Cthulhus_call schrieb:Ich glaube das würde auch niemand der FDP übel nehmen, aber die Schwäche der FDP hängt auch mit ihrer inhaltlichen Leere zusammen. Die Schuldenbremse wie eine heilige Kuh anzubeten und ein bisschen Autolobbyismus sind halt auf Dauer zu wenig um Wähler wirklich dauerhaft an sich zu binden.
Die FDP war in den letzten Jahren hauptsächlich eine wirtschaftsliberale Partei. Neben ein paar Feigenblättern wie Leutheusser-Schnarrenberger oder jetzt Buschmann war da nicht sonderlich viel gesellschaftlicher Liberalismus vorhanden. Daher wurde sie hauptsächlich von einem Klientel gewählt, dem es in allererster Linie um den eigenen Geldbeutel ging, alles andere ist sekundär und darf gerne bleiben wie es ist. 2021 war hier eine Ausnahme.
Jetzt in der Opposition, wo die CDU keinerlei Verantwortung zu tragen hat, kann diese dieses Klientel hervorragend bedienen mit Forderungen nach Sozialstaatsabbau, Mehrarbeit und natürlich strikter Einhaltung der Schuldenbremse. Neuerdings hat man auch den Begriff der „Technologieoffenheit“ für sich entdeckt (ohne das jetzt bewerten zu wollen
;)).
Die FDP ist hier gefangen, sie muss den Spagat wagen, dieses Klientel nicht voll an die CDU zu verlieren, das versucht sie durch ihren Kurs der innerkoalitionären Opposition. Der verprellt auf der anderen Seite die progressivere Klientel.
Ich denke tatsächlich, dass die FDP bei der nächsten Wahl besser abschneiden würde, ließe sie die Koalition platzen. Da gäbe es sicher jeweils 1-3 Prozent bei denen, die jetzt CDU und AfD wählen würden, zu holen.
Aber zu welchem Preis? Das müssen die Parteistrategen austarieren. Das kleine gelbe Anhängsel der CDU wollte man ja eigentlich auch nicht mehr sein.
Eine insgesamt undankbar-schwierige, aber für den neutralen Beobachter interessante Position, in der sich diese Partei befindet.
Generell scheint es in Deutschland keinen Platz für eine große, in alle Richtungen anschlussfähige, liberale Partei zu geben.