Mysteriöser Vermisstenfall Joachim Szieleit "Der Tote"

@Kottan
@Maite
Laut hna (Hessisch Niedersächsische Allgemeine):
Die Mutter lebte zum Schluß im Taunus/Südhessen, sie konnte im Zuge der Ermittlungen gefunden werden und über ihre DNA wurden und werden auch unbekannte Tote abgeglichen, weil man zu Herrn Szieleit selbst keine DNA sichern konnte.
Wann sie dorthin gezogen ist, wurde nicht erwähnt.
Herr Szieleit ist in Bad Arolsen (Nordhessen/Waldeck-Frankenberg) geboren, dort hatte die Familie damals gelebt. Er hat KFZ-Mechaniker gelernt und ist später nach Kassel gezogen, nachdem er den Kontakt zur Familie abgebrochen hat.
Warum er den Kontakt abgebrochen hat, steht ebenfalls nicht in den alten Zeitungsberichten der hna.

Na, dann stammt er aber nicht aus der DDR.

Nee, der stammt nicht aus der DDR, der ist hier geboren.
Bad Arolsen und Kassel liegen auch nicht so weit auseinander, es hat ihn also noch nicht einmal weit weg von seinem Geburtsort verschlagen.
Wie seine Mutter dann in den Taunus kam, ist nicht geschrieben worden. Ob sie evtl. ursprünglich von dort kam, Verwandte dort hatte ect. - keine Ahnung, darüber steht nirgends etwas.
1998, als einer der Artikel erschien und näher auf sie einging, war sie 75 Jahre alt, da lebte sie schon im Taunus und wurde dort auch vorhergehend von der Ermittlern als Angehörige gefunden.

Der "Tote" hat geplant, irgendwann nicht mehr da zu sein.
Geld spielte keine Rolle.

Ich mache aufmerksam auf www.abtauchenleichtgemacht.de !!!!

Schräge Typen für Alles gab es schon vor dem Internet-Zeitalter.

Wow, der Fall ist mir gar nicht geläufig obwohl ich in Kassel lebe. Wobei ich damals als es aktuell war, gerade mal 12 Jahre alt war.
Ich hab aber auch so nie etwas davon gehört.

Ich vermute ja das da mehr als nur Autos und Geld lief. Ka. Menschen die Autos verscherbeln und Kredithaie verschwinden doch nicht einfach komplett von der Bildfläche, oder? Da bleibt doch meist eine Leiche zurück.

" Der tote"ist eine nette Bezeichnung. Die Frage ist nur warum dem ganzen keiner nachgegangen ist, das er nicht gemeldet ist. Ich mein wenn jeder weiß das er aus arolsen kommt und so dann ist er ja nicht unbekannt. Sehr merkwürdig.
Ich muss mal meinen Vater ansprechen wenn ich ihn mal sehe. Komme ja ursprünglich aus Waldeck Frankenberg. Und mein Vater hat einiges mit Autos zu tun und kennt diverse Leute.

Ich habe mich gestern mit einem Bekannten unterhalten, dessen Vater Gebrauchtwagenhändler ist und auch er hat auf jeden Fall Talent für den Autohandel, privat fährt er 3-4 verschiedene Wagen im Jahr und macht kaum Verlust. Ich habe ihn gefragt, warum er eigentlich nicht Händler geworden ist. Er meinte, für seinen Vater möchte er nicht arbeiten und für einen eigenen Laden fehle ihm das Kapital. Man müsse erstmal ziemlich viele Autos ankaufen, um direkt einen odentlichen Schnitt zu machen. Wie hat unser Opfer den Start finanziert?

Ich habe ihm von unserem Fall erzählt und er meinte, das Opfer hat entweder im Lotto gewonnen oder wurde fremdfinanziert, um mit 32 in diesen Dimensionen unterwegs zu sein...Natürlich reden wir hier nicht über eine Bank. Vielleicht ist jemanden sein Talent augefallen, und ihm wurde Geld zur Vermehrung oder der zum Waschen anvertraut und dieser jemand wollte die Geschäftsbeziehungen beenden.
Also mit normalen Gebrauchtwagenhandel baut man sich in wenigen Jahren jedenfalls nicht so ein Kapital auf, um dann auch noch ins Verleihgeschäft einzusteigen.

@Thorox: stimmt sicher, war aber so um 1990 herum noch anders - größere Gewinnspanne, mehr Bedarf. Kannte damals auch Leute, die mit Gebrauchtwagen mehr oder weniger legal gehandelt haben, die mussten aber alle um die Jahrtausendwende herum wieder aufhören, weil es einfach nicht mehr so viele Kunden (Leute aus dem ehem. Osteuropa mit Nachholbedarf) mehr gab. Dass JS so bescheiden gelebt hat, lag auch sicher daran, dass er immer viel Kapital gebunden und gar nicht so viel zu seiner eigenen Verfügung hatte, jedes Geschäft musste ja vorfinanziert werden, tw. mit längeren Wartezeiten.

