Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi
10.04.2023 um 22:24Anzeige
Sillyrama schrieb:Sowohl in der ersten (Ali Ağca) und als auch in der zweiten Theorie* (Vatikanbank + Mafia) ging es ja nicht um Emanuela Orlandi selbst. Sie wurde nach diesen Theorien ja nur als Erpressungsmittel benutzt. Und demnach war sie für den Vatikan so unwichtig, dass nichts unternommen wurde, um sie zu retten. (jetzt mal auf Basis dieser Theorien gedacht, von denen wir ja nicht wissen, ob da was dran ist oder nicht.)Ich glaube nicht das da was dran ist. Das Mädchen und ihre Eltern waren doch viel zu unbedeutend und einflusslos. Damit hätte man doch so oder so niemanden erpressen können. Also warum sich die Mühe machen und sich dem Risiko erwischt zu werden aussetzen?
Sillyrama schrieb:Eine Frage ist, ob Papst Johannes Paul II. "aus Versehen" von einer Entführung gesprochen hat, als diese noch nicht im Raum stand und damit irgendwelche Trittbrettfahrer auf den Plan gerufen hat, und sich dadurch die Stories ausgelöst wurden.Na ja, auch damals war eine Entführung die wahrscheinlichste Erklärung. Und Trittbrettfahrer gibt es eigentlich bei allen Fällen die etwas prominenter in den Medien vertreten sind.
inextenso schrieb:Mit einiger Sicherheit kann man wohl sagen, dass die beiden Mädchen nicht spurlos verschwunden wären, hätten sie nicht im Vatikanstaat gelebt.Mirella Gregori lebte laut Wikipedia in Rom. Ihre Mutter war dort Barbesitzerin. Nach Angaben der Mutter aus dem Jahr 1985 hat Mirella Gregori vor ihrem Verschwinden mehrmals Raoul Bonarelli, den Vizeinspekteur des Gendarmeriekorps der Vatikanstadt, besucht.
inextenso schrieb:Mit einiger Sicherheit kann man wohl sagen, dass die beiden Mädchen nicht spurlos verschwunden wären, hätten sie nicht im Vatikanstaat gelebtDas ist einfach falsch. Es gibt hier im Forum eine Menge Beispiele von jungen weiblichen Personen, die dauerhaft spurlos verschwunden sind, ohne jemals in der Vatikanstadt gelebt zu haben, wie z.B. Scarlett Salice oder Rebecca Reusch. Rom mit seinen sieben Hügeln, von denen einen der Vatikan belegt, ist eine Millionenstadt, da gibt es auch ein paar Bösewichte. Selbstverständlich gibt es Rom auch Gewaltkriminalität und Sexualstraftaten.
C.RoCkEfElLeR schrieb:Der Vatikan hatte Angst das die Story öffentlich werden würde dass sich ein hoher Kleriker an ihr sexuell in welcher Form auch immer vergangen haben sollWilde Spekulationen sind in der Krimi-Rubrik unzulässig. Gibt es irgendeinen Beleg dafür, dass sich ein "hoher Kleriker" an ihr vergangen hat?
C.RoCkEfElLeR schrieb:Warum wäre Emmanuela zu bedeutungslos? ...Man kann keinen Top-Terroristen freipressen, indem man irgendwo in einer Millionenstadt irgendein Mädchen entführt. Das zu glauben ist komplett absurd. Und das sich die Mafia um das Schicksal irgendeines Mädchens sorgt ist fast noch absurder.
Aringarosa schrieb:Die Geschichte, das Emanuela von einer dem Papst nahestehenden Person sexuell belästigt worden sein soll, kommt ja von der Netflix Serie. Und wenn man sich die Missbrauchsfälle der katholischen Kirche ansieht ist das nicht einmal eine wilde Spekulation sondern traurige Realität.Es gibt keine Belege für diese Tat. Und selbst wenn, dann hat das mit einer Entführung und einem Mord immer noch nicht zwingend etwas zu tun.
PeterWimsey schrieb:Gibt es irgendeinen Beleg dafür, dass sich ein "hoher Kleriker" an ihr vergangen hat?Die Geschichte ist einfach zu gut als dass man sie so einfach beiseite legen könnte. Genau wie die Mafia-Story oder die von der Freipressung des Papst-Attentäters. Fehlende Belege jucken da nicht weiter…
PeterWimsey schrieb:Es gibt hier im Forum eine Menge Beispiele von jungen weiblichen Personen, die dauerhaft spurlos verschwunden sind, ohne jemals in der Vatikanstadt gelebt zu haben
Da hast Du natürlich recht. War schon recht spät gestern Abend. Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass wenn Angehörige des Vatikanstaats in die Fälle Orlandi und Gregori verwickelt sein sollten, die Wahrheit vermutlich nicht ans Licht kommen wird. Denn die r.-k. Kirche verschleiert seit Jahrzehnten den (systematischen) sexuellen Missbrauch von Minderjährigen in ihren Reihen. Selbst wenn Orlandi und Gregori keine Opfer in diesem Kontext geworden sein sollten, so reicht allein der Verdacht aus, darüber den Mantel des Schweigens zu decken, um Reputationsschaden abzuwenden.
