Tötungsdelikt an Nadine E. (36) in Ludwigsburg
28.10.2015 um 09:13
Hi,
nach ausführlichem lesen des ganzen Threads bin ich nun an den Punkt gekommen, auch meine Sicht der Dinge einmal darzustellen. Kriminalfälle sind meist ein Rätsel, deren Lösung man auf die Spur kommen muss - das macht gegenwärtig auch die Kripo. Nichtsdestotrotz finde ich es interessant, in einem Forum wie diesem, die ein oder andere Theorie zu diskutieren bzw. Aussage/Pressemitteilung der Polizei näher unter die Lupe zu nehmen.
Ich für meinen Teil hangel mich gerne an Fakten entlang und wenig an theoretischem. Soll heißen: Mitteilungen der Polizei oder der Presse sind meine Anhaltspunkte, von diesen Punkten aus beginne ich, Theorien und Überlegungen anzustellen. Die Theorie von einer Theorie anzustellen, halte ich für zu abstrakt und wenig zielführend.
Deshalb einmal die Fakten:
- Nadine E. war am 12.10.2015 im Fitnessstudio in Ludwigsburg
- als sie zuhause war, teilte sie ihrem Mann mit, noch kurz ein Brot kaufen zu wollen, dies soll gegen 20.30 Uhr geschehen sein
- im Lidl-Markt in der Reuteallee wurde sie gegen 20.30 Uhr von Zeugen gesehen (die Zeitangaben sind vermutlich deshalb identisch, weil es Schätzungen sind)
- sie trug Sportklamotten (vermutlich wegen dem Training im Fitnessstudio zuvor - jemand hat in diesem Thread auf einen Zumba-Kurs hingewiesen. Das halte ich aus eigener Erfahrung aus meinem Fitnessstudio für realistisch), darunter ein neonfarbenes Top. Möglicherweise war dies aber durch die schwarze Sportjacke verdeckt.
- ihr Handy wurde letztmalig um 21.30 Uhr im Bereich der S-Bahn-Haltestelle Favoritepark geortet
- ihr Fahrzeug, der silberne VW Caddy, wurde am darauffolgenden Tag ordentlich verschlossen und ohne Hinweise auf eine Gewalteinwirkung in der Eduard-Spranger-Straße an der S-Bahn-Haltestelle Favoritepark gefunden
- ihre Leiche wurde eine Woche später, am 23.10.2015 vormittags (ca. 11.15 Uhr) im Gebüsch nahe der Wendeplatte an den S-Bahn-Gleisen in der Reuteallee gefunden
- das Opfer war beim Auffinden unbekleidet, die Polizei schließt jedoch ein Sexualdelikt aus
- die Verletzungen deuten auf ein Tötungsdelikt hin
- der Fundort sei nicht der Tatort, sondern das Opfer sei mit einem Fahrzeug zum Fundort verbracht worden
- die Gegend wurde zuvor bereits abgesucht, jedoch ist unklar, wie lang das Opfer dort bereits gelegen hat
- die Polizei spricht von einer individualität der Tat
- weitere Hinweise macht sie mit dem Hinweis auf Täterwissen nicht
Ich für meinen Teil versuche nun, die einzelnen Informationen zusammenzufügen. Zweifel oder Spekulationen an den Äußerungen der Polizei kommen mir nicht in den Sinn. Das würde jegliche Grundlage, auf der man Theorien anstellt, ad absurdum führen.
Die größte, fragliche Komponente ist für mich in diesem Fall: Warum stand das Fahrzeug ordentlich abgestellt an der S-Bahn-Haltestelle Favoritepark und wann wurde es dort abgestellt ? Hieraus ergeben sich für mich die nächsten Schritte: möglicher Tatort, möglicher Täter, wie lange das Opfer noch gelebt haben kann, etc. pp.
Wenn man die Aussagen der Polizei deutet, dann wurde das Handy von Nadine E. nur geortet - von gefunden ist nicht die Rede. Ob sie zum Zeitpunkt der Ortung noch gelebt hat, wissen wir nicht. Ob das Handy aktiv ausgeschaltet wurde (durch Täter oder Opfer) oder aber mangels Strom den Geist aufgegeben hat, wissen wir auch nicht. Man kann aber davon ausgehen, dass die Polizei insbesondere der Handy-Interaktion großen Stellenwert beimisst und deshalb in dieser Richtung breitgefächert ermittelt hat (Mobilfunkanbieter, Verbindungsnachweise, Protokolle, Cloud-Dienste, etc.). Hätte demnach ein Gespräch stattgefunden, wäre es möglicherweise zurückverfolgbar gewesen (mit bedacht: möglicherweise!). Bei einer SMS schaut es schon anders aus. Über den Empfang einer SMS wurd meines Wissens nach kein Protokoll geführt, wohl aber über versendete. Im Zeitalter von WhatsApp & co. greift man darauf aber zunehmend seltener zurück, weshalb durchaus möglich ist, dass Kommunikationen über Messenger stattgefunden haben. Was ich mich jedoch frage: Wenn die Tat geplant gewesen sein soll, wäre ein solcher "Einstieg" des Täters in den Tatplan nicht riskant gewesen ? Eine solche Kontaktaufnahme, egal welcher Art, birgt die Gefahr, nachverfolgt werden zu können.
