Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

frauZimt schrieb:Ich denke mir, dass Rouven einen Teil der verhängten Strafe in den USA absitzt -vund dann nach Deutschland abgeschoben wird.

Warum denkst du das? Gibt es ähnliche Beispiele?

Ich glaube nicht, dass er diese Chance hat.

Cass schrieb:Warum denkst du das? Gibt es ähnliche Beispiele?
Ich glaube nicht, dass er diese Chance hat.

@Cass
Ich denke, die werden ihn in einigen Jahren loswerden wollen.
Aber vielleicht hast du recht.
Ich gehöre aber auch nicht zu denen, die sich Sorgen um ihn machen.

Cass schrieb:Ich glaube nicht, dass er diese Chance hat.

Ich auch nicht.
MMn sitzt JR seine Strafe bis zum Schluss in den USA ab.

@frauZimt, @Cass und @Lionel.twain

Es gibt einen Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika welcher erlaubt, dass eine Resthaftstrafe im jeweiligen Heimatland verbüßt werden kann. Der jeweilige US-Bundesstaat muss aber dem US-Bundesjustizministerium dies ausdrücklich anordnen, da ansonsten keine Auslieferung stattfinden kann. Man kann auch eine solche Entscheidung kurz vor der Auslieferung noch zurücknehmen.

Wie das bei zeitigen Freiheitsstrafen von über 15 Jahren aussieht, welche es in Deutschland so nicht gibt, weiß ich nicht. Jan Rouven hat eine solche in den USA unter den Bundesgesetzen (!) nicht Bundesstaatengesetzen zu erwarten. Wie ich bereits erwähnte vor ein paar Monaten, liegt die Mindesverbüßungszeit in der US-Bundesgerichtsbarkeit bei 85% der zeitigen Freiheitsstrafe, also deutlich höher als in Deutschland.

Beispiel: Im Fall Jens Söring war es so, dass der damalige Gouverneur (in Deutschland heißen die Ministerpräsident/in) Virginias Tim Kaine (später Senator von Virginia und US-Vizepräsidentschaftskandidat unter Hillary Rodham Clinton 2016) der Auslieferung Sörings an die Bundesrepublik Deutschland zustimmte unter der Bedingung, dass er in Deutschland mindestens zwei weitere volle Jahre im Gefängnis zu verbüßen hat, bevor er erstmals in Deutschland einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung stellen könnte.

Tim Kaines Nachfolger Robert McDonnell machte diese Entscheidung kurzfristig rückgängig, da er nicht wollte, dass Söring wegen eines Doppelmordes mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits nach den zwei zusätzlichen Jahren etwa 26 Jahren Haft insgesamt freikommt. Sörings Klagen vor verschiedenen Gerichten scheiterten dagegen. Gouverneur McDonnell war im Recht. Das US-Bundesjustizministerium bestätigte, dass Söring nur mit absoluter Zusage Viriginias ausgeliefert werden könnte, welche ihm im Endeffekt ja verweigert wurde.

Fazit: Eine vorzeitige Auslieferung ist nicht erzwingbar, auch wenn man zuerst eine Zusage erhielt, welche dann sehr kurzfristig wieder zurückgenommen wurde.

Ich hoffe ich konnte allen hier weiterhelfen und falls irgendwer Neuigkeiten zu dem Fall Jan Rouven hat wäre das gut. Wie bereits von mir erwähnt: Ich vermute einen weiteren Aufschub, da Jan Rouvens neue Anwältin eine Neuverhandlung erreichen will und deshalb zögerte sich alles mehrfach bereits hinaus.

Vielen Dank @Hesse18

Sehr informativer Text

@frauZimt
Ja, dem schließe ich mich an.
Die Frage ist, ob DE sich auch für Rouven auf Botschafterebene einsetzen würde/wird.

Man wird erst mal den Prozess abwarten, denke ich.

Nicht nur der Fall Jens Söring, auch Dieter Riechmann und Debra Milke (letztere allerdings erwiesenermaßen unschuldig) sowie viele weitere zeigen, dass das US-Justizsystem nicht gerade dafür bekannt ist, seine Gefangenen wieder her zugeben, geschweige denn los werden zu wollen.

Jens Söring kann machen was er will und kommt nicht (nie) raus. Und die Kosten spielen überhaupt keine Rolle: die Amerikaner erwachten und fordern "ihre eigene" Gerechtigkeit, koste es was es wolle. Gegner des Systems argumentieren sogar, dass sie ein Interesse an Gefangenen haben, weil die privatwirtschaftliche Gefängnisindustrie daran viel Geld verdient. Es gab ja sogar den Fall eines Jugendrichters, der jedesmal ein Provisionen von einem Gefängnisbetreiber kassiert hat, wenn er einen Jugendlichen zu einer Haftstrafen verurteilt hat (ich glaube 26 Jahre er bekommen, als das aufgeflogen ist).

