Unruhen in Ägypten

@Rude

Rude schrieb:Und mehrere junge Männer fielen - mitten auf dem Tahrir-Platz - über sie her und vergewaltigten sie. Am nächsten Tag flog sie mit dem ersten Flugzeug aus Kairo raus und will nun nie wieder nach Ägypten. Es war nicht die einzige Vergewaltigung auf dem "Platz der Befreiung". Der US-Sender CBS und die Reporterin wollen nie wieder etwas zu dem Fall sagen.

Wurde schon thematisiert hier und ist auch bekannt,
das Reporter allgemein massiv behindert und verfolgt und festgenommen wurden durch Polizei/Regierungsanhänger.
Einer Reporterin ist diese Scheisse passiert,
der Vorfall ist absolut schrecklich.

Nur wenn du es im Gesamten betrachtest sind sehr wenig solche Vorfälle bekannt
auf dem Tahrir-Platz,
für diese Menschenmassen auf einem Haufen vorbildlich gelaufen.

Vergleiche mit Brasiliens Karnaval,
ok, blöder Vergleich,
aber wollte dort nicht Gewaltopfer zählen müssen,
Gewalttätige Übergriffe und Panik etc sind die Gefahren von jedem Volksauflauf, s. auch Loveparade...

gabunfighter schrieb:In Gabun und anderen Teilen Afrikas sind auch Aufstände im Gange, diese werden jedoch von der Presse bislang ignoriert, da stellt sich die Frage, müssen Revolutionen fotografiert werden, um erfolgreich zu sein ?

Weder den Westen noch Al-Jazeera interessiert, was in Schwarzafrika passiert.

Die Zahl der durch solche Aufstände getöteten, verletzten und dahinvegetierenden dürfte in vielen Krisengebieten Afrikas höher sein.

Eine Runde Mitleid und Helfersyndrom ist immer mal drin, aber ernstgenommen wird Schwarzafrika bis auf den heutigen Tag nicht.

Außer wenn Robert Mugabe wieder einmal in die Schlagzeilen gerät. Der ist nämlich ganz böööse, denn er hat es gewagt, die weißen Farmer zu enteignen.

All die anderen Verbrecherbanden - seien sie nun an der Regierung oder die Anführer der Gegenmiliz - interessieren uns da weniger, es sei denn sie vergehen sich gegen hegemoniale Interessen.

Zuletzt hatten wir mal ein paar Tage Nachrichten über die Elfenbeinküste, sozusagen als Lückenfüller. Da hat sich übrigens nichts geändert, aber die Lücke ist ja nun bestens geschlossen ;)

@gabunfighter

gabunfighter schrieb:In Gabun und anderen Teilen Afrikas sind auch Aufstände im Gange, diese werden jedoch von der Presse bislang ignoriert, da stellt sich die Frage, müssen Revolutionen fotografiert werden, um erfolgreich zu sein ?

http://english.aljazeera.net/indepth/features/2011/02/201122164254698620.html

Auch in Vietnam kommt es zu Demonstrationen, jedoch werden jegliche kritische Stimmen dort sofort unterdrückt. Es gibt jedoch Aufnahmen erster Demonstranten.

@DahamImIslam

DahamImIslam schrieb:Weder den Westen noch Al-Jazeera interessiert, was in Schwarzafrika passiert.

Denke wir sind schlichtweg überfordert, das ganze Ausmass zu erfassen. Mich hat auch geärgert das Unruhen in Nordirak nicht thematisiert werden. Aber passiert schlichtweg viel im moment.


"Ignoring the developments in Africa is to miss the half the story."


Kommt noch, kommt noch,

mediale Erfassung ist wichtig,

Wille zu Veränderung aber ist der Grundstein und am Wichtigsten...

Tracy Chapman - Talkin bout a revolution

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@lilit

Überfordert?

