Die Demokratiebewegung im Iran

@IllegalMind

Hier kann man radikal umwählen, damit wäre das Problem ziemlich leicht in den Griff zu kriegen.
Was dort jedoch nicht geht.Hier kann man radikal umwählen, damit wäre das Problem ziemlich leicht in den Griff zu kriegen.
Was dort jedoch nicht geht.

Kann nur für mich reden und meine Meinung vertreten.

Und "hier" in CH z.B. kann man eben nicht radikal umwählen. Der Trend der Volksmeinung widersprach in fast allen letzteren Abstimmungen meiner Meinung!

Natürlich ziehe ich "mein System" immer noch einem "iranischen" vor,

aber ich sehe auch die Trends und schlussendlich "volksfeindlichen Tendenzen",
die solche Abstimmungsresultate zeigen und stimmt mich bedenklich!

Somayyeh schrieb:Die Stimmung ist sehr aufgeheizt, die Menschen haben Angst vor Repressionen, aber soweit ich weiss, ist den Mousavi, Karrubi und Chatami noch am Leben und befinden sich unter Hausarrest.

@kulam

kulam schrieb:Wenn jemand, der in der Vergangenheit als Hardliner galt sich nun an die Spitze der reformistischen Opposition stellt ist etwas Misstrauen in meinen Augen angebracht. Angesichts seiner Vergangenheit erscheint mir dieser Mann fast wie ein Opportunist, der beobachtet in welche Richtung sich die Masse oder besser die demonstrierende Jugend sich bewegt und sich dann an deren Spitze stellt.
Mich interessiert daher deine Meinung dazu. Wie bewertest du Mousavi? Sind seine Beweggründe ehrlich? Ich denke über die Beweggründe der sich erhebenden Jugend muss man nichts sagen - Widerstand gegen die repressive Mullahkratie ist mehr als berechtigt.

Wiederhole oben Post von Somayyeh weil zeigt,
dass "Opposition" eben nicht nur aus einer "Person" sondern Mehreren entspringt,
Eine gemeinsame Basis, die verschiedene Parteien miteinander ergriffen haben um eine Veränderung zu bewirken. Das zeichnet diese Oppositionsbewegungen auch aus.
Es liegt nur unter anderem in Mousavi`s Hand, was abgeht und Zukunft anbelangt.

@lilit

Das mag zwar sein. Die Opposition, das sind die Menschen auf den Straßen, die sich durch Proteste gegen ein repressives Regime wehren. Aber bedenklich ist, was die Leute, die sich an die Spitze solch einer Bewegung stellen letztendlich wollen. Man denke nur an die zahlreichen "verratenen" Revolutionen, die letztendlich entweder keine Veränderung der bestehenden Strukturen herbeigebracht haben, oder die Situation verschlimmert haben. Ich denke da zum Beispiel an die People Power Revolution 1986 auf den Philippinen - einen Diktator hat man gestürzt, die Verhältnisse von Armut, Korruption und Repression haben sich jedoch nicht geändert.
Mousavi's Hintergrund habe ich ja bereits erwähnt - bei den anderen beiden gilt schonmal eines: das System der Islamischen Republik, mit all seinen theokratischen Merkmalen, hinterfragen diese schonmal nicht - sie stellen sich lediglich gegen die Regierung Ahmadinejad und gegen die konservativen Kleriker in den anderen Institutionen der Verfassung der Islamischen Republik.

Karroubi gilt als gemäßigter Kleriker, der den Führungsstil Mahmoud Ahmadinedschads kritisiert, das herrschende System der Islamischen Republik jedoch nicht in Frage stellt. In einem Interview im Februar 2008 sagte er:„Ich bin ein Mitglied des [islamischen] Systems, das Kind des Systems und mein Schicksal ist eng mit dem System verknüpft.“

Wikipedia: Mehdi Karroubi

@kulam

kulam schrieb:Karroubi gilt als gemäßigter Kleriker, der den Führungsstil Mahmoud Ahmadinedschads kritisiert, das herrschende System der Islamischen Republik jedoch nicht in Frage stellt. In einem Interview im Februar 2008 sagte er:?Ich bin ein Mitglied des [islamischen] Systems, das Kind des Systems und mein Schicksal ist eng mit dem System verknüpft.?

