Entführte Unternehmertochter Anneli-Marie R. tot aufgefunden

Vollkommen richtig, aber das ist die deutsche lachnummer Justiz. Richtig wäre da wohl: ... wie ihr sagt beide nicht aus, ok dann gibts direkt 15 Jahre plus Feststellung der d. b. Sch. d. Schuld und nun überlegt Euch Euer Nichtaussagen nochmal. Leider dauert dass noch Jahrzehnte, bis wir da wieder hin kommen...

@Schorfheide
Da werden wir nie hinkommen, solange wir einen Rechtsstaat haben und das ist auch gut so.

AveMaria schrieb:Eigentlich denke ich schon die ganze Zeit, dass wenn der Mörder nicht eindeutig zugeordnet werden kann, beide wegen gemeinschaftlichen Mordes verurteilt werden müssten

Das halte ich als juristischer Laie für fragwürdig, allerdings wundere ich mich, dass Norbert K. für Mord durch Unterlassen zu acht Jahren und sechs Monaten verurteilt worden ist, was unterhalb der Mindeststrafe für erpresserischen Menschenraub mit Todesfolge liegt (hier im Thread bereits mehrfach verlinkt und diskutiert).

(3) Verursacht der Täter durch die Tat wenigstens leichtfertig den Tod des Opfers, so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren.

Bei der Urteilsbegründung hieß es

bei Norbert K. wurden aber zwei mildernde Umstände berücksichtigt: Der eine, dass er ‘nur‘ durch Unterlassen getötet hat – er hätte den Täter aber hindern können, deshalb wurde er auch wegen Mordes verurteilt. Der andere mildernde Umstand ist, dass Norbert K. sehr früh ausgesagt hat, wo die Leiche zu finden ist, und dass er den Tathergang genau geschildert und die Ermittlung dadurch sehr erleichtert hat“, erklärt der Richter.

Kann man durch mildernde Umstände die Mindeststrafe unterbieten?

Dagegen überrascht mich etwas die besondere Schwere der Schuld bei Markus B, weil es die besondere Schwere nach meinem Kenntnisstand hauptsächlich für Mehrfachmorde und für Sexualmorde an kleinen Kindern gibt. Da bin ich hin und her gerissen zwischen meinen Gefühlen (ja) und meinem Verstand (eher nein)

Die Urteile sind nunmehr rechtskräftig, nachdem die Revision vom Bundesgericht als unbegründet verworfen wurde.

Quelle u.a.: https://www.tag24.de/nachrichten/anneli-moerder-urteil-rechtskraeftig-markus-b-norbert-k-revision-abgelehnt-gefaengnis-lebenslang-289974

@FraumitHut
Danke für die Info. Habe schon auf eine Nachricht zu der Revision gewartet. Ich hatte mir für Norbert K. auch die Mindeststrafe erhofft. 8,5 Jahre fühlen sich zu wenig an.
Die Eltern müssen damit leben.

@AveMaria
Du meinst sicher die Höchststrafe. Heute Stand in Tag24, dass die Eltern wohl eine Schadenersatzforderung gegen die Täter durch ihre Anwälte prüfen lassen.
Für mich ist die Strafe für Norbert K. auch zu gering ausgefallen. Es hat den Beigeschmack von einer durch die Belastung von Markus B. "erkauften" milderen Strafe.

Zumal Annelis Vater ja schon nach dem Prozess gesagt hat, dass Norbert K. nach 5 Jahren wieder draußen sein kann bei guter Führung. Bedenkt man, dass er ein Mädchen entführt hat und nichts getan hat, um dessen Ermordung zu verhindern und er laut Gericht mehrfach Gelegenheit gehabt hätte, Anneli freizulassen, als er alleine mit ihr war....ist diese Vorstellung, er könnte nach 5 Jahren wieder draußen sein, ungeheuerlich.
Wenn man wenigstens sicherstellen könnte, dass er zumindest die ganzen 8 1/2 Jahre absitzen muss!

Ob nun 5 Jahre oder 8 Jahre, macht das wirklich so einen großen Unterschied? Auch wenn ich den Schmerz der Eltern natürlich verstehen kann, aber Anneli ist tot und es wird dadurch (leider) nicht mehr ungeschehen gemacht. Wichtig ist meiner Meinung eher das sichergestellt wird, dass die beiden Täter so ein Verbrechen nicht noch mal begehen werden.

Warum haben sie das Mädchen umgebracht?

Heute 21:15 kommt im mdr in der Sendung "Die Spur der Täter" ein Bericht zu diesem Verbrechen - sicher später dann auch in der Mediathek.


Zitat: "Die neue Staffel "Die Spur der Täter" startet mit dem Fall Anneli: Diese Entführung sorgte 2015 bundesweit für viel Anteilnahme. Der Vater des Opfers, ein Bauunternehmer aus Meißen, geriet wegen seines wirtschaftlichen Erfolgs ins Visier von skrupellosen Verbrechern. "Die Spur der Täter" rekonstruiert den Fall."