Du bist wirklich naiv

Abgesehen davon geht es längst nicht immer "um die Freiheit" wie in Ägypten und Tunesien

Und selbst dort kriselt es weiterhin gewaltig!

Überfordert würde ich nicht sagen. Die Medien sind eher ziemlich einfältig. Es geht nicht einfach nur um den Sturz eines Despoten - in Tunesien und Ägypten geht die Revolution weiter, bis die Forderungen des Volkes erfüllt sind. Es fehlt die Einsicht in die Gesamtzusammenhänge. Es geht wie gesagt nicht primär um den Sturz autoritärer Regimes, sondern um den Kampf um ein menschenwürdiges Leben, um Chancengleichheit und gegen Korruption und wirtschaftliche sowie politische Bevormundung. Oder noch radikaler gesagt, könnte man es als Revolution gegen den Neoliberalismus sehen (dazu ein sehr interessanter Beitrag auf aljazeera.net: A revolution against neoliberalism? http://english.aljazeera.net/indepth/opinion/2011/02/201122414315249621.html ), denn die Völker, die unter diesen autoritären Regimes leiden, gehören zu den Verlieren der neoliberalen Globalisierung.
Wenn man jetzt schon "überfordert" ist, bin ich gespannt, was die Zukunft bringt. Neben Schwarzafrika können die Revolten auch auf viele weitere Teile der Welt übergehen, insbesondere Zentralasien, wo ähnliche Despoten, wie Mubarak herrschen, etwa Karimov in Usbekistan oder Nasarbajew in Kasachstan.

@DahamImIslam

DahamImIslam schrieb:Überfordert?

Du bist wirklich naiv

Naiv?

Die Medien werden überrollt von Info über Aufstände in immer mehr Länder. Das meinte ich mit überfordert.

@kulam

Oder noch radikaler gesagt, könnte man es als Revolution gegen den Neoliberalismus sehen (dazu ein sehr interessanter Beitrag auf aljazeera.net: A revolution against neoliberalism? http://english.aljazeera.net/indepth/opinion/2011/02/201122414315249621.html ), denn die Völker, die unter diesen autoritären Regimes leiden, gehören zu den Verlieren der neoliberalen Globalisierung.
Wenn man jetzt schon "überfordert" ist, bin ich gespannt, was die Zukunft bringt. Neben Schwarzafrika können die Revolten auch auf viele weitere Teile der Welt übergehen,

Denke auch dass sich Revolte schlussendlich gegen internen und externen Missbrauch von Bodenschätzen richtet,
Vetternwirtschaft und Korruption, Globalisierung auf Rücken der "Armen".


Wenn ich als Naivling von Überforderung rede, ist das noch eins.

Die meisten reden von : Urlaub muss storniert werden!, Islamisierung ist im Vormarsch, Flüchtlinge werden kommen, Öl wird teurer,

lieber naiv als Ignorant.

"Weißt du nicht,
Sie reden über eine Revolution
Es klingt wie ein Flüstern

Arme Menschen werden aufstehen
Und sich ihren Anteil nehmen
Arme Menschen werden aufstehen
Und nehmen was ist ihnen ist ..

Und schließlich werden sich die Seiten drehen, wenn
von Revolution gesprochen wird"
Talkin' Bout a Revolution
von Tracy Chapman

Man wird sehen was diese Aufstände bringen, eine neue Ordnung, eine bürgerliche demokratische Entwicklung, Unruhe, Plünderungen, Militärregierungen.

Alles drin.

Die Völker sind ihres Glückes Schmied, die Party ist vorbei, jetzt wo die Köpfe gerollt sind müssen auch Köpfe rauchen, sonst ist die Chance dahin.

@kulam
Es geht wie gesagt nicht primär um den Sturz autoritärer Regimes, sondern um den Kampf um ein menschenwürdiges Leben, um Chancengleichheit und gegen Korruption und wirtschaftliche sowie politische Bevormundung. Oder noch radikaler gesagt, könnte man es als Revolution gegen den Neoliberalismus sehen

Genau ... aber von Land zu Land mit unterschiedlicher Gewichtung

Bevormundung kann bsp. auch bedeuten, dass das historisch bedeutendere Bengazi nicht von Tripolis beherrscht werden will ...