Arwen1976 schrieb:Nee, der stammt nicht aus der DDR, der ist hier geboren.
Bad Arolsen und Kassel liegen auch nicht so weit auseinander

Beide Orte liegen auch nicht weit von der ehem. innerdeutschen Grenze entfernt. Da Herr S. also Brd Bürger war könnte er auch die Boomjahre 1990 ff. genutzt haben um einen Autohandel mit den neuen Bundesländern , speziell Thüringen/Sachsen/Anhalt aufzubauen, geografisch böte sich dies an. Es ist halt schade dass nicht klar ist wo S. an letzten bekannten Tag hin wollte.

@Maite
Ich weiß, ich wohne ja hier ;)

Er wird sicherlich entsprechende Kontakte in der Szene gehabt haben, zumal damals nach Grenzöffnung - wie u.a. Kottan und einige andere bereits beschrieben haben - die Boomzeit des Autohandels war.
In Kassel gab - und gibt es teilweise heute noch - es darüber hinaus auch noch die typischen Händler aus Türkei ect. ppp, die Flächen anmieteten und ihre Geschäfte im Bauwagen oder Container abgewickelt haben. Spuren davon kann man bis heute auf google-maps sehen, wenn man virtuell die Holländische Str. abfährt. Mit diesen hatte Herr Szieleit aber keinerlei Kontakte und Geschäftsverbindungen, lt. Aussage der Ermittler.
Seine Händler, mit denen er zusammengearbeitet - also bei denen er seine PKW zum Verkauf hingestellt & angeboten hat -befanden sich in Kassel und Frankfurt/Main. Dies geht aus den alten Zeitungsartikeln hervor, die sich auf Ermittlungsergebnisse berufen (und die ich über das Archiv abrufen kann, da wir die Zeitung abonnieren) und der XY-Ausstrahlung, hervor.
Eine Zusammenfassung mit Erscheinungsdatum hatte ich hier im Thread eingestellt, sie berufen sich auf die originalen Zeitungsartikel.

damals anfang der 90iger jahre konnte man in der ex-ddr mit fast jeden schrott auto geld machen..denke auch das er dadurch zu geld gekommen ist und man muß bedenken er hatte keinen verkaufsplatz oder so...das spart auch viel geld..denke da er von der autobranche kommt, das er so sein geld gemacht hat ohne mafia oder große weiter hintermänner......und ich denke das er allein zum treffpunkt gefahren ist ,liegt daran das es in kassel war und bei 80000 dm man gerne niemant dabei haben möchte der etwas von der großen möglichen gewinn spanne mit bekommt.....da war leider die gier größer als die vorsicht..denke sie sind vom treffpunkt weg gefahren um das auto zusehen und dann ist es leider passiert....

Ich frage mich aber anderseits woher die Polizei wußte, dass er noch 50 Autos bei Händlern hatte? Ich denke niemand wollte si h dazu äußern, da er Schuldner war. Und mit den Autos verhält es sich doch genau so -ist der Partner erstmal tot, wer soll schon wissen wieviel Autos er noch bei mir hat....?

@Suinx

Suinx schrieb:Ich frage mich aber anderseits woher die Polizei wußte, dass er noch 50 Autos bei Händlern hatte?

- Es gab nur den Freund und eine Bekannte/Freundin, die sich in all der Zeit ernsthafte Sorgen um ihn gemacht hatten, ansonsten sei er eher Einzelgänger gewesen.
Von dort stammen auch die Informationen, daß er ungefähr 50 PKW bei Autohändlern stehen hatte und schätzungsweise ca. 500.000 DM Kreidtaußenstände. Es konnten aber nur die 2 Schuldner ausfindig gemacht werden, deren Schuldscheine gefunden wurden (einer im Bankschließfach, einer in der Wohnung) und dies auch zugaben. Ansonsten hat kein anderer zugegeben, sich Geld von ihm geliehen zu haben.

Suinx schrieb:Ich frage mich aber anderseits woher die Polizei wußte, dass er noch 50 Autos bei Händlern hatte? Ich denke niemand wollte si h dazu äußern, da er Schuldner war. Und mit den Autos verhält es sich doch genau so -ist der Partner erstmal tot, wer soll schon wissen wieviel Autos er noch bei mir hat....?

PKW verlieren ja auch bei Stillstand an Wert, daher ist es verblüffend dass große Kapitalmengen sinnlos in so vielen PKW gebunden waren und man ohne Weiterverkauf jeden Monat an Wert verliert. Dazu werden nochmal 80 0000 DM für einen teuren Ankauf vertan. Wohnungsmiete für 1 Jahr im voraus ist auch ein Batzen Geld. Dann Kapitalverleih an Huntz und Kuntz als Pseudobanker, ebenfalls große Summen. Wenn ich mich festlegen würde dann sieht hier alles danach aus dass Herr S. als Strohmann für Geldwäsche gearbeitet hat, oder er eben von Anfang mit einem Schlag zu einer riesigen Summe X gekommen sein muß, welche er mehr schlecht als recht verwaltete.

