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Warum bist du ungläubig?

168 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Religion, Glaube, Bezug auf anderen Thread ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
T.Rick Diskussionsleiter
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Warum bist du ungläubig?

29.10.2021 um 12:15
Der verspätete aber notwendige Zwilling zum Thread "Warum bist du gläubig", weil alles was dagegen spricht, dort konsequent gelöscht wird.
Hier daher alle Argumente erlaubt, die gegen (religiösen!) Glauben sprechen, auch gern mit Zitaten aus dem anderen Thread.

Meine Gründe:

a) weil es nicht funktioniert.
Ich bin katholisch aufgewachsen, und da wird mehr oder weniger vorausgesetzt, daß man auch dran glaubt, und wie glaubt ein Kind das ich damals war, es denkt natürlich, daß Glauben und "Gott" eine Wunscherfüllungsmaschine wären.
Aber egal was ich mir wünschte, ganz simple materielle Dinge wie sie ein Kind wünscht, ob bessere Noten in einer verhauenen Probe oder etwas besonderes zum Geburtstag, habe ich es bekommen? Die Antwort lautete natürlich immer nein. Für gute Noten muß man selber üben, für Geburtstagsgeschenke muß man in einer finanziell nicht auf Rosen gebetteten Familie schon dankbar sein, wenn man überhaupt was bekommt, auch wenn es gar nicht das war was man sich wünschte, und so weiter.
Fazit: Glauben bringt nix. Wenn ich was will, muß ich mich selber drum kümmern, also verwende ich meine Zeit lieber darauf, statt sie an Beten und Kirchgänge zu verschwenden, denn da weiß ich was ich habe oder bekomme. Bei allem was ich nicht selbst bewegen kann, kann ich nur abwarten und hoffen, daß mir irgendwann eine günstige Gelegenheit winkt. Gelegenheitsschnäppchen gibt es immer wieder, auch genügend Sitzfleisch zu haben zahlt sich oft aus.
Aber zu dem allen braucht man keinen (religiösen) Glauben.

b) was bereits zum Erwachsensein zählt, daß (wie im Gläubigen-Thread ersichtlich) Gläubige oft Realitäten entweder ganz leugnen oder aber einen erschreckenden Mangel an Allgemeinbildung und -wissen beweisen.
Einen Glauben, der sich lieber an Wunschträumen und Phantasiewelten festmacht, statt Tatsachen anzuerkennen, kann ich nicht ernst nehmen. Verstehen ja, jeder braucht seine eigene Wunschwelt, um seelisch gesund zu bleiben, aber die sollte dann auch in der Phantasie bleiben und nicht für real gehalten werden. Religionen arbeiten aber mit diesen Wunschwelten, befeuern sie gezielt, aber anders als die bekannten großen Traumfabriken a la Hollywood, bei denen von vornherein klar ist, daß es nur fiktive Welten, Phantasien sind, stellen sie ihre Wunschwelten als real dar. Als etwas, wofür Menschen leben und ggf. sogar ("Märtyrer") sterben sollten.
Statt die realen Probleme der Welt in Angriff zu nehmen und sich so ein reales Paradies zu schaffen. (Das Christentum hatte bisher 2000 Jahre Zeit dafür, und in welchem Zustand ist die Welt heute? Wer in 2000 Jahren nix gebacken kriegt, kriegt das in weiteren Jahrhunderten auch nicht mehr hin.)

Weitere Gründe folgen nach Bedarf. Und jetzt, Bahn frei für Diskussionen.

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Warum bist du ungläubig?

29.10.2021 um 12:55
@T.Rick
Nachfragen bzw. Anmerkungen sind hoffentlich erlaubt?!

Zu a)
Es ist klar, dass ein "Kinder"glaube, der in Gott einen Wunscherfüllungsautomaten sieht, irgendwann als nicht funktionierend erkannt wird.

Zu b)
Es sind so manches Mal gläubige Wissenschaftler gewesen, die als Forscher zu bahnbrechenden Erkenntnissen gekommen sind. Die Vererbungslehre wurde von Gregor Mendel, einem Augustinermönch und Biologen, begründet. Georges Lemaître - Theologe und Astrophysiker - gilt als der Begründer der Urknalltheorie. Pierre Teilhard de Chardin war Jesuit, Paläontologe und Anthropologe; er unternahm den Versuch einer Synthese von naturwissenschaftlicher Evolutionstheorie und christlicher Heilsgeschichte.

