panta_rhei schrieb:Hat Frau Dr. Boss denn nichts zu diesem Stimmenmitschnitt gesagt?
Beschreibung des ersten Telefon-Mitschnitts:
Donnerstag, 17.09.1981,17:00 Uhr
"Frau Herrmann meldet sich; anruferseits ist etwa drei Sekunden nach dem Abheben eine Sequenz von etwas über fünf Sekunden zu hören, die lediglich einige Geräusche sowie mehrere Silben oder Worte enthält, welche nicht eindeutig identifiziert werden können. Diese Sequenz wird größtenteils von einem starken Grundrauschen begleitet und endet mit einem Geräusch, bei dem es sich um ein Schaltgeräusch handeln dürfte. Beides weist darauf hin, dass hier am Telefon eine Aufzeichnung abgespielt wurde bzw. werden sollte, beispielsweise von einem kleinen Kassettenrecorder oder einem Diktiergerät."
In diesem Fall dürfen wir nicht übersehen, dass das Gutachten sehr lange nach der Entführung erstellt wurde. Es ging praktisch nicht mehr darum, einen unbekannten Täter zu ermitteln sondern das TK 248 als Tatwerkzeug zu identifizieren.
Aus meiner Sicht überschätzen die zitierten Zeitungsartikel die Möglichkeiten der forensischen Phonetik. Ich wüsste jedenfalls nicht, welche Informationen man den beiden möglichen Sprach-Silben entnehmen könnte. Es könnte auch das Brummen eines Teddybärs sein.
Im abgebildeten Oszillogramm der zweiten Silbe ist der auswertbare Bereich blau hinterlegt. Er ist nur 0,2 sec lang. Die eingesetzte schwarze Grafik enthält die Tonhöhenverteilung (Spektrum). Die erste Silbe (hier nicht enthalten) ist zusätzlich mit der Stimme von Frau Herrmann überlagert. Angehängt ist weiterhin die kurze zugehörige Tonaufzeichnung.
Dateianhang: Markanter_Ton.wav (61 KB)
panta_rhei schrieb:Ist der Anruf, bei dem "Kneipengeräusche" im Hintergrund zu hören waren, nicht mitgeschnitten worden?
Diesen Anruf hat es wohl gegeben, er wurde aber nicht aufgezeichnet. Zumindest habe ich keine Aufzeichnung davon.
ErwinKöster schrieb:HeinzHaferkamp schrieb:
Ich kann mir schon vorstellen, dass man das im ruhigen Wald trotz der schalldämpfenden Maßnahmen hört.
Die Kiste war exakt 19 m vom Weg entfernt. Man muss auch noch das damalige Dickicht berücksichtigen.
In einer ungestörten Umgebung nimmt die Schallamplitude mit dem Quadrat der entfernung ab. Bei 19 m im vergleich zu 1 m (abschätzung von
@HeinzHaferkamp) wäre das ein Faktor 361, das entspricht 51 dB Lautstärkeverlust. Außerdem dämpft das Dickicht den Schall. Dafür würde ich weitere 15 bis 20 dB Verlust ansetzen. Es bleiben also 81 dB - 51 dB - 15 dB = 15 dB. Diese Lautstärke entspricht laut dem oben zitierten Wikipediaartikel einem sehr leisen Zimmer oder Blätterrauschen. Die Verluste im Rohr sind aber noch nicht mit gerechnet.