MyMysteryMan schrieb:Es gab ja sogar den Fall eines Jugendrichters, der jedesmal ein Provisionen von einem Gefängnisbetreiber kassiert hat, wenn er einen Jugendlichen zu einer Haftstrafen verurteilt hat (ich glaube 26 Jahre er bekommen, als das aufgeflogen ist).

Oh, dieser Aspekt war mir nicht klar.
Hast du dazu einen Link?
Am Ende haben dann Andere an ihm verdient, könnte man sagen.

War als "Kids-for-Cash-Skandal" in allen Medien; hier ein Link:
http://www.taz.de/!327511/

Der Richter hat 2,6 Mio. kassiert und sogar einen Wikipedia-Eintrag:
Wikipedia: Kids-for-Cash-Skandal

Aber grundsätzlich kann man natürlich davon ausgehen, dass die US-Justiz keinerlei monetäre Interessen verfolgt und absolut unabhängig von privaten Gefängnisbetreibern agiert. Das gilt für den Fall JR und besonders für die vorsitzende Richterin GN (Chief Judge of the US District Court).

Da es sich JR bereits schuldig bekannt hat, ist es selbst bei Wiederaufnahme des Verfahrens und Durchführung eines Prozesses sehr unwahrscheinlich, dass er freigelassen wird, insofern besteht nun wirklich keine Eile.

Für mich stellt sich weniger die Frage, wann es weitergeht, sondern wie: wird der Deal rückgängig gemacht, wie es seine Anwältin aufgrund der angeblichen Falschberatung fordert? Soll dann ein neuer Prozess geführt werden? Diesmal mit Geschworenen oder verzichtet er erneut darauf, damit die Richterin wieder alleine entscheidet? Die gleiche Richterin (!), die sein Schuldeingeständnis bereits gehört und angenommen hatte. Und auch bei einer Grand Juri, auf die er Anspruch hätte, wird man wohl keinen Geschworenen finden, der nicht aus den Medien von seinem Schuldeingeständnis erfahren hat und somit vorbelastet ist.

Insoweit bin ich sehr gespannt, wie das weiter geht.

@MyMysteryMan

Nur ein winziger Prozentsatz aller in den USA inhaftierten Strafgefangenen sitzen tatsächlich in gewinnorientierten "privaten" Gefängnissen ein. In der Bundesgerichtsbarkeit sind mir spontan sogar gar keine bekannt.

Ich vermute, dass Ziel von Rouvens neuer Anwältin ist, dass es eine Neuverhandlung gibt in ein paar Monaten vor einer Jury. Der Fall ist in den USA genauso wie in Deutschland nicht allzu sehr bekannt. Allerdings könnten einige der Geschworenen voreingenommen sein, da es hier um Kinderpornografie geht. Vor der Einzelrichterin allein verhandeln zu lassen wäre wie du bereits richtig erfasst hast kontraproduktiv, da sie ja über seinen Deal Bescheid weiß.

Hesse18 schrieb:Allerdings könnten einige der Geschworenen voreingenommen sein, da es hier um Kinderpornografie geht.

Wie meinst du das?
wenn ein Mord verhandelt wird, könnten Geschworene doch auch voreingenommen sein?

Meint Voreingenommeneit nicht einen bestimmten Täter- oder Opfertyp?

Also: ein Farbiger steht wegen eines bewaffneten Raubüberfalles vor Gericht
Eine Prostituierte zeigte eine Vergewaltigung an
etc

@frauZimt

Es geht um die Anschuldigungen selbst und allein deswegen könnten einige voreingenommen sein oder wegen Rouvens Homosexualität. Potenzielle Juroren würden zwar befragt werden, aber nicht alle könnten die Wahrheit sagen. Es besteht ferner immer noch das Restrisiko, dass einer oder mehrere der dann Juroren doch von dem Deal von letztem Jahr wussten.

Mich würde mal interessieren, ob Herr Rouven aufgrund seiner Anschuldigungen die ganze Zeit in Isolationsuntersuchungshaft ist. Der US-Rechtsanwalt @rick Blaine (ex-Andy Sipowicz) schreibt in diesem Forum leider nicht mehr, warum auch immer. Der könnte noch detaillierter als meine Wenigkeit auf alles als de-facto Experte eingehen.