Auch Soroush, den ich als Denker schätze,
ist der Meinung,
dass islamische Werte durchaus in Politik eingeflochten werden können,
resp dass eine säkulare, menschenrechtskonforme Politik nicht der islamischen Lebensart widerspricht.
Wikipedia: Abdolkarim Soroush

@lilit

lilit schrieb:Auch Soroush, den ich als Denker schätze,
ist der Meinung,
dass islamische Werte durchaus in Politik eingeflochten werden können,
resp dass eine säkulare, menschenrechtskonforme Politik nicht der islamischen Lebensart widerspricht.h

Eine Demokratie kann durchaus islamische Werte vertreten. Schaut man sich aber die iranische Verfassung an, so wie sie jetzt ist, so kann sie schonmal keine echte Volkssouveränität gewährleisten, sondern nur vortäuschen. Die Macht liegt zu sehr bei nicht gewählten Institutionen, wie dem obersten Rechtsgelehrten (Khamenei) oder dem Wächterrat.
Mich spricht schon eher eine Art islamischer Sozialismus an, wie ihn Mahmoud Talgehani vertrat.

Wikipedia: Mahmoud Taleghani

@kulam

kulam schrieb:Die Macht liegt zu sehr bei nicht gewählten Institutionen, wie dem obersten Rechtsgelehrten (Khamenei) oder dem Wächterrat.

und der sollte gestürzt werden, resp durch säkulare Regierung ersetzt.
In jeder Bevölkerung von jedem Land müssen auch die Menschen in Politik vertreten sein,
die Religion gar nicht oder weniger streng befolgen.

Wichtig ist, den Gesetzen und Menschenrechten zu unterstehen, die Allgemeingültig sind.

Aber eben, sag mir ein Land wo es keine Korruption,

kein Kinds- und Frauenmissbrauch,

keine vermeidbare Armut gibt....

@kulam

Mousavi ist ein technokratischer Intellektueller, kein Charismatischer Anführer, der die Massen begeistern kann. Er ist nach westlichen Maßstäben gesehen konservativ, aber nach den Maßstäben des Wächterrats ist es überhaupt ein Wunder, das er seinerzeit als Kandidat zugelassen wurde.

Viele Menschen setzten ihre Hoffnungen dswegen in Mousavi, weil man g, das eine Reform im Rahmen der Verfassung möglich sei und da war er eben der geeignetste Kandidat, der zur Verfügung stand. Auch ich habe ihn gewählt, auch wenn ich ihn überhaupt nicht mochte.

Von Linken wurde er jedoch abgelehnt, weil eben während seiner Zeit als Premierminister auf Anordnung Chomeinis hin zahlreiche Oppositionelle, vorallem kommunistische Volksmudschahidin hingerichtet wurden. er hat es weder verhindert noch politische Konsequenzen gezogen.

@Somayyeh

Angesichts des engen Spielraums, welchen die Verfassung der Islamischen Republik gibt - sprich das Aussortieren von Präsidentschaftskandidaten durch den Wächterrat - sozusagen die Wahl des geringeren Übels.

@kulam

Genau.

@kulam
@Somayyeh

Hab ich das nicht gesagt? :D Geringeres Übel mangels gebührender Auswahl!

Aber beschäftigt mich echt das anscheinend Proteste ausgebrochen in Suleimania Nordirak und bereits 3 Todesopfer und 57 Verletzte gegeben hat, für morgen sind Demos verboten,

schon seit Ausbruch in Tunesien sind Demos unter Barzani verboten,
jetzt sind sie in Talabanigebiet ausgebrochen,
war vorherzusehen,
weil Bewegung in Iran 09 hat Reformationsbewegung und Opposition gegen korruptes System dort vorangetrieben.

