Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

Lazaros schrieb:Jein! Örtlich begrenzte Operationen allenfalls.

Sowas wie in Libyen wird nicht möglich sein. Der Iran ist zu groß. Das geht maximal gegen feste Ziele (da sind wir wieder bei der Atomanlagen-Debatte), und selbst das ist hoch riskant. Aber das wissen die Beteiligten auch, nicht nur Günter Grass mit seiner "Weltbedrohung".

@Branntweiner

Kopfgeld?
Kein Rattenloch ist dann klein genug für ein Versteck!

Und nennt mich einen unmoralischen Menschen. Oder einen terroristisch denkenden Unmenschen.

Es ist ein Gebot der Logik! Den Tod Weniger (Despoten) für das Wohl Vieler (Menschen)!

Hir sein Gedicht, besser geordnet.

Warum schweige ich, verschweige zu lange,
was offensichtlich ist und in Planspielen
geübt wurde, an deren Ende als Überlebende
wir allenfalls Fußnoten sind.

Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag,
der das von einem Maulhelden unterjochte
und zum organisierten Jubel gelenkte
iranische Volk auslöschen könnte,
weil in dessen Machtbereich der Bau
einer Atombombe vermutet wird.


Doch warum untersage ich mir,
jenes andere Land beim Namen zu nennen,
in dem seit Jahren - wenn auch geheimgehalten -
ein wachsend nukleares Potential verfügbar
aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung
zugänglich ist?


Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes,
dem sich mein Schweigen untergeordnet hat,
empfinde ich als belastende Lüge
und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt,
sobald er mißachtet wird;
das Verdikt "Antisemitismus" ist geläufig.


Jetzt aber, weil aus meinem Land,
das von ureigenen Verbrechen,
die ohne Vergleich sind,
Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird,
wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch
mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert,
ein weiteres U-Boot nach Israel
geliefert werden soll, dessen Spezialität
darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe
dorthin lenken zu können, wo die Existenz
einer einzigen Atombombe unbewiesen ist,
doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will,
sage ich, was gesagt werden muß.

Warum aber schwieg ich bislang?
Weil ich meinte, meine Herkunft,
die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist,
verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit
dem Land Israel, dem ich verbunden bin
und bleiben will, zuzumuten.

Warum sage ich jetzt erst,
gealtert und mit letzter Tinte:
Die Atommacht Israel gefährdet
den ohnehin brüchigen Weltfrieden?
Weil gesagt werden muß,
was schon morgen zu spät sein könnte;
auch weil wir - als Deutsche belastet genug -
Zulieferer eines Verbrechens werden könnten,
das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld
durch keine der üblichen Ausreden
zu tilgen wäre.

Und zugegeben: ich schweige nicht mehr,
weil ich der Heuchelei des Westens
überdrüssig bin; zudem ist zu hoffen,
es mögen sich viele vom Schweigen befreien,
den Verursacher der erkennbaren Gefahr
zum Verzicht auf Gewalt auffordern und
gleichfalls darauf bestehen,
daß eine unbehinderte und permanente Kontrolle
des israelischen atomaren Potentials
und der iranischen Atomanlagen
durch eine internationale Instanz
von den Regierungen beider Länder zugelassen wird.

Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern,
mehr noch, allen Menschen, die in dieser
vom Wahn okkupierten Region
dicht bei dicht verfeindet leben
und letztlich auch uns zu helfen.

@Spartacus

Jep, danke!

....Wollte es eben auch schon posten.

Ich verstehe eigentlich nicht, wieso sich die Medien und einige Leute sich so künstlich aufregen.


Gruß

SaifAliKhan

@Spartacus

Ich auch nicht.

Lazaros schrieb:Kopfgeld?
Kein Rattenloch ist dann klein genug für ein Versteck!

Die CIA hat sich gegen Castro bekanntlich schon schwer getan. Und was hilft der Tod von Achmedinedschad, wenn keine neue politische Struktur als Ablöse vorhanden ist?

