Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

@Subcomandante "Ich sehe da keine Schuldzuweisung. Ich bin auch ein Nachgeborener und ich bin mir keiner Schuld bewusst, wessen ich mir aber bewusst bin, ist die Verantwortung und Lehre, die man aus der Geschichte ziehen kann und dass sie sich nicht wiederholen darf!" Ich habe den Krieg durch meine Großeltern erfahren, in ihren Berichten, dass sie über Leichenberge gestiegen sind. Ich kenne viele der Nachkriegsopfer, jedoch immer aus der Perspektive, dass meine Vorfahren und alle mit denen ich gesprochen habe, es niemanden gab, deren sie anderen menschliches Leid zugefügt haben. Im Gegenteil habe ich es aus Augenzeugenberichten so vernommen, dass unsere deutsche Kultur vielfach als hilfsbereit und menschlich eingetreten ist. Es wurde sich immer geholfen, denn gerade die Frauen, deren Männer an der Kriegsfront dienten, in Deutschland, haben sich gegenseitig geholfen, in den schlimmsten Jahren haben sie versucht sich nicht dem Hunger und der Ausbeutung zu beugen. Ich kenne die deutsche Kultur nicht als eine eiskalte Staatskultur und habe sie in allen Teilen des Landes nie so kennengelernt. Die Menschen waren gerade in den Kriegsjahren aus allen Augenzeugenberichten, immer menschlich jeglicher Kulturen gegenüber. Ich kann es nicht bezeugen, dass sich irgendwer aus meiner eigenen kulturellen Geschichte jemals des Mordes oder der grausamen Tätigkeiten schuldig gemacht hat. Es herrschte immer der Slogan:"Wir alle sitzen im selben Boot! Wir stehen füreinander ein"! Warum muss sich ganz Deutschland der Unmenschlichkeit und des Mordes rechtfertigen, wenn man doch selbst zigtausende Augenzeugenberichte von Menschlichkeit und Hilfe durch meine Großeltern und Urgroßeltern was anderes erfuhr und bezeugen konnte?

@Aldaris
War die Frage von @Durchfall nicht eher ein Strohmann, oder hatte tatsächlich vorher irgendwer behauptet der Rechtsradikalismus sei in Deutschland am allerschlimmsten?

@Balthasar70
Es wurde gesagt, Deutschländ hätte das größte Nazi Problem.

@Durchfall
....von wem, das habe ich überlesen?

@Balthasar70

Realo schrieb:Schon irgendwie komisch: Wer aus geschichtlichen gründen in seinem Land keinen einzigen Nazi tolerieren dürfte, hat auch 70 Jahre danach noch das größte Nazi-Problem.

agynessa schrieb: Im Gegenteil habe ich es aus Augenzeugenberichten so vernommen, dass unsere deutsche Kultur vielfach als hilfsbereit und menschlich eingetreten ist. Es wurde sich immer geholfen, denn gerade die Frauen, deren Männer an der Kriegsfront dienten, in Deutschland, haben sich gegenseitig geholfen, in den schlimmsten Jahren haben sie versucht sich nicht dem Hunger und der Ausbeutung zu beugen.

Ja, besonders haben sie den Juden geholfen.
Ihnen den schnellsten Weg nach Dachau und Theresienstadt erklärt und den Nazis Bescheid gesagt, das alles etwas zu beschleunigen, denn ihre Wohnungen waren sehr gefragt und wurden großzügig verteilt.
Und schlimme Nazis waren immer nur die anderen. Das Ganze war ein reiner Betriebsunfall der Geschichte.
[/ironie]


Hab eben durch Zufall entdeckt, dass man ein sehr umfangreiches Buch zu Rechtsextremismus in Europa online lesen kann. Weiß aber nicht, ob da auch Statistiken zu Toten sind. Leider ist das Buch schon 2-3 Jahre alt.

http://library.fes.de/pdf-files/dialog/10030.pdf

@Durchfall

Realo schrieb:komisch: Wer aus geschichtlichen gründen in seinem Land keinen einzigen Nazi tolerieren dürfte, hat auch 70 Jahre danach noch das größte Nazi-Problem.

Da verwendet ihr aber größte in zwei verschiedenen Zusammenhängen, einmal Qualitativ, im Sinne non nichts gelernt aus der eigenen Geschichte, und einmal Quantitativ im Sinne von am meisten Rechtsradikalismus, sowas führt immer zu Verwirrungen.

@Realo

Vielleicht sollte man die deutsche Kultur nicht bloß auf den Zeitraum zwischen 1933 - 1945 beschränken.