@Somayyeh

Finde erschreckend dass sich Leute auch im Ausland nicht sicher fühlen können wie z.B.Ebrahim Mehtari, http://www.iranhumanrights.org/2011/03/post-election-prison-torture-victim-attacked-by-knife-in-paris/

Hoffe das System zerfällt bald und die herrschende Willkür und Ungerechtigkeit findet wieder zu einer Ordnung und verschwindet. Ist Karoubi eigentlich wieder frei?

Aus: http://www.mehriran.de/artikel/datum/2011/06/die-buerger-wollen-ein-ende-des-systems-von-velayat-e-faghi/ (Archiv-Version vom 12.07.2011)
"Zu Beginn möchte ich Herrn Mehdi Karoubi, einen der vier Präsidentschaftskandidaten von 2009, der schon mehr als 120 Tage in seinem Haus unter Arrest steht, zitieren:
"Das System in Iran ist weder ein islamisches, noch ein republikanisches System. Hinter dem Etikett der Islamischen Republik Iran waltet ein chaotisches System ohne jeglichen Zuspruch der Bürgerinnen und Bürger und ohne jegliche Legitimation, das ausschließlich auf nackter Gewalt beruht und seine Bürger durch Folter, Verhaftungen, Hinrichtungen und staatlich beauftragte Morde in Angst und Schrecken versetzen will.

Wer darüber spricht, dass die Islamische Republik Iran noch am Leben sei, sollte lieber die auf Fakten basierende Realität akzeptieren, dass dieses System ausgedient hat und auf der Schutthalde der Geschichte liegt. Dieses System wurde durch Leute erledigt, die dem Land jetzt vorstehen und es versuchen zu regieren, die keinerlei revolutionäre Vergangenheit haben und die nur an Reichtümern und Macht interessiert sind.

Die Bürger, die auf die Straße gehen, konfrontieren genau dieses chaotische System. Für manche Kommentatoren ist es nicht deutlich, ob die Bürger um die Genesung des Systems kämpfen oder um die völlige Beseitigung des Systems. Meine Einschätzung ist, dass die Bürger um eine Neuordnung kämpfen und das System von Velayt-e-faghi aufgeben wollen. Doch für welches alternative System sie kämpfen ist mir auch nicht deutlich. Der einzige Weg das herauszufinden ist eine Volksabstimmung in Form eines Referendums, das die zukünftige Herrschaftsform im Iran zum Ziel hat. Nur dann wird klar sein, wohin die Bürgerinnen und Bürger hin wollen.
Zunächst wird es darum gehen, dieses System ganz zu Fall zu bringen und später mit Hilfe eines Referendums ein neues, legitimiertes System durch die Bürger entscheiden zu lassen.
Zunächst wird es darum gehen, dieses System ganz zu Fall zu bringen und später mit Hilfe eines Referendums ein neues, legitimiertes System durch die Bürger entscheiden zu lassen." So weit Mehdi Karoubi."

@lilit

Ja, das ist richtig, der Etellaat verfolgt auch prominente Regimegegner im Ausland. Karoubi ist immer noch in Haft.

@Somayyeh ,
Zermürbend...trotzdem...
Gibt schon Hoffnung dass nach einer Auflösung des Regimes etwas positives Neues entstehen kannn, erstens ab der Fülle von interessanten aktiven Persönlichkeiten im In- und Ausland, zweitens ab historischen gesellschaftlichen Anhaltspunkten.

"Die erste Menschenrechtscharta der Welt, der Zylinder des Königs Koroush (Cyrus II.), stammt aus dem Iran...