Menschen, die Realitäten leugnen und/oder über einen erschreckenden Mangel an Allgemeinbildung und -wissen verfügen, gibt es sowohl bei den Gläubigen als auch bei den Ungläubigen. Ebenso Menschen, die sich der realen Probleme annehmen und mithelfen, diese Welt ein Stück lebens- und liebenswerter zu machen.

Wissenschaftler und andere gebildete Menschen machen Ihren Glauben ganz sicher nicht an Wunschträumen und Phantasiewelten fest, sondern sie können Glauben und Naturwissenschaft trennen.


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T.Rick Diskussionsleiter
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Warum bist du ungläubig?

29.10.2021 um 13:36
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb:Nachfragen bzw. Anmerkungen sind hoffentlich erlaubt?!
Yep, selbstverständlich! Hier soll bitte nicht der Lösch-Wahn umgehen!
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb:Es sind so manches Mal gläubige Wissenschaftler gewesen, die als Forscher zu bahnbrechenden Erkenntnissen gekommen sind. Die Vererbungslehre wurde von Gregor Mendel, einem Augustinermönch und Biologen, begründet. Georges Lemaître - Theologe und Astrophysiker - gilt als der Begründer der Urknalltheorie. Pierre Teilhard de Chardin war Jesuit, Paläontologe und Anthropologe; er unternahm den Versuch einer Synthese von naturwissenschaftlicher Evolutionstheorie und christlicher Heilsgeschichte.
Weil damals die Wissenschaft halt noch in starkem Maß mit Theologie verbunden war, dem einzigen Bereich der Bildung, wo früher wirklich umfassend kritisches und analytisches Denken gelehrt wurde. Die Wissenschaft wie sie heute ist, mußte sich erst vom Glauben emanzipieren, genauso wie der Rest der Gesellschaft. Charles Darwin hat auch Theologie studiert und landete am Ende bei der Evolutionstheorie. Und noch heute gilt ein Theologiestudium als der sicherste Weg, vom Glauben abzufallen. ;)
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb:Wissenschaftler und andere gebildete Menschen machen Ihren Glauben ganz sicher nicht an Wunschträumen und Phantasiewelten fest, sondern sie können Glauben und Naturwissenschaft trennen.
Weil sogar Wissenschaftler nicht ganz frei sind von irrationalen Wünschen, die der Glaube bedient. Selbstbetrug, dein Name ist Mensch.


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29.10.2021 um 13:46
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb:Es ist klar, dass ein "Kinder"glaube, der in Gott einen Wunscherfüllungsautomaten sieht, irgendwann als nicht funktionierend erkannt wird.
Die pragmatische Antwort darauf lautete allerdings, wenn Glaube/Gott nicht mal ordinäre materielle Wünsche erfüllen kann, warum soll man sich dann bei viel wichtigeren Sachen darauf verlassen? Da ist die Enttäuschung doch schon vorprogrammiert!
Wer sich darauf verläßt, der ist verlassen. Also lieber selber machen was geht, und den Rest aussitzen. Auch dazu gibt es schöne Sprüche, Hilf dir selbst dann hilft dir Gott, oder das Glück ist mit den Tüchtigen. Für alles was ich selber leiste, kann ich mir selber auf die Schulter klopfen bin aber niemand anderem zu Dank verpflichtet, und wenn ich aus eigener Dummheit was verbocke, hat auch niemand anderer Schuld daran. So braucht man keinen Gott, und auch keinen Teufel als Sündenbock.


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Warum bist du ungläubig?

29.10.2021 um 14:54
Viele Gläubige sind imho "Trotzdem"-Gläubige. Sie glauben trotzdem, auch wenn sich aus dem Glauben nicht öfter ein Nutzen ergibt als der reine Zufall oder nicht religiöse Alternativen genauso geliefert hätte. Im "Trotzdem" steckt schon der "Trotz" drin. Man glaubt "trotz" oder sogar entgegen aller Wahrscheinlichkeiten. Eine kleine Form von Realitätsflucht. Die gern erlaubt sein darf, solange andere Leute damit nicht belästigt werden oder man es ihnen als Wahrheit zu verkaufen versucht, was aber leider das Ziel der etablierten hierarchischen Religionen ist.