@Balthasar70
Die folgenden Beiträge deuten nicht auf diese Interpretation hin. Es wurde nicht klargestellt, wie es gemeint ist, sondern für die quantitative Interpretation argumentiert.

@Durchfall
....wie gesagt ich finde diese Meisterschaften im Rechtsradikalismus eher für weniger hilfreich.

@Balthasar70
Übertreibungen sind in emotional geladenen Themen, aber auch nie angebracht.

@Durchfall
......na das der Ernst der Lage so hoch wie nie ist, ist ja jetzt geklärt.

@Balthasar70
Das war nicht die Streitfrage.
Dazu habe ich persönlich noch kein abschließendes Urteil gefällt.

@Durchfall
Es ist zumindest der Titel des Threads.

@Balthasar70
Das ist aber kein Kriterium für den Wahrheitsgehalt einer Aussage.

@Durchfall
....den Bericht über die Statistiken zur Zunahme des Rechtsradikalismus hatte ich Dir ja gegeben.

@Balthasar70
Ja ich nehme alles zu Kenntnis. Ein abschließendes Urteil für mich selbst habe ich aber noch nicht gefällt. Außer Kriminalität gibt es zudem noch andere Faktoren die ich berücksichtige.

@Durchfall
Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig als hier regungslos auszuharren bist Du Dein Urteil gefällt hast und beliebst es uns zu verkünden :-)

Balthasar70 schrieb:Da verwendet ihr aber größte in zwei verschiedenen Zusammenhängen, einmal Qualitativ, im Sinne non nichts gelernt aus der eigenen Geschichte, und einmal Quantitativ im Sinne von am meisten Rechtsradikalismus, sowas führt immer zu Verwirrungen.

In diesem Fall kann man sogar von beiden Lesarten sprechen. Einzig in Russland - dazu liegen aber wiederum keine Zahlen vor - könnte es mehr neonazistische Morde gegeben haben; man muss allerdings auch berücksichtigen, dass die Bevölkerung knapp 3x so groß ist wie bei uns und muss das in Relation setzen. Zudem ist Russland schon lange keine Demokratie mehr, allenfalls der Bezeichnung nach, so dass wir keine Äpfel mit Eiern vergleichen wollen. Als weiteres Problem kommt hinzu, dass kein Land wirklich verlässliche Zahlen zu den von Nazis Ermordeten hat: Allein der Google-Vergleich zu Deutschland zeigt, dass jeder, der dazu was schreibt, seine eigene Rechnung aufmacht und es keine 2 identischen Aussagen gibt.

Aber in anderen Ländern sind es auch kaum "richtige" Nazis. Wie heißt es doch so schön: Alle Nazis sind Rassisten, aber nicht alle Rassisten sind Nazis. Die Banlieu-Morde in Frankreich z.B. sind rassistisch bedingt, es ist aber problematisch in allen Fällen von Nazis zu sprechen. Deutschland ist nun mal, im Ausland mehr als hier, denn wir wollen uns ja immer besser darstellen als wir sind, bekannt für seine stabile, dynamische und aktive Nazi-Szene, und etwas wie den Skandal um die ganze NSU-Affäre gibt es in dieser Ausprägung eben auch nur bei uns - made in Germany

Aldaris schrieb:Vielleicht sollte man die deutsche Kultur nicht bloß auf den Zeitraum zwischen 1933 - 1945 beschränken.

Ich weiß nicht, wie du jetzt auf Kultur kommst - es geht hier um Morde. Außerdem gibt es in Deutschland nicht "die" Kultur, sondern zwei Kulturen. Die "high culture" meint wohl einige Geisteswissenschaftler, die von Geisteswissenschaftlern konsumiert werden, und ein paar Schriftsteller, die von Schriftstellern gelesen werden, also geschlossene kleine Kreise. Die "people's culture" besteht größtenteils aus Internet-Schlamm, Bier+Würsten, Fußball und Ballermann-Tourismus, Pegida und sich über die "Überfremdung" beklagen. Menschenrechte, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - das sind alles Importe aus anderen, älteren Demokratien. Die Rechte hat gerade die Meinungsfreiheit entdeckt und verteidigt sie verbalmilitant, gleich in 2 Stunden wieder in Dresden.

@Realo
Es liegt mir nichts ferner als den Rechtsradikalismus in Deutschland klein zu reden, ich glaube aber nicht, dass man ihm beikommt in dem man anfängt rassistisch bedingte Morde gegeneinander aufzurechnen.

Du hättest es ja schon geschrieben, schlimm genug, dass es 70 Jahre danach auch nur wieder einen Nazi hier gibt.