PeterWimsey schrieb:Gibt es irgendeinen Beleg dafür, dass sich ein "hoher Kleriker" an ihr vergangen hat?Eine absurde Frage, die Du nicht wirklich ernst meinen kannst? Solche Belege wird es nicht geben, woher auch? Die Kleriker (ob hoher oder niedriger Rang) haben ihren Missbrauch in den meisten Fällen ganz sicher nicht dokumentiert. Und die Beweislast lag und liegt in der Regel beim Opfer. Das ist ein allgemeines Problem bei der Ermittlung von Vorwürfen sexueller Gewalt in der Gegenwart und in der Vergangenheit noch viel mehr. Der Stand heute ist dabei nicht mit dem Umgang mit dem Thema in den 1980er und 90er Jahren zu vergleichen. Das macht die Aufarbeitung der sexuellen Missbrauchsvergangenheit der r.-k. Kirche auch so schwierig. Belege für sexuelle Übergriffe gegen Minderjährige finden sich selten in der archivalischen Überlieferung. Eher sind es personelle Veränderungen, wie Versetzungen oder Neuberufungen an andere Standorte, die darauf hinweisen können. Auch Berichte von Zeitzeugen spielen eine Rolle bei der Rekonstruktion von möglichen Missbrauchstaten in der Vergangenheit.
Andante schrieb:Von einem Mord an einem Missbrauchsopfer ist bisher nichts bekannt geworden.Dann empfehle ich Dir, dich etwas ausführlicher mit dem Themenkomplex in internationaler Perspektive zu beschäftigen. So unglaublich es auch klingen mag, aber JA es gibt tatsächlich ungeklärte Todesfälle im Zusammenhang mit Kindesmisshandlungen und sexueller Ausbeutung in kirchlichen und staatlichen Institutionen (Schulinternaten, Kinderheimen etc.) in der Vergangenheit.
Andante schrieb:Jedenfalls wäre es auch mal interessant, die Ermittlungsergebnisse der italienischen Justiz zu erfahren.Das sehe ich genauso. Der Fall Orlandi muss nicht zwingend mit dem o.g. Problem-Komplex in Verbindung stehen. Möglicherweise könnte die Veröffentlichung von ausgewählten Ermittlungsdetails und polizeilichen Untersuchungsergebnissen nach 40 Jahren doch noch zur Aufklärung beitragen? Im Januar 2023 hatte die vatikanische Staatsanwaltschaft die Aufnahme eines eigenen neuen Ermittlungsverfahrens angekündigt. Und wer weiß, vielleicht ergeben sich in diesem Zusammenhang ja neue Erkenntnisse... (Quelle: Wikipedia: Emanuela Orlandi).
"Acht Stunden lang habe Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi mit ihm gesprochen, sagte Pietro Orlandi, Bruder der verschwundenen Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi, am Dienstagabend vor Journalisten. Er habe mit Diddi über die Inhalte eigener Dokumente gesprochen und ihm die Namen von Personen – auch von Kardinälen – genannt, die in dem Fall etwas wissen könnten und vernommen werden sollten."Ich verspreche mir davon zwar nichts, aber es ist schon erstaunlich, dass Franziskus jetzt auf einmal solchen Druck macht. Ob nun wegen der Ausstrahlung auf Netflix oder internen Machtkämpfen, sei mal dahin gestellt.
"Ich bin auf große Bereitschaft gestoßen, die Dinge zu klären", so Orlandi. Der Staatsanwalt habe ihm gesagt, er habe den Auftrag von Papst Franziskus, in alle Richtungen zu ermitteln und auf niemanden Rücksicht zu nehmen. Orlandis Anwältin Laura Sgro erklärte, Diddi habe ihren Mandanten als Zeugen befragt."https://katholisch.de/artikel/44523-bruder-von-vermisster-emanuela-orlandi-im-vatikan-als-zeuge-vernommen
Photographer73 schrieb:erstaunlich, dass Franziskus jetzt auf einmal solchen Druck macht. Ob nun wegen der Ausstrahlung auf Netflix oder internen Machtkämpfen, sei mal dahin gestellt.Ich könnte mir vorstellen das dieser Druck nur gemacht wird eben aus Angst das unangenehme Dinge raus kommen an die Öffentlichkeit. Der Vatikan, sollte er da irgwie mit drin stecken , wird seine Bauernopfer stellen damit "Ruhe" einkehrt. Auch wenn diese Bauernopfer vielleicht schon tot sind.
"Ich bin auf