Quelle: https://www.mdr.de/tv/programm/sendung782988.html

Link zur Mediathek (Sendung wird erst nach Ausstrahlung dort eingefügt)

https://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/a-z/diespurdertter100_inheritancecontext-header_letter-D_numberofelements-1_zc-e7037df7_zs-73445a6d.html

Zur Sendung gab es auch noch einen Artikel bei Tag24 - eine sehr knappe Zusammenfassung.

https://www.tag24.de/nachrichten/dresden-mdr-doku-die-spur-der-taeter-polizei-mord-anneli-bittere-erkenntnis-keine-chance-467489

Die Elterne haben eine Stiftung gegründet, um das Andenken an ihre Tochter zu bewahren,

http://anneli-marie.com/stiftung/

"Anneli-Marie`s Lebensfreude, Kreativität und die Begeisterung für Sprachen und die Musik soll durch die Stiftung bewahrt werden."

Heute Abend läuft im Ersten (ARD) eine Filmreihe von Ferdinand von Schirach. Ich habe hier schon darauf verwiesen.

Dokus, Videos zum Thema Kriminalfälle (Seite 7) (Beitrag von Carietta)

Es kommt auch die Familie Riße zu Wort in einer der Sendungen.

https://programm.ard.de/TV/Programm/Sender/?sendung=281063931551293

Zu Wort kommt auch Familie Riße, die 2015 auf schnelle Ermittlungen der Polizei angewiesen war, als ihre 17-jährige Tochter Anneli-Marie entführt und kurz darauf von ihren Kidnappern getötet wurde. Persönlich Betroffene äußern sich auch über das Vorgehen des Kommissars im Film, der zur Rettung des entführten Mädchens bestehende Gesetze missachtet und die Foltermethode "Waterboarding" anwendet.

Die Dokumentation will eine Diskussion anstoßen und stellt dabei die existenzielle Frage: Kann ein Freispruch in einem solchen Fall gerecht sein?

Könnte vielleicht für den einen oder anderen interessant sein.

Eine sehr bewegende gerade mal fünf Monate und damit aktuelle Reportage zum Fall Anneli-Marie von der ZDF-Journalistin und Juristin Sarah Tacke. Kenne den Fall seit Anbeginn und er bewegt mich bis heute.


Zu Wort kommen wieder Annelis Vater und ihre Schwester sowie Freundinnen und auch was die Mutter zu sagen hat, ohne aufzutreten, verständlich, geht wieder an Herz und Nieren.

Ist auch einer der wenigen Kriminalfälle, finde ich, bei dem man über die Jahre immer mehr Einblicke in das Denken und Leben des Opfers erhalten hat, was Anneli ausgemacht hat, wo ihre Stärken und Interessen lagen - einschließlich vieler Privataufnahmen. Dadurch wird der Fall nahbarer.
(Der Familienhund war übrigens Beagle-Hündin Paula, Anneli liebte Hunde, und wurde am Entführungsort zurückgelassen und festgebunden.)

Die 17-jährige Anneli kehrt von ihrer abendlichen Runde mit dem Familienhund nicht mehr heim. Sarah Tacke rekonstruiert den Fall, der mit dem Tod des Mädchens ...

Quelle: https://www.zdf.de/reportagen/true-crime-verbrechen-sarah-tacke-100?staffel=1




https://www.zdf.de/play/reportagen/true-crime-verbrechen-sarah-tacke-100/verbrechen-entfuehrung-anneli-sarah-tacke-true-crime-100?staffel=1



Da sich dieses wirklich absolut sinnlose Verbrechen (u.a. wegen dilettantischer Vorgehensweise) im August diesen Jahres um zehnten Mal jährt, dachte ich, könnte man es wieder hervorholen.



Anbei noch; der Mitangeklagte N.B. und der nur wegen Mord durch Unterlassen verurteilt worden war (aus rechtlicher Sicht natürlich nachvollziehbar, obwohl beim Strafmaß auch bei ihm mehr drin gewesen wäre) müsste sich wieder auf freiem Fuß befinden. Hoffentlich wird auch er niemals vergessen können, denn er hätte den damaligen Ausgang noch zum Guten wenden können, was er aber unterließ .

Ester_Styles13 schrieb am 12.07.2017:Warum haben sie das Mädchen umgebracht?

Aus eiskalter Verdeckungsabsicht und Hörigkeit und Feigheit in entscheidenden Momenten, von denen es genug gab, das Richtige zu tun.

rhapsody3004 schrieb:der Mitangeklagte N.B.

Hier ist mir ein Fehler unterlaufen. Richtig ist N.K.

rhapsody3004 schrieb am 24.06.2025:Aus eiskalter Verdeckungsabsicht und Hörigkeit und Feigheit in entscheidenden Momenten, von denen es genug gab, das Richtige zu tun.

Blödheit nicht vergessen! Mit ausreichend Hirn hätte der Mörder sich ausrechnen können, dass er damit nicht durchkommt.