Hesse18 schrieb:Es geht um die Anschuldigungen selbst und allein deswegen könnten einige voreingenommen

Es gibt doch einen Strafrahmen, Vergleichsfälle können herangezogen werden usw

Hesse18 schrieb:sein oder wegen Rouvens Homosexualität.

Ja, das Argument verstehe ich natürlich.

Hesse18 schrieb:Potenzielle Juroren würden zwar befragt werden, aber nicht alle könnten die Wahrheit sagen.

Das verstehe ich wieder nicht. Was meinst du damit?

@frauZimt

Es gibt Menschen, die würden alleine schon aufgrund der Anschuldigungen und das bei ihm im Haus Kinderpornografie gefunden wurde für schuldig stimmen; so war das gemeint. Jury-Mitglieder müssen bei der Auswahl natürlich die Wahrheit sagen, aber wie sagt man so schön: Die Gedanken sind frei. Das war ja auch einer der Gründe, warum man sich 2016 erst gegen ein Juryverfahren, also nur vor der Einzelrichterin entschieden hat, weil man davon ausging, dass sie unbefangener an die ganze Sache herangeht, als es potenzielle Juroren würden. Ich hoffe du hast mich jetzt verstanden.

Hesse18 schrieb:Es gibt Menschen, die würden alleine schon aufgrund der Anschuldigungen und das bei ihm im Haus Kinderpornografie gefunden wurde für schuldig stimmen; so war das gemeint. Jury-Mitglieder müssen bei der Auswahl natürlich die Wahrheit sagen, aber wie sagt man so schön: Die Gedanken sind frei. Das war ja auch einer der Gründe, warum man sich 2016 erst gegen ein Juryverfahren, also nur vor der Einzelrichterin entschieden hat, weil man davon ausging, dass sie unbefangener an die ganze Sache herangeht, als es potenzielle Juroren würden. Ich hoffe du hast mich jetzt verstanden.

@Hesse18
Danke
Ja, jetzt hab ich dich verstanden

Aber wenn man den Juroren misstraut- von vorne herein- müsste ma das Jury-Verfahren dann nicht gänzlich aufgeben?
Wenn man es für bestimmten Straftaten zulässt und für anderen nicht?

Und wenn sich bei einzelnen Juroren vorher herausstellt, dass sie homosexuell und pädophil veranlagt sind? werden die für solche Fälle abgelehnt, weil sie befangen sein könnten?

Da stimmt doch etwas nicht.

Ich sehe in Zukunft schon programmierte Roboter als Geschworene arbeiten.
Vielleicht würde Gesellschaft dann diskutieren, ob man sie nicht mit einzelnen menschliche Schwächen programmiere sollte:
Helfersyndrom, Unfähigkeit sich länger zu kozentrieren, usw.

Wie ihr sicherlich alle wisst, vermutete ich einen weiteren Aufschub im Fall Jan Rouven, was sich nun bestätigt hat. Die endgültige Entscheidung, ob Jan Rouven seinen Deal mit Geständnis zurücknehmen kann wegen falscher Beratung seiner Rechtsanwälte, wurde vor einigen Wochen vom Freitag, den 11. Mai 2018 um fünf Wochen auf Freitag, den 15. Juni 2018 verschoben.

Letzte Woche Freitag (an eben dem 15. Juni) entschied nun endlich endgültig die Vorsitzende Richterin Gloria Navarro, dass Jan Rouven von seinen ursprünglichen Rechtsanwälten korrekt beraten wurde und der Deal mit Geständnis steht nun. Ich möchte diesbezüglich daran erinnern, dass die Richterin Ende 2016 nach Rouvens Deal mit der Staatsanwaltschaft sich etwa zwei Stunden in Detail mit ihm über alle Einzelheiten unterhielt und er daher meiner Meinung nach im Detail auch wusste, worauf er sich da einlässt.

Ein Datum für die Verkündung des endgültigen Strafmaßes steht noch nicht fest.

Hier der Link zur elfseitigen gut begründeten Entscheidung der Richterin: https://www.courtlistener.com/docket/4539669/269/united-states-v-fuechtener/

@Hesse18 vielen Dank für die Info. Unrühmliches Ende einer Karriere. Leid tut mir der Rouven jedoch in keinem Fall, auch wenn die Verursacher des Leids damit nicht gefasst sind.

Das Datum für das endgültige Strafmaß ist der 2.8.2018. Wohl mindestens 24 Jahre.

http://www.staradvertiser.com/2018/06/22/breaking-news/ex-las-vegas-strip-headliner-loses-bid-to-undo-federal-porn-plea/