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29.10.2021 um 15:16
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Weil damals die Wissenschaft halt noch in starkem Maß mit Theologie verbunden war, dem einzigen Bereich der Bildung, wo früher wirklich umfassend kritisches und analytisches Denken gelehrt wurde. Die Wissenschaft wie sie heute ist, mußte sich erst vom Glauben emanzipieren, genauso wie der Rest der Gesellschaft. Charles Darwin hat auch Theologie studiert und landete am Ende bei der Evolutionstheorie. Und noch heute gilt ein Theologiestudium als der sicherste Weg, vom Glauben abzufallen.
Wann war denn dieses "damals"? Und wann begann die Wissenschaft, "wie sie heute ist"?

Georges Lemaître lebte von 1894 bis 1966, seine Urknalltheorie entwickelte er in den 1930er Jahren. Das ist nicht soo lange her - keine 100 Jahre. Pierre Teilhard de Chardin lebte und forschte ebenfalls in der ersten Hälfte des 20. Jh. Und auch heute noch gibt es gläubige Wissenschaftler.
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Weil sogar Wissenschaftler nicht ganz frei sind von irrationalen Wünschen, die der Glaube bedient. Selbstbetrug, dein Name ist Mensch.
Oder weil sie zu der Schlussfolgerung kommen, dass Glaube und Naturwissenschaft einander nicht ausschließen, sondern zwei Seiten einer Medaille sind.
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Die pragmatische Antwort darauf lautete allerdings, wenn Glaube/Gott nicht mal ordinäre materielle Wünsche erfüllen kann, warum soll man sich dann bei viel wichtigeren Sachen darauf verlassen? Da ist die Enttäuschung doch schon vorprogrammiert!
Wenn man Gott als "Wunscherfüllungsautomaten" sieht, dann ist Enttäuschung vorprogrammiert. Glauben ist eine Beziehung zu Gott, also ein Leben mit Gott. Dazu gehört nicht, dass Gott alle Wünsche erfüllt. Meines Wissens nach gibt es keine Religion, die behauptet, Gott erfülle alle Wünsche.
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Hilf dir selbst dann hilft dir Gott, oder das Glück ist mit den Tüchtigen. Für alles was ich selber leiste, kann ich mir selber auf die Schulter klopfen bin aber niemand anderem zu Dank verpflichtet, und wenn ich aus eigener Dummheit was verbocke, hat auch niemand anderer Schuld daran. So braucht man keinen Gott, und auch keinen Teufel als Sündenbock.
Es gibt Punkte im Leben, da kann man sich nicht mehr selbst helfen. Da braucht man entweder andere Menschen und/oder Gott.
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Viele Gläubige sind imho "Trotzdem"-Gläubige. Sie glauben trotzdem, auch wenn sich aus dem Glauben nicht öfter ein Nutzen ergibt als der reine Zufall oder nicht religiöse Alternativen genauso geliefert hätte. Im "Trotzdem" steckt schon der "Trotz" drin. Man glaubt "trotz" oder sogar entgegen aller Wahrscheinlichkeiten. Eine kleine Form von Realitätsflucht. Die gern erlaubt sein darf, solange andere Leute damit nicht belästigt werden oder man es ihnen als Wahrheit zu verkaufen versucht, was aber leider das Ziel der etablierten hierarchischen Religionen ist.
Die allermeisten Gläubigen, die ich kenne, sagen, dass ihr Leben mit Gott viel besser verläuft als ohne. Ich selbst habe auch diese Erfahrung gemacht. Bin zwar in einem einigermaßen christlichen Umfeld aufgewachsen, aber als Jugendliche wurden mir Gott, Glaube usw. egal. Mein Leben verlief dennoch durchaus zufriedenstellend, auch wenn ich den recht frühen Tod meiner Mutter und kurz darauf die Trennung von meinem Partner erleben musste. Ich blieb als alleinerziehende Mutter zurück, der Anfang war schwierig, aber dann ging es aufwärts. Mein Leben war gut, ich war zufrieden und mir fehlte nichts. Bis ich Gott begegnete (Atheisten würden sagen "dem, was ich für Gott halte")! Mein Leben hat sich so sehr zum Positiven verändert, dass mir dann erst bewusst wurde, was mir vorher gefehlt hat.