Da "wir Deutschen" bzw. das Deutschland der Vergangenheit durch die Traumatisierung des jüdischen Volkes, das den Staat Israel gegründet hat und bewohnt, die aktuellen Konflikte in Nah-Ost verschuldet haben, frage ich mich, wo unsere Verpflichtung nun liegt, ob wir eine haben, und wenn ja, wie sie aussieht.
Die rabiate Politik Israels legt Zeugnis davon ab, dass die Menschen, die sie betreiben, einem Trauma unterliegen, sie kämpfen permanent um ihr Leben und sind daher teilweise zu vernünftigen Entscheidungen und Einschätzungen einer Lage nicht fähig. Das ist bei traumatisierten Opfern nun mal so. Das war auch nicht anders, als die US-Amerikaner das Desaster in Vietnam erlebt hatten, da waren sie gegen ihre eigenen Landsleute, die ihrer strengen misstrauischen Innenpolitik der Überwachung und Kommunistenhetze Widerstand boten, ebenso rabiat und gnadenlos wie gegenüber Feinden von aussen.
Wir Deutschen haben uns aber mit unserer Vergangenheit des 3.Reichs so intensiv konfrontiert, dass wir daraus ein Gefühl der Verpflichtung zur Übernahme von Verantwortung gewonnen haben, das spiegelt sich u.a. darin wieder, wie viel Geld von Deutschen in alle Welt gespendet wird, um überall Nöte und Missstände zu bekämpfen.
Wir haben gelernt aus dem, was dem Deutschland und den Deutschen von damals passiert ist.
Und im Grunde sehen wir doch die ganze Zeit mit an, wie Israel diese Fehler an seinen Nachbarn und Minderheiten wiederholt.
Ich würde nicht von "Erbschuld" sprechen wollen, aber vielleicht von einem Erbkonflikt.
Dürfen wir uns da raushalten?
Dürfen wir das Tabu akzeptieren, jemanden zu kritisieren, an dem wir uns selbst versündigt haben?
Oder sind wir gerade WEGEN unserer gemeinsamen Geschichte dazu verpflichtet, einzugreifen?

@Branntweiner

Die politische Struktur ist vorhanden. Es gibt wesentlich gemäßigtere Kräfte im Iran, unter denen eine erhebliche Öffnung zur Welt und zu Israel durchaus im Bereich der nächsten Generation läge.

@Spartacus

Ich auch nicht.

Ah....doch....

ganz gleich, ob diese Kritik von Grass gekommen wäre (mit seiner Vergangenheit) oder von einem "unbescholtenen" deutschen Literaten.... es wäre der gleiche Hype entstanden.

@LuciaFackel

Was ist denn "deutsch"?

Wir sind inzwischen mehr denn je ein Viel-Ethnien-Staat.

Und ja - wo ich Unrecht, Doppemoral und Machtmissbrauch sehe, mache ich das Maul auf! Ob dies nun von einer Mehrheit als politisch inkorrekt betrachtet wird oder nicht.

@Lazaros

Durchaus. Aber Machtwechsel durch Gewalt haben noch nie funktioniert. Der Wandel muss vom iranischen Volk selber kommen.

@Spartacus

Achja word. Gut gesagt.

@LuciaFackel

Ja, du darfst!

@Ur-Uhr

Ur-Uhr schrieb: Wenn Israel laut eines Users Narrenfreiheit hat weil sie Atomwaffen haben, (...)

Nein, es ist nicht so, dass Israel Narrenfreiheit hat, weil es Atomwaffen besitzt;
vielmehr ist es so, dass es Atomwaffen besitzt, weil es Narrenfreiheit hat...

Ur-Uhr schrieb:Es ist vollkommen klar dass Israel als westlicher Staat mehr kritisiert wird als ein Schurkenstaat.

Ich wäre neugierig, ob, wenn man den Begriff Schurkenstaat mal klar definieren würde, Israel nicht vielleicht darunter fallen würde.... ;)

Ur-Uhr schrieb:Im Übrigen wurden damals auch Palästinensische-Juden aus ihren Heimatorten vertrieben.

Und das macht die Sache besser? Wenn auch Juden vertrieben wurden, dürfen moslemische Palästinenser vertrieben werden?
Wenn ich mich selbst oder ein Familienmitglied ohrfeige, berechtigt mich das, Fremde zu ohrfeigen? Zeimlich verdrehte Logik...

@Spartacus

Spartacus schrieb:Ich verstehe eigentlich nicht, wieso sich die Medien und einige Leute sich so künstlich aufregen.

Der Grund, warum alle in öffentlichen Ämtern systematisch aufschreien, ist, dass sie sich natürlich nicht selbst des Verdachts des Antisemitismus aussetzen wollen. Wer irgendwas Konstruktives am Gedicht finden könnte, läuft Gefahr, auf antisemitische Motive hin zerpflückt zu werden. Das kann einen den Job kosten!

So eine Debatte würde auch, selbst wenn es gut geht, enorm viel Kraft kosten. Also ist es am einfachsten, man stempelt das Gedicht als antisemitisch ab und ist aus dem Schneider.

