Mord an Judith Thijsen (23)

@hahnundhenne

hahnundhenne schrieb:Mit welchem Mann wurde Judith gemeinsam im Auto gesehen?
Ist das bekannt?

Ob der Mann, der von einer Zeugin mit J.T. im Auto gesehen wurde, der jetzt Festgenommene ist, wurde nicht verlautbart.

Für alle anderen Details gilt ebenfalls

Lars01 schrieb am 15.04.2016:Weitere Hinweise zum Tathergang und zum Tatverdacht könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gemacht werden.

Quelle des Zitates

http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Massregelvollzug-Toetete-Freigaenger-eine-23-Jaehrige,massregelvollzug186.html

@seli
Natürlich sind an der Entscheidung mehrere Personen beteiligt.
Und diese Menschen dürfen nicht nach Bauchgefühl entscheiden. Maßgeblich sind die Fakten. Und natürlich stehen die Akten, Vorakten, Bundeszentralregister etc. den Entscheidern zur Verfügung.
Da ich aber kein Detailwissen habe, maße ich mir nicht an, über die Entscheider zu urteilen. Möglich, dass Fehler gemacht wurden. Aber man weiß es halt nicht.

@jacki79

jacki79 schrieb:Maßgeblich sind die Fakten. Und natürlich stehen die Akten, Vorakten, Bundeszentralregister etc. den Entscheidern zur Verfügung.

Und welche Fakten sind das im konkreten Fall? Ich zitiere:

Lars01 schrieb am 15.04.2016:Laut Sozialministerin Rundt war der Mann 2013 wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und wegen einer Alkoholabhängigkeit im Maßregellvollzug untergebracht worden. Eine Expertenkommission habe sich Ende 2014 für unbegleitete Ausgänge des Mannes ausgesprochen. Es habe dabei keine Regelverstöße gegeben.

Es wäre prima, wenn man mal die Beweggründe der "Experten" erfahren würde... Also wenn es hier keine Konsequenzen gibt... Der ganze Fall ist im Hinblick auf den Täter und seine eingeräumten Möglichkeiten so was von ungeheuerlich!

Unsere Rechtsprechung und unser Umgang mit Gewalttätern leidet unter falschen Prämissen.

Der bis in weite Akademikerkreise (auch und gerade in Gebieten wie Psychologie und Jura) eingesickerte Zeitgeist leugnet biologische Determinierungen des menschlichen Verhaltens.

Man geht von einer weitgehenden, u.a. durch "Therapien" zu beeinflussenden, Plastizität des menschlichen zentralnervösen Systems und damit der Persönlichkeitseigenschaften aus.

Das ist leider kontrafaktisch, aber eine der Prämissen des in den westlichen Gesellschaften dominierenden Menschen- und Weltbilds.

Um dieses kontrafaktische Menschen- (und damit auch Selbst-!) bild aufrecht erhalten zu können, muss man halt den einen oder anderen Kollateralschaden in Kauf nehmen.

Es war absolut kein Zufall, dass es lange Zeit niemandem auffiel, dass ein hochstaplerischer Komplettlaie forensische Gutachten schrieb.

@planetzero

planetzero schrieb: Es war absolut kein Zufall, dass es lange Zeit niemandem auffiel, dass ein hochstaplerischer Komplettlaie forensische Gutachten schrieb.

Wen meinst du?

@jacki79

jacki79 schrieb: Da ich aber kein Detailwissen habe, maße ich mir nicht an, über die Entscheider zu urteilen. Möglich, dass Fehler gemacht wurden. Aber man weiß es halt nicht.

Ich möchte mir auch nichts anmaßen und ich halte mich generell mit (Vor)Verurteilungen zurück. Mir fällt nur immer wieder auf, wie viele Opfer es gibt, weil man so gewisse Menschen wieder raus lässt. Persönlich sch**** ich bei bestimmten Delikten (die womöglich, so wie hier, auch noch wiederholt ausgeführt wurden!) auf Resozialisierung und so´n Kram, irgendwann hat man sein Recht auf Freiheit einfach verwirkt. Und im vorliegenden Fall scheinen mir die Lockerungen in Hinsicht auf die (mehrfach wiederholten!) Taten absolut verfrüht.