Positiv ist sicher, dass die Menschen die Mauer der Angst eingerissen haben. So gnadenlos wie sie es gewohnt waren können die Regierungen dieser Region in nächster Zeit nicht mehr gegen Aufruhr vorgehen. Bisher waren sie es gewohnt, diesen mit großer Brutalität kurz und schmerzlos niederzuschlagen und im Zuge von Brotunruhen Lebensmittel oder Heizgeld ein wenig zu subventionieren.

Von dieser von den Medien geschürten "ganz- oder- gar- nichts- Haltung" halte ich aber wenig, denn selbst hier im Westen, wo alles ziemlich perfekt durchinstitutionalisiert ist, funktioniert vieles schlecht. Der sogenannte Übergang in die Demokratie, die immer wieder proklamiert wird, alleine garantiert noch überhaupt nichts. Mitunter bleiben Korruption und Mangelwirtschaft auf ähnlichem Niveau, wäührend die Sicherheitssituation sich verschärft.

Wichtiger ist es meiner Meinung nach, dass die Bevölkerung eine Möglichkeit hat, ihre Sorgen nicht nur mitzuteilen, sondern auch das Recht, dass diese angehört wird und Lösungen gesucht werden.

Leider ist das aber längst nicht mehr der bloße naive Volkszorn ... Längst sind die Demonstranten Spielball politischer und witschaftlicher Interessen.

Leider!

Hallo @Rude,
Das Thema ist toal aufregend und bedarf unserer stetigen Aufmerksamkeit, Information und Austausch

Ich find das auch krass.. allerdings müssen wir uns fragen wer ist hier wie und warum krass.
Frauenrechte sind ziemlich weltweit aktuelle Fragen in dem auch Europa noch nicht das Ende der Endwicklung erreicht hat und nicht selbstverständlich sind.
Im Schutze von Revolutionen passieren oft unsaubere Dinge aber im Fall der Reporterin bin ich mir sicher das Sie Opfer eines Mubarak Mobs geworden ist.

Ägypten hat unglaubliche Zahlen von Beschneidungen bei Mädchen ... ein Hinweis das 'Aberglaube' und Männerherrschaft noch weit verbreitet sind. Das ist ein Problem für das wir hundert Jahre um es zu Überwinden gebraucht haben, daher sollten wir den Ägyptern wenigstens eine Generation Zeit geben (~30 Jahre) .. ich bin mir sicher Sie brauchen weniger.

Eine demokratische und pluralistische Gesellschaft ermgöglicht viel bessere Bedingungen um Einfluss auf die Gesselschaft zu nehmen um einen Wandel zuerreichen, Grundbedingungen um eigene Werte ein zuzubringen.

Leider gab es einige dicke Artickel über ein islamistisches Attentat in Tunis auf einen Priester (letzete Wochen) .. der sich dann im Nachhinein als 0815 Beziehungs-Mord herausstellte....
Tatsächlich gab es in diesem Jahr in Nord-Afrika noch gar keine islamistische Terror Aktivität.

Keep coole ... Veränderungen waren Überfällig und da aus Eigeninitative der Machtaheber nichts passiert ist find ich die derezitigen Ereignisse als richtgen Weg. Die Alterantiven wären irgendwelche ebenso koupten Söhne von Machthabern gewesen.. oder wiedermals Militärs.

Die Göttin Eris hat mal weider der Apfel inden Ring geworfen... und diesmal sehen die Kräfte nicht ausgeglichen aus, es liegt die Aura von Recht in der Luft.

Der Duft eines kreativ deskruktiven Trips...