Delphi10 schrieb:Blödheit nicht vergessen! Mit ausreichend Hirn hätte der Mörder sich ausrechnen können, dass er damit nicht durchkommt.

Ja natürlich.

Eher Selbstüberschätzung und Kurzsichtigkeit gerade beim M.B, obwohl er über Jahre auch ein Lügenkonstrukt aufrechterhalten konnte und vor anderen wohl auch immer sich geschickt manipulativ und selbstsicher verstellen konnte.


Ist auch typisch für Egomanen und narzisstische Typen mit bereits krimineller Grundenergie, dass sie sich selbst überschätzen und dann auch einfach nicht weiter denken können...


Na ja, dieser Typ wird so schnell jedenfalls keine freie Luft mehr atmen können. Guter Kandidat, denke ich, bis ins hohe Alter weggesperrt zu bleiben, wenn nicht sogar bis an sein Lebensende.

Eines der schrecklichsten Verbrechen überhaupt. Ich hoffe, die Familie, Freunde und sonstigen Angehörigen haben einen Weg für sich finden können, mit dieser widerwärtigen Tat weiterzuleben. RIP du wunderbare Anneli-Marie 💔

Der Vater hat sich nun nach 10 Jahren nochmal geäußert. Wie die Familie die Situation verkraftet, über seine Tochter und auch einen der Täter.

"Es tut nach wie vor unheimlich weh", sagt Riße. Festzustellen, dass es für das eigene Kind keine Zukunft gibt, kein Studium, keine eigene Familie. All das tue weh."

Vor zehn Jahren hat sich die Familie professionelle Hilfe gesucht, um die Trauer zu bewältigen. Neben psychologischer Hilfe in Dresden war der Pfarrer der evangelischen St.-Afra-Gemeinde in Meißen ein wichtiger Ansprechpartner.

Die 8,5 Jahre Haftstrafe für Täter Norbert K. sind mittlerweile vorüber. Vater Uwe Riße versucht nicht so häufig darüber nachzudenken. "Wir denken, dass der Nebentäter mindestens genauso, vielleicht sogar mehr schuldig ist."

Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/meissen/totes-maedchen-anneli-marie-grab-ermordung-100.html

Die Familie ist noch enger zusammen gewachsen und lebt bewusster. Reden hilft viel, sagt er. Mit Freunden, Menschen die ähnliches erlebt haben und er wünscht sich einen besseren Umgang mit Trauer.
Der gesamten Familie kann man nur Gutes wünschen und hoffen, dass sie mit der Situation zurecht kommen und weiterhin viele Anlaufstellen haben.

Teegarden schrieb:Der Vater hat sich nun nach 10 Jahren nochmal geäußer

Danke, dass du es reingestellt hast.

Habe ich auch schon gelesen.

Ja, am Donnerstag ist es 10 Jahre her die Entführung.

Der Vater hat sich in den letzten 10 Jahren ja schon mehrmals öffentlich geäußert. Schmerz und Trauer aber auch die Kraft dazu gefunden, sich immer wieder mal zu äußern. Trotz Inanspruchnahme von Hilfe sicherlich keine Selbstverständlichkeit.

Teegarden schrieb:Der gesamten Familie kann man nur Gutes wünschen und hoffen, dass sie mit der Situation zurecht kommen und weiterhin viele Anlaufstellen haben.

Das kann man ihnen auch nur wünschen.



Und eine persönliche Anmerkung noch von mir:


Mit dem Engel aus Stein, aber vor allem mit der Anneli-Marie-Stiftung für talentierte Kinder und Jugendliche, die durch die Stiftung gefördert werden und ihren Weg finden können, hätte die Familie in Zusammenarbeit mit anderen Anneli wirklich kein schöneres und zugleich auch noch ein so hilfreiches Denkmal setzen können.
Es wird sie zwar mit Sicherheit auch immer schmerzvoll an ihre Tochter erinnern, aber hoffentlich auch immer Kraft und Lebenssinn verleihen.

Anfang Juli war ich zusammen mit einem Freund und seiner Familie und haben selber ein Kind in Meißen und haben im Anschluss für wenige Minuten auch die Grabstätte besucht und haben Anneli auch etwas hinterlassen.

Elke Heidenreich schrieb in einem ihrer Bücher sinngemäß: Nicht die Zeit heilt alle Wunden - die Zeit ist die Wunde.

Teegarden schrieb am 10.08.2025:"Es tut nach wie vor unheimlich weh", sagt Riße. Festzustellen, dass es für das eigene Kind keine Zukunft gibt, kein Studium, keine eigene Familie. All das tue weh."

Dazu kommen die Gedanken an die letzten Minuten von Anneli, an die vielen Stunden ihrer Angst. Da gibt es keine Radiergummis, die alles ausradieren, damit "man abschließen" kann. Man kann lernen, mit diesem Schmerz zu leben, aber der Schmerz bleibt.