@ Fyra

Gerd Postel

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8742708.html

Fyra schrieb: Persönlich sch**** ich bei bestimmten Delikten (die womöglich, so wie hier, auch noch wiederholt ausgeführt wurden!) auf Resozialisierung und so´n Kram

"Re"sozialisieren setzt ja eine vorher stattgefundene Sozialisierung voraus.

Aber an der fehlt es eben in solchen Fällen...milieu- oder neuropsychologisch bedingt.

Eine nicht stattgehabte Sozialisierung im Kleinkindesalter ist aber - selbst wenn man hypothetisch biologische Faktoren ausschließen würde - im Erwachsenenalter kaum noch möglich.

@planetzero
ach ja, der Postel, ich erinner mich (danke)

Klar, hast recht, REsozialisierung ist hier (wahrscheinlich) falsch.

@Minderella

Minderella schrieb: Dass die Gutachter, die über so etwas entscheiden, nach Bauchgefühl handeln und keine Akteneinsicht haben, wage ich stark zu bezweifeln.

Weißt Du, wieviele Aktenordner da im Laufe von Ermittlungen zusammenkommen ? Ich glaube nicht, daß sich da all die Leute durchwühlen, die nachher über Lockerungen entscheiden . Was sie sicher lesen werden ist die Urteilsbegründung und die enthält meist nicht alle Details der Taten und eigentlich ist es doch nichts anderes als Bauchgefühl, wenn sie :" davon ausgehen, annehmen,oder es wahrscheinlich" ist, daß keine weiteren Taten folgen werden.

Das sind Psychologen und Psychiater, also Wissenschaftler, die müssen über ihre Entscheidung eine umfangreiche schriftliche Begründung abgeben, die stichhaltig sein und auf dem Wissen fußen muss, das sich diese Wissenschaftler in langjährigen Studien angeeigneten haben. Und auch eine Wahrscheinlichkeitsberechnung fußt auf vorherigen, messbaren Ergebnissen und ist kein "Ich vermute, dass..., weil es mir so vorkommt, als wenn...". Wenn du das Bauchgefühl nennen möchtest, gern, aber meine Auffassung von Bauchgefühl ist eine andere. ;)

puntanorte schrieb;
Und welche Fakten sind das im konkreten Fall? Ich zitiere:

Laut Sozialministerin Rundt war der Mann 2013 wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und wegen einer Alkoholabhängigkeit im Maßregellvollzug untergebracht worden. Eine Expertenkommission habe sich Ende 2014 für unbegleitete Ausgänge des Mannes ausgesprochen. Es habe dabei keine Regelverstöße gegeben.

Das wichtigste Faktum fehlt hier aber, nämlich dass gegen den Mann Sicherungsverwahrung verhängt wurde.

Im Maßregelvollzug in Bad Rehburg werden Suchtabhängigkeiten behandelt. Unter normalen Umständen werden zu verbüßende Reststrafen zur Bewährung ausgesetzt, wenn der Straftäter die Therapie erfolgreich absolviert hat. Die Lockerungen tragen dann quasi zur Bewährung bei. Der Patient soll auf das Leben nach der Entlassung vorbereitet werden.

Aber worauf soll jemand vorbereitet werden, der nach der Maßregel in die Sicherungsverwahrung muss. Etwa auf die Freiheit????? Ist doch absolut widersinnig. Die Sicherungsverwahrung soll doch gerade verhindern, dass der Mann wieder auf freien Fuß kommt und schwere Straftaten begeht.

@ handa

handa schrieb: Die Sicherungsverwahrung soll doch gerade verhindern, dass der Mann wieder auf freien Fuß kommt und schwere Straftaten begeht.

Nun ja, wir leben aber in einem von therapeutischem Impetus beseelten Sozialstaat.

Da wird alles behandelt und kann alles behandelt werden. Alkoholkrankheit...falsch verschalteter Sexualtrieb mit Problemen in der Impulskontrolle in Sachen Aggressivität und fehlender Empathie...etc. etc.

Jeder, der in dieser Therapieindustrie tätig ist, braucht ad 1) eine Daseinsberechtigung und ad 2) persönliche "Erfolgserlebnisse".

Bedenkt man dann noch, dass Berufswahl Symptomwahl ist (d.h. in dem Fall, dass tendenziell Menschen Psychotherapeuten werden, die an Milieudominanz und größtmögliche psycho- und sozialtherapeutische Einflußmöglichkeiten glauben), dann machen viele scheinbar unverständliche Entscheidungen in der Forensik Sinn.