Zudem habe ich durchaus einige Male die Erfahrung gemacht, dass sich aus dem Glauben ein Nutzen ergibt, der mehr ist als der reine Zufall oder als nicht-religiöse Alternativen sie geliefert hätten. Allerdings glaube ich nicht (nur), weil ich darin einen Nutzen sehe. Sondern weil ich nicht mehr anders kann als glauben.


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Warum bist du ungläubig?

29.10.2021 um 15:32
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Weil sogar Wissenschaftler nicht ganz frei sind von irrationalen Wünschen, die der Glaube bedient. Selbstbetrug, dein Name ist Mensch.
Ich würde hier einen Schritt weiter gehen und sagen, dass davon kein Mensch befreit ist. Leider beobachte ich bei vielen Gläubigen (und auch Atheisten - das scheint also eher was menschliches zu sein), dass sie sich selbst aufgrund ihres Weltbildes höher stellen.

Also sinngemäß: "Ich habe so eine Fantasie nicht nötig" oder "als Christ kenne ich die Wahrheit, die anderen liegen falsch"

Da kommt ein gewisser Chauvinismus durch, der uns allen wohl zu eigen ist. Wir können die eigene Position überhaupt nicht als falsch ansehen, sonst hätten wir unsere Meinung ja schon geändert (noch dazu neigen wir dazu, immer wieder eine Bestätigung dafür zu suchen). Das ist der ganzen Diskussion auch nicht zuträglich und sorgt nur dafür, dass man aneinander gerät.

Daher kann ich die Frage für mich so beantworten (als Agnostiker mit Hang zu philosophischen Fragen :):
Im religiösen Sinne "glaube" ich nicht, weil mich die Argumente bisher nicht überzeugen konnten. Ich halte es aber auch nicht für pauschalen Unsinn und kann durchaus nachvollziehen, wenn andere, aus welchen Gründen auch immer, an einen Gott glauben. Den Gedanken, dass ich rationaler an die Sache herangehe als z.B. ein Zeuge Jehovas, versuche ich zu vermeiden (da verfällt man oft der Hybris...)

Am Ende sind es ja oft metaphysische Fragen, auf die man sowieso keine Antwort bekommt. Jeder soll glauben, was er will. Ich verurteile es nicht. Ich kann ja auch nicht sicher sagen, dass es falsch ist. Wenn es aber darum geht, einen gemeinsamen Konsens zu finden, dann gelingt das nur über objektive Argumente. Sprich, das gesellschaftliche Zusammenleben sollte nicht geprägt sein von Glaubensaussagen, sondern von Belegen und nachvollziehbaren Argumenten. Insbesondere dann, wenn es das Wohlergehen anderer betrifft. Und das beißt sich nicht notwendigerweise mit "Glaube".

Wer sich auf witzige Weise ausmalen will, wie eine Welt ohne "Glaube" aussieht, sollte die Southparkfolgen "Gott ist tot" anschauen :)


