Heute Staatsgebiete erobern und einnehmen noch möglich?

Hallo,

kann man heutzutage noch in Kriegen Land einnehmen?

Beispiel:
Staat A und Staat B haben eine Meinungsverschiedenheit. Das artet so aus, dass sich das Militär an der Grenze gegenübersteht. Irgendwann greift Staat A Staat B an. Es kommt zum Krieg. Nach einiger Zeit gewinnt Staat B den Krieg.
1) B nimmt Teile von A ein, ernennt sie zum eigenen Staatsgebiet und zieht neue Grenzen. A unternimmt dagegen nichts.
2) B bekommt als Entschädigung Teile von A.

Wären eine oder beide Nummern heute noch möglich?

Wie sieht es aus, wenn ein Land ein anderes angreift, weil es eben Land gewinnen möchte? In Europa wenden sich einige Staaten doch sicher dagegen.



Hab auch noch ein reales Beispiel.
Im Jugoslawienkrieg wurde 1991 in einigen Teilen Kroatiens die Republik Serbische Krajina ausgerufen. Später sollte sie wohl zum Teil zum Staatsgebiet von der Republika Srpska und Serbien ernannt werden. 1995 hat Kroatien die Gebiete "zurückerobert". Mit dem Militär hätte sie zu dem Zeitpunkt auch ganz Serbien einnehmen können.

Machen wir daraus wieder zwei Möglichkeiten:
3) Kroatien hätte die Republik Serbische Krajina nicht zurückerobert. Hätten es die EU, UN oder NATO zugelassen, dass da auf diese Art neue Staatsgebiete für Serbien und Republika Srpska entstehen?
4) Kroatien hätte ganz Serbien oder Teile davon eingenommen. Was wäre dann passiert? Wenn ein ganzer Staat eingenommen wird, existiert er ja nicht mehr.




Sowas erwartet man gerade in Europa nicht.

Es Ist Heute nicht mehr möglich Fremdes Staatsgebiet eunzunehmen Da dort schon die Weltgemeinschaft sich gegen aussprechen würde

Glaube nicht, denn dies muss international anerkannt werden, was schwierig wird.

Linner74 schrieb:denn dies muss international anerkannt werden

Eigentlich muss man es nur lang genug halten, und eine Bevölkerung haben die da auch mitzieht.

@Ford
Hm, eine interessante Fragestellung wegen der ich u.a. mal wochenlang sporadisch Civilization gespielt habe. Man hat zu Beginn ja eine grosse, leere Landkarte und kommt mit den "Jahren" immer mehr mit anderen Kulturen und deren Grenzen in Kontakt. In der Version die ich hatte gab es einen "Kulturdruck", entsprechend sind Städte konvertiert und waren dann plötzlich nicht mehr die eigenen.

Ansonsten mein Fazit aus ein paar Runden: Krieg ist sehr kostspielig und verbraucht irre Mengen an Ressourcen die man erst einmal haben muss. Im "Endgame" - und also solches würde ich die Welt im derzeitigen Zustand schon beinahe sehen - kann man beinahe kaum noch neue Städte bzw. Landstriche akquirieren, sondern muss sich verstärkt um den Ausbau und das Wohlergehen der eigenen Leute kümmern.

Deswegen glaube ich: kleine Areale Ja, grössere eher Nein. Die Expansion von China und Russland zeigt ja auch das es nicht mehr so einfach zu kontrollieren ist. Hinzu kommen internationale Vereinbarungen und Regelmechanismen die die ganze Angelegenheit noch einmal schwieriger machen.

Und schliesslich: wenn die Menschen einem Kulturkreis angehören wachsen Sie automatisch irgendwie zusammen auch wenn sie sich in unterschiedlichen Ländern befinden. Als Ausnahme mag man hier vielleicht Multi-Kulti Länder wie Brasilien oder die USA sehen.

Gabrieldecloudo schrieb:Eigentlich muss man es nur lang genug halten,

Jops sehe ich auch so.. wenn niemand im stand ist zu intervenieren wird man damit durchkommen.
Allerdings sollte man sich dabei nie auf Zusagen von Drittstaaten verlassen, sonst könnte es einem gehn wie einst dem Irak in Kuwait.

Gabrieldecloudo schrieb:und eine Bevölkerung haben die da auch mitzieht.

Jo schon... ausser man hat Spass an Terroristen.

Leider nicht verdammtes Internet :D

Als die Russen das mit Afghanistan probierten ging es schief.
Jugoslawien, eigentlich auch.
Tibet, hat wohl funktioniert. War aber auch nicht gerade "heute"
Gibts Beispiele aus den afrikanischen Ländern?

Ford schrieb:kann man heutzutage noch in Kriegen Land einnehmen?

Daher würde ich sagen: eher Nein.

Ford schrieb:Mit dem Militär hätte sie zu dem Zeitpunkt auch ganz Serbien einnehmen können.

Im Leben nicht. Die Krajina ist aus zwei Gründen gefallen: 1. weil die Kroaten massiv von den Amerikanern unterstützt worden sind. 2. weil Milosevic nichts unternommen hat, um den Serben in der Krajina zu helfen. Ziel war es, die serbischen Flüchtlinge in den Kosovo umzusiedeln.

