Sorry, bisschen mehr Text (mal wieder...)
Recap: Ich gehe hier auf den im Zitat befindlichen Punkt ein und sinniere darüber, dass wir da zeitnah auch im Selbstverständnis Probleme kriegen können bzw. damit umgehen werden müssen, dass vermutlich viele Menschen relativ ersatzlos ihre Jobs verlieren werden und beruflich/arbeitstechnisch stark eingeschränkt sein könnten.
alhambra schrieb:Vor allem lohnt es sich langsam mal über die gesellschaftlichen Auswirkungen von KI und Robotik zu reden. Beide werden eine Menge Jobs übernehmen, und das wird sehr schnell gehen. Wir als Gesellschaft brauchen langsam mal eine Diskussion wie wir zukünftig Wohlstand verteilen wollen. Über Arbeit wird das bald nicht mehr funktionieren.
Der Artikel ist bald schon 10 Jahre alt. Aber wenn ich den so lese, so empfinde ich bisher eine gewisse Zeitlosigkeit des Artikels. Will sagen, er wirkt weiterhin aktuell. Auf Englisch.
AI will create 'useless class' of human, predicts bestselling historian
Smarter artificial intelligence is one of 21st century’s most dire threats, writes Yuval Noah Harari in follow-up to Sapiens
sowie
Harari calls it “the rise of the useless class” and ranks it as one of the most dire threats of the 21st century. In a nutshell, as artificial intelligence gets smarter, more humans are pushed out of the job market. No one knows what to study at college, because no one knows what skills learned at 20 will be relevant at 40. Before you know it, billions of people are useless, not through chance but by definition.
“I’m aware that these kinds of forecasts have been around for at least 200 years, from the beginning of the Industrial Revolution, and they never came true so far. It’s basically the boy who cried wolf,” says Harari. “But in the original story of the boy who cried wolf, in the end, the wolf actually comes, and I think that is true this time.”
Gesamtartikel/Quelle:
https://www.theguardian.com/technology/2016/may/20/silicon-assassins-condemn-humans-life-useless-artificial-intelligenceEs gibt viele andere Prognosen die gewisse Umschreibungen wie "useless class" gar nicht nutzen. Ich habe wegen der harten Worte aber bewusst eben jenen ausgewählt. Weil es irgendwie mental ganz anders, alarmierender, ankommt und schlechter (unbewusst) verdrängt werden kann. Simpler: Bleibt hängen. Blieb mir zumindest hängen.
Simpler, was auch glaube ich sein allgemeines Fazit ist: Wenn wir die Technik nicht in weiten Teilen bzw. in den notwendigen gesellschaftlichen bzw. technisch-wirtschaftlichen Bereichen sehr genau bzw. schwer regulieren, werden wir auf Dauer (schrittweise) eine wachsende Heerschar an Menschen haben, die schwer beruflich vermittelbar werden bzw. limitierte Berufsoptionen wahrnehmen können, respektive die bestimmte Wege gehen müssen um einen Job zu finden. Die Leute können natürlich nichts dafür und "nutzlos" sollte man hier nicht zu entwertend verstehen.
Es ist ja simpel: Viele Jobs werden wegfallen weil automatisiert. Sofern kein Riegel vorgeschoben wird. Und das wird er zumindest nicht in weiten Teilen denke ich, auf Dauer. Ist ja simpel: Selbst wenn ein Land so was komplett verbietet oder man nur eine minimale Anzahl Roboter einsetzen darf und z.B. 85+% Menschen in den Bereichen beschäftigen muss wo sie durch Roboter ersetzbar wären UND noch eine "Roboter-Steuer" einführen: Notfalls geht ne Firma komplett mit den Werken in ein anderes Land wo die Bedingungen besser sind. Schon biste als Land/Staat benachteiligt bzw. in Zugzwang, kompetitive Rahmenbedingungen zu schaffen.
Das ist genau das gleiche Problem mit erweiterter KI Nutzung/Forschung. Kein großes Land der Welt wird da aufhören oder die Uhr zurückdrehen können weil es sonst von Konkurrenten/anderen abgehängt wird. Also ist die bittere Realität (bitter zumindest für Skeptiker und Gegner des Trends) dass es global im Grunde weiterlaufen wird. Die offene Büchse Pandoras und so.
Somit wird die Frage der mittleren Zukunft sein, wie wir damit umgehen:
alhambra schrieb:Wir als Gesellschaft brauchen langsam mal eine Diskussion wie wir zukünftig Wohlstand verteilen wollen. Über Arbeit wird das bald nicht mehr funktionieren.
Nicht mal "nur" Wohlstand (theoretisch über subsidiäres Auffangen möglich, ne Art UGE, universelles Grundeinkommen+ oder whatever) an sich. Was ich für manchmal genauso oder fast wichtiger halte ist, wie man sich oder ein gütiges Leben in einer Gesellschaft künftig vorstellen wird.
Ich war jemand, der es initial aufgrund einiger vorheriger Rahmenumstände schwer hatte einen Job zu finden. Ich war eine Weile arbeitslos. "Kurz" passt nicht, "ewig lange" aber auch nicht. Ich war zugleich jung. Ich wollte, aber konnte eine Zeit lang nicht. Das macht was mit einem. Jetzt könnten manche mit Kapitalismuskritik oder einer vermeintlichen "Illusion" argumentieren und nicht jeder Job macht jedem gleich viel Spaß aber machen wir uns nichts vor, irgendwo ist, ob individuell in einem Menschen verankert oder als gesellschaftliches Rollenbild, Arbeit auch gesellschaftliche Teilhabe. Man bringt sich ein. Vielen ist das bei der mentalen Gesundheit dienlich bzw. es sind halt oft sinnstiftende Tätigkeiten, wenn man den Job nicht komplett hasst.
Gesellschaftliche Teilhabe ist das Stichwort. Wir müssten diese, nebst Wohlstand und sozialer Gesundheit, künftig besonders definieren oder beachten.
Bevor ich jetzt noch 15-seitigen Aufsatz schreibe komme ich zu nem Ende und denke, dass man hier am Ende die Chance hat, in sowohl eine relative Utopie als auch eine relative Dystopie abzurutschen.
Viele könnten ohne 'Ersatzbeschäftigung' im weiteren Sinne 'ziellos verlottern' oder zu reinen Konsumenten werden die ihre Grundsicherung (dafür) haben. Das wäre ein eher negativer Spin oder Verlauf. Ein positiver Spin oder Verlauf wäre, dass man sich nicht mehr (krampfhaft) in jedem Fall auch oder vor allem über eine feste Beschäftigung (wo viele Rahmenbedingugen suboptimal sind) definieren muss und Zeit finden kann, etwa kreative oder ja, auch handwerkliche Fähigkeiten anzueignen. An sich selbst mehr zu arbeiten oder zu reisen. Man hätte viel mehr Zeit für vieles mehr. Alternativ könnte es so was wie Teilzeitmodelle geben wo man in der Woche oder im Monat XX Stunden irgendwelche Tätigkeiten wahrnimmt. Man ist in vielen Fällen nicht mehr zwingend auch von einem Zeitpensum her der "menschliche Roboter".