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T.Rick Diskussionsleiter
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29.10.2021 um 15:43
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb:Wenn man Gott als "Wunscherfüllungsautomaten" sieht, dann ist Enttäuschung vorprogrammiert. Glauben ist eine Beziehung zu Gott, also ein Leben mit Gott. Dazu gehört nicht, dass Gott alle Wünsche erfüllt. Meines Wissens nach gibt es keine Religion, die behauptet, Gott erfülle alle Wünsche.
Für ein kleines Kind ist aber in erster Linie das wichtig. Vor allem wenn es in seinem Leben erfahren mußte, daß seine eigenen Wünsche von Seiten der Erziehungsberechtigten ziemlich wenig wert und nachrangig sind. Wenn die Verwandtschaft eine Enttäuschung ist, sucht man sich Ersatz, aber wenn der sich auch als Enttäuschung entpuppt ... bis dahin ist man zum Glück schon in der Pubertät und fängt an, alles zu hinterfragen und sich um seine Möglichkeiten selbst zu kümmern, statt nur hinzunehmen wie es ein kleines Kind noch muß. Und wenn dann die Antworten auf die Fragen genauso unbefriedigend sind ...
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb:Georges Lemaître lebte von 1894 bis 1966, seine Urknalltheorie entwickelte er in den 1930er Jahren. Das ist nicht soo lange her - keine 100 Jahre. Pierre Teilhard de Chardin lebte und forschte ebenfalls in der ersten Hälfte des 20. Jh. Und auch heute noch gibt es gläubige Wissenschaftler.
1930 ist aus unserer heutigen Sicht trotzdem ein sehr anderes Zeitalter. Obwohl keine 100 Jahre her, aber wenn man sich anschaut, welche gewaltigen gesellschaftlichen Veränderungen seither eingetreten sind, unter anderem infolge zweier Weltkriege, deutsche Teilung, Amerikanisierung, weltweiter Verbreitung von Massenmedien und zugleich der immer schneller galoppierende Machtverlust der Religionen bei gleichzeitiger explosionsartiger Expansion der Wissenschaft ... die Urknalltheorie ist heutigen fanatischen Strenggläubigen genauso ein Dorn im Auge wie die Evolutionstheorie. Da sie dummerweise ebensowenig "zwangsläufig" einen Schöpfer irgendeiner Art braucht.
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb:Die allermeisten Gläubigen, die ich kenne, sagen, dass ihr Leben mit Gott viel besser verläuft als ohne.
Nennt sich Placebo-Effekt. Wenn man sein noch vorhandenes kindliches Ur-Vertrauen irgendwo parken kann, hat das zwangsläufig einen positiven Effekt auf die Psyche. Die Gemeinschaft im Glauben dito, für den der ohne Gemeinschaft nicht kann.
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb:Oder weil sie zu der Schlussfolgerung kommen, dass Glaube und Naturwissenschaft einander nicht ausschließen, sondern zwei Seiten einer Medaille sind.
Glaube und Aberglaube machen die gleiche Medaille aus. Glaube glaubt nur, Naturwissenschaft stellt fest. Zwei sehr unterschiedliche Paar Stiefel. Nur kann Naturwissenschaft nicht alles erklären (sonst wäre sie schon überflüssig, wenn alles schon entdeckt und erklärt wäre), so daß der Glaube die Lücken mit seinen Ansichten füllt - daher der Begriff vom Lückenbüßer-Gott, der immer wieder mal aus der Lücke vertrieben wird, wenn man doch noch eine rationelle Erklärung findet.
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb:Und auch heute noch gibt es gläubige Wissenschaftler.
Siehe oben. Nicht mal Wissenschaftler sind völlig frei von Irrationalität.


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29.10.2021 um 16:19
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Für ein kleines Kind ist aber in erster Linie das wichtig. Vor allem wenn es in seinem Leben erfahren mußte, daß seine eigenen Wünsche von Seiten der Erziehungsberechtigten ziemlich wenig wert und nachrangig sind. Wenn die Verwandtschaft eine Enttäuschung ist, sucht man sich Ersatz, aber wenn der sich auch als Enttäuschung entpuppt
Für ein kleines Kind ist vor allem die Liebe und Zuwendung der Eltern bzw. der Bezugspersonen wichtig. Wenn es diese nicht bekommt und der selbst gesuchte Ersatz sich als Enttäuschung entpuppt, dann ist das tragisch.
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:die Urknalltheorie ist heutigen fanatischen Strenggläubigen genauso ein Dorn im Auge wie die Evolutionstheorie. Da sie dummerweise ebensowenig "zwangsläufig" einen Schöpfer irgendeiner Art braucht.
Die Urknalltheorie wurde anfangs von einigen Wissenschaftlern - darunter auch Albert Einstein - abgelehnt, weil sie zu nah an einer religiösen Vorstellung war. Der Begründer der Theorie wurde mit Vorstellungen konfrontiert, dass die Urknalltheorie die Schöpfung der Welt durch Gott beweisen würde; dies lehnte er aber ab. Er sah darin keinen Beweis für Gott, aber auch keine Widerlegung. Papst Pius XII. sah in dem Urknall den zeitlich festlegbaren Anfang der Welt, der einem göttlichen Schöpfungsakt entsprungen sei. Wie man sieht, kann man die Urknalltheorie auch dazu verwenden, die Erschaffung der Welt durch Gott zu belegen.