Das Geld das nun fast schon Reihenweise von den Regime Führern eingefroren wird. Die mir bekannten Zahlen sind z.B. bei Mubarak über 80 Mrd. und bei Gadaffi angeblich um die 150 Mrd. Dollar. Bei Ben Ali auch über 50 Mrd.


Ich hoffe doch diese Gelder fließen nachdem in den jeweiligen Ländern neue stabile Regierungen gebildet wurden wieder an diese Regierungen zurück in die Staatskassen.

Bei solchen Summen sieht ja die Top List der reichsten Unternehmer der Welt noch recht bescheiden aus, wenn man bedenkt das diese Gelder den einzelnen Herrschern gehörte und nicht der Regierung.

Und es wundert mich auch überhaupt nicht wieso diese Regime so ausbeuterisch gelebt haben. Mein Gott 150 Mrd. Dollar, als einzelne Person!
Da könnte ich mit Milliarden um mich schmeißen und es würde nicht ausgehen.

Man muss sich mal vorstellen welche Gier das bei den einzelnen auslöst und welchen Egoismus.

Hoffentlich werden die durch nen Zahlendreher mir überwiesen....dann kauf ich die Länder gleich und weise alle aus nach Niger oder in den Tschad.

Was ich mir vorstellen kann ist das durch diese Gelder eventuell auch versucht wird Einfluss auszuüben auf die neuen Regierungen. Also nach dem Motto ja klar geben wir das Geld zurück aber vorher sollten wir uns mal unterhalten ...

Die sollen das Geld in Aufbauprojekte, Kultur und Sozialwesen stecken.

bewahrheiten sich die befürchtungen einer militärdiktatur?

Rückkehr zum Schlagstock-Dialog mit der Jugend
Ist die neue ägyptische Führung doch nur eine gewöhnliche Militärjunta?

Die Proteste auf dem Tahrirplatz in Kairo setzten sich am vergangenen Freitag fort. Wieder zeigten mehrere Tausend Demonstranten Präsenz, gefordert wurde die Aussetzung der Notstandsgesetze und der Rücktritt der Regierung unter Premier Ahmad Shafiq, da selbst nach einer Kabinettsumbildung wichtige Posten in den Händen des alten Regimes verbleiben. Auch heute wurden die Demonstrationen fortgesetzt – trotz der Drohungen der Armee. Während der ägyptische Aufstand, in dessen Folge Mubarak von seiner Alleinherrschaft lassen musste, in unzähligen internationalen Berichten als Schritt zur "Demokratisierung" bejubelt wird, zeigte sich, dass die Armee die Geduld mit den Demonstranten verliert.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34274/1.html

selbst stehe ich der meldung aber gespalten gegenüber denn immerhin muss ja das militär auch mal eingreifen denn sonst demonstrieren sie bis zum sankt nimmerleins tag
und mit nur und ständig demonstrieren wird sich dort nichts zum guten entwickeln. die müssen jetzt anpacken und aufbauen

Schade, dass es jetzt wohl doch zu religiösen Konflikten zwischen Christen und Moslems kommt:

Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Muslimen und Christen in Kairo sind Behördenangaben zufolge mindestens zehn Menschen getötet worden. Weitere 110 Menschen wurden am Dienstagabend verletzt, teilte das Gesundheitsministerium mit. Unter den Toten waren nach Auskunft eines Priesters mindestens sechs koptische Christen.

Quelle: http://de.news.yahoo.com/2/20110309/tts-kaempfe-zwischen-christen-und-muslim-c1b2fc3.html (Archiv-Version vom 13.03.2011)

Dabei sah es während der Proteste doch eher noch so aus:

Original anzeigen (0,5 MB)

@Aldaris
Das ist traurig. Ich hoffe Ägypten fangt sich noch und wird ein Vorzeigebild für das zusammenleben von den beiden Seiten. Soweit ich gelesen habe haben während der Proteste die Christen sogar die Moslems beschützt als diese beteten.