skattone schrieb:Wisst ihr woran das liegen kann, das ich mit der Zeit immer weniger Träume?
Das habe ich mich auch schon gefragt.
Als Kind träumte ich so viel und stark, dass ich die Wachwelt nie so recht als wahre Heimat anerkennen konnte. Ich gelangte quasi in der Traumwelt erstmals zu Bewusstsein.
Damals konnte mich nichts wecken. Nicht einmal Erdbeben. Mehr als einmal hatte ich Schwierigkeiten, die Traumwelt zu verlassen. Ich irrte durch Wüstenlandschaften und suchte nach einer Aufwachmaschine, oder versuchte, im Traum einzuschlafen, um in der Wachwelt aufzuwachen, und landete dauernd wieder in anderen Träumen. Wenn ich erwachte, dann manchmal mit verklebten Augen oder in einer Art Schlafparalyse.
Meine Träume wurden mit der Pubertät schwächer, blieben aber weiterhin relativ stark, ehe sie ab Mitte 20 fast ganz verblassten.
Ich suchte Mittel und Wege, um das wieder zu ändern, und fand ein paar. Jetzt bin ich Anfang 40 und arbeite mich langsam wieder an die alte Intensität heran.
Dabei helfen mir z.B. Ginkgopräparate. Ginkgo ist ein rezeptfreies pflanzliches Mittel, das die Gedächtnisleistung stärken soll. Ich finde es ziemlich nützlich.
Nicht ratsam ist z.B. Alkohol. Alkoholisiert schlafe ich flach genug, um ständig zu träumen, träume aber nur seichten Blödsinn - ganz zu schweigen von den legendären Toilettenträumen, in denen man dringend muss, aber alle Toiletten unbrauchbar oder unzugänglich sind.
Auch wenn ich mit vollem Magen schlafen gehe, träume ich mehr, aber diese Träume sind bei mir grundsätzlich ekelhaft. Immer irgendwas mit Gift oder Leichen.
Die beste Methode, die ich kenne, besteht darin, zu ungewohnten Zeiten oder an ungewohnten Orten zu schlafen, am besten, wenn man nicht wirklich müde ist. Es reicht schon, sich ins Wohnzimmer zu legen, vielleicht mit ein paar zusätzlichen Störfaktoren wie einem Fenster, durch das Licht eindringen kann, einem laufenden Fernseher oder einer unbequemen Position. Hier braucht es ein bisschen, bis man einschläft, aber ich rutsche dabei meist direkt in die Einschlafhalluzination und spaziere von dort aus in die Traumwelt.
Ein Problem allerdings bleibt: Als Kind hatte ich Schwierigkeiten, aufzuwachen. Heute habe ich Schwierigkeiten, nicht aufzuwachen.
Manchmal, und ich habe keine Ahnung, unter welchem Umständen, kommt die alte Stärke ganz zurück: Dann träume ich, wache im Bett kurz halb auf, werde in die Tiefe zurückgerissen, träume weiter, wache wieder halb auf und so weiter. Dabei gleite ich, wie es sich anfühlt, von alternativer Szenerie zu alternativer Szenerie, bin in der einen ein Sterbender, in der anderen ein Säugling und in der nächsten allein in Ruinen. Oder ich wache so oft falsch auf, dass ich zeitweilig die Orientierung verliere. Ein wundervolles Gefühl. Naja.
Sei's drum:
Jedenfalls lohnt es sich, nicht allzu müde schlafen zu gehen und nicht allzu bequem zu liegen. Dann klappt es auch im höheren Alter.
Abschließend finde ich den Weg über die Hypnagogie vielversprechend. Wenn ich einschlafen will, dann suche ich gezielt nach Einschlafhalliuzinationen. Bilder, Klänge, Gefühle usw. - alles ist möglich, und an der Schwelle zum Schlaf völlig harmlos und normal.
Das Gehirn, zumal das erwachsene, ist darauf trainiert, "Müll" auszusortieren. "Müll" in diesem Sinne ist alles, was nicht unmittelbar nützlich für die Alltagsexistenz ist. Daher vergeht die Zeit immer schneller, je älter man wird - man "überfliegt" Umwelt und Geschehen nur noch, anstatt es, wie in jungen Jahren, aufmerksam wahrzunehmen -, und daher neigt man dazu, Träume gar nicht mehr wahrzunehmen.
Letzten Endes muss man sich mit Tricks selbst dazu bringen, diesen geisttötenden Filter wieder abzustellen.