Andererseits erklären viele Atheisten die Entstehung des Universums mit der Urknalltheorie ohne zu berücksichtigen, dass diese einen Schöpfer nicht ausschließt.
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Nennt sich Placebo-Effekt. Wenn man sein noch vorhandenes kindliches Ur-Vertrauen irgendwo parken kann, hat das zwangsläufig einen positiven Effekt auf die Psyche.
Na, immerhin ein Effekt. :)
C.G. Jung - ein Schweizer Psychiater, der ebenfalls vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jh. wirkte - sah Spiritualität als sinngebend für das Leben und erkannte, dass spirituelle Erfahrungen für das seelische Wohlbefinden wesentlich sind.
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Glaube und Aberglaube machen die gleiche Medaille aus. Glaube glaubt nur, Naturwissenschaft stellt fest. Zwei sehr unterschiedliche Paar Stiefel. Nur kann Naturwissenschaft nicht alles erklären (sonst wäre sie schon überflüssig, wenn alles schon entdeckt und erklärt wäre), so daß der Glaube die Lücken mit seinen Ansichten füllt - daher der Begriff vom Lückenbüßer-Gott, der immer wieder mal aus der Lücke vertrieben wird, wenn man doch noch eine rationelle Erklärung findet.
Auch das halte ich - wie so manche andere Ansicht von Atheisten - für ein Zerrbild. Glaube glaubt nicht nur, sondern stützt sich auf Erfahrungen. Auf überlieferte Erfahrungen anderer Menschen, aber insbesondere auf die eigenen Erfahrungen. Natürlich kann man diese Erfahrungen unterschiedlich deuten, aber sie sind nun mal da. Glaube füllt auch nicht die Lücken, die die Naturwissenschaft hinterlässt, sondern erkennt in den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen Gott. Eine rationale Erklärung, wie das Universum entstanden ist, ändert nichts daran, dass ein Schöpfergott dies alles initiiert haben kann.
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Siehe oben. Nicht mal Wissenschaftler sind völlig frei von Irrationalität.
Wenn Spiritualität einen positiven Effekt hat (s.o.), dann ist es erstmal nicht irrational ist, an einen Gott zu glauben. Es ist natürlich kein Beweis für die Existenz eines Gottes, aber der kann ohnehin nicht erbracht werden.


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T.Rick Diskussionsleiter
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Warum bist du ungläubig?

29.10.2021 um 16:31
Stimmt, kein Beweis dagegen, aber auch keiner dafür. Am Ende rotiert alles nur um menschliche Bedürfnisse, die manche über den Glauben erfüllen, weil das althergebracht ist und ihnen meist so im Kindesalter beigebracht wird, aber eine ständig zunehmende Zahl von Menschen auf andere Weise. Denn auch Nichtgläubige gestalten ihre Leben, so gut es ihnen möglich ist. Sie finden ihre eigenen Rückhaltmöglichkeiten.
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb:sondern erkennt in den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen Gott
Da wird gesehen was man sehen will.


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29.10.2021 um 16:39
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Denn auch Nichtgläubige gestalten ihre Leben, so gut es ihnen möglich ist. Sie finden ihre eigenen Rückhaltmöglichkeiten.
Ja, das weiß ich. Hab ja selbst lange so gelebt.
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Da wird gesehen was man sehen will.
Der Atheist sieht darin eine Erklärung, dass die Welt auch ohne Gott entstanden sein kann. Der Gläubige sieht in der Entstehung des Universums eine schöpferische Kraft.