Die Therapeuten wollen unbedingt an ihren Erfolg glauben und das Patientenklientel, das sie behandeln sollen, ist überdurchschnittlich begabt darin, andere Menschen zu manipulieren.

Da wächst zusammen, was zusammen gehört. ;-)

planetzero schrieb:
Da wächst zusammen, was zusammen gehört. ;-)

Deshalb ist der Maßregelvollzug ja auch dem Sozial- und nicht dem Justizministerium untergeordnet ;-)

Mal im ernst: So ganz von der Hand zu weisen sind deine Argumente nicht, aber pauschal würde ich sie nicht übernehmen wollen.
Das Problem liegt meiner Ansicht nach darin, dass es zu wenig forensisch ausgebildete Sachverständige gibt. Ein Forensiker betrachtet die Dinge doch aus einem anderen Blickwinkel als jemand, der als Arzt in der psychiatrischen Therapie tätig ist.

Und ich bleibe dabei: Dass Gutachter meinen, sich mit ihren Entscheidungen über Anordnungen der Justiz hinwegsetzen zu können, ist eigentlich ein Unding. Die Gerichte sind alles andere als schnell mit Sicherungsverwahrungen bei der Hand. Wenn sie dann ausgesprochen wird, hat es seine Berechtigung und ist sehr wohl begründet.

ich würde auch annehmen, dass hier die Reihenfolge nicht stimmt.
Wäre der TV nicht alkoholkrank, wäre das Vorgehen gewesen : Haft, dann Sicherungsverwahrung.

Dann sollte doch bei der Suchterkrankung die Reihenfolge sein: Therapie des Alkoholismus im Massregelvollzug, dann die Haft, und dann die Sicherungsverwahrung.
Dass man einen Alkohol- oder Drogenabhängigen nicht in den normalen Strafvollzug setzt, ist legitim. Aber nach dem Entzug sollte doch die Strafe vollstreckt werden.

@crimefan
Dass erst elf Monate Haft verbüßt werden mussten, ist Formalien geschuldet und gesetzlich geregelt. Das ist mitunter eine komplizierte Berechnung, die eben damit zu tun hat, dass nach erfolgreicher Therapie der Strafrest zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Es dürfen aber nicht mehr als zwei Jahre übrig bleiben, weil eine Aussetzung zur Bewährung sonst nicht möglich ist.

Und die Reihenfolge Therapie vor Sicherungsverwahrung hat der BGH in seinem letzten Beschluss zu diesem Fall angeordnet.

@handa
Aber hier ist doch die angeordnete Sicherungsverwahrung überhaupt nicht erfolgt, wie kann das denn sein?

@crimefan
Weil sie erst nach der Therapie anzutreten ist. Hatte ich doch gerade geschrieben.

Ist eine Sicherheitsverwahrung zwingend lebenslang ?
Unverständlich ist die Anordnung einer solcher und trotzdem Freigang. Irgendwie beißt sich das, schon allein die Worte.

Natürlich widerspricht sich das, deshalb ist die Genehmigung des Freigangs auch so unverständlich.

Die Sicherungsverwahrung dauert in der Regel nicht lebenslang. Auch in der Sicherungsverwahrung wird in gewissen zeitlichen Abständen geprüft, ob von dem Häftling noch eine Gefahr ausgeht. Wenn das verneint wird, gibt es auch Lockerungen bzw. Entlassung aus der SV. Es kommt allerdings auch vor, dass ein Häftling tatsächlich bis zum Lebensende hinter Gittern bleibt.

@grizzlyhai
Genau das meine ich, es heisst im Urteil erst Haft und dann Sicherungsverwahrung.
Stattdessen erst der Vollzug bevor die ganzen anderen Maßnahmen erfolgen und da darf man dann raus und sogar Urlaub bekommen?
Verstehe ich nicht, ehrlich.

Blödes Beispiel, aber wenn mein Kind was schlimmes angestellt hat und Hausarrest bekommt, darf es doch auch nicht erst noch dauernd raus ?

@crimefan

Richtig, bei mir wurde Hausarrest auch sofort vollzogen. :D
Das Problem ist jetzt, wie erklärt man das Judiths Familie und vor allem wer erklärt das.
Wer weiß wie viele Zeitbomben unter uns sind.