wie auch? Da wird dann der neue besitz auf den namen der eltern registriert für ne weile und es hat sich. Das ist wirklich ärgerlich und da bräuchten wir bessere regelungen.

Das Deutsche Recht besondere das Verkehrsrecht ist auch darauf aufgebaut das Menschen sich ändern und aus ihren Fehlern lernen können. Deshalb gibt es auch die Möglichkeit nach einer Sperrfrist und einer Mpu mit eventuellen weiteren Auflagen die Fahrerlaubnis zurück zu erhalten.

@amtraxx

Schon klar, die frage ist hier, wie wir damit umgehen, wenn effekthascherische sachen passieren.

Was, wenn da einer einen anderen totfährt und nach zahlen einer geldstrafe davonkommt und einfach so weitermacht? Die warscheinlichkeit, dass der nochmal einen totfährt, ist klein, daher ist auch die chance, dass es ihm an den kragen geht klein.

sacredheart schrieb:Der junge Mann muss weniger Strafe zahlen weil unvermögend. Mir kommen die Tränen. unvermögende bekommen ja regelhaft Leasingverträge für Supersportwagen. Das ist glaubwürdig.

Wer sagt, dass er noch immer Vermögen hat? Der Unfall ist ja schon eine Weile her und die Kosten die danach auf den Herrn zukam waren sicherlich nicht ohne.

shionoro schrieb:Der Junge war Sohn eines millionärs, daher auch das Geld. Der hätte definitiv mehr geld bezahlen müssen.

Seit wann hat jeder Sohn von vermögenden Eltern Geld? Wäre ja noch schöner wenn Leute nach ihrer Herkunft strafen bekommen würden.

Ray. schrieb:Seit wann hat jeder Sohn von vermögenden Eltern Geld? Wäre ja noch schöner wenn Leute nach ihrer Herkunft strafen bekommen würden.

Naja also wenn mama und papa ihm mit 25 einen leasingwagen kaufen würde ich davon ausgehen, dass der nicht am Hungertuch nagt.

Klar, kann sein dass die eltern ihn enterbt und verstoßen haben nach der Aktion, würde ich aber mal nicht von ausgehen. Das ist schon ein gewisses Problem , wenn einer nur deshalb nicht tief fällt, weil die eltern geld haben und er angeblich nicht, aber er von den eltern trotzdem alles bekommt, was er will.

Weil das natürlich ungerecht gegenüber einem ist, der vielleicht für sein geld arbeitet und nominell mehr vermögen hat, aber sich keine schönen autos leisten kann.

shionoro schrieb:Schon klar, die frage ist hier, wie wir damit umgehen, wenn effekthascherische sachen passieren.

Versteh ich nicht ganz die Frage? Wie "wir" damit umgehen? Und wer und wo genau betreibt denn Effekthascherei?

shionoro schrieb:Was, wenn da einer einen anderen totfährt und nach zahlen einer geldstrafe davonkommt und einfach so weitermacht?

Ich hab jetzt nicht alles verfolgt, ging es dabei nicht um eine Theorie? Ist das so passiert?

Ich frag mal ganz offen! Im Jahre 2007 hab ich einen Renault VelSatis im Gegenverkehr übersehen und zum überholen angesetzt = Frontalcrash. Ich unverletzt, Beifahrerin Fuß verstaucht. Renault Fahrer im Fahrzeug eingeklemmt kann sich nicht bewegen muss rausgeschnitten und Notoperiert werden um Querschnittslähmung zu verhindern.

Ergebnis: Fahrzeug Totalschaden ca. 4000 eur
Fahrverbot 3 Monate + 300 eur Geldstrafe
Zivilprozess auf 250.000 eur Schadensersatz

Und ist das jetzt Strafe genug für 3 Sekunden Ablenkung? Oder sollte ich besser heute immer noch zu Fuß laufen?

@amtraxx

Ne ich glaub nicht, dass du immer noch zu fuß laufen solltest. Darum geht es hier in dem thread ja.

Aber ich glaube, es wäre für die angehörigen des geschädigten schwer zu ertragen, wenn du millionärssohn wärst, deine Tat nicht zu bereuen scheinst und mit einer de facto Nichtbestrafung davonkommst, weil du behauptest, arm zu sein obwohl das unrealistisch ist.

@Ray.

Und deswegen muss man auch noch die Sozialstunden reduzieren?

Damit das Millionärsjüngelchen wegen der plötzlichen zeitlich genau passenden Verarmung Pfandflaschen aufsammeln kann?

Und sofort den Lappen zurück? Da kann er doch gar nichts mit anfangen wenn er jetzt verarmt ist.

amtraxx schrieb:Und ist das jetzt Strafe genug für 3 Sekunden Ablenkung? Oder sollte ich besser heute immer noch zu Fuß laufen?

Wenn Du dabei 300 gefahren wärest würde ich das ganz genau so sehen.

shionoro schrieb:Klar, kann sein dass die eltern ihn enterbt und verstoßen haben nach der Aktion, würde ich aber mal nicht von ausgehen.

