Tussinelda schrieb:KINDERARMUT
ich lese jetzt den von dir geteilten Artikel und versuche meine Meinung bzgl.Steuersenkungen zu erklären:
Osnabrück. Zoo? Keine Chance!
Schwimmbad? Zweimal im Jahr!
Handy? Nur gebraucht!
Zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen in Armut auf.
Wenn das Geld nicht reicht für den Zoo, dann sind kommunale Förderinitiativen sehr hilfreich.
In Frankfurt am Main z.b. gibt es eine Karte die man als Arbeitsloser/Geringverdiener beantragen kann. Wenn man diese dann bei bestimmten Einrichtungen vorzeigt, dann erhält man z.b. Rabatte auf Eintrittspreise.
So eine Förderung kostet den Staat natürlich Geld - also ist hier der Ruf nach Steuersenkungen nicht zielführend mMn.
Gebrauchtes Handy - finde ich jetzt nicht wirklich als ein Problem. Selbst Tablets wurden von den Telefonanbietern durch die 2jährigen Vertragslaufzeiten auf Raten relativ preiswert angeboten, um nicht zu sagen einem hinterhergeworfen. Damit lassen sich sicher gut einige Lern-/Spieleapps installieren und spielen für die Kinder in ärmeren Verhältnissen.
Sie können und bekommen vieles von dem nicht, was für die Mehrheit normal ist.
da fällt mir ein Zitat ein: "Nicht wer wenig hat, sondern wer sich viel wünscht ist arm.."
Wenn ich z.b. mein Kind auf ein Gymnasium geht und dort sind in der Klasse fast ausschließlich andere Kinder in deren Familien beide Eltern arbeiten und gut verdienen, dann kann man sich nicht leisten, was für die anderen normal ist. Zum Beispiel kann man dann nicht in den Pausen oder zum Mittag so oft oder überhaupt Süßes/Leckeres kaufen, sondern muss sich damit begnügen was einem die Eltern in die Brotbox einpacken und ihnen mitgeben und das Kind muss der normalen Schulspeisung folgen anstatt sich jede Woche auch nen Döner kaufen zu können. Wirklich arm ist das aber nicht, vor allem wenn man sich mal anschaut, was im Gegensatz zu Dtl.in Schulen anderswo auf der Welt als Mittagessen angeboten wird. Die Mahlzeiten hier sind da um einiges besser und wertvoller.
Dann gibt es sogar Berichte, dass Schulspeisung kostenlos sein sollte. Doch auch hier frage ich mich, wie man so etwas umsetzen soll, durch Steuersenkung, weil das bedeutet doch weniger Staatseinnahmen bei gleichzeitigen höheren Ausgaben?
„Es war nicht einfach, Familien zu finden, die vor der Kamera von ihrer Armut erzählen“, sagt Ute Jurkovics, die Autorin des Films , im Gespräch mit unserer Redaktion. „Viele schämen sich, dass sie arm sind.“ Die Eltern von Zoe und Jonas hatten dagegen das Bedürfnis zu erzählen. „Ich finde es schrecklich, dass mein Mann den ganzen Tag arbeitet und wir trotzdem mit Hartz IV aufstocken müssen“, sagt Astrid. Sie selbst verbringt viel Zeit damit, Ämter zu besuchen und alle möglichen Anträge auf Zuschüsse auszufüllen.
ich sehe das immer wieder mit verwunderten Augen. dass man von Armut spricht und man sich schlecht fühlt angebotene Hilfen in Anspruch zu nehmen. wenn man nämlich die Familien betrachtet, die diese zusätzlichen Sozialleistungen erhalten, dann kann man die Bewertung arm und andere angesprochene Dinge schon wieder streichen.
Das ist überspitzt gesagt in etwa wie wenn man sein Kind mitnimmt welches jünger als 8Jahre ist und eigentlich wäre der Eintritt dafür frei, aber man fühlt sich schlecht das in Anspruch zu nehmen. Das versteh ich überhaupt nicht.
„Die Regelungen etwa zum ‚Teilhabepaket‘ sind viel zu kompliziert und bürokratisch. Nur rund die Hälfte aller Familien, die Anspruch darauf hätten, nutzen sie für ihre Kinder.“
Das verstehe ich wie gesagt nicht. Wieso sollten Eltern diese Ansprüche nicht geltend machen und stattdessen zu Talkshows gehen und von ihrer Armut und den finanziellen Problemen reden?
Zu peinlich sei ihnen das vor ihren Klassenkameraden. „Sie leiden schon genug, weil sie für alles Beihilfe beantragen, sich als bedürftig outen müssen und nie die angesagten Klamotten haben. Das wollen sie nicht auch noch im Fernsehen öffentlich machen.“
Hier wieder diese Angabe, dass man sich schlecht fühlt soziale Leistungen in Anspruch zu nehmen. Ich kann das nicht nochvollziehen.
Anders sieht es aus bei der Sache mit den 'angesagten Klamotten'.
Brauchen wir hier ein Umdenken der gut situierten Bürger, nicht ausschließlich Markenware für ihre Kids zu kaufen?
Wie weit könnte man unterstützend helfen dadurch, dass man Schuluniformen einführt?
Die Alleinerziehende aus Hamburg hat eine große Tochter von elf und ein Baby. Ein Jahr Elternzeit hat die Busfahrerin sich und dem Baby gegönnt. Die Folge: Hartz IV und ein Ordner voll Korrespondenz mit dem zuständigen Jobcenter. Schwimmbadbesuche oder ausreichendes Taschengeld sind für ihre große Tochter, die ein Hamburger Gymnasium besucht, seitdem Utopie. Trotzdem antwortet Cansu auf die Frage, was anders wäre, wenn sie Geld hätte, lapidar: „Mit mehr Geld ginge es Mama besser und sie könnte mehr lachen.“
Mehr Geld durch soziale Leistungen kann man wohl kaum erreichen mit der Forderung nach Steuersenkungen?
„Die kommunalen Förderungen sind so unterschiedlich, dass wir sie nicht berücksichtigen konnten.“ Und letztlich ändere das sowieso wenig an der Problematik: „Man muss sich ständig kümmern, ständig Formulare ausfüllen und sich ständig als arm outen. Diese Belastung ist für viele einfach so groß, dass sie auf Hilfen, die ihnen zustehen, verzichten.“
Ähm, das gibt es aber auch andersrum denke ich. Dass man Hilfen nicht in Anspruch nimmt, weil mein eigentlich doch gar nicht so arm ist?
Ich kann es wirklich nicht nachvollziehen wieso das Beantragen von finanziellen Hilfen in einem Sozialstaat eine Belastung darstellt.
Hast du da Erfahrung, wie ist deine Sicht dazu
@Tussinelda ?
EDIT: das war der Link mit dem journalistischen Beitrag dazu:
https://www.noz.de/deutschland-welt/medien/artikel/769217/trotz-arbeit-arm-das-leiden-von-eltern-und-kindern