Die westliche Sicht, den Islam zu verteufeln, endet in einer Sackgasse. Zweifelsohne ist der Islam reformbedürftig. Doch darüber dürfen wir nicht vergessen, dass die Religion bei der islamischen Revolution als Instrument missbraucht wurde. Wenn wir das nicht anerkennen, würden wir damit die friedlichen Gläubigen vor den Kopf stoßen und einen Umdenkungsprozess verhindern.
Offensichtlich ist, dass auch die Mullahschaft im Iran sich spaltet, besonders seit dem Wahlbetrug.
Für uns gilt es, jene zu unterstützen, die sich für eine Trennung von Staat und Religion aussprechen. Schon bei der Grünen Bewegung sah man auch Geistliche mitmarschieren, die sich grüne Bänder um den Turban gewunden hatten.
Mich hat die Grüne Bewegung tief beeindruckt, die wie eine Welle aus dem Volk wuchs mit der großen Sehnsucht nach Freiheit und Frieden, denn sie einte auch die unterschiedlichsten Gruppierungen. Darum appelliere ich dafür, Lippenbekenntnissen vor allem Taten folgen zu lassen. Das gilt besonders für die Politiker, die auch hier klare Worte finden müssen. Was die Menschen im Iran brauchen, ist das Versprechen des Westens – Wir stehen hinter euch – und eine nachhaltige Ermahnung an das Regime, die Menschenrechtsverletzungen zu unterlassen."
http://www.mehriran.de/artikel/datum/2011/06/freiheit-ist-ein-vogel/

Schöner Artikel!

@lilit

Dem ist von mir aus nichts hinzuzufügen.

@lilit
@Somayyeh
Kann man irgentwo nachlesen welche Länder solidarisch mit dem Iranischen Volk "gegen" die Machthaber ist?

@interrobang

interrobang schrieb:Kann man irgentwo nachlesen welche Länder solidarisch mit dem Iranischen Volk "gegen" die Machthaber ist?

HIER:
http://arshama3.wordpress.com/2011/06/17/20-juni-2011-weltweite-protestaktion-zur-befreiung-politischer-gefangener-in-iran/

20. Juni 2011: Weltweite Protestaktion zur Befreiung politischer Gefangener in Iran

"In einem Video hat die Mutter von Mohammad und Abdollah Fathi zur Teilnahme an weltweiten Protesten in Solidarität mit den Opfern des iranischen Regimes vom 20. bis 28. Juni (30. Khordad bis 7. Tir nach dem persischen Kalender) aufgerufen. Die zwei Brüder wurden am 17. Mai 2011 im Wesentlichen deshalb hingerichtet, weil sie einer Familie von politischen Aktivisten angehörten.

Der 20. Juni 2009 ging als "schwarzer Samstag" in die jüngste Geschichte Irans ein. An diesem Tag wurden in Teheran zahlreiche Demonstranten getötet, weil sie ihre Stimme gegen die Wahlfälschung durch Mahmoud Ahmadinejad und Ali Khamenei erhoben hatten. Das bekannteste Opfer war sicherlich Neda Agha Soltan: ihr Tod wurde auf einem Amateurvideo aufgenommen, welches sich schnell um die ganze Welt verbreitete."

Scheinbar ist es noch ein sehr langer Weg, bis der Iran demokratisch ist.

http://www.n-tv.de/politik/17-Jaehriger-oeffentlich-erhaengt-article4353801.html

Der Iran richtet entgegen der internationalen Konvention den Minderjährigen Alisera Molla Soltani in der Öffentlichkeit hin. Er wird beschuldigt, einen bekannten Sportler erstochen zu haben. Amnesty International bezeichnet die Hinrichtung als abscheulich.

@CurtisNewton

http://www.n-tv.de/politik/Laender-schaffen-Todesstrafe-ab-article2957101.html

Ich will nur hoffen, das Iran genau wie die anderen 23 Staaten, damit aufhören, Menschen hinzurichten.

Ich will die Hinrichtung des Kleinen nicht relativieren, aber solche Meldungen kommen immer zeitgleich mit solchen
http://www.tagesschau.de/ausland/georgia100.html (Archiv-Version vom 23.09.2011)
Der wird heute noch hingerichtet
Japan führt ebenfalls Hinrichtungen durch.

individualist schrieb:Ich will die Hinrichtung des Kleinen nicht relativieren, aber

Du tust es damit! Was sollen diese hinkenden Vegleiche? Ist ja widerlich, so etwas zu vergleichen.