Enterben wohl weniger, dass ist schließlich nicht so einfach aber gut möglich das man ihm den geldhahn zugedreht hat. Kommt durchaus vor bei so einem Hintergrund.

sacredheart schrieb:Und deswegen muss man auch noch die Sozialstunden reduzieren?

Was steht denn dazu im Urteil?

@Ray.

Möglich ist alles, aber hier geht es ja AUCH um Gerechtigkeit. Er würde ja auch ohne Strafe davonkommen, wenn die Eltern ihn weiter unterstützen.

@Ray.

Ich habe nur den Zeitungsartikel den ich verlinkt hatte.

Was kann es denn für Gründe geben Sozialstunden die als Strafe ohnehin sehr basal sind zu reduzieren?

Das Gesamtstrafmaß klingt jetzt nach 2x ohne Nachtisch ins Bett müssen. Unvorstellbar.

@shionoro
Er hat doch eine Strafe bekommen also geht er nicht leer aus ob die Eltern ihn noch unterstützen oder nicht.

@Ray.

Also wenn deine millionärseltern dich unterstützen, sind ein paar sozialstunden und 5k Euro weniger Strafe als als ich damals meinen Zivildienst machen musste. Dafür, dass er aus Fahrlässigkeit einen Menschen getötet hat.

Und hier geht es ja auch darum, ob die Strafe überhaupt aus den richtigen gründen so festgelegt wurde.

Da wurde sich nominell entschuldigt, es tut ihm schrecklich leid, angeblich hat er kein geld und vielleicht ist er nicht so schnell gefahren.

Aber vielleicht war die entschuldigung nicht ernst gemeint, vielleicht ist er extrem schnell gefahren, vielleicht hat er richtig viel kohle, nur bei den eltern versteckt.

In dem fall würde das urteil anders aussehen und es ist nur so milde, weil möglicherweise von sachen ausgegangen wird, die nur auf dem papier wahr sind.

@sacredheart
Nun wir haben einen jungen Menschen der das Auto nur sehr kurz kannte. Wir haben alleine schon vom Alter her jemanden der nicht wirklich viel Erfahrung hat beim führen von Pkws. Und wir haben jemanden der freiwillig mit ihm gefahren ist. Alles spricht für eine verdammt fahrlässige Situation. Was auch immer vergessen wird das hier auch ein Zivilprozess dran hängen kann. Was muss er da evtl noch zahlen?
Leider wird immer von einem banalen Ausschnitt einer Zeitung sich aufgeregt ABER man kann so etwas nicht beurteilen wenn man das Urteil nicht kennt.

shionoro schrieb:In dem fall würde das urteil anders aussehen und es ist nur so milde, weil möglicherweise von sachen ausgegangen wird, die nur auf dem papier wahr sind

Nun vielleicht, vielleicht auch nicht. Oder wie es im deutschen Recht heißt: Im Zweifel für den Angeklagten.

Ray. schrieb:Nun vielleicht, vielleicht auch nicht. Oder wie es im deutschen Recht heißt: Im Zweifel für den Angeklagten.

So einfach darf man sich das aber nicht machen. Denn es ist ein sehr schwerwiegendes Problem, wenn immer mehr Leute den Glauben an die Gerechtigkeit verlieren.

Wenn man Schwierigkeiten dabei hat, bestimmte Taten zu bestrafen, braucht man neue Straftatsbestände, besser ausgestattete Staatsanwaltschaften und mehr rechtliche Möglichkeiten, um gerecht bestrafen zu können.

@Ray.

Ein paar Infos mehr haben wir ja schon.

Wir haben hier einen jungen Mann der offensichtlich Geld genug hat einen Supersportwagen zu leasen. Das ist nicht das gleiche wie ihn für ein paar Stunden zu mieten.
Das setzt erhebliche Liquidität voraus.

Und als es kurz darauf daran ging so ungefähr den Gegenwert einer Leasing Rate zu zahlen weil eine junge Frau zu Tode kam da ist er plötzlich Bettelmönch.

Man kann eine Geldstrafe ja auch zeitlich prolongieren anstatt einfach Schnäppchenpreise für den Wert eines Menschenlebens zu machen.

Man hätte zB prüfen können ob seine aktuellen Lebensverhältnisse die plötzliche Verarmung glaubwürdig widerspiegeln oder ob sie es eher nicht tun.

shionoro schrieb:Wenn man Schwierigkeiten dabei hat, bestimmte Taten zu bestrafen, braucht man neue Straftatsbestände, besser ausgestattete Staatsanwaltschaften und mehr rechtliche Möglichkeiten, um gerecht bestrafen zu können.

Richtig das braucht man. Aber das ist das Problem des Staates und nicht das des jungen Mannes.

sacredheart schrieb:Man hätte zB prüfen können ob seine aktuellen Lebensverhältnisse die plötzliche Verarmung glaubwürdig widerspiegeln oder ob sie es eher nicht tun.

Glaubst du ernsthaft das würde man nicht machen?

Ray. schrieb:Glaubst du ernsthaft das würde man nicht machen?

@Ray.

Ja. Genau das glaube ich. Man wird sicher seine Konten prüfen. Upps plötzlich arm. Und das wars dann. Fahrlässige Tötung zum Special price.
Irgendwie zum Kotzen.