Der Punkt ist ja wohl nach wie vor das Grass voller Pathos erstmal selber die Antisemitismusdebatte anheizte, in dem er genau damit rumschwurbelte, ein paar Anklänge an gängige Stereotypen beifügte und sich selber so diesem Verdacht zumindest des sekundären Antisemitismus absichtlich aussetzte.

Eine Lüge in seinem Schrieb ist es, das Israelkritik nicht möglich seie. Diese existiert seit zich Jahren und zwar nicht nur hier im Forum.

Vielleicht sollte man auch bedenken,dass weder Israel ,noch die Palästinenser noch die arabischen Anreinerstaaten so ganz autonom handeln.

Der Konflikt um Israel und Palästina war lange Zeit eingelagert in der "Logik" des kalten Krieges ,wobei der Konflikt vereinnahmt wurde durch Interessenpolitik der USA und Russlands. Nach Ende des kalten Krieges (gab es das überhaupt) kommt neben den Interessen ,die USA, Russland und China in der Region verfolgen ,noch die Auseinandersetzung der Schiiten und Sunniten um Hegemonie in der Region dazu.

Das ist zum einen Iran ,der versucht über die Achse Syrien Libanon eine Allianz zusammenzuschweissen und es geschafft hat ,seine Hisbollah im Libanon an die Macht zu bringen. Ähnliches hatte man wahrscheinlich mit der Hamas im Sinne. Da geht es nur vordergründig um Palästina ,ich gehe eher davon aus ,dass man nach Zusammenbruch eines israelischen Staates in Palästina auch von iranischer Seite einen Anschluss an einen
entsprechenden Machtblock anstrebte.

Auf der anderen Seite stand schon immer Saudi Arabien ,mit leiserer Unterstützung extremistisch islamischer Gruppen, die es jetzt jedoch verstanden haben ,den arabischen Frühling für sich zu benutzen und in der salafistischen Bewegung auch panarabisch an Einfluss gewinnen. Neuerdings ist auch die Türkei wieder auf der Bühne getreten ,in der es neoosmanische Bestrebungen gibt und den Versuch ,sich wieder als Schutzmacht der sunnitischen Araber zu profilieren. Es geht ja für alle nicht nur um politischen Einfluss in der Region ,sondern auch um Rohstoff Öl und Resourcen,ohne die eine Hegemonial und Wirtschaftsmacht dort nicht existieren kann.

In diesem Zusammenhang ist auch der Bruch der Türkischen Israelpolitik zu sehen. Aber auch Hamas scheint sich jetzt mehr an das sunnitische Lager anlehnen zu wollen.

Das alles zusammen mit der Lage in Syrien bedroht den Anspruch und die Pläne Irans ,womit ein Teil der nervös aggressiven Darstellung des Mullah Regimes verknüpft sein dürfte.

So sind und waren Israelis und Palästinenser nie unabhängig von den Entwicklungen der gesamten Region. Das da einfach Frieden gemacht werden kann ,halte ich für extrem unwahrscheinlich ,zumal beide Kontrahenten auch gewisse Klientelpolitik betreiben müssen.

Letztendlich ist dieses ewige Problem doch nur der Vorwand für die global Player dahinter,ihre Interessen in der Region zu festigen,und wenig Interesse besteht ,den Konflikt zu beenden .

@jimmybondy

Israelkritik ist auch nur OHNE KONSEQUENZEN möglich, wenn sie oberflächlich bleibt.

Wenn man sagt: "Ich finde die Siedlungspolitik in Westjordanland nicht gut."
Dann geht das gerade so.

Wenn man aber sagt: "Israel klaut sich mit der Siedlungspolitik Gebiete von Westjordanland zusammen." Dann gibt es schon Ärger. Das so offen in den Medien zu diskutieren, ist ein Tabu.

Damit geht auch jeder Versuch ,hier einseitig eine Bedrohung des Weltfriedens auszumachen,an der Sache vorbei. Wobei man sich auch fragt ,was diese Auslöschungsthesen des iranischen Volkes in dem Gedicht sollen?

Antisemitisch ... Nein.

Einseitig Antiisraelisch .. Ja

@Luminarah

Der Iran wird auch in dem Gedicht kritisiert, er soll unter IAEA Aufsicht!

Luminarah schrieb:Einseitig Antiisraelisch .. Ja

Öffentlich-Rechtliche einseitig antiiranisch.... Ja