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29.10.2021 um 16:52
Solange der Gläubige für sich selber glaubt, hat niemand ein Problem damit. Leider gibt es aber Institutionen, Kirchen, die auf diesem Glauben basieren und für ihre Selbsterhaltung und zwecks Machtausübung möglichst viel Mitglieder brauchen. Daher die Verpflichtung an alle ihre Mitglieder, andere Menschen zu "missionieren", zum Glauben zu gewinnen, was in der Vergangenheit und im Islam bis heute auch mit Gewalt durchgeführt wurde und wird. Wer nicht dran glauben will, muß dran glauben ... zum Glück wird dem zumindest in westlichen Ländern mehr und mehr der Riegel vorgeschoben. Vorgeschriebene Staatsreligionen gibt es nicht mehr, keine Zwangs-Zugehörigkeit zu Konfessionen, wenn es im Land mehr als eine gibt. Plus das sukzessive Streichen kirchlicher Vorrechte, die es ihnen erlaubten, sich ins Privatleben ihrer "Schäfchen" einzumischen. Verhütungs- und Scheidungsverbot (Irland!) und dergleichen mehr.
Was einmal gut gemeint war, die "Gemeinschaft der Gläubigen", ist sehr schnell ausgeartet zu einem Droh- und Machtinstrument. Typisch menschlich.


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29.10.2021 um 17:12
Wie überall gibt es auch in der "Gemeinschaft der Gläubigen" Machtausübung und -missbrauch. Wie du ja selbst sagst, typisch menschlich!

Der Missionsauftrag stammt nicht ursprünglich von den Kirchen, sondern von Jesus Christus. Und ich halte es für normal, dass man positive Erfahrungen und Erlebnisse weitererzählt - auch Erfahrungen mit Gott. Natürlich gemäßigt und nicht aggressiv.

Staatsreligion gibt's übrigens in einigen Ländern immer noch. So ist z.B. die Queen gleichzeitig Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Mag überholt erscheinen, ist aber kein wirkliches Problem.


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Warum bist du ungläubig?

01.11.2021 um 16:50
@T.Rick

Das, woran Menschen glauben, ohne es beweisen zu können, ist Glaube: an den Weihnachtsmann, die Area 51, die Notwendigkeit der FDP, die Überlegenheit der Weissen, Gott oder den Wiederaufstieg des FC St. Pauli in die erste Liga.

Der Gläubige schafft sich seinen Gott selbst, in dem er an ihn glaubt. Gott könnte ohne Gläubige nicht existieren. Wenn Du aufhörst zu glauben, hört Gott auf zu existieren.

Ist irgendwie schon wie bei den Kindern und dem Weihnachtsmann. So lange sie daran glauben, ihn sich in den fantastischsten Farben ausmalen, so lange gibt es ihn. Spätestens, wenn sie erkennen, dass es sich nur um eine von Menschen gemachte Kreatur handelt, hören sie auf, an ihn zu glauben und der Weihnachtsmann hört auf zu existieren, jedenfalls für sie.

Und dabei ist es dann egal, ob der Weihnachtsmann Allah, Gott, Jehova oder Wrdlbrmft heisst.

Wir hätten auch den Klapperstorch als Beipiel für merkwürdige Glaubenskonstrukte heran ziehen können.

"Also, als Deine Mutti ein Kind haben wollte, da rief sie den Klapperstorch, und der ist dann zu ihr ins Bett gestiegen und hat sie so richtig durchgevögelt. Darum nennt man das ja auch so, liebes Kind!"

Ich bin glaubensfrei aufgewachsen und bislang sehr zufrieden damit, dass ich ohne Gott auskomme und, wenn er existieren sollte, er ohne mich.


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Warum bist du ungläubig?

09.11.2021 um 17:54
Ich bin durchaus "gläubig". Ich erlaube mir lediglich, meine Gedanken, so gut ich es eben kann, nicht anheim zu geben unter die Willkür anderer, sondern sie selbst zu "verwalten".

Aber im Sinne der Strangfrage bin ich wohl weitgehend ungläubig. Es fällt mir leichter, mit Wissenslücken oder mir bewußten, eingestandenen Zweifeln zu leben, als mich mit leichtfertig angesammeltem, aber evtl. falschem Wissen (das ich dann unterbewußt auch anzweifeln würde), selbst hinter's Licht zu führen. Und deswegen, sehe ich mich als Agnostikerin, nicht als Atheistin. Ich "sehe" Gott nicht, aber ich sehe mich auch nicht in der Lage, seine Nichtexistenz zu beweisen.
Allerdings bin ich auch kein Feind der modernen christlichen Kirchen, da ich das Glück hatte, praktisch immer von sehr angenehmen Religionsvertretern umgeben gewesen zu sein, wo es sich halt so ergab (Gemeindepfarrer, Religionsunterricht Schule, Mönche/Nonnen in anderen Belangen etc.)


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10.11.2021 um 18:25
Religion ist nicht unbedingt ein Glaube.
Jedes Lebewesen, was nach dem Schlaf aufsteht ist gläubig, sonnst würde man liegen bleiben.


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Warum bist du ungläubig?

10.11.2021 um 18:29
Das Wachstum des Paradieses, welches sich Leben nennt, wächst unaufhörlich, da wird keine Religion der Welt was gegen ausrichten können.
Was jeder kann, ist den Raum und die Zeit dafür zu verändern.


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Warum bist du ungläubig?

10.11.2021 um 21:53
Zitat von DoorsDoors schrieb am 01.11.2021:Der Gläubige schafft sich seinen Gott selbst, in dem er an ihn glaubt. Gott könnte ohne Gläubige nicht existieren. Wenn Du aufhörst zu glauben, hört Gott auf zu existieren.
Was im Grunde auch nur wieder eine Darstellung eines Glaubens, nach deiner Definition wäre. Sich daran fest zu machen, ist das gleiche Schema eines Gläubigen der sagt, "so und nich anders". Wir wissen es schlicht nicht. Demnach auch nicht, ob Gott rein aus der Vorstellung des Menschen entspringt und auch somit mit ihm sterben würde.
Zitat von Marsman22Marsman22 schrieb:Jedes Lebewesen, was nach dem Schlaf aufsteht ist gläubig, sonnst würde man liegen bleiben.
Naja ist ja die Rubrik Spiritualität. Demnach quatschen die Leute über den Glauben als religiöse Überzeugung, und weniger über irgendeine gefühlsmäßige, nicht von Beweisen oder Fakten bestimmte, unbedingte Gewissheit.
Als Kind braucht man zb. Ersteres nicht, um morgens auf zu stehen.


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Warum bist du ungläubig?

10.11.2021 um 23:54
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb am 29.10.2021:Eine rationale Erklärung, wie das Universum entstanden ist, ändert nichts daran, dass ein Schöpfergott dies alles initiiert haben kann.
Aus welch einem Grund sollte er das tun?
Zitat von ElsbethMElsbethM schrieb am 29.10.2021:C.G. Jung - ein Schweizer Psychiater, der ebenfalls vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jh. wirkte - sah Spiritualität als sinngebend für das Leben und erkannte, dass spirituelle Erfahrungen für das seelische Wohlbefinden wesentlich sind.
Joah, um das Dasein wohl erträglich zu machen. Das ist doch schon ein Armutszeugnis. Von Gläubigen kommt da immer die selbe Antwort
Und die Frage auf diesen Antworten lautet -Warum-
Also, warum sollte es einen Gott geben. Wo ist der Sinn?


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Warum bist du ungläubig?

11.11.2021 um 08:16
Zitat von onceuponatimeonceuponatime schrieb:Aus welch einem Grund sollte er das tun?
Weil er Freude daran hatte? Weil er Menschen erschaffen wollte und dazu erstmal das Universum erschaffen musste? Ich kann da nur Vermutungen aufstellen. Wer bin ich denn, dass ich Gottes Motive vollständig ergründen könnte?!
Zitat von onceuponatimeonceuponatime schrieb:Joah, um das Dasein wohl erträglich zu machen. Das ist doch schon ein Armutszeugnis.
Warum ist es ein Armutszeugnis, wenn man sich das Dasein erträglicher macht? Das tun doch alle Menschen - Gläubige und Ungläubige. Jeder sucht sich Möglichkeiten, das Leben besser zu gestalten und es so gut es eben geht zu genießen, in schwierigen Situationen Hilfe und Trost zu erfahren usw. Ich sehe nichts Negatives darin, sein Dasein erträglicher zu machen.
Zitat von onceuponatimeonceuponatime schrieb:Also, warum sollte es einen Gott geben. Wo ist der Sinn?
Na, um Menschen das Dasein erträglicher zu machen. ;)


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