@Suinx
Das waren wohl u.a. - neben den Ermittlungsergebnissen - Schätzungen/Ca.-Angaben seines Freundes und einer Freundin/Bekannten. Wobei die Ermittlungen wohl sehr schwer waren, da die entsprechenden Händler "gemauert" haben.
So, wie ich es verstanden habe, hat er mit den Händlern "Halbe/Halbe" gemacht und ich schätze, daß darin auch der Grund liegt, weswegen dort keiner was sagen wollte. Die PKW werden nicht in den normalen Geschäftsunterlagen aufgetaucht sein... schätze ich mal.

Was ich aber auch seltsam finde: ich konnte bisher nirgends entdecken, ob er an dem Parkplatz der Zulassungsstelle überhaupt gesehen wurde, anscheinend ja nicht.
Da ist aber eigentlich immer Verkehr, weil sie nah an einer der großen Ein-/Ausfallstraßen von Kassel liegt und die Leipziger Str. eigentlich auch tagsüber viel befahren ist - auch damals schon.
Ich kann mir deswegen auch vorstellen, daß er sich nichts dabei gedacht hat und tatsächlich alleine dort hin ist.

Ich kann ja mal Bildchen auf maps machen, dann sieht man das ganz gut. Damals hat es auch ähnlich dort ausgesehen, es hat sich nicht soooo gravierend etwas geändert.

@Maite

Geldwäsche schön und gut, aber das funktioniert genau andersrum. Und zwar kauft man ein Auto billig ein (mit Kaufvertrag usw) und verkauft es pro Forma doppelt so teuer (im Kaufvertag) auf exotische osteuropäeische Namen und schwupps ist der angebliche Gewinn gewaschenes Geld. Mit diesem Geld dann ein neues Auto kaufen und verkaufen usw. -also das Schneeballsystem. Nach 1 Jahr zahlt man Steuer auf die angeblichen Gewinne und das Geld ist dann aber sowas von sauber...Aber mit 100.000€ in der Tasche rumrennen ist doch keine Geldwäsche, sondern abenteuerlich...;)

@Arwen1976

Vielen Dank für die vielen Informationen die Du schon beigesteuert hast!

Ich hab mir mal die Gegend auf Maps angesehen. Es scheint da wirklich sehr viel los zu sein.
Schon merkwürdig sich dort mit jemandem treffen zu wollen um ihm 80.000 DM abzunehmen. Und gesehen haben will auch niemand etwas. Ich gehe doch davon aus, dass es Zeugenaufrufe gab.

ich denke, wenn es so ein belebter Ort war , dann wurde der mit Absicht gewählt. Niemand schöpft doch Verdacht, wenn sich jemand an der Zulassungsstelle treffen will...ich gehe davon aus, dasss JS vorher noch einen Anruf bekam und der Treffpunkt verlegt wurde...

Erinnert mich irgendwie an den Fall hier, auch da ist die Leiche verschwunden, der Mensch prahlte immer mit viel Geld in den Taschen und führte ein seltsames Leben:

Mordfall Alexander Luchterhandt

Könnte natürlich auch einer der Schuldner gewesen sein oder es war so ähnlich wie bspw. bei den Fällen hier:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/autohandel-beusselstrasse-ein-toedliches-geschaeft-in-der-grauzone/156516.html


http://www.express.de/bonn/prozess-um-mord-an-autohaendler--francisco-a--soll-aus-habgier-getoetet-haben,2860,22785228.html (Archiv-Version vom 09.06.2013)


http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.hinrichtung-der-autohaendler-22-jahre-nach-doppelmord-polizei-sucht-zeugen.795813aa-7ea2-4809-9608-570d1ac299a3.html


http://www.welt.de/print-welt/article546045/Berliner-Autohaendler-Ehepaar-ermordet.html

http://www.merkur-online.de/lokales/muenchen/stadt-muenchen/angeklagter-schweigt-raubmord-autohaendler-368159.html

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/mordprozess-um-v-mann-im-auto-mit-drei-leichen-das-war-ein-horror-a-589613.html

http://www.svz.de/incoming/gefaehrliches-geschaeft-autohaendler-niedergestochen-id4484971.html

http://www.volksstimme.de/nachrichten/sachsen_anhalt/1116535_Autohaendler-mit-zahlreichen-Messerstichen-getoetet.html


http://www.welt.de/print-welt/article268076/Ermordet-und-im-See-versenkt.html

http://www.112-magazin.de/kb-polizei/item/13333-raubmord-an-a-44-bei-rhoden-thema-im-kriminalreport (Archiv-Version vom 16.11.2014)


Autohändler leben scheinbar besonders gefährlich.

Um 1984 gab es eine Reihe von Überfällen auf Autohändler. Ein Fall (Autohändler Manfred Siebers verschwindet spurlos mit 94.000 DM am Bahnhof in Northeim (übrigens nur 70 km von Kassel entfernt), wird in der xy-Folge vom 11.1.1985 (ab 38:47) behandelt.
->https://www.youtube.com/watch?v=ZwN5Vs-cuL0
Die ausgeraubte Leiche wurde auf einem Parkplatz bei Bad Grund gefunden.