Hinzu kommt die Problematik, dass Nadine E. scheinbar "spontan" noch Brot kaufen gegegangen ist - ein solcher Umstand hätte von einer geplanten Tat nicht einbezogen werden können. Hätte man sie observiert, wäre nicht klar gewesen, ob sie, nachdem sie zuhause war, nochmal das Haus verlässt. Ohne dass sie also jemand gezielt aus dem Haus schickt halte ich es nicht für möglich, das zu planen.
Einzige Ausnahme: Es handelte sich um eine geplante Zufallstat. Ein blöder Begriff, ich weiß, aber ich versuche ihn zu erklären: Nadine E. wurde als Opfer bereits ausgewählt, nur der Zeitpunkt war unklar. Man unternahm deshalb mehrmals den Versuch, sie "zu kriegen" - und am 12.10. ergab sich die Gelegenheit. Es wäre demnach eine geplante Tat zu einem zufälligen Zeitpunkt gewesen. Im Anschluss kommt man dann wieder auf die große Unklarheit in der Konstellation: Warum stand ihr Fahrzeug an der S-Bahn-Haltestelle ?
Hier sind viele Konstellationen denkbar. Problem dabei: Es handelt sich um Theorien von der Theorie. Man weiß nämlich nicht, ob sie selbst dort gewesen ist. Man weiß nur, dass das Auto dort stand. Ob DNA-Spuren gefunden wurden, wissen wir nicht (in Hinblick auf Hautschuppen auf Fahrer-oder Beifahrersitz).
Deshalb gibt es für mich eine große Unklarheit und einen Ansatz diese zu klären: Die große Unklarheit ist, was sie nach dem Einkauf im Lidl-Markt gemacht hat. Der Ansatz dies zu klären, ist für mich, herauszufinden, weshalb das Auto an der S-Bahn-Haltestelle stand. Ohne eines dieser beiden Dinge zu wissen, ist es nahezu unmöglich, überhaupt irgendeine realitätsnahe Vermutung anzustellen.
Man muss sich also an den Informationen "entlang hangeln", die einem durch Pressemitteilungen und Zeitungsartikel gegeben sind. Ich für meinen Teil habe noch keine konkrete Vermutung angestellt. Man macht sich sicherlich so seine Gedanken, die ich gerne auch hier so mitteile, aber konkret kann man dabei nicht werden.
Dinge, die für mich relevant und merkwürdig erscheinen:
1.) Nadine E. hat sich von ihrem Mann getrennt und wollte sich einen neuen Bekanntenkreis erschließen.
Hinweis: Dass exakt in solch einer Lebensphase diese Tat passiert, lehnt meiner Ansicht nach die Vermutung einer reinen Zufallstat und eines Zufallsopfers ab. Nichts ist unmöglich, doch es scheint eher unwahrscheinlich.
2.) Der Leichenfundort befindet sich in sehr starker Nähe zum Fundort des PKWs. Hinzu kommt, dass die Leiche nicht vergraben wurde oder dergleichen. Sie wurde nur ins Gebüsch gelegt.
Hinweis: Hätte man die Tat besser vertuschen wollen, wäre es ein leichtes gewesen, einen anderen Ablageort zu wählen oder gar irgendwo zu versuchen, sie zu vergraben.
3.) Sämtliche Örtlichkeiten befinden sich in starker Nähe zueinander: Der Wohnort des Opfers, der Lidl-Markt, der Fundort des PKWs, der Fundort des Opfers. Überhaupt erscheint es mir merkwürdig: Auf der einen Seite der S-Bahn-Haltestelle ist das Auto abgestellt, auf der anderen die Leiche.
Ich kenne diese Gegend gut und weiß, dass sie zur Abendstunde eher unbelebt und dunkel ist. Es verdichtet sich aber aufgrund der Nähe der beiden Fundort für mich der Verdacht, dass der Tatort auch in der Nähe gelegen haben muss.
4.) Das Opfer wurde vollständig entkleidet ohne einen Hinweis auf ein Sexualdelikt. Hätte man nur Spuren verwischen wollen, zieht man dann einem Opfer wirklich alles aus ? Hätte man eine andere Tat vortäuschen wollen (versuchte Vergewaltigung, o.ä.), hätte man sie dann wirklich komplett ausziehen müssen ? Wie vorher bereits erwähnt: Nichts ist unmöglich, doch merkwürdig erscheint es schon. Ich halte deshalb auch die Theorie eines "Bloßstellens" oder "Erniedrigens" nicht für völlig ausgeschlossen. Mehr als den Verdacht kann ich aber auch nicht liefern.
Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass man, um jemanden zu überwältigen, nicht ausschließlich Muskelkraft aufwenden muss. Es gibt durchaus Möglichkeiten, jemand mit Substanzen auf Tüchern oder dergleichen in Sekundenschnelle ohne große Aufmerksamkeit oder Kauftaufwendung bewusstlos zu machen.
Ich hoffe, mein Beitrag kann etwas dieser Diskussion helfen und bringt evt. auch den ein oder anderen Gedankengang hervor.
Beste Grüße
auxilius