Natürlich geht das noch und wer denkt, dies ginge nicht, ist einfach naiv.
Am Ende hängt es nur von der eigenen Macht ab und von der Frage, ob sie durchgesetzt werden kann bzw. ob andere genug eigene Macht einsetzen, um die Eroberung aufzuhalten.

Wenn es eine starke Macht ist, welche ein Land besetzt, das Land klein oder karg ist oder wenn die anderen Länder kein Interesse an der Region haben, bleibt es in der Regel bei diplomatischen Disputen. Oft wird die Eroberung einfach nicht anerkannt.

Wikipedia: Liste der Territorialstreitigkeiten
Wikipedia: Liste der von den Vereinten Nationen nicht als selbstständige Staaten anerkannten Gebiete

Klar gibt es immer noch eroberte Gebiete
das vereinigte Königreich hält die Falklandinseln besetzt
Israel die Golanhöhen
Die Türkei Zypern.
Und es gibt immer noch den Grenzkrieg zwischen Indien und Pakistan wegen Kaschmir.

Ford schrieb:Hallo,

kann man heutzutage noch in Kriegen Land einnehmen?

Alles eine Frage der Geschwindigkeit!

Die Zeit ist relativ ...

Wir könnten den Globus in Handumdrehen erobern, bevor überhaupt einer von diesen Primaten gemerkt haben, worum es überhaupt geht^^

individualist schrieb:das vereinigte Königreich hält die Falklandinseln besetzt

Wohl kaum. Argentinien hatte nie legitime Ansprüche darauf. Noch wurde die Insel von anderen als von Briten ernsthaft besiedelt.

Zunächst einmal ist ein offener Krieg zwischen zwei NACHBARländern (denn sonst gehts wohl nicht um Staatsgebiet) viel unwahrscheinlicher als früher, alein schon, weil der plötzliche Abbruch der wirtschaftlichen Beziehungen für beide Seiten ein schwerer Verlust wäre, noch bevor der erste Schuss gefallen ist. Gerade bei industrialisierten Ländern ist es imho heute kaum möglich, dass jemand auf die Idee kommt, Krieg könnte sich lohnen.

Dann sind viele Länder bei der NATO, oder stark mit Russland oder China assoziiert. Ein Angriff auf ein scheinbar unterlegenes, kleines Land könnte schnell außer Kontrolle geraten, deshalb traut sich das auch keiner.

Aber dann gibt es ja auch noch viele Länder, auf die keiner dieser Punkte zutrifft, gerade in Afrika. Nun, in diesem Fall, warum sollte es nicht passieren? Wenn Äthopien sich eine Scheibe vom weitgehend wehrlosen Somalia abschneidet, wer sollte denn tatsächlich einschreiten und sagen, das ginge nicht?

@Fedaykin
Die Falklandinseln sind ein gutes stück weit von der englischen Heimat entfernt. Sie werden von den Engländern besetzt und besiedelt um einen internationalen Außenposten zu haben.

@individualist

Nicht schon wieder diesees Thema...

Die Entfernung zum Festland ist ein völlig willkürliches Kriterium. Wo steht denn geschrieben, dass jede Insel zum nächstliegenden Festland gehört? Abgesehen davon hat dann gefälligst auch Argentinien seinen Teil von Feuerland an Chile abzugeben.


Und ich kann mir selbst auch solche willkürlichen Kriterien ausdenken: Österreich hat Vorarlberg gefälligst an die Schweiz abzugeben, liegt es ja viel näher an den Schweizer Ballungszentren als am weit entfernten Wien! Macht ungefähr genausoviel Sinn...

@MareTranquil
Nah die Engländer sind dort nicht wirklich beheimatet, die reisen dort hin und neue kommen an, die Besetzung hat politische gründe, das ist ähnlich sie bei Zypern. Die müssten schon Autonom sein damit das glaubwürdig ist.

@individualist
Die Argentinier sind dort auch nicht beheimatet.

Rein moralisch gesehen würde ich die Bevölkerung der Inseln fragen, was die denn wollen, und das sind eingefleischte Briten.

@individualist

individualist schrieb:Sie werden von den Engländern besetzt und besiedelt um einen internationalen Außenposten zu haben.

Richtig. Aber jetzt leben nun mal ausschliesslich Briten dort und genau 0 Argentinier. Das ist so weit ich weiss der einzige Fall, in dem ich mal auf der Seite der ehemaligen Kolonialmacht bin. Vor allem darum, weil mir die argentinische Regierung auf die Nerven geht.

Immer wenn sie grad sonst nicht wissen was machen, kochen sie die Islas-Malvinas-Suppe wieder auf, da sie dann sicher sein können, dass das Land auf ihrer Seite steht. Unabhängig davon, was die Regierung grad wieder verbockt hat. Und die Militäraktion damals war ein Versuch der Militärdiktatur, sich Ansehen zu verschaffen, sich als 'Macht' zu bestätigen und ein Nationalgefühl zu stärken, das damals völlig fehl am Platz war; wahrscheinlich meinte man gegen eine Frau weit weg gute Chancen zu haben. Tja, schief gelaufen - und x Argentinier mehr mussten mit dem Leben bezahlen, als die Scheissdiktatur sowieso schon auf dem Gewissen hatte.

@Thawra
Beide Länder streiten da um Nix, mir gehen da ehrlich gesagt beide Länder auf die nerven.