Shiloh schrieb:Und wie viele Ratten hast du damit gefangen und umgesiedelt? So ein Rattenrudel besteht meist aus 20 bis 60 Tieren.
Puh, gezählt habe ich sie nicht, aber insgesamt sicher mehrere Hundert. Ich bin ehrenamtlich im Tierschutz tätig.
Ja, ich weiß, macht ja nix. Man kann ja mehrere Lebendfallen aufstellen. Gar kein Problem. 🤷🏼♀️
Shiloh schrieb:Und wie hast du die dann "weit weg" geschafft? Zu Fuß? Mit dem Auto?
Mit dem Auto. Ich wohne in einer Gegend, in der es fünf Minuten von der Ortschaft entfernt gleich viele Felder gibt.
Ich fahre selbst nicht mit dem Auto, aber mein Mann und Vereinskollegen schon.
Shiloh schrieb:Hast du die erst "gesammelt" oder einzeln umgesiedelt? Und es ist anschliessend keine Ratte mehr im Garten verblieben?
Kommt darauf an, wie das im konkreten Fall ist, das ist bei jeder Tierrettung anders. Wenn zum Beispiel fünf Fallen aufgestellt werden, kann es schon sein, dass in allen fünf oder nur in drei davon Ratten sitzen. Dann werden alle auf einmal weggebracht, sitzt nur eine drinnen, dann fährt man mit der alleine, man will ja nicht, dass die Tiere länger als nötig in der Falle sitzen.
So eine Fangaktion läuft eigentlich immer gleich ab, egal, um welche Tiere es sich handelt. Wir fangen beispielsweise auch Streunerkatzen ein, diese werden dann aber nicht woanders hingebracht, sondern lediglich kastriert. Es wird dann besprochen, wer diese Katzen weiterhin versorgt.
Bei Wildtieren kommt es darauf an, Igel werden zum Beispiel nur eingefangen, wenn sie krank oder verletzt sind oder wenn sie gleich neben einer stark befahrenen Straße sind. In anderen Fällen ist es verboten, Igel umzusiedeln. Ratten oder Mäuse werden immer umgesiedelt.
Es wird ein bestimmter Tag für eine Fangaktion eingeplant und mehrere Tierschutzkollegen nehmen sich an diesem Tag Zeit. Man ist immer zu Zweit unterwegs (auch aus Sicherheitsgründen). Es werden Schichten gebildet, zum Beispiel fängt ein Team von 9 bis 14 Uhr und dann übernimmt das nächste Team von 14 bis 20 Uhr usw. Vorher wird die Stelle mittels Wildkamera einige Zeit beobachtet, damit man rausfindet, zu welcher Tageszeit die Tiere normalerweise auftauchen und um wie viele Tiere es sich handelt. Es ist ja nicht sinnvoll, um 11 dort zu fangen, wenn die Tiere normalerweise erst gegen 15 Uhr auftauchen.
Die Fallen selbst werden auch mit einer Kamera überwacht, entweder (wenn verfügbar) einer Outdoor-Überwachungskamera mit Solarpanel für Strom und WLAN oder wenn es keines gibt, mit einer Kamera, die Mobilfunk hat (da steckt dann eine SIM-Karte drin). Die Kameras haben eine App, die das Fangteam auf den Smartphones installiert hat. Man hat dann also eine wunderbare Liveüberwachung der Fallen. Die Kameras haben auch Bewegungssensoren, das heißt, wenn sich was in Reichweite bewegt, bekommt man eine Push-Benachrichtigung und schaut dann sofort in die App, wer da kommt und was passiert. Geht ein Tier in die Falle, geht man zur Falle hin und deckt sie sofort mit einem Tuch ab, um das Tier zu beruhigen.
Wenn man auf der Kamera sieht, dass da gleich fünf Ratten rumwuseln, dann wartet man natürlich ab, was passiert und rennt nicht gleich hin (dann würde man sie ja verscheuchen). Wenn man Glück hat, gehen mehrere Tiere in die Fallen. Es passiert aber auch manchmal, dass sich die anderen Tiere dann erschrecken und weglaufen. Dann geht man natürlich hin und holt die eine Ratte in der Falle und bringt sie weg.
Erfahrungsgemäß dauert das dann ohnehin eine Weile, bis die Tiere wieder hingehen und bis dahin ist man wieder zurück. Während man im Auto sitzt, überwacht der Beifahrer wieder die Fallen mit der Kamera übers Smartphone.
Normalerweise fangen wir so lange, bis alle Tiere gefangen wurden. Das kann auch Tage oder Wochen dauern. Durch die vorherige Vorbereitung und Überwachung weiß man ja in etwa, wie viele Tiere sich dort befinden.
Wenn sich 10 Tiere dort befinden und an einem Fangtag werden 6 gefangen, wartet man ein paar Tage ab, damit die Tiere wieder Vertrauen bekommen und macht dann eine erneute Fangaktion. Das wird so lange wiederholt, bis alle Tiere gefangen wurden und das Projekt beendet ist.
Die Menschen, die die Tiere gemeldet und uns um Hilfe gebeten haben, sind dann auch diejenigen, die sich melden, falls wieder Tiere bei ihnen auftauchen. Taucht ein neues Tier aus, fängt man wieder.
Bei Ratten und Mäusen kann es vorkommen, dass wieder welche nachkommen, ob das dieselben oder neue Tiere sind, ist nicht so leicht für uns festzustellen. Dann fängt man eben wieder und idealerweise wartet man nicht so lange, bis man 60 Tiere hat, sondern meldet es, wenn mehr als ein Tier auftaucht, weil man sonst nämlich ziemlich bald ziemlich viele Tiere hat.
Bei Streunerkatzen werden die betreuten Futterstellen regelmäßig mit Wildkameras überwacht um zu sehen, wie es den Katzen geht: ist eine krank oder verletzt? Fehlen Katzen, sind neue dazugekommen? Neue Katzen werden ebenfalls gefangen und kastriert, kranke oder verletzte Katzen gefangen und zum Tierarzt gebracht bzw. dann im Haus gesund gepflegt.
Jetzt wisst ihr, wie ich so